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Seite 2 „Karlsbader Badeblatt und Wochenblatt“ Nr. 102 4 Mai 1899 Deutschen noch Oesterreich mit den übergeschnappten Staatsrechtlern fertig werden. Auf die Wachtfluben mit ihnen! socal-Nachrichten. Unter den (Personalnachrichten.) letztangekommenen Kurgästen befinden sich: Herr Hermann von Poser und Groß Naedlitz, General- major z. D. aus Berlin („Central-Hotel Loib“); Herr Adalbert Ambro von Adamocz, k. u. k. Käm- merer und Botschaftsrath aus Rom („Globus“); Se. Excellenz Graf Josef Zichy, k. u. k. wirkl. geheimer Rath aus Budapest („Grand-Hotel Pupp“); Herr William O'Swald, Senator aus Hamburg („Königs-Villa“); Herr Felix Graf Sobanski aus Warschau („Stadt Wien“); Herr Baron Her- mann von Wedel-Jarlsberg, Gutsbesitzer aus Christiania („Hotel Bristol.); Herr Graf Peter Kapnist, kais. russ. Botschafter aus Wien („Hotel Bristol“). (Personales.) Herr k. k. Bezirks-Com- missär Dr. Zdenko Schreuer hat seine durch einen Erholungsurlaub unterbrochene Amtsthätig- keit bei der hiesigen Bezirkshauptmannschaft wieder aufgenommen. (Vier Kurlisten.) Heute gelangen zum erstenmale vier Nummern der Kurliste zur Aus- gabe. Der Fremdenzufluss ließ in den letzten Tagen nichts zu wünschen übrig (Gottesdienst.) Heute Donnerstag den 4. Mai, um 10 Uhr vormittags wird in der De- canalkirche das heil Messopfer dargebracht für die lebenden urd verstorbenen Gründer und Wohlthäter der Karlsbader Kinderbewahr Anstalt. (Der Schnellzugsverkehr Karlsbad- Wien) auf der Marienbad-Karlsbader Bahn ge- staltet sich sehr lebhaft, trotzdem die neue Route in Wien noch wenig bekannt ist. Wenn das reisende Publikum erst einmal wissen wird, daſs die Tour von Wien nach Karlsbad um volle fünfzig Minuten kürzer ist, trotzdem der Fahrpreis ganz derselbe ist; wenn es bekannt sein wird, welch herrliche Fahrt über Marienbad durch das Teplthal gewonnen wird, dann dürfte überhaupt keine andere Route mehr von Wien nach Karlsbad benützt werden. Einen erhöhten Reiz wird dieser Schnellzugsver- kehr noch durch die eingeschobenen Aussichtswagen erhalten, welche den um 10 Uhr von hier ab- gehenden und um 7 Uhr 18 Min. hier eintreffenden Schnellzügen eingereiht werden. Auch in Prsonen- züge werden solche Aussichtswagen eingereiht und zwar in den um 7 Uhr 17 Min. früh und 3 Uhr 24 Min. nachmittags von hier abgehenden und um 12 Uhr 33 Min. mittags und 6 Uhr 47 Min. abends hier eintreffenden Trains. (Im Stadttheater) findet am heutigen Abende die erste Opern-Aufführung in dieser Sai- son statt; gegeben wird Verdis „Troubadour“ mit den Damen Rosa Duce (Leonore) und Fried (Azucena) und den Herren Astner (Luna) und Rinardi (Manrico), also in einer hier be- reits wohl accreditierten Besetzung. Neu ist hier nur Fräulein Duce, welcher aber als Sängerin ein sehr vortheilhafter Ruf vorausgeht; Herr Renardi und Fräulein Fried sind vom Vor- jahre her als schätzenswerte Kräfte des Opern- Ensembles bereits bekannt, und Herr Afiner steht von der Zeit her, wo er hier den „Alfio“ cteirte, in angenehmer Erinnerung. Man kann demnach den Opernaufführungen mit besten Erwartungen entgegensehen. (Vermählung.) Laut uns zugekommener Anzeige findet am 10. Mai, 10 Uhr vormittags in der Kirche zu Maria Grün bei Graetz die Ver- mählung des Architecten und Statthalterei-Bau- adjuncten Herrn Fritz Knoll mit Fräulein Herma Noë, Tochter des k. k. Regierungsrathes Herrn Heinrich Noë statt. (Für das Kreisgericht in Karls. bad) wurde nun auch im böhmischen Landtage eine Lanze gebrochen, indem die Anträge der Abg. Hajek und Baxa, welche sich gegen die Schaffung von Kreisgerichten speciell in Karlsbad aussprachen, ab- gelehnt und nach dem Eintreten des Landesausschuſs- beisitzers Dr. Skarda der Commissionsantrag ange- nommen wurde. Es