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Ascher Zeitung.
Mittwoch, 1. Dezember 1928.
nicht daran, daß der Eintritt der Nationaldemokraten
in die tschechisch-deutsche Regierung die würdige
und einzigartige Beendigung aller Hetzen gegen die
„germanophile Burg“ nach der Parole sein wird:
Die Deutschen in die Regierung, wir in die Re-
volution!“
nigs von Rumänien sprach. Trotzdem sei sein
Befinden ernst, und angesichts des Thronverzichtes
des früheren Kronprinzen Carol könnten ernste Fra-
gen betreffs der Nachfolge aufgeworfen werden. Es
wird angenommen, daß die Königin zur Regentin be-
stimmt wird.
Rücktritt des Bürgermeisters von Rom.
Rom, 29. November. Der Gouverneur von Rom
Cremonesi ist infolge von Meinungsverschiedenheiten
administrativen Charakters zurückgetreten. Ministerpräsi-
den Mussolini hat den Rücktritt des Bürgermeisters an-
genommen.
Sechs Personen spurlos verschwunden.
Ein noch nicht dagewesener Kriminalfall.
Recklinghausen, 29. Nov. Seit fast zwei Jah-
ren ist die Ehefrau des Bergmanns Broda aus
Recklinghausen in Westfalen mit ihren fünf un-
mündigen Kindern spurlos verschwun-
den. Am 25. Januar 1925 hat der Bergmann Broda
angeblich seine Frau mit den jüngsten drei Kindern
in Recklinghausen zum Zuge gebracht, nachdem er
vorher für sie Fahrkarten vierter Klasse nach Lünen
in Westfalen gelöst hatte. Am nächsten Tage will.
Broda dann auch die beiden ältesten Kinder zur Bahn
gebracht haben. Das Reiseziel dieser beiden Kinder
soll ebenfalls Lünen gewesen sein. Die Frau Broda
und ihre Kinder sind aber nicht in Lünen ange-
kommen, auch die zuletzt von Broda abgeschobenen
zwei Kinder nicht. Alle sechs Personen sind seit der
Abreise von Recklinghausen nicht mehr gesehen wor-
den. Weder der Verbleib der Frau und ihrer Kinder,
noch der Sachen, die sie bei sich führten, wurde je
ermittelt. Die Polizei hat es hier mit einem Fahl
zu tun, der einzig in der Geschichte der Kriminalistik
dasteht. Der Bergmann Broda wurde bei Bekannt-
werden des Verschwindens seiner Frau und Kinder
in Haft genommen, weil er des Mordes verdächtigt
wurde. Akle Erhebungen nach dem Verbleib der sechs
Personen blieben ohne Erfolg. Auch in der polni-
schen Heimat der Frau Broda waren alle Nach-
forschungen vergebens. Broda selbst wurde jetzt nach
fast eineinhalbjähriger Untersuchungshaft wiederau
freien Fuß gesetzt. Der entsetzliche Fall Broda
bleibt weiterhin in ein undurchdringliches Dunkel
gehüllt.
Italiens Rüstungen gegen Frankreich.
Ein umfassender Angriffsplan ausgearbeitet.
Paris, 30. Nov. Das „Echo de Paris“ ver-
öffentlicht nähere Mitteilungen über die
Rüstungen Italiens an der französischen
Grenze. Das Blatt teilt mit, daß bereits seit zwei
Jahren durch den italienischen Genera stab eine Reihe
von neuen Befestigungen und Straßen angelegt wor
den sei, was darauf hindeutete, daß sich eine italienische
Offensive gegen Frankreich auf der Linie Avignon-
Marseille bewegen würde. Modane würde als Kern-
punkt der italienischen Angriffsfront benutzt werden.
Ferner erinnert das „Echo de Paris“ an die bisher
noch nicht bekannte Tatsache, daß der ikalienische Ge-
neralstab die Möglichkeit einer Angriffs-
aktion gegen Frankreich in Savoyen mehr
fach untersucht hat. Die faschistischen Truppen sollen
an der Grenze als Garde verwendet werden. Agen en
sollen damit betraut werden, die auf französischem
Boden befindlichen Befestigungen, Eisenbahnen, Wege
und Straßen zu vernichten. Das Blatt kann nicht
glauben, daß sich Mussolini in ein solches Aben-
teuer stürzen würde, bemerkt jedoch, daß Ita im seine
Rüstungen gegen Frankreich in der letzten Zeit
ganz offenkundig betrieben habe.
