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„Karisbader Badeblatt und Wachenblatt“ Nr. 278
6. December 1898
Fischern, 4. December. O-C.] (Jubiläumsfeier.)
Die Jubiläumsfeier an unserer Volksschule nahm einen,
den allerhöchsten Intentionen entsprechend, einfachen aber
würdigen Verlauf. Die Schüler der unteren Altersstufen
versammelten sich um 8 Uhr in ihren Classen, wurden
durch ihre Lehrer in Ansprachen auf die hohe Bedeutung
des Tages aufmerksam gemacht und nach Beschenkung mit
hübschen Kaiserbildern wieder entlassen. Die Schüler der
obersten Classen vereinigte zunächst um 9 Uhr ein von
Herrn Schulkatecheten P. Capek celebriertes feierliches
Hochamt, dem eine interne Schulfeier sich anschloss. Aus
diesem Anlasse war für die Knabenschule der Turnsaal,
für die Mädchenschule die 5. Classe äußerst geschmackvoll
decotiert. In gehaltvollen Worten würdigte an der
Knabenschule Herr Oberlehrer Werrlein den Festtag in
seiner Bedeutung für jeden treuen Oesterreicher, entwarf
in packender Form ein Bild des an Ereignissen ver-
schiedenster Art überreichen Lebens des hohen Jubilars
und schloss seine Ausführungen mit einem dreimaligen
Hoch, in welches alle Anwesenden begeistert einstimmten.
In der Mädchenschule hatte Herr Lehrer J. Schreiber das
Sprecheramt übernommen und entledigte sich auch dieser
seiner Aufgabe in bester Weise. Da wie dort fand die
ebenso einfache wie schöne Feier ihren würdigen Abschluſs
durch Absingen des Kaiserliedes.
ch.
Drahowitz, 4. December. [O-C.] (Kaiserfeier.)
Am 2. December l. J. veranstaltete der Gemeinde-Aus-
schuſs im Saale des Gasthauses zur Schützenhalle abends
eine Kaiserfeier. Herr Gemeindesecretär Bendel begrüßte
die Erschienenen und sprach über die Bedeutung des
Jubeltages, worauf er die Anwesenden zu einem Hoch
auf Se. Majestät den Kaiser aufforderte, nach welchem
alle stehend die erste Strophe des Kaiserliedes unter
Clavierbegleitung sangen. Oberlehrer Herr F. Grumbach
trug das Alboth'sche Gedicht „Zum 2. December“ vor.
Der Gesangverein unter der Leitung des Herrn Lehrer
Illing wusste durch eine reiche Auswahl patriotischer
Lieder die Anwesenden, unter denen sich viele Frauen
befanden, zu erfreuen, wie auch Herr Illing nicht müde
wurde, die Zwischenpausen durch sein ausgezeichnetes
Clavierspiel auszufüllen. Auch die Vorträge des Herrn
Grunert fanden lebhaften Beifall. Tagsüber wehten viele
Fahnen von den Häusern aus Anlass des Kaiserfestes.
Gießhübl-Sauerbrunn, 4. Dec. [O-C.J] Das 50-
jährige Regierungs-Jubiläum Sr. Majestät des Kaisers
wurde bei uns in festlichster Weise begangen. Die Feuer-
wehr begab sich am Vormittag zu einem feierlichen Gottes-
der Südspitze des Sees währt ziemlich lange
(ca 2 Stunden), ist aber sehr hübsch.
Als die Straße über den steilen „Katzenkopf“,
eine Halbinsel des Sees, welche die Walchenseer
Bucht von der Obernacher trennt, führte, stiegen
die meisten Sänger zur Schonung der Rosse aus,
einen Abkürzungsweg einschlagend. Beim Weggehen
sagte noch unser Kutscher: „Die Herren können
sich Zeit lassen, da ich einen langen Umweg
fahren muss“, und im langsamsten Tempo, unter
heiteren Scherzen, kamen wir auch gleichzeitig mit
dem Wagen, der einige ganz faule Sänger
beherbergte, nach halbstündiger Wanderung in der
uns schon früher bekannten Bucht von Öbernach
an, bestiegen den Omnivus und vorwärts giengs
durchs hübsche Waldthal bis „Walgan“, wo wir
kurze Rast machten.
