Text na stránkách 1

Text: 
Nr. 287 Samstag den 17. December 1898 XXII XXXVIII Jahrgang. Sadcblatt Karlsbader und Abonnements-Freise: Für Karlobad: 7....2 p. . aarig4f. Wochenblatt. Zustellung ins Haus pro Quartat 20 kr. Mit Hostversendung. Erscheint ganzjährig täglich mit Ausnahme nach 3 a. Vierteljahrig... Inland: Sonn- und Feiertagen. 6 h. 12h. erijarg...6 M. g12„ ...24„ Redaktion und Administration im Hause „Bellevne“,d Telephon-Nr. 59b Inferate werden nur gegen Vorauszählung an- zeile6r. Infernte, für den nächsten Tag bestinmet, wererbi2AhrNachmiagsin de? ntund eht„3Nämmer“,Mar Manuverlyte werden nicht zurücktgegeben Wierteljährig Ausland: Herausgeber: Ernest Franieckh. Inferate übernehmen die Annoncen-Bureaus Haasenstein & Vogler in Wien, Rudolf Mosse in Berlin und Wien und sämmtliche anderen Filialen dieser beiden Firmen. Abgeordneten Dr. Schücker, Dr. Rud. Knoll und Genossen haben wie wir bereits gemeldet, in der Sitzung des Abgeordnetenhauses am 13 De- cember einen Antrag auf Gleichstellung sämmtlicher der Gebäudezinssteuer unterliegenden Gebäude in der Gebäudezinssteuer in den Kurorten eingebracht, dieser Antrag ist für uns hier von solcher Wich- tigkeit, daſs wir denselben nachstehend unseren Lesern in seinem vollen Wortlaute folgen lassen. Er lautet: �Nach dem Stande der heutigen Gebäude- steuergesetzgebung werden zwei Kategorien der Ge- bände insſteuer unterschieden und zwar die ursprüng- liche, welche schon im Jahre 1820 und 1821 ein- geführt worden ist, und die ausgedehnte, welcher seit dem Jahre 1850 viele Gebäude, welche bis dahin nur von der Gebäudeclassensteuer getroffen wurden, neben dieser letzteren Steuer unterworfen wurden. Die bemessene ursprüngliche Gebäude- zinssteuer wird ganz, die ausgedehnte nur mit demjenigen Betrage, um welchen sie die von dem Gebäude entfallende Gebäudeclassensteuer über- steigt, entrichtet. Zu den Orten, in welchen die Gebäudezins- steuer ursprünglich eingeführt worden war, gehören die Cur- und Badeorte Karlsbad, Teplitz, Franzensbad und Marienbad. Hier werden nur 15 Procent des erhobenen Zinses auf die Erhaltungskosten abgezogen und der Rest des Zinses wird mit 16 Procent als ordentliche Steuer nebst einem außerordentlichen Zuschlage be- Gebäudezinssteuer ein 30procentiger Erhaltungs- kostenabzug gestattet und vom Reste des Zinses 12 Procent als ordentliche Steuer nebst dem außer- ordentlichen Zuschlage vorgeschrieben. Diese Steuerleistung hat sich seit dem Jahre 1869 geändert, indem seither nebst dem die Ein- kommensteuer vertretenden Eindrittelzuschlag noch ein außerordentlicher Zuschlag mit einem Drittel der einfachen ordentlichen Gevür zu der Gebäudezins- steuer hinzugekommen ist, so daſs die ursprüngliche Gebäudezinssteuer gegenwärtig 262/3 Procent und die ausgedehnte 20 Procent des reinen Zinser- trägnisses beträgt. Diese ungleiche Behandlung stellt sich namentlich für die genannten Cur- und Badeorte als eine Ungerechtigkeit dar, welche sobald als möglich beseitigt werden soll. Ist schon eine Gebäudesteuer mit 20 Procent des Zinserträgnisses eine horrende, die Bevölkerung schwer drückende Last, welche eine Hemmung der Baulust und damit eine Hinderung des Bestrebens, der Bevölkerung gesunde und billige Wohnungen zu schaffen, zur Folge hat, so ist dieses noch mehr der Fall bei einer Zinssteuervorschreibung von 262/3 Procent. Diese hohe Besteuerung in Verbindung mt der Entrichtung hoher Landes-, Bezirks- und Gemeindeumlagen bringt es namentlich in den ge- nannten Kur- und Badeorten mit sich, daſs die Rente der vermieteten Gebäude sich nicht höher als auf 2 bis 21/2 Procent stellt, daſs jeder einge- nommene zweite Gulden Zins der Steuergulden genannt werden kann und als solcher bezahlt werden muss. In den Kur- und Badeorten gelangen die Gebäude nur einen verhältnismäßig kleinen Theil des Jahres zur Vermietung und angesichts des internationalen Charakters des diese Orte auf- suchenden Publicums muss bei drohenden Katastro- phen, Kriegsfällen und sonstigen auf die Verkehrs- und Geldverhältnisse Einfluss nehmenden außer- ordentlichen Ereignissen mit der Gefahr gerechnet werden, daſs ein großer Theil des Curpublikums ausbleibt und die Vermiethung nur auf einen kleinen Kreis von Gebäuden sich beschränkt. Dazu kommt, daſs die ohne jegliche Staatshilfe und ohne jegliche materielle Unterstützung aus öffent- lichen Mitteln belassenen und auf ihre eigene Kraft angewiesenen Eur und Badeorte alljährlich mit höheren Anforderungen des Curpublicums rechnen müssen und, um zum mindesten gleichen Schritt zu halten mit der außerhalb Oesterreichs gelegenen und auf Staatskosten subventionirten Cur- und Badeorten, angewiesen sind, fortwährend