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17. December 1898 �Karlsbader Badeblatt und Wochenblatt“ Nr. 287 Geite 3 die Frage des Bahnbaues schlief ihrem — dritten Dezennium entgegen. Und wahrlich sie schlief auch gut. Erst im October 1894, nach verschiedenen Interpellationen der Reichsrathsabgeordneten Dr. Ruß und Dr. Stöhr war in der Entwicklungsphase dieser Bahn ein Schritt nach vorwärts zu verzeichnen: Dr. Stöhr hatte nämlich im Handelsministerium die autoritative Mittheilung erhalten, daſs im Feber 1895 von der Regierung die Gesetzesvorlage bezüglich der Reichs-Localeisenbahn Marienbad-Karlsbad dem Reichsrathe vorgelegt werden wird. Also endlich! Mittlerweile wurde auch die Bahn Karlsbad- Johanngeorgenstadt neuerlich concessioniert und Karlsbad verpflichtete sich auch hier zu großen Zu- geständnissen, nur um das Project der Realisierung zuzuführen. Im December erfolgte sodann der Beschluss des Eisenbahnrathes, die Subventionierung der Marienbad Karlsbader Bahn im Betrage von 300000 fl. und Elbogen Schönwehr mit 100 000 fl. dem Landesausschusse zu empfehlen und am 5 Jänner 1895 wurde dem Landtage das Project vorgelegt und dieser beschloss, die 400000 fl. Subvention in den Landesvoranschlag pro 1895 und 1896 ein- zustellen und ermächtigte den Landesausschuss, ohne Rücksicht darauf, ob die betreffenden Landesvor- anschläge genehmigt und die erwähnten Raten fällig sind, die ganze Subvention auszuzahlen, sobald der Betrieb auf der ganzen Strecke eröffnet sein wird. Von nun an' kam die ganze Bahnangelegen- heit in ein viel rascheres Tempo. So wurde für den 19. Juli 1895 die Trassenrevision in Verbin- dung mit der Stationscommission der Bahnlinie Karlsbad-Neurohlau sammt Abzweigung zum Cen- tralbahnhofe in Karlsbad und Neudet-Landesgrenze anberaumt und für die Linie Marienbad Karlsbad wurden die Concessionsverhandlungen Ende Juli in Wien gepflogen Anfang Dec mber weilte denn auch der Chef der Bauabtheilung, der damalige Oberinspector und heutige Baurath Klemendie mit einem Wiener Bauunternehmer in Marienbad, von dort giengs nach Tepl und ein Theil der Strecke wurde dem Bau übergeben. Nun herrschte kein Zweifel über den Baubeginn, endlich hatte man einmal Gewiss- heit, daſs diese bereits zur Mythe gewordene Bahn ihrer Realisierung entgegengehe! Am 9. December 1895 wurde in Tepl mit dem Bahnbau begonnen! Am 11. December er- folgte auch die Allerhöchste Concession für die Linie Johanngeorgenstadt und Erde December wurde auch an dieser Linie in Neudek der erste Spaten- stich gethan. Nun gieng es rasch vorwärts — die Aus- führung der Arbeiten im Laufe der letzten drei Jahre sind unseren Tesern zu genau bekannt, als daſs wir noch nöthig hätten, dieselben zu recapitulieren — am 29. October 1898 lief die erste Locomotive im Karlsbader Ceniralbahnhofe ein und heute wird der Gesammtverkehr eröffnet! Und somit glauben wir in unseren kurzen Skizzen den Beweis erbracht zu haben, daſs es wenige Bahnlinien in Oesterreich geben wird, die eine längere Geschichte hinter sich haben und wohl mit keiner zweiten Bahnlinie wurde die Bevölkerung mehrerer Bezirte so hingezogen als wie mit dieser. Wir haben nicht nothwendig, hier neuerdings auf den eminenten Vortheil hinzuweisen, der mit (Eröffnung dieser Bahn dem industriearmen Tepl- thale geboten wird, wir können nur wünschen, daſs all die Erwartungen, welche man seit dreißig Jahren seitens der Interessenten in diese neue Verkehrs- gesetzt, auch in Erfüllung gehen! ader Local-Nachrichten. (Zur Bahneröffnung) Wie wir be- reits gemeldet, wird der von Marienbad heute um 7 Uhr 10 Minuten früh abgehende und hier um Uhr 39 Minuten vormittags eintreffende Per- sonenzug Nr. 511 als der erste den Gesammtverkehr eröffnende Zug angesehen. Wie vorauszusehen, hat sich eine große Nachfrage nach Legitimationskarten zum Zutritt auf den Perron des hiesigen provi- sorischen Bahnhofsgebäudes ergeben und wird des- halb heute eine zahlreiche Menschenmenge dort ver- sammelt sein. Um 11 Uhr vormittags findet im Kurhause ein Dejeuner dinatoire mit 130 Ge- decken statt, welches