Der Vesuvausbruch.
Bericht des Besuv-Observatoriums.
Reapel, 30. November. Nach einer Mitteilung
des Vesuv-Observatoriums hat sich der Eruptions-
kegel am Nordhang geöffnet und einen starken Lava-
strom ausgeworfen, der die ganze nördliche Hälfte
des Großen Kraters bis zu der Stelle ausgefüllt hat
wo der Rand des Kraters am niedrigsten ist. Die
Lavaströme haben sich dann in einem, einen halben
Kilometer langen Katarakt durch das Höllental zwi
schen dem Monte Somma und dem Vesuv ergossen.
Aus einem kleinen Eruptionskegel von ungefähr 60
Meter Durchmesser wird eine weißglühende Masse
ausgeworfen. Der Bericht führt weiter aus, daß
es sich um die gewöhnliche Zunahme der
vulkanischen Tätigkeit handelt, die alljähr
lich nach der Regenperiode eintritt und von den Leitern
des Observatoriums deshalb vorausgesagt wurde. Der
augenblickliche Zustand wird voraussicht ich noch einige
Tage anhalten. Dann werden zwar die Ergießungen
von Lava sich noch fortsetzen, jedoch wird im übrigen
die Tätigkeit des Vesuvs wieder schwächer werden.
Maria Regentin von Rumänien?
Paris, 29. Nov. Die Pariser Ausgabe der „Daily
Mail“ veröffentlicht einen Funkspruch des Dampfers
„Berengaria“, auf dem die Königin von Rumä-
nien aus Amerika zurückgekehrt, in dem die Königin
von einer Besserung im Befinden des Kö-
Neues vom Tage.
Feuer an Bord.
Cuxhaven, 29. Nov. Der italienische Dampfer
„Vita nuova“, der eine Ladung Braunkohlenbriketts an
Bord hatte, mußte, von Hamburg kommend, seine Reise
bei Cuxtaven unterbrechen, weil die Ladung in Brand
geriet. Der Dampfer hehrte unter Assistenz eines Pumpen-
dampfers nach Hamburg zurück.
Krebsbehtämpfung in Newyer.
London, 29. November. Aus Newyork wird ge-
meldet: Die Stadt Newyork plant die Errichtung eines
Institutes für Krebsbekämpfung und -behandlung und
hat bereits Vorkehrungen getroffen für den Ankauf von
zwei Gramm Radium zum Preise von 140.000 Dollar.
Dieses Quantum ist ungefähr 4 Prozent des ganzen in
der Union verfügbaren Radiums. Es wird angenommen,
daß man die zwei Gramm etwa 1800 Jahre lang ver-
wenden werde. Das Radiuminstitut wird dem Krebs-
bekämpfungs-Institut der Stadt Newyork angegliedert
werden.
Restaurierung der Hagia Sof'a.
Newyork, 29. November. (Reuter.) Das ameri-
kanische Institut für Architektur hat die türkische Re-
gierung um die Bewilligung der Restaurierung der be-
rühmten Hagia Sofia in Konstantinopel ersucht, die
eines der schönsten Denkmäler im byzantinischen Stile
ist. Die Arbeiten würden mit amerikanischen Geld und
„ohne jegliche Einmischung politischer Elemente“ durchge-
führt werden.
Starker Schneefall im Riesengebirge.
Hirschberg, 29. November. Im Riesengebirge
liegt der Schnee 1/2 Meter hoch und darüber und reicht
bis in die Gebirgsdörfer hinab. Heute morgens wird
bei fünf Grad Kälte prächtiges Winterwetter gemeldet.
Der Sturm rast weiter.
Little Roch (Arkansas), 29. November. Die Stadt
Hebersprings im Staate Arkansas ist durch einen neuen
Wirbelsturm vollständig zerstört worden. Ueber 800 Per-
sonen sind obdachlos und leiden furchtbar durch eine plötz-
liche Kältewelle, die über die Gegend hereingebrochen ist.
