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nicht unüberwindbar, so daß die Hoffnung berechtigt ist, daß
es in absehbarer Zeit zwischen allen Jaktoren zu einer ent-
sprechenden Einigung hommt, durch die der Abbau der Paßvisa-
Pflicht angebahnt werden würde.
Von der Wettersäule am S hillerplatz (Woche vom 22.
Jeber bis 1. März). Barometer: Höchster Stand am Samstag,
den 27. Jeber, vormittags von 8 bis 11 Uhr, mit 733, tieffter
Stand am Montag, den 22 Jeber, nachmittags 3 Uhr, mit
720. (Mittlerer Stand für Asch, Wettersäule, 703.) Thermo-
meter: Höchster Stand am Dienstag und Mittwoch, den 23.
und 24. Jeber, jeweils nachmittags 1 Uhr, mit 81/2 Grad C.
über Null, tiefster Stand am Samstag, den 27. Jeber, früh
7 Uhr, mit 31/2 Grad C. unter Null.
Spenden. Evangelischer Frauer verein: Vom Personal der Firma
Christian Wagner als Ueberschuß einer Kranzſpende anläßlich des Ab-
lebens der Strumpfwirkermeisterswutwe Ernestine Jakob 60 Kr.
Jür das Kriegerdenkmal: Vom Verein ehem. Bürgetliches Schützen-
horpsAch 300 K. — Deutscher Kulturverband: Erkrag des Sammel-
turmes in der Deuischen Bierstub- 14568 Kr. Beften Dank!
Komotau, 1. März. (Neue Spuren der Rübe-
nauer Mörder.) Aus Rübenau wird berichtet: In
dem Verdacht, den Raubmord an dem Gutsbesitzer Buſch-
beck begangen zu haben, stehen die beiden Brüder Hein-
rich und Anton Michel aus Brüx. Heinrich Michel hat
vor Weihnachten drei Wochen bei dem ermordeten Gutsbe-
sitzer Buschbeck gearbeitet. Dann scheint sein Bruder An-
ton eine Nacht dort geschlafen zu haben und am Morgen
mit dem Geld aus dem erbrochenen Koffer Buſchbecks ver-
schwunden zu sein. Die tschecho-flowakische Gendarmerie
hat festgestellt, daß sich beide bis zuletzt in der Tschecho-
Slowakei herumgetrieben haben. Zuletzt sind sie in Ro-
thenhaus gesehen worden, wo sie bei alten Leuten um
Nachtquartier gebeten haben und auch beherbergt wur-
den. Einer von beiden weist starke Kratzwunden im Ge-
sicht auf. Der bereits vor längerer Zeit verhaftete Fel-
senkellerwirt in Kallich in der Tschecho-Slowakei soll zwar
mit den beiden Michels in Verbindung gestanden haben,
Teilnahme am Mord war ihm aber bis jetzt noch nicht
nachzuweisen. Er hat aber so viel andre Sachen auf
dem Kerbholze, daß er in Haft bleibt.
Pilsen, 1. März. (Genickstarre in der Pilfner
Garniton.) Das „Piliner Tagbl.“ meldet: Vom Preise-
referate der zweiten Inf.-Truppen-Tivision wird uns
mitgeteilt: Am 23. Feber erkrankte der Frequentant der
Unteroffiziersschule des 35. Inf.-Reg. Kotas unter Fie-
bererscheinungen. Er wurde in das Tivisionsipital ge-
bracht, woselbst am 25. Feber bei ihm Genickstarre
sichergestellt wurde. Ter genannte Soldat befindet sich
bereits außer Gefahr und ist fieberfrei. — Am 26 Feber
trat ein zweiter Fall einer Erkrankung an Genickstarre
bei dem Infanteristen der Hilfsrotte dieses Regimentes
Johann Grung auf, der nach Sicherstellung der Er-
trankung im Tivisionsspitale am 27. Feber in das all-
Krankenhaus (Infektionsabteilung) überführt
gemeine
wurde. Beide Soldaten waren in weit von einander
liegenden Zimmern der Kaserne einquartiert, so daß die
Annahme gerechtfertigt erscheint, daß die Krankheit nicht
durch unmittelbare Ansteckung erfolgte. Alle sanitären
Vorkehrungen zwecks Hintanhaltung der Ausbreitung der
Krankheit wurden unverzüglich getroffen.
Allerlei.