Bei gutem Tutzinger Bier in Gesellschaft von
einigen Alpensöhnen und einem alten, biederen Berg-
führer vergieng rasch ein halbes Stündchen.
Gelegentlich der photographischen Aufnahme
seitens unseres Blitz und Hofphotographen, die
auf der Straße vorgenommen wurde, bot sich die
ehrende Gelegenheit, dem Großherzoge von Nassau
sammt Gefolge einen Sangesgruß darzubringen.
Der hohe Herr und die Damen und Herren des
Gefolges passierten nämlich in drei Wägen „Wall
gau“; sie erwiederten unsern Gruss aufs Herzlichste.
Um 6 Uhr abend langten wir in heiterster
Stimmung, aber ziemlich durchgeschüttelt, in Mitten-
wald an, und nahmen Quartier im Gasthof „Zur
dienst nach Zweibau von dem sie Mittag zurückkehrte.
Am Abend fand im Hotel Kronprinz ein Festcommers
statt, der mit einer glänzenden Rede des Herrn Director
Aickelin eröffnet, durch Vorträge des wackeren Gesang-
vereins unterstützt, einen erhebenden Verlauf nahm und
bei der bekannten vorzüglichen Bewirtung des Hoteliers
Kiffl die Theilnehmer recht lange und in der animiertesten
Stimmung beisammen hielt.
Petschau, 3. December. (O-C.) Auch in unserer
Stadt wurde das 50-jührige Regierungsjubiläum Seiner
Majestät des Kaisers feierlich begangen. Schon tags
vorher waren zahlreiche Häuser mit schwarz-gelben Fahnen
beflaggt und wurde durch einstündiges Glockengeläute den
Bewohnern das Herannahen dieses für Oesterreich so be-
deutungsvollen Tages verkündet. Am Festtage selbst
prangten bereits sämmtliche Häuser in Flaggenschmuck.
Um 10 Uhr vormittags wurde in der Pfarrkirche ein
feierliches Hochamt mit Tedoum abgehalten, an welchem
sich sämmtliche Beamten der hiesigen kaiserlichen Behörden,
die Bezirksvertretung, die Stadtvertretung, der Lehr-
körper, die hier weilenden Herren Officiere, die k. k. Gen-
darmerie und Finanzwache, sowie der Militär-Veteranen-
Verein von Petschau und Gängerhof, dann die Feuer-
wehren von Petschau, Gängerhof und Tiefenbach und
viele andere Andächtige betheiligten. Die Schuljugend
war wegen der herrschenden Dyphtheritis-Epidemie an
der Feier nicht betheiligt. Nach dem Hochamte defilierten
die Vereine auf dem Ringplatze vor den Honorationen
und nahmen dann dortselbst Aufstellung. Hierauf wurde
von einem Mitgliede des Militär-Beteranen-Vereines
Petschau eine auf die Feier des Tages Bezug habende
Ansprache gehalten, und mehrere stürmische Hoch auf Se.
Majestät den Kaiser ausgebracht, in welche sämmtliche auf
dem Ringplatze Anwesende begeistert einstimmten. Mit
dem Abspielen des Kaiserliedes fand die officielle Feier
ihren würdigen Abschluſs. Abends wurde mit Rücksicht
auf die tiefe Trauer, in welcher sich das Allerhöchste
Herrscherhaus befindet, vom Militärt-Veteranen-Verein
bloß eine gesellige Zusammenkunft in den Localitäten des
„Hotel Paradies“ in Petschau veranstaltet, welche von
den Mitgliedern und noch Fremden zahlreich besucht war
und bis in die späten Nachtstunden dauerte.
Eger, 3. Dec. [O.-C] Das 50-jährige Regierungs-
jubiläum des Kaisers fand auch in unserer Stadt bei dem
größten Theil der Bevölkerung einen freudigen Wider-
hall. Eingeleitet wurde die ganz spontane Feier am
Vorabend mit einem musikalischen Zapfenstreich, welcher
schier die ganze Einwohnerschaft auf die Gasse lockte. Der
Festtag selbst begann mit einem musikalischen Weckruf.
