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6. December 1898 „Karlsbader Badeblatt und Wochenblatt“ Nr. 278 Geite 3 Das provisorische Comité, welches die Statuten fertigte, besteht aus folgenden Herren: Bürger- meister Ludwig Schäffler, Stadtrath Dr. Josef Pfeifer, Stadtrath Dr. Karl Becher, Stadtrath Adolf Groß, Julius Pupp, Wilhelm' Weishaupt, Emil Teller, A. Aulich, Franz Roscher, Alfred Bernharth, Leonard Kohl, Karl Richter, Leo von Mattoni, Karl Wacker, Josef Peithner. — Zur Versammlung selbst wird auch Herr Redacteur Emanuel Tschoepe, Gründer des Trabreunvereines in Baden, hierherkommen, um mit Rathschlägen zu dienen. Anmeldungen zu dem Berein nehmen die obengenannten Comitémitglieder entgegen und zwar bekrägt die Einschreibgebür 10 fl. und der Jahresbeitrag 5 fl. (Sterbefall. ) Heute nachts verschied hier der hiesige Hühneraugen-Operateur und Obmann- stellvertreter des Karlsbader Krankenunterstützungs- Vereins Herr Franz Berrysen. (Humanitärer Act.) Ueber Beschluss des Verwaltungsrathes der a. priv. Buschtiehrader Eisenbahn in seiner Sitzung vom 28. November 1898 wurde aus Anlass der Feier des Allerhöchsten 50jährigen Regierungs-Jubiläums Sr. k. u. t. Apostolischen Majestät des Kaisers für das am 2. December 1898 in activer Verwendung stehende Personal der Buschtiehrader Eisenbahn eine außer- ordentliche Remuneration bewilligt: Für das Per- sonal im Jahresgehalte der Betrag je eines Monats- gehaltes. Für die im Taglohn stehenden Vor- arbeiter und Arbeiter, welche mindestens seit De- cember 1897 ununterbrochen in activer Verwendung stehen: Für die Vorarbeiter der Betrag von je 30' fl., für die gewöhnlichen Arbeiter der Betrag von je 20 fl. Für die in den Werkstätten ver- wendeten Professionisten der Betrag von je 25 fl. (Theater im Hotel Weber.) Die Theater-Direction Gustav Frey in Krummau wird vom 10. d. M. ab im Theater Variété gastieren. Die erste Vorstellung findet am Samstag statt und gelangt die Blumenthal-Kadelburg'sche Novität „Im weißen Rößl“ zur Aufführung. (Persondies.) Herr Rudolf Löwen- stein, Stationschef in Nußdorf, Bruder des Herrn Dr. Söwenstein hier, wurde mit dem goldenen Verdienstkreuze mit der Krone ausgezeichnet. (Preiskegelschieben.) Das in „Charwat's Restaurant“ abgehaltene Preiskegelschieben nahm einen sehr unterhaltenden Verlauf und wurde ver- gangenen Sonntag nachts 12 Uhr geschlossen. Das Ganze war in ausgezeichneter Weise geregelt und Herr Charwat hatte zu den schon bekannt ge- gebenen 4 Preisen noch 6 andere zugegeben, somit ist es auch erklärlich, daſs eine größere Theilnehmer- zahl zu dem schönen Vergnügen sich zusammen fand. Als Gewinner gingen hervor, die Herrn: Director Branoner I., Gergner II., Bachmann III., Reis IV, Oelsner V., Dr. Reinhard VI., Jomrich VII. Weber jun. VIII., Schneider IX., Hagenbeg X. Preis. Herr Charwat gedenkt in den nächsten Tagen wieder ein derartiges Kegelscheiben mit noch mehr Gewinnsten zu veranstalten. (Hotel „Nürnberger Hof.“) Herr Wilhelm Gärtner hat die Bewilligung erhalten, die Beschildung „Erzherzog Karl“ an seinem Hotel aufzulassen und nun mit „Nürnberger Hof“ be- schilden zu lassen. (Große Tanzübung.) Im großen Saale des Kurhauses findet unter Leitung des Turnlehrers Herrn Jomrich künftigen Donnerstag den 8. De- cember eine große Tanzübung statt, zu welcher alle diesjährigen und früheren Tanzschüler, sowie ein- geführte Gäste Zutritt haben. Den Glanzpunkt an diesem Abende werden jedenfalls die Tänze „Quadrille à la cour“, „Pas de quatre“ und „Menuet Walzer“ bilden. (Der Gehweg) von der Habsburgerstraße bis Donitz, welcher unterhalb der Reitschule erbaut wurde, hat vorgestern als willkommene Communication für die vielen hiesigen Ausflügler gedient, welche nach Haberzeitl's Gasthaus wanderten. Die Ge- meindevertretung Donitz, welche den Weg auf ihre Kosten herstellen ließ, was hiemit richtig gestellt wird, hat hiedurch für ihre Gemeinde etwas Praktisches wirklich geschaffen. (Landwehrpersonalnachrichten.) Transferiert wurden mit 16. v. M. der Lieutenaut im Verhältnis der „Evidenz“ des Landw.-Inf.-Reg. Brünn Nr. 14 Herr Richard Sachs in Janessen zum Landw.-Inf.-Reg. Nr. 6 Eger; der Regiments- arzt I. Classe im Verhältnis der „Evidenz“ des LandwInf.Reg. Jung-Bunzlau Nr. 10 Dr. August Lorinser (Aufenthaltsort Karlsbad) zum Landw.-Inf.-Reg. Nr. 6; der Regimentsarzt II. Cl. im Verhältnis der „Evidenz“ des Landw.-Inf.-Reg. Leitmeritz Nr. 9 Dr. Franz Fink (Aufenthaltsort Karlsbad), zum Landw. Inf.=Reg. Eger Nr. 6. (John'sche Kaminaufsätze.) In der Annonce des Herrn Heimdörfer in unserer Sonntags- nummer hat sich insofern ein Fehler eingeschlichen, als es darin heißen soll: Viel Aerger und Verdruß würde erspart, wenn jeder „Hausbesitzer“ seine Kamine mit patentierten „John'schen Anfätzen“ versehen ließe. — Die Rauchplage, die durch diesen Schornsteinaufsatz behoben wird, macht sich nicht bei Fabriksanlagen, wohl aber häufig bei unseren Zimmer- und Küchenöfen fühlbar, und ist es sehr erfreulich, daſs es Herrn Heimdörfer gelungen ist, diesem Uebel so leicht abzuhelfen. (Aufgehobene Sonntagsruhe.) An den zwei dem Weihnachtsabend vorhergehenden Sonntagen, d. i. am 11. und am 18' December ist der Betrieb der Handelsgewerbe von 8 Uhr früh bis 6 Uhr abends gestattet. („Die Räuber von Maria Kulm“.) Diese Ritter-Comödie wird heute Abend im Gasi- hause „Franzosen“ Röhrengasse von der Theater- gesellschaft Suwar aufgeführt. Einige Freunde der noch aus früheren Jahren her bekannten Theater- gesellschaft arrangierte diese Vorstellung, um der in bitterer Nothlage sich befindenden Gesellschaft, welche in letzter Zeit ein kümmerliches Leben in Weheditz fristete, Gelegenheit zu geben, sich über ihre bedrängte Lage einigermaßen hinwegzuhelfen. Der Zweck muss hier eben die Mittel helligen. (Zur kommenden Landtagssession.) Nach einer heute eingelangten telegraphischen Nachricht an czechische Blätter soll der Landtag des König- reitp s Böhmen von nun ab nicht im December und Jänner tagen, sondern im Frühjahr zusammen- treten, sodass der Reichsrath gleich nach 3 Königen wieder seine Thätigkeit aufnehmen würde. Die ihm folgende Landtagssession soll so lange währen, bis die einzelnen Landesvertretungen ihr sämmtliches Material aufgearbeitet haben. (Jubiläums Medaillen.) Das Mi- nisterium des Innern hat eröffnet, daſs bezüglich der „Jubiläums-Erinnerungs-Medaille“ im § 7 der Statuten die Anfertigung aus einem anderen Materiale oder einer anderen als der vorgeschriebenen Form und Ausschmückung ausdrücklich verboten ist. Dagegen waltet gegen das Tragen der „Jubiläums- Meoaillen für Civil-Staatsbedienstete“, sowie der „Ehren-Medaillen für vierzigjährige treue Dienste“ en miniature unter der Voraussetzung kein Anstand ob, daſs die Miniaturdecoration — abgesehen von der Größe — mit den Original-Medaillen voll- kommen übereinstimmt und insbesondere aus keinem anderen als dem in der bezüglichen Urkunde, be- ziehungsweise Statute, festgesetzten Metalle her- gestellt ist. (Ehren-Trompeten.) Bezüglich der vom Kaiser den Cavallerie- und Artiuerie-Regi- mentern, die seinen Namen führen, gewidmeten Ehren-Trompeten wurde angeordnet: Den Ehren- Trompeten, welche im Frieden bei feierlichen Gelegen- heiten und im Kriege ausnahmslos in Gebrauch zu nehmen sein werden, sind von den eigenen Re- gimentern die gleichen Ehrenbezeugungen zu leisten, wie einer Regimentsfahne (Standarte). Der mit der Ehren-Trompete ausgerückte Regiments-Trom- peter ist bei Paraden am Empfangs , beziehungsweise am Defilierungsflügel, in der Colonne bei der ersten Abtheilung — einen Schritt auswärts des Regi- ments-Adjutanten einzutheilen, welcher sich in diesen Fällen an den bezeichneten Flügeln einen Schritt auswärts der Flügelcharge des ersten Gliedes auf- zustellen hat. Alle durch die Beschaffung der In- mittelte und ward auf Befehl und Kosten des Her- zogs Albrecht von Bayern anno 1492 hergestellt. Eine Gedenktafel aus Stein gibt über das eben Gesagte Aufschluss. Vom Leiter dieses Baues sagt genannte Tafel: „Heinrich Part von München hat erdacht, den Sinn, wodurch er ward gemacht. Die armen Rosse, die Jahrhunderte lang Last fuhrwerke ꝛc. heraufschleppen mussten, hätten dem Erdenker gewiss ein ganz anderes Denkmal gesetzt. Ein Abkürzungsweg führt über die reizenden „Kesseldergfälle“, gebildet durch den Abfluss des „Walchensees“, und nach einstündiger Auf- wärtswanderung hatten wir — nach Kreuzung mit der neuen, in langen Serpentinen hinaufführenden, wirklichen Alpinen Kunststraße — den höchsten Punkt erreicht. Der Rückblick zeigte manch schönes Bild; aber wie ich hörte, soll die neue Kunststraße noch herrlichere Ausblicke bieten. Oben angelangt, erschloss sich dem überraschten Wanderer in der reizenden Umrahmung von grünen Waldbergen und mit der dahinter auftauchenden Alpenkette der Blick auf den schönen, sagenhaften, aber etwas düsteren „Walchensee“. Eine Sage erzählt von ihm, daſs auf dem Grunde des See's viele, viele goldene Ringlein liegen sollen, welche zur Beruhigung seit Jahr- hunderten hineingeworfen wurden, um das darin hausende, riesige Ungeheuer zu beschwören, damit es nicht ergrimmt werde, denn ein solcher Fall hätte zur Folge, daſs der im Rachen des Ungeheuers ruhende Schweif, mit dem er das Innere des die Scheidewand zwischen Kochel- und Walchensee bil- denden Kesselberges umschlingt, losschnellt und das schöne Vaierland von der Erde verschwinden macht. — Die Eindrücke, welche uns diese beiden See'n hinterließen, sind unvergesslich, denn auch den Walchensee bekamen wir bei unserem ersten Dortsein von einer anderen Seite zu sehen. Nach kurzer Wanderung thalwärts langten wir bei dem uns schon bekannten „Jäger am See“ in Uhrfeld ca. um 11 Uhr an und hielten mittag. Es hat doch etwas schönes für sich, wenn man im Hochgebirge schon als Bekannter auftreten kann, wie es hier der Fall war. Alte Erinnerungen er- wachen und machen Einem die Gegenwart doppelt schön! — Endlich hieß es: „Aufbrechen! Wir haben ja noch fast fünf Stunden zu marschieren bis Mitten- wald!“ „Zahlen! zahlen!“ hieß es. „Na, b'hüat enks Gott! Kommt's bald amal wieda!“' Unter Händedrücken wandten wir uns zum Abschied. Doch mit dem Marschieren wird nichts. Steht da gleich neben dem Gasthause ein sogenannter Omnibus, der früher nicht da gestanden hatte, zwar unbespannt, aber daueben so eine derbe bairische Kutschergestalt, welche uns angrinste und folgendermaßen ansprach: „Na, woll'n denn die Herrn nöt fahr'n? Wann's woll'n spann i ein und fahr enk um zwoa Markln d' Person bis Mitten- wald.“ Fünf Stunden marschieren, dazu die Mittags- hitze — denn heiß wars, dies zur Entschuldigung — um 2 Mark, das ist ungefähr 1 fl. 20 kr. ö. W., aber fünf Stunden fahren können! — der Teufel wiederstehe diesem Angebote. Selbst unser ver- bissendster Fussgeher, der uns seit langem so liebe Gast Herr P ......, ließ sich nach einigem Brummen zur Fahrt bewegen. „Die Herrn könna sich Zeit lass'n, bis ich eing’spannt hab'“, sagte der Kutscher, „probieren's nur ob's Alle Platz hab'n. Ja, ja, ich hab mir's schon denkt, wiar ich die Herrn drunt' in „Kochel“ aufg’fordert hab' mitzufahr'n, die lauf'n mir nöt davon, die kriag' i schon noch!“ Nach langem Schlichten gelang es folgender- maßen: 11 Sänger im Innern des Wagens, 2 neben dem Kutscher und 2 — ach die Armen bei der Hitze — muſsten aufs Dach klettern und sich zwischen dem Gepäck Ruheplätzchen suchen. Wie ich aber später aus den Aeußerungen entnahm, gefiel es diesen Beiden, denen sich noch freiwillig ein dritter Hochtourist beigesellte, oben sehr gut, da sie neben der freien Umschau so recht die vollste Freiheit in all ihrem Thun und Lassen hatten. Da aber die Beiden erstgenannten Steigeisen, Stricke und alle Bergfteig-Utensilten mithatten, war ein Abstürzen nicht gut möglich. Nicht wahr? das klingt doch gewiss schneidig! Einen einzigen Menschen in Uhrfeld gab es aber doch, der sich über unser Fahren riesig ärgerte. Das war nämlich der Gepäckträger. Er erhielt seine 8 Mark, für die er bis Mittenwald hätte tragen müssen, schon jetzt ausbezahlt und musste sich noch dafür bedanken! Die Fahrt längst des Walchensee's bis zum Dorf „Walchensee“ und bis „Obernach“,
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