Im Wiener Kabarett „Hölle zog in der Probe zur
Abendvorstellung der Hilfsregisseur Stefan Fischer, einen
Revolver aus der Taiche und jagte sich eine Kugel in den
Kopf. Er wurde in schwer verletztem Zustand in die Klinik
gebracht. Er beging die Tat wegen seiner fortwährenden
Arbeitslosigkeit. — In der Nacht auf gestern wurde in
die Malzfabrik in Mauth bei Rotitzan ein Einbruch ver-
übt. Tie bisher unbekannten Täter öffneten gewaltsam
eine eiserne Kassa und raubten einen für die Auszahlung
vorbereitenden Betrag von 10.000 Kr. Offenbar dieselben
Einbrecher verübten einige Stunden später im Schlosse
in Zbirow einen Einbruch, sprengten eine Kassa und ent-
wendeten einen Betrag von 5000 Kr. und mehrere Juwe-
len. Die Gendarmerie fahndet nach den Tätern. Ein
Ueberfall, der in der Nacht zum Sonnabend auf den Schnell-
zug Paris-Belfort zwischen Ozoir la Ferriere und Gretz
verübt wurde, konnte bisher nicht aufgeklärt werden. Die
Räuber, die den Postwagen des Zuges, wahrscheinlich wäh-
rend eines von ihnen selbst durch falsche Signale herbei-
geführten Halts des Zuges, auf freier Strecke erbrachen.
sind mit Wertpaketen von/4 Millionen Franken uner-
kannt entkommen. — Eine italienische wissenschaftliche
Exxedition ist nach Trans-Juvaland, der vor etwa einem
Jahr von England an Italien abgetretenen afrikanischen
Kolonie, abgereist mit der Absicht, dort ein astronomisches
Objervatorium zu errichten. Die italienische Aufgabe die-
ses Observatoriums soll die Beobachtung der Sonnen-
Total-Eilipse am 14. Jänner nächsten Jahres sein.
Apollo-Theater Asch.
Ab Montag, den 1. bis Donnerstag, den 4. März:
Zwei Vagubunden
im Wiener Pruter.
Lustspiel in 6 Akten
mit Pat u. Patachon.
Kartenvorverkauf täglich ab 3 Uhr nachmittags
an der Kinokasse!
Turnen und öport.
Zu dem Mannschaftskampfe im Kunstturnen, der
am 6. d. M., 8 Uhr abends, zwischen den Turnvereinen Teplitz,
iedereinsiedel (Nordböhmen) und Asch staufindet, wird noch
folgendes berichtet: Jede Mannichaft besteht aus 6 Mann und
einem Ersatzmann. Alle turnen je eine selbstgewählte Uebung
am Reck, Barren, Pferd, sowie eine Freiübung. Jede Uebung
wind von 3 Kampfrichtern bewertet. Diese Art der Wetthämpfe
werden von den Kunstturnern aller Länder als Städte- oder Ver-
einswetthämpfe mit großer Vorliebe durchgeführt und erfreuen
sich einer regen Anteilnahme und guten Besuchs. Bei großen
urn und Sportfesten treten sogar die Mannschaften der einzel-
nen Nationen auf diese Weise in den Wetthampf. Auch für
unseren Wettkampf zeigt sich reges Interesse und die Leitung
bittet, sich die Eintrittskarten während der Abendturnstunde im
Vorverhauf in der Turnhalle zu besorgen.
Vermüchtes.
(Die Hellseherin und die Flaschenpost.)
Einen merkwürdigen Fall von Hellsehen konnte der in Me-
riko ansässige Arzt Dr. Gustav Pagenstecher bei der Gat-
tin eines Deutschen feststellen. Wie die „B. Z. am Mittag“
berichtet, erhielt Tr. Pagenstecher einen Brief aus Tokio
mit einem sorgfältig versiegelten Zettel. Nachdem der Rechts-
anwalt bestätigt hatte, daß die Siegel unverletzt waren,
wurde der Frau in hypnotischem Zustande das versiegelte
Totument in die Hand gelegt, und sie gab in Form von
Visionen eine genaue Schilderung der „Lusitania“-Kata-
strophe. So schilderte sie, wie ein Spanier einen Zettel
schrieb, ihn in eine Flasche steckte und in die See warf.
Als man später das Tokument öffnete, fand man, daß
es sich um einen Zettel handelte, der beim Untergang der
„Lusitania“ als Flaschenpost ins Meer geworfen wurde.