Um 10 Uhr fand sodann in der Erzdecanale ein feierliches
Hochamt statt, welchem die gesammte Garnison mit allen
activen und inactiven Officieren, ferner die Beamtenkörper
aller k. k. Behörden, das Schützencorps und die Veteranen-
Vereine corporativ anwohnten. Weiters wohnten dem
Gottesdienste der Bürgermeister mit den Stadträthen,
der Bezirksobmann, Vertreter aller civilen Aemter und
Institute und die Vorstände der kgl. sächsischen und
bairischen Behörden an. Die Kirche war gedrängt voll.
Nach dem Gottesdienste rückte das Militär mit den
uniformirten Vereinen in die Landwehrkaserne ab, wo-
selbst Herr Oberst Scheuau Edler v. Kranichshain mit
einer patriotischen Ansprache die Vertheilung der Jubi-
läumsmedaille vornahm. Die k. k. Beamten wurden mit
der Medaille auf der Bezirkshauptmannschaft decoriert
und zwar durch den Herrn Statthaltereirath Dr. Czerny.
Im Laufe des Vormittags fanden auch in allen städtischen
und staatlichen Schulanstalten interne Feierlichkeiten statt.
Am Abend prangte die Stadt in einem Meer von Licht.
Nachdem eine öffentliche Aufforderung zum Beleuchten der
Fenster nicht ergangen war, richteten im letzten Augen-
blick einige Bürger an die kaisertreue und patriotische
Bevölkerung den Appell, am Abend zu illuminieren.
Diesem Aufrufe wurde, wie der Augenschein lehrte, willig
Folge geleistet. Neben den öffentlichen Gebäuden konnte
man nur noch wenig unbeleuchtete Häuser sehen. Man
kann sagen, daſs gut 90 /% der Fenster im Kerzenlichte
erstrahlten. Dieser Effelt war selbst für die genauesten
Kenner der Verhältnisse thatsächlich eine Ueberraschung.
Auf den Straßen herrschte natürlich ein reges Leben.
Auch der Fahnenschmuck war reich genug. Man sah nur
schwarz-gelbe Fahnen. Feierliche Begehung fand der
Jubeltag weiters seitens der evangelischen und seitens der
israelitischen Gemeinde durch Festgottesdienste. Es zeigte
sich auch in Eger, wie tief die Liebe und Achtung zu
unserem Kaiser in den Herzen eingewurzelt ist. — Die
am 3., bezw. 6. October hier eingerückt gewesene Ersatz-
mannschaft des 73. Inf.=Reg., ferner des 22. Feldjäger-
Bat. und des 6. Landw.=Inf-Reg. wurde am 27. v. M.
nach beendeter Abrichtung beurlaubt.
Eger, 5. December. O.-C.] (Todesfall. — Prä-
miierung. — Concert.) Am Freitag verschied hier
im Alter von erst 41 Jahren der Lehrer Rudolf Pesselt,
eine wegen des großen Wissens, vielseitigster Talente
und des vorzüglichsten Charakters und Herzenseigen-
schaften hoch geachtete und in allen Gesellschaftskreisen
beliebte Persöhnlichkeit. Davon gab die sonntägige Leichen-
feier beredtes Zeugnis. An derselben betheiligten sich die
Knabenvolksschule, der Männergesangverein mit seinem
Damenchor, der Sängerbund, der Stenographenverein,
die Lehrerschaft, der Bezirks- und Ortsschulrath, zahl-
reiche Honoratioren und Trauergäste. — Aus der vom
Bezirksausschusse 1888 gegründeten Kaiser Jubiläums-
Stiftung für brave Dienstboten wurden heuer betheilt:
Elisabeth Knauf, 32 Jahre bei demselben Brotherrn be-
dienstet, Kaspar Zuber, seit 30 Jahren, Magdalena Flanger.
seit 28 Jahren, Margaretha Dietl, seit 28 Jahren bei
derselben Herrschaft in Diensten, ferner Georg Bernath,
seit 34 Jahren und Margaretha Klarner, seit 87 Jahren
in zwei Dienstplätzen bedienstet. — Der hiesige Männer-
gesangverein hielt am Sonntag im Frankenthalsaale ein
überaus gut besuchtes und von besten Erfolgen begleitetes
Concert ab. Besonderen Beifall fanden die Vorträge des
Fräul. Czerny.
Bermischtes.
(Die confessionelle Bewegung in Böhmen)
welche die deutsch-radicalen Kreise erfaſst hat, scheint in
der That einen ernsten Charakter annehmen zu wollen.
Wie nämlich aus Eger berichtet wird, fand daselbst am
Sonntag eine vertrauliche Sitzung zum Zwecke der Be-
rathung der vorbereitenden Schritte für den Massen-
übertritt der Deutschen Nordböhmens zum Protestan-
tismus statt. Die Gemeinde Trebendorf im Bezirke
Eger hat einstimmig beschlossen, insgesammt zur prote-
stantischen Kirche zu übertreten.“
(Wie weit ein kleiner Ballon fliegt.) Im
August d. J. ließ ein Herr in Bamberg einen jener
kleinen, bunten Luftballons, wie sie auf den Messen ver-
kauft werden, fliegen. An dem Faden befestigte er seine
Visitenkarte und schrieb darauf die Bitte, daſs Derjenige,
der den Ballon fände, ihm die Karte mit Angabe des
Fundortes zurückschicken moge. Am 14. d. M. nun er-
hielt die Redaction der „Bamb. N. N.“ die betreffende
Karte aus Sunderland in England, wo sie mit dem
Ballon gefunden worden war, von einem Herrn Smith
mit einem höflichen Schreiben eingesandt.
(Siebenfacher Kindesmörder.) Vom Schwur-
gerichte in Chrudim wurde am 30. v. M. in später Nach-
mittagsstunde der Landwirt Franz Novotny auf Grund
einstimmigen Verdicts zum Tode durch den Strang ver-
urtheilt. Novotny wurde überführt, während der letzten
8 Jahre sechs seiner ehelichen Kinder und ein uneheliches
Kind bald nach ihrer Geburt mittelst Arsenik getödtet zu
haben.
(Einen Kampfauf Leben und Tod) hatte
der Forstausseher E. Buhrow aus Juschken bei Berent mit
einem Wilddiebe zu bestehen. Der Beamte, welcher schon
längere Zeit Wilderer in seinem Reviere vermuthete, unter-
nahm gegen Abend den gewohnten Patronillengang,. Um
ein wenig auszuruhen, setzte er sich hinter einen Busch, als
er plötzlich einen Mann mit einem doppelläufigen Gewehre
auf sich zukommen sah. B. ließ den Wilderer, den er sofort
erkannte, bis auf etwa fünf Schritte zu sich herankommen,
rief ihn beim Namen und befahl ihm, das Gewehr nieder-
zu legen. Wie der Blitz sprang der Wilderer auf B. los,
faſste dessen Gewehr und versuchte mit seinem Gewehr auf
B. zu schießen. Obwohl er dem Forstbeamten an Stärke be-
deutend überlegen war, gelang es diesem doch, sich und sein
Gewehr freizumachen und dasselbe in Anschlag zu bringen.
Jetzt erkannte der Wilderer die Gefahr und legte sein Ge-
wehr nieder, welches der Beamte sogleich in Beschlag nahm.
Der Wilderer ist der 26-jährige Besitzerssohn V. Czucha
aus Schönheide.
(Sehr gut!) In einem Theater in Yorkhire war
folgendes Plakat zu lesen: „Damen, die ihr Haar an
den Hüten befestigt haben, ist gestattet, die Hüte aufzu-
behalten.“ Damit war die leidige Hutfrage für das
Theater zur Zufriedenheit gelöst.
haber-Jubiläums-Medaillen, bekanntlich ebenfalls
ein Geschenk des Kaisers an die seinen Namen
führenden Infanterie und Kaiser-Jäger-Regimenter,
sowie der silbernen Ehren-Trompeten erwachsenden
Auslagen werden aus der Privatcassa des Kaisers
gedeckt werden.
Traube“.
(Schluss folgt.)
Telegrapsiischie Racirichiten.
Wien, 5. Dec. Se. Majestät der Kaiser
beeidete heute vor den allgemeinen Audienzen
9 geheime Räthe, darunter den Fürsten Auers-
Název souboru:
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