scheint also doch Aussicht vor- handen, daſs das Karlsbader Kreisgericht, das bereits zur Mythe geworden, aus dem Sagenkreise heraustritt und greifbare Gestalt annimmt. (Gemäldeausstellung im Kur- hause.) Die seit einer langen Reihe von Jahren im Casé Posthof etabliert gewesene Anton Stöckl'sche Gemäldeausstellung befindet sich von nun an in den Kurhaussälen I. Etage und wird am kommenden Sonutag eröffnet. (Die Fahrordnung) in den verkehrs- reichen Straßen der Stadt ist ja bekanntlich durch mehrere ortspolizeiliche Vorschriften geregelt; in einigen Straßen entspricht dieselbe den Bedürfnissen, in anderen aber wieder nicht und zu diesen letzteren gehört die ortspolizeiliche Vorschrift, betreffend des Ausweichen der Fuhrwerke bei den Häusern „Maria Hilf“ und am Sprudelplatze, nämlich insoferne, als die gegen die Neue Wiese fahrenden Wagen über die untere Kirchengasse, jene von der Neuen Wiese kommenden Wagen aber über den Sprudelplatz fahren müssen. Das ist unpraktisch und gerade das Gegentheil entspräche den Anforderungen. Wir haben bereits einmal schon im Vorjahre auf diese Unzweckmäßigkeit hingewiesen, jedoch ohne Erfolg; die täglich vorkommenden Collisionen aber zwingen uns neuerdings eine Abänderung dieser Fahrordnung zu erbitten. Die von der Sprudelgasse herkommenden Wagen müssten künftighin über den Sprudelplatz fahren, während die von der Neuen Wiese kommenden Wagen in die untere Kirchengasse einzufahren hätten. Der Vortheil dieser Anordnung liegt ja auf der Hand, denn dadurch, dass bei der jetzigen Vorschrift die von der Wiese kommenden Fuhrwerksführer in den den Sprudelplatz einzufahren haben, sind sie nicht im Stande, einen von der Sprudelgasse herkommenden Wagen rechtzeitig zu erblicken und Zusammenstöße an der Ecke von „Mariahilf“ sind daher sehr be- greiflich; wird unser Vorschlag aber acc ptiert, so übersehen die von der Neuen Wiese in die untere Kirchengasse einfahrenden Wagen die Straße bis zum Feuerwehrmagazin und können heran- kommenden Fuhrwerken rechtzeitig bequem aus- weichen. (Die Ortsgruppe Karlsbad) des Bundes der Deutschen in Böhmen hält heute Abend im Restaurant „Panorama“ ihre erste Monats- versammlung ab. (Amtsstunden der Bezirkshaupt- mannschaft. ) Die Amtsstunden der Bezirks- bauptmannschaft sind an Wochentagen von 9—2 Uhr, an Sonn- und Feiertagen von 10—11 Uhr anberaumt. (Avancement.) Herr Hauptmann August Hess, Schwiegersohn der Frau Johauna Pleiner in Karlsbad, wurde zum Major im k. k. Landw.- Jaf.-Reg. Nr. 18 in Sambor ernannt. (Belastungsprobe.) Gestern fand die Belastungsprobe der Tepl- und Egerbrücke der Verbindungs-Strecke Karlsbad-Centralbahnhof— Buschtiehrader-Bahnhof statt. Als Belastung dienten drei Maschinen (inclusive Tender à 87 Tonen); außerdem waren noch zwei Waggons angehängt. Von der hiesigen Stationsleitung war Vorstand- stellvertreter Herr Reissig zur Begleitung des Zuges anwesend, ferner nahmen die Herren k. k. Inspector Wurdt von der General-Inspection als Regierungs-Commissär, und Oberinspector Körting, Oberingenieur Sedmak und Ingenier Giacomelli als Vertreter der Bauleitung theil, während die Bauunternehmung für die Strecke Centralbahnhof—Buschtiehrader Bahnhof Commen- datore Perego vertrat. Trotz des schlechten Wetters hatten sich viele Zuschauer eingefunden, welche mit Interesse die Probe verfolgten. Die Vorrevision der Strecke wird am 6. Mai und die technisch-polizeiliche Prüfung am 8. Mai stattfinden. — Angesichts der Steigung vom Centralbahnhofe zum Buschtiehrader Bahnhofe werden zur Zugs- beförderung zwei Maschinen erforderlich sein. (Eröffnungsschießen des Schützen- corps.) Das am verflossenen Sonntage auf der neuen Schießstätte des Schützencorps in Pirken- hammer begonnene Eröffnungsschießen war trotz des Das Herz der Welt. Roman von H. Rider-Haggard. Autorisierte Uebersetzung von Gertrude Hildebrandt- Eggert. avetn) (39) „Aber, Ignatio, was ist das für ein Ziel und was haben wir damit zu schaffen? Bis zu dieser Stunde bin ich mir noch nicht ganz klar darüber.