(Ter ehemalige Großherzog als Bürger-
meisterkandidat. Ter ehemälige Großherzog von Ol-
denburg wohnt zurzeit in Rastede, einer kleinen Gemeinde,
die sich zu einer Villenkolonie entwickelt hat. Der frü-
here Großherzog kennt alle Gemeindemitglieder, unterhält
sich gern mit ihnen und ist in der Gemeindé gern ge-
sehen. So konnte es denn nicht überraschen, daß neu-
lich eine Abordnung aus der Gemeinde ihm den Posten
des Bürgermeisters anbot, der demnächst frei wird. Der
Großherzog hat, wie es heißt, versprochen, sich die Sache
zu überlegen.
Amerikanische Tricks.
Von Friedrich Huth.
Es ist schwer zu sagen, wo in Amerika der Trick auf-
hört und der Betrug beginnt — denn selbst der sogenannte
reelle Kaufmann betrachtet es als sein gutes Recht, ge-
schickte Mittelchen anzuwenden, um den Neuling, das so-
genannte „Greenhorn“, wo es irgend geht, zu übertölpeln.
Gute und nützliche Erzeugnisse an den Mann zu bringen,
das ist natürlich keine Kunst. Die wahre Kunst besteht
darin, wertlose Gegenstände für hohe Preise loszuschlagen.
So tauchen denn alljährlich tausende sogenannter Patent-
medizinen auf, die angeblick Menschen und Tiere von allen
möglichen Leiden befreien sollen, in Wahrheit aber nicht
den geringsten Wert besitzen. Sie werden mit einem un-
geheuern Aufwand von Witz und Reklame in die Oeffent-
lichkeit gebracht: in Romanen, Novellen und Feuilletons,
in wissenschaftlichen Abhandlungen „berühmter“ Medizi-
ner (die sich selbst den Professorentitel beigelegt haben
oder überhaupt nicht existieren werden diese heilbringen-
den Träntchen und Salben in so geschickter Weise
empfohlen, daß das Publikum immer wieder reinfällt.
Man vergegenwärtige sich, daß sich die amerikanische
Nation aus allen Völkern der Welt zusammensetzt, daß
viele Leute eine sehr unzulängliche Schulbildung besitzen,
und daß die Zeitungen, die von der ausgedehnten Land-
bevölkerung gelesen werden, am wenigsten geeignet sind,
das Volk aufzutlären. So dürfen wir uns nicht wundern,
daß die schlichten Leute häufig selbst auf Tricks herein-
fallen, deren Ziel und Zweck der Durchschnittseuropäer
sofort erkennen würde. Ohne Zweifel hat jener „Indien-
Agent“, der staatlich konzessionierte Hausierer für die
Indianerdistrikte, Schule gemacht, der den Indianer-
weibern die Nähnadel zu einem Tollar das Stück ver-
kaufte, unter dem Vorwande, der Mann, der die Näh-
nadeln sabriziere, sei gestorben, der geringe Vorrat an
Nadeln sei bald erschöpft und es gäbe so bald nicht wieder
welche. So spielte er einen Tollarschein nach dem andern
glatt in seine Tasche und wurde ein Millionär.
Von einem bösen Reinfall erzählte mir ein deutscher
Kellner in Newyork, ein gutmütiger, dummer Kerl mit
blauen Kinderaugen. Gleich in den ersten Tagen auf
dem Newnorker Pilaster mußte er eine böse Erfahrung
machen. Er schlenderte eine der vornehmen, wenig be-
lebten Straßen hinunter und bemerkte einen eleganten
Herrn vor sich, dem eine Brieftasche aus dem Rock fiel.
Eben im Begriff, sie aufzuheben, gesellte sich ein zweiter
zu ihm, der ihm mitteilte, er wolle verschwiegen sein, wenn
er den Inhalt der Brieftasche mit ihm teile. Die Tasche
enthielt außer einer Reihe von Briefen zwei Zwanzig-
Tollarscheine, und der Teutsche solle nun in eine Bank
gehen, um das Geld zu wechseln. Er war bereits bis zur
nächsten Straßenecke gelangt, als ihm sein neuer Kumpan
nachrannte und ihn am Röckkragen faßte.