Hierzu kommt, daß der Sturm das gesamte Wasserver-
sorgungssystem zerstört hat, weshalb die Behörden das
Anzünden von Feuern wegen der damit verbundenen Ge-
fahr nicht gestatten. Am meisten leiden die zahlreichen
Verwundeten. Die Straßen sind mit Trümmern und
Tierleichen bedeckt, die die Bergungsarbeiten im Verein
mit der furchtbaren Kälte verhindern. Hilfsexpeditionen
sind nach dem Ort der Katastrophe bereits unterwegs.
Heute Beginn des Prozesses Moranssy.
Wien, 30. Nov. Heute beginnt der auf drei
Tage anberaumte Prozeß gegen den 29jährigen Ju-
welter Julius Moransky, der in den letz'en Jahren
in der Schweiz, in Ungarn, in der Tschecho S.owa'ei
beim Juwelier Riemer und schließ ich auch in Oester-
reich, und zwar im Burgenlande und in Graz, eine
Reihe von schweren Eindrüchen begangen hat. Seine
von ihm geschiedene Frau Juliane und seine Ge-
liebte Valerie Holdampf sind wegen Teilnahme
an den Diebstählen angeklagt. Da die meisten Dieb-
stähle Morans y8 im Auslande begangen worden sind
und derselbe Ausländer ist, werden nur die in Oester-
reich begangenen Verbrechen verhandelt werden. Nach
Abbüßung der über ihn verhängten Strafe wird Mo
ransky ausgeliefert werden. Es liegen Auslieferungs-
begehren aus der Schweiz, der Tschecho Slowakei und
aus Ungarn vor. Moransty, der wiederholt Diebsreisen
ins Ausland machte, ist nach Verübung des Ein-
bruches beim Prager Juwe ier Riemer ge üchtet und
wurde im Jänner 1926 in Wien verhaftet.
Ein Streich des „Glüches“.
Paris, 29. November. Ein Zufall hat den Haupt-
gewinn der Prämienanleihe des Credit Lyonnais in Höhe
von einer Million Iranks auf eine Insassin des Pariser
Irrenhauses fallen lassen. Als man ihr von diesem Zu-
fall berichtete, erklärte sie in voller Seelenruhe: „Das kann
mich weiter nicht rühren, denn ich habe noch viele Millionen
zu verzehren!“ Die Geistesgestörte war vorher Dienst-
mädchen und besitzt kein Vermögen.
Eine Viertelm llion Kronen gestohlen.
Ungvar, 29. November. Beim Postamte in Bere-
hov ist am 25. d. M. ein Postsack, in welchem sich
248.000 Kronen befanden, in Verlust geraten. Die
Polizei, welche auf Grund der Anzeige des Amtsvor-
standes sofort Nachforschungen einleitete, stellte fest, daß
der Postangestellte Vasil Vince den Postsack gestohlen
hatte. Vince wurde verhaftet. Das gesamte Geld wurde
bei ihm noch vorgefunden.
Einsturz einer Kirche.
Paris, 29. November. Die vor 40 Jahren er-
baute Bartholomäuskirche in Marmande in Irankreich
ist eingestürzt.
„Foxjournal“. Reisebilder.
„Wer will unter die Soldaten“.
Lustspiel.
„Menschenhünder
(Maciste im Kumpf gegen den Scheil).
Sechs sensationelle und spannende Akte
mit Maciste in der Hauptrolle.
Beginn der Vorstellungen Wochentags um 7 und 9
Uhr, Sonntags um 4, 1/27 und 9 Uhr.
Kartenvorverkauf täglich ab 5 Uhr, Sonn-
tags ab 2 Uhr nachm. an der Kinohasse.
Teleson 178.
Telefon 178.
v
Aus Stadt und Land.
Der Ascher Novemberjahrmarkt wurde heuer zum
erstenmale im Schützengarten abgehalten. Er war von
Verkäufern stark beschickt und der Besuch, insbesondere
auch von auswärts, war gleichfalls ein sehr zahlreicher,
wozu das trockene Frostwetter zweifello5 beigetragen hatte.