die Stadtgemeinde Karlsbad veranstaltet. (Kirchenmusik.) Am morgigen vierten Advent-Sonntage werden im Hochamte nach der um 1/,10 Uhr beginuenden Predigt die Messe in F von Zdenek Fibich op. 21 und das Offertorium „Ave Maria“ für gemischten Chor von Robert Führer op. 9 zur Aufführung gelangen. (Bezirkslehrer-Conferenz.) Heute vormittags 9 Uhr findet in der Aula des ersten Volksschulgebäudes die Bezirkslehrer-Conferenz statt. Dieselbe sollte ursprünglich im Kurhause abgehalten werden, infolge des Diners anlässlich der Eisenbahn Eröffnung trat obige Aenderung ein. (Nachmittags-Concert der Kur- kapelle.) Morgen nachmittags 4 Uhr findet im Kurhause wieder ein Concert zugunsten des städtischen Armenfondes statt. (Theater im Hotel Weber.) Die Gesellschaft Frey, deren Vorstellungen durch die Ungunst der Witterung im Besuche beeinträchtigt werden, hat in dem dieswöchentlichen R pertoir bewiesen, daſs ihre Leistungen ganz acceptavle sind und alle Anforderungen an ein Theater dieses Geures befriedigen. Für die nächsten Tage wurde folgender Spielplan von der Direction festgestellt: Samstag den 17. Dec mber: „Im Feg'fener“, Schwank in 3 Acten von Ernst Genk- und Alex. Engel. Sonntag 18, nachmittags 1/24 Uhr: „Max und Moritz“, ein Babenstreichin 6 Bildern von Wilh. Busch. Abends 1/28 Uhr: „Der Heiratsschwindler“, Große Posse in 4 Acten von Buchbinder. Musik von Weinzierl. Montag 19: Zum zweiten Male: „Hans Huckevein“, Schwank in 3 Acten von Oscar Blumenthol und Gestav Kadelburg. Dienstag 20.: „Bocksprünge“, Schwank in 3 Acten von Hirschberger und Kraatzer. Mitt woch 21.: „Bartel Turaser“, Sensationsdrama in 4 Acten von Philipp Langmann. Donnerstag, Freitag und Sam-tag finden wegen der kommenden Feiertage keine Vorstellungen statt, (Gewerbe Verein Karlsbad.) In der am 11. d. M. abgehaltenen Ausschuſssitzung des Karlsbader Gewervevereines gab der Obmann, Herr Wenzl Fischer, seine Bef iedigung kund darüber, daſs die Vollversammlung vom 10 d. M so zahl“ reich besucht war (ca 250 Personen) und einen derart imposanten Verlauf nahm, daſs solche Abende thatsächlich ein großer Erfolg des Vereines zu nennen seien. Größter Dank gebüre den Rednern. Herren Dr. Karl Bernhart, Karl Schötner, E Baumgärtl u. a. Der Ausschufs beschließt, den Genannten den Dank schriftlich zum Ausdrucke zu bringen. Hierauf folgten abermals Berathungen betreffend der Boutiquenfrage. Vor allem wurde eine strengere Haus und Mietordnung geschaffen. Jeder Mieter habe dieselbe bis 18. d. M. zu unterfertigen, widrigenfalls ihm die Bout que ge- kündigt würde. Beim Stadtrathe wurde um Be- pflanzung der Umgebung der Boutiquen eingereicht. Die Kosten der Anpflanzung würde der Verein tragen. — H erauf wurden folgende neue Mtglieder aufgenommen: Herr Karl Schöttner, Spediteu; MDr. Franz Kugler; Eugen Romolini, Agent? Metzker & Brehm, Portaltischler, Fischern; 5. Heilingötter, Installateur; Wenzel Ederl, L queur fabrikant; Josef Urban, Glasermeister. — Zum Schlusse der Sitzung wu den Angelegenheiten des vom 16. bis incl. 24. d. M währenden Weihnachts- bazares in der Sprudelcolonnade besproche«, zu welchem sich über 40 Theilnehmer angemeldet haben. — Endlich wurde die vom Schriftführer verfasste ausführlich behandelte Geschäftsordnung für den Ausschuss zur ersten Lesung gebracht. (Besitzwechsel.) Das Haus „Hirschen- sprung“, Hirschensprunggasse, wurde um den Be- trag von 28.000 fl. von Herrn Haupt-Steuerein- nehmer i. P. Emanuel Stowasser erworben (Die Firma Karl Knoll,) k. k. priv. Porzellan- und keramische Specialitäten-Fabriken und Erdenschlemmerei in Fischern, gibt in einem Rundschreiben bekannt, daſs ihre bisherigen Theil- haber, die Herren Karl Knoll und Ludwig Knoll, ersterer nach mehr als 40jähriger, letzterer nach 30jähriger Thätigkeit durch ihren Austritt sich in das Privatleben zurückgezogen haben. Die Firma geht infolgedessen in das Eigenthum der Erben des früher verstorbenen Herrn Adolf Knoll über; dieselben übernehmen das Geschäft mit allen Ac- tiven und Passiven für ihre Rechnung und werden es in unveränderter Weise