“ „Das Ziel seiner Mission, seines Lebens ist, das zerstörte Reich der Stadt des Herzens wieder aufzurichten. Kurzum, Senor, obgleich ich nicht Du Götter glaube, so glaube ich doch an Zibal- bays Visionen, die ihn zu mir geführt haben, dessen Streben mit dem seinen Hand in Hand geht, so daſs keiner von uns ohne den andern zum Ziele gelangen kann.“ „Warum nicht? „Weil ich des Goldes bedarf und er der Menschen; und wenn er mir Gold verschafft, so kann ich ihm die Menschen zu Tausenden schaffen.“ „Ja, ja“, entgegnete der Senor. „Das klingt ganz einfach, aber mir scheint, es werden sich Euch doch mancherlei Schwierigkeiten in den Weg stellen. Was ich aber nicht verstehe, ist, welche Rolle Maya und ich dabei spielen sollen, da wir nicht darauf erpicht sind, das Indianervolk wieder aufzufrischen, oder ein Reich zu gründen. Wir sind wohl nur Zuschauer bei dem Spiele.“ „Wie ist das möglich, Senor, wenn sie Dame des Herzens und Erbin ihres Vaters ist und wenn“, fügte ich leise hinzu, „Ihr Euch so lieb gewonnen habt.“ „Ich dachte gar nicht, dass du das bemerkt hättest, Ignatio. Du schienst ahnungslos und da du die Frauen so hassest, wollte ich nicht davon reden,“ entgegnete er erröthend. „Ich bin doch nicht völlig blind Senor. Und wie soll ein Mann es nicht bemerken, wenn ein Weib zwischen ihn und den Freund tritt, den er liebt! Doch darüber will ich nichts sagen. Aber, Senor, du kannst aus dem Spiele nicht heraus. Du bist zu tief darin. Freilich, welche Rolle du spielen wirst, kann ich nicht sagen. Es kommt wohl auch darauf an, was die Götter Zibalbay enthüllen werden. Augenblicklich ist er dir wohl- gesinnt, weil er denkt, sein Orakel könnte ihm sagen, du seiest der Sohn Quetzals, durch den sein Volk erlöst werden soll, denn, wie es scheint, hat man hier eine derartige Prophezeiung. Das ist auch der Grund, warum er deine Freundschaft mit seiner Tochter nicht verboten hat. Aber lais dich warnen, Senor; denn wenn er erfährt, daſs du nicht der Mann bist, so schiebt er dich einfach bei Seite und du kannst der Dame des Herzens Lebewohl sagen.“ „Das thue ich nicht, solange ich lebe“, ent- gegnete er ruhig. „Vielleicht nicht so lange du lebst, Senor, aber wer Priestern und Königen im Wege steht, lebt nicht lange. Doch obgleich du Grund hast, vorsichtig zu sein, so brauchst du nicht den Muth zu verlieren. Denn wenn du nicht der erwartete Erlöser bist, so bin ich es vielleicht, und dann kann ich dir helfen, wie ich es Maya versprochen habe.“ „Jedenfalls wollen wir zusammenhalten“, ent- gegnete der Senor. „Und nun wollen wir lieber schlafen gehen. Doch von einem kannst du über- zeugt sein — wenn nicht Maya stirbt, oder ich sterbe, so gedenke ich sie zu heiraten.“ II. Die Stadt des Herzens. Es war noch nicht Tag geworden, als uns Zibalbays Stimme am nächsten Morgen weckte. „Steht auf,“ sagte er, „es ist Zeit zum Auf- bruch.“ „Sind die Sänften da?“ fragte ich. „Nein, und sie können auch erst in einigen Stunden kommen. Ich will aber heute Abend die Stadt erreichen, deshalb müssen wir ihnen ent- gegen gehen.“ Da uns keine Wahl blieb, erhoben wir uns und nach einem hastig genossenen Frühstück mach- ten wir uns auf den Weg. Allmählich wurde es lichter und wir sahen, daſs das Land zu unseren Füßen einem Kessel glich, der von Gebirgen um- Mitte sich ein See, von säumt war und in dessen ausbreitete. Es war ein zahllosen Flüsseu gespeist, seltsames Bild, das sich vor unseren Augen ent- rollte.“ „Ist's nicht schön?“ fragte Maya. „Aber
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