„Hör mal! Laß mir ein Pfand, damit du nicht mit
dem ganzen Gelde ausrückst.“ Der Kellner, der ja nun
40 Tollar in Händen hatte, gab dem andern vertrauens-
voll sein Portemonnaie, in welchem sich seine ganze Par-
schaft, etwa acht Tollar, befand. Wie er nun nach der
Bank kam, lachte ihm der Bantbeamte einfach ins Ge icht;
er war überzeugt, der junge Mann wolle sich nur einen
Scherz mit ihm erlauben. Die Scheine waren nämlich ganz
harmlose Fälschungen, wie sie für Spiel- oder Reklame-
(Nachdruck verboten.)
Alfred ging in dem Zimmer auf und ab. Seine
Stirn hatte sich in finstere Falten gelegt, seine Augen
blickten düster zu Boden und seine rechte Hand zerrte ner-
vös an dem Schnurrbart.
Nachdem er das Zimmer mehrere Male durchquert,
blieb er vor dem Rittmeister, der sich bequem in dem
Sessel dehnte und streckte, stehen.
„Ich muß dich bitten, Meerwart, deinen burschiko-
sen Ällüren in Gegenwart der Tamen Zügel anzulegen.
Es war gut, daß dich bei Tische der Blumenstrauß ver-
deckte; ich glaube, du hast mehr getrunken, als für an-
ständig gilt.“
„Alle Wetter!“ rief der Rittmeister, sich emporrich-
tend“ und Alfred mit halbtrunkenen Augen anstarrend.
„Willst du jetzt den Moralprediger spielen, mein Junge?“
„Ich habe leider nicht das Recht dazu, dir Moral
zu predigen,“ entgegnete Alfred in seltsam gedrücktem Ton.
„Aber ich inache dich darauf aufmerksam, daß wir allen
Grund haben, die Gefühle meiner Cousine zu schonen.“
„Wo hast du denn eigentlich diese zarten Empfindun-
gen gelernt, mein Junge? Auf deinen Reisen etwa?“ fragte
der Rittmeister spöttisch.
„Laß das,“ entgegnete Alfred scharf. „Je weniger du
von meinen Reisen sprichst, desto besser. Ich ersuche dich
ernsthaft, auf meine Cousine alle Rücksicht zu nehmen.
die deinem Wesen nur irgend möglich ist. Deine Manie-
ren erinnern etwas stark an die Rennbahn und die Kneive“
„Haha —
das ist gut! Willst du dir etwa den Gold-
fisch einfangen. Das wäre kein schlechter Gedanke, mein
Junge, zu dem Majorat auch noch die reiche Erbin
„Wenn du weiter nichts hervorzubringen weißt, als
schlechte Witze, so ist es schon besser, du gehst zu Bett.
Du kannst ja deine Zigarre in deinem Zimmer zu Ende
rauchen und dort auch noch eine Flasche Wein trinken.“
Der Ton, in welchem diese Worte gesprochen wurden,
war scharf und verächtlich.
Das Gesicht des Rittmeisters färbte sich blaurot, er
sprang auf und stand in drohender Haltung vor Alired.
Ich will dir mal was sagen, mein Junge,“ sagte er
mit rauher Stimme, und seine verschwommenen Augen
funkelten bösartig. „Ich lasse mich nicht wie einen Hund
behandeln! Erinnere dich gefälligst unserer Abmachung!
Ich kann dich verderben —merke dir das!“
„Pah! Ich verachte deine Drohungen. Unsere dum-
men Streiche von früher sind vergessen. Wenn ich dich
mit hierher nahm, wenn ich dir behilflich sein will, daß du
wieder eine anständige Stellung in der Gesellschaft er-
langst, so geschah das nicht aus Furcht vor deiner Kennt-
nes meines früheren Lebens, sondern aus alter Freund-
schaft für dich, der du mir früher manchen Tienst geleistet
hast. Ich habe dir versprochen, zu helfen, und ich werde
mein Wort halten! Ich muß dich aber dringend ersuchen,
meine Kreise durch dein brüskes Wesen nicht zu stören.
Es wäre nur dein eigener Schade. Und nun laß uns in
Frieden auseinandergehen. Tu hast mehr getrunken als
gut ist, und siehst wohl die Verhältnisse nicht mehr mit
ruhigem Blute an.“
„Nimm dich in acht, Alfred!“
„Mach' keine Dummheiten, Meerwart. Es könnte nur
zu deinem Nachteil auslaufen. Da kommt der Diener mit
den Lichtern. Laß dir von ihm dein Zimmer zeigen. Ich habe
noch mit dem Justizrat zu sprechen.“
Der Rittmeister brummte noch einige unverständliche
Worte von „Gemeinheit“ — „Undankbarkeit“ — „Rache
nehmen“, aber er fügte sich doch und folgte taumelnden
Schrittes dem Diener.
Altred seufzte auf.
„Da habe ich mir eine schöne Rute gebunden!“ flüsterte
er. „Der Himmel weiß, wie das alles noch enden soll!“
Er sank auf einen neben dem Tisch stehenden Sessel
nieder, stützte die Stirn in die Hand und blickte in fin-
sterem Brüten vor sich nieder. Seltsam, wie zusammenge-
brochen er dasaß! Seltsam, wie sich sein männlich schönes
Gesicht fast zu einer schmerzlichen Maske verzerrt hatte!
Es war, als quäle ihn ein geheimer Seelenschmerz, als
ringe er mit einem Entschluß, den auszuführen, er doch
nicht den Mut hatte.
Als sich die Tür öffnete und der Instizrat eintrat,
schrak Alfred heftig zusammen, als sei er auf einem Ver-
brecken ertappt worden. Eine heiße Glut überflammte
seine Wangen und sein Herz nochte heftig.
„Ich habe Sie erschreckt. Herr Baron“ sagte der Ju-
stizrat. „Verzeihen Sie.“
„Bitte — es hat nichts zu sagen. Ich bin in der Tat
etwas nervös. Aber wollen Sie nicht Platz nehmen. Es
ist mir sehr lieb, mit Ihnen noch über einiges allein spre-
chen zu können.“
„Peshalb suchte ich Sie noch auf, Herr Baron. „Ich
möchte vor der offiziellen Uebergabe noch einige Bemer-
kungen machen.“
„Besten Tank dafür. Aber Sie haben mir ja schon
schriftlich die Verhältnisse des Gutes auseinandergesetzt.
„Nicht alles, Herr Baron. Mündlich macht sich da
manches leichter. Ich habe Ihnen geschrieben, daß sich
die beiden Güter nicht gerade in vorteifhaftem Zustande
befinden und daß Sie Mühe haben werden, durchzukommen.
Namentlich das Gut Altenhof steht nicht auf der Höhe.
Wie Sie wissen, hat Ihr Onkel dieses Gut vor etwa zwan-
zig Jahren angekauft und zwar mit dem Vermögen seiner
Gattin. Altenhof war also freies Eigentum, es sollte dem
zweiten Sohne zufallen. Als dieser jedoch in jungen Jahren
starb, bewirkte der Baron die Zuschreibung des Gutes
zum Majorat. Um indessen seine Tochter nicht zu schä-
digen, blieb der größte Teil des Kaufpreises — drei-
hunderttausend Mark — auf dem Gute für die Baronesse
Berta unkündbar eingetragen, Der größte Teil der Ein-
künfte des Gutes fällt mithin der Baronesse zu. Außerdem
besitzt sie noch ein Vermögen, welches sie in sicheren Staats-
rapieren angelegt hat.“
„Meine Cousine ist also sehr reich?“ sagte Alfred mit
gedrückter Stimme.
„Jasie ist reich und unabhängig! Eine benei-
denswerte Lage.“
„In der Tat. Aber mir gereicht dieser Umstand zu
großer Genugtuung. Sie wird den Verlust Hombergs um
so eher verschmerzen können.“
„Gewiß. Aber es ist der Baronesse nicht eigentlich
um den Besitz zu tun, den hätte sie ja sowieso niemals
erhalten können: sondern der Gedanke, Homberg verlas-
sen zu müssen, ist ihr schmerzlich.“
„Aber sie kann ja hier wohnen bleiben! Meine Ab-
sicht war es nie, sie zu vertreiben. Und da meine Mut-
ter ebenfalls hier wohnen wird, wird es jedermann ver-
ständlich finden, daß sie sich meiner Mutter als ihrer
Tante anschließt.“
„Gewiß, gewiß! Aber Baronesse Bert ist sehr fein-
fühlend. Sie empfindet manches schmerzlich, worüber wir
anderen lächelnd hinwegsehen. Laute Geselligkeit liebt sie
nicht. Zum Beispiel darf ich offen sprechen, Herr Baron?“
„Ich weiß, was Sie sagen wollen,“ entgegnete Alfred
inster. „Mein Freund, Rittmeister Meerwart, gefällt
ihr nicht.“
„In der Tat
Erkämpft
Roman von Otto Elster.
(Fortseung folgt.)
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