weiterführen. Zeichnen wird ausschließlich Herr Leo Edler' von Mationi. (Neue Musikalien.) Als höchst prak- tisches und zugleich in seiner Art wertvolles Ge- schenk für das musikliebende Publicum, sowohl Schüler als auch Erwachsene, würden sich die von dem bekannt hoch talentvollen Compositeur Ernst Ludwig „Eiuden für die linke Hand“ erweisen. Welcher Bedeutung sich dieselben auch schon von Seite unserer musikalischen Größen erfreuen, be- weist der Umstand, daſs die genannten Compo- sitionen bereits auch in Wien am Conservatorium eingeführt sind. Die Etuden erweisen sich nicht nur als sehr lehrreich und praktisch für die Er- langung der der linken Hand in den meisten Fällen mangelnden Kraft und Geläufigkeit im Vergleich zur Rechten, sondern sie sind auch äußerst melodiös und ansprechend für das Gehör. Die genannten Compositionen sind im Verlage von Alexander Rosée in Wien erschienen und hier durch die Buch-, Kanft- und Musikalienhandlung von Hermann Ikob zu beziehen. — Romanze und Ga- votte, op 22, I und II betitelt der nunmehr als Componist schon vortheilhaft bekannte hiesige Musik- Lehranstalts Inhaber Herr M. Kaufmann seine soeben im Verlage von R. Tourbié in Berlin er- schienenen Violinstücke mit Pianobegleitung. Die- selbe sind sehr ansprechend in der Führung der Melodie wie in der Harmonisierung und leicht für die Ausführenden. (Concurswaren-Verkauf.) Heute 9 Uhr vormittags und an den folgenden Tagen find't die gerichtliche Feilbietung des in die Concurs- massa des Josef Kasteliz gehörigen Waren-Lagers statt. (Hoftitel Verleihung.) Dem Besitzer des Hoel Casino in Marienbad, Herrn Co. V. Ptzoidt, wurde vom Kaiser von Russland mit Enlschließung vom 12 October d. J. der Titel eines Hofl eferaaten, beziehungsweise eines Hof- trait urs Seiner kaiserlichen Hoh it des Großfürsten Wladimir Aexandrowitsch von Ruſsland mit dem Rechte zur Führung des Monogrammes Seiner kaiserlichen Hoheit im Schilde, verliehen. (Los Kalendartum für 1899) Unsere Leser finden als Bilage in der heutigen Nummer das von der Cntral-Sepositencass und Wechsel- stube des Wiener Bankverein, Wien, I., Herrengasse 8, ausgegenen Los-Kalendarium für 1899, welches in übe sich lichster und concisester Weise als wissens- werten Daten enthält, die für den Besitzer öster- reichischer und ungarischer Lose von Interesse sein könnten Im Anschlusse an dasselbe fi det sich der den Besitzern verlosbarer und versicherungsbedürftiger Wertpapiere gewiss erwünschte Prämientarif für die Versicherung von Losen und Wertpapieren gegen Verlosung verlust für das ganze Jahr 1899, aus welchem auch der Coursverlust im Falle der Ver- losung mit dem kleinsten Treffer, respective Nominal- werte ersehen werden kann. Auch im ablaufenden Jahre haben sich die von der genannten Wechsel- stube eingeführten wichtigen Neuerungen, nämlich die Versicherungen gegen Barentschädigung und die Festsetzung des Tarifes für den Zeitraum eines ganzen Jahres sehr bewährt. Die Besitzer verlosungs- bedüftige Wertpapiere haben von denselben in um- fass ader Weise Gebrauch gemacht, von der einmaligen Versicherung für das ganze Jahr insbesondere des- wegen, weil ihnen durch dieselbe eine bedeutende Ersparnis an Mühe, Zeit, Porto und Stempel ermöglich wurde. Diejenigen unserer Leser, welchen die obgenannten Beilagen nicht zugekommen sein sollten, wollen sich unter Berufung auf unser Blatt direct an die Wechselstube des Wiener Bankverein oder eine der Filialen oder Zweiganstalten des Wiener Bankverein wenden, welche die begehrte Zusendung gratis und franco besorgen werden. (Das „Weiße Kreuz“.) Der Ceatral- ausschuss der „Oesterreichischen Gesellichaft vom Weißen Kreuze“ hat in der Sitzung vom 23. Nov. l. I beschlossen, jene Pablication, deren rasche Verlautbarung im Inter sse der Vereinsmitglieder und namentlich der Armee wünschenswert erscheint, durch die „Militär-Zeitung“ veröffentlichen zu lassen. Die Militär-Zeitung“ wird daher vom 1. Jänner 1899 an in jeder Nummer in einer selbständigen Rubrik unter dem Titel „Das Weiße
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