Neuan- schaffungen, welche der Befriedigung des Comforts und des Luxus zu dienen haben, aus eigenen Mitteln zu machen. Diese Verhältnisse haben eine namhafte Ver- theuerung sämmtlicher Lebensverhältnisse zur Folge. Anderseits verdienen die Kur- und Badeorte, welche alljährlich eine graße Anzahl wohlhabender Fremder ins Jnland hereinziehen und dem Staate infolge des Fremdenzuflasses und des hohen, von Jahr zu Jahr steigenden Geldumsatzes große votks- wirtschaftliche Vortheile zuführen und der Bevöl- kerung reichlichen Verdienst schaffen, volle Berück- sichtigung, daher auch die weitgehendste Beseitigung der sie drückenden Lasten der Steuergesetzgebung. Eine gründliche Reform der Grund und Ge- bäudesteuer ist allseitig als unbedingt nothwendig erkannt worden. Bis dahin sollte wenigstens ge- trachtet werden, die bestehenden Ungleichheiten in Die Gebäudezinssteuer in den Kurorten. steuert. Dagegen wird bei der ausgedehnten In Treue fest. Roman von Marie Bernhard. (Nachdruck verboten.) Den ganzen Tag hindurch hatte der Sturm getobt, — ein toller, wüthender Sturm mit langem Athem, der sich wie ein erbitterter Feind über die See warf, sie aufwühlte bis in ihre Tiefen und ihr blauschwarzes Wasser hoch hinauf über den schmalen Sandfaum jagte, der von alten wetter- festen Fichten und Kiefern bestanden war. Sie leisteten dem Sturm einen tapferen Widerstand, — zum wievielten Mal wohl, seitdem sie hier wurzeiten, lieferte ihnen dieser rauhe Nordost eine Schlacht? Zu zählen war's nicht mehr; die alten Bäume knarrten und ächzten, sie bogen sich weit zurück und schüttelten trotzig ihr Geäst, aber sie unterlagen nicht, und wenn der weiße Gischt aus der Brandung bis zu ihnen emporspritzte und sich wie ein weißer Schleier in ihre Nadelzweige hing, dann wehrten sie dem Sturm nicht, wenn er mit rauher Hand die zerfließenden Schaumflockes packte und in alle Lüfte zerstäubte. Menschenwerk und Menschenhand richteten nichts aus in dem wilden Konzert, das der Sturm, das Meer und der Wald einander gaben. Er thürmte sich auf zu schwindelnder Höhe, der alte Fichtenwald, und dort, wo er seine letzten Vor- postenrethen bis an den Strand herunterschickte, war nicht Weg noch Steg, nur eine steile Tiefe, von Steinen und wüstem Geröll vollends unwegsam gemacht. Dennoch kam plötzlich ein Leben in diese Wildnis, das nicht vom Sturm allein herrührte: ein Krachen und Knacken im Gräst, als bräche ein fliehendes Wild in Todesangst droben hindurch' ein Poltern von stürzenden Steinen, ein Rieseln von mitgerissener Erde, vereinzelte Laute, vom Sturme halb verweht — endlich eine Männergestalt, halb taumelnd, halb in unfreiwilligem Lauf begriffen, vergebens bemüht, an einem der Bäume mit der Hand einen sicheren Stützpunkt zu gewinnen, ver- gebens bemüht auch, in dem abwärts stürzenden, jäh zu Thal fallenden Boden festen Fuß zu fassen; unaufhaltsam weiter, gefährlich und halsbrechend, vorüber an den letzten, sturmgeschüttelten Kiefern über den schmalen Saum des Strandes, hinein in die wüthend aufbrüllende, sausende Brandung! Da endlich — halt! Im tiefen, weichen, zer- wühlten Meeressande wurzeln die Füße, und ob auch ein paar Sturzwellen über den Kopf des Mannes hinweggehen — es ficht ihn nicht an. Er ringt eine Minute mit schwer keuchender Brust nach Athem, dann zieht er vorsichtig einen Fuß nach dem andern aus dem nassen Uferschlamm und schleppt sich langsam, langsam an den Strand bis hinauf zu einem Kieferstamm, wo die Brandung, die sich ihm beutegierig nachgestürzt, ihm nichts mehr an- haben kann. So, den linken Arm um den Baum geklammert, wischt sich der Mann mit der Rechten Schaum und Salzwasser aus den Augen und sieht, wo er ist! Ganz allein, ganz, ganz allein! Vor ihm nur das aufgeregte, schaumdurchwühlte, dunkle Meer, drüber weg fern, fern am Himmel ein fahler Streifen verdämmernden Abendroths — um ihn her schon die tiefern Schatten beginnender Dunkel- heit, hinter ihm der zornig stürmende Wald und rings ein machtvolles Sausen und Toben, schön, majestätisch, ehrfurchterweckend ... aber wie einsam Alles, wie so nameulos einsam! Der Mann am Strande kennt keine Furcht, er hat in zwei Kriegen mitgefochten, er hat ein wechselvolles, reiches Leben hinter sich, Wüstenreisen weite, gefahrvolle Seefahrten, schlimme Jagdabenteuer und tolle Ritte; eine Nacht im Walde zuzubringen ist ihm weder etwas Neues, noch etwas Schreck- liches, aber er ist durchnäſst, bis auf die Haut, er hat den linken Fuß bei seinem unfreiwilligen Ab- sturz zu Thal arg verstaucht, er hat seinen guten Bergstock dabei eingebüßt, er empfindet quälenden Hunger, noch quälenderen Durst und
Název souboru: 
karlsbader-badeblatt-1898-12-17-n287_7655.jp2