Dem allgemeinen Urteile nach zu schließen, würde der
Schützengarten als ein für die Abhaltung der Jahrmärkzte
vorzüglich geeigneter Platz befunden, zumal bei solchen
Wikterungsverhältnissen. Bekanntlich wird auch der
Christhindlmarkt im Schützengarten sein, weil der immer
mehr zunehmende Verkehr, insbesondere der Kraftfahr-
zeuge, das Aufstellen der Buden in der Hauptstraße nicht
mehr zuläßt.
Bauernregeln vom Dezember. Grüne Weihnacht,
weiße Ostern, weiße Weihnachten, grüne Ostern. —Hgt
zu Weihnachten Eis an den Weiden, kannst du zu
Östern Palmen schneiden. — Grünen am Christtag Jeld
und Wiesen, wird sie um Ostern Frost verschließen. —
Klappern die Bäume von Eis in den Weihnachtstagen,
so werden sie im nächsten Jahr viel Früchte tragen."
Wenn's um Weihnachten ist gelind, sich dann noch viel
Kälte einfind't. — Entsteiget Rauch den gefror'nen Flüs-
sen, so ist auf lange Kälte zu schließen. — D zember halt
mit Schnee, niemand sagt, o weh! Dezember warm, daß
Gott erbarm. — Im Dezember sollen Eisblumen blüh'n,
Weihnacht sei nur auf dem Tische grün. — Kommen
Hasen und Ammern in die Gärten, will der Winter sich
verhärten. — Goldammern in den Straßen, bringen Külte
über die Maßen. — Liegen Adam und Eva (24.) im
Klee, feiern sie Ostern dann im Schnee. — Sicht
noch Zippen im Waldgehege, hat's mit der Kälte noch
gute Wege. — Dezember kalt mit Schnee, gibt Korn auf
jeder Höh'. — Auf kalten Dezember mit tüchtigem Schnee
folgt ein fruchtbares Jahr mit reichlichem Klee. — De-
zember lind und naß, gibt leere Speicher und Faß. —
Dezember veränderlich und lind, ist der ganze Winter
ein Kind. — Ist's in der heiligen Nacht hell und klar,
so gibt's ein segensreiches Jahr. — Vom Eise eine Brücke
muß zu Weihnacht haben Bach und Fluß. — Wenn es
um Weihnacht schneit, dann der Hopfen gut gedeiht. —
Weihnachten im Schnee, Ostern im Klee.
Wie wird das Dezemberwether sein? Nach der
Grimmschen Wetterprognose soll der Dezember
ein mäßig strenger Wintermonat mit Durchschnitkstem-
peratur etwas unter dem normalen Mittel sein. Die
stärksten Niederschläge und die höchste Temperatur fallen
nacheinander in die Mitte des Monats. Das erste Drittel
des Dezembers zeigt Tiefstand der Temperatur mit Regen-
wetter und Schnee, während das zweite Drittel An-
steigen und Fallen sowohl in der Temperatur als auch
in der Niederschlagsmenge bringt. Das letzte Drittel,
dem jedenfalls das allgemeine Hauptinteresse gilt, und
dem besonders die Wintersportler wegen der Feiertage
ihr Augenmerk zuwenden werden, wird schönes Wetter
mittlerer Temperatur bei geringem Niederschlag bringen.
Der Himmel im Dezember. Kommt der Christmonat,
so ist vom hellen Tage nicht mehr viel übrig geblieben.
Erst dreiviertel acht, genau 7 Uhr 42 Min., erscheint
die Sonne über dem Horizont, um schon 3 Uhr 56 Min.
wieder zu verschwinden. Der Tag dauert also Anfang
Dezember 81/4 Stunden. Am 31. Dezember geht das
Tagesgestirn erst 8 Uhr 5 Min. auf und 4 Uhr 1 Min.
unter. Am 22. Dezember, 4 Uhr nachmittags, tritt die
Sonne in das Zeichen des Steinbochs, hat am Mittag
den größten Abstand vom Scheitelpunkte und bringt den
kürzesten Tag hervor, das heißt, es beginnt der Winter.
Apollo-Theater Asch.
Von Dienstag, den 30. Nov. bis Donnerstag, 2. Dez.
Název souboru:
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