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Geite 2 �Karlsbader Wadeblatt und Wochenblatt“ Nr. 278 6. December 1898 Local-Nachrichten. (Kirchenmusik.) Im morgigen Rorate- amte um 7 Uhr Früh werden die Messe in D von Franz Schöpf op. 45 und das Offertorium „Ave Maria“, Duett für Sopran (Fräulein Franziska Krauskopf) und Alt (Fräulein Marianne Stark) von P. Arsenius Niedrist zur Aufführung gelangen. (Das vorgestrige Wohlthätigkeits- Concert) der Kurkapelle zum Besten des städt. Armenfondes im Kurhause war wieder einmal massenhaft besucht. Viele Personen muſsten platz- mangels halber wieder fortgehen, trotzdem beide Säle geöffnet waren. Das krübe regnerische Wetter einerseits und die bekannt vorzüglichen Darbietungen unserer Kurkapelle andererseits, waren die Ursache dieses so überaus zahlreichen Besuches. Dem Armenfonde konnte wieder der namhafte Betrag von nahezu 100 fl. zugemittelt werden. (Abend-Concert der Kurkapelle.) Heute Abend 1/,8 Uhr findet im Kurhause ein Concert der Kurkapelle mit nachstehendem Programm statt: 1. Hoch Habsburg! Marsch v. Kral. 2. Ouverture z. Op. „Leichte Cavallerie“ v. Suppé. 3. Fideles Wien, Walzer von Komzak. 4. Zweites Finale a. d. Op. „La Traviata“ v. Verdi. 5. Ungarische Tänze Nr.'2 und 7 v. Brahms. 6. a) Serenade rococo, b) Mandolinen-Ständchen für Streich- instrumente v. Meyer Helmund und R. Förster. 7. Die liebe Heimat, Solo für zwei Pistons von Hasselmann. 8. Offenbachiana, Potpourri von Conradi. (Feier des Allerhöchsten Reg. Jubiläums beim hiesigen Bezirks- gerichte. ) Am 2. December anlässlich des Regierungs Jubiläums versammelte Herr k. k, Landes- gerichtsrath Hönl als Bezirksgerichtsvorsteher, ämmtliche richterlichen und Kanzleibeamten, sowie die Dieuer des hiesigen k. k. Bezirksgerichtes in seinem Bureau und hielt an selbe nachstehende An- sprache: „Der heutige Tag ist ein Freuden- ein Jubeltag.“ Sr. Majestät unser allgeliebter Kaiser, in dessen Namen wir das Urtheil sprechen, an dessen Stelle wir Schutz gewähren dem gekränkten Rechte —, Unser allergnädigster Herr und Gebieter vollendet mit dem heutigen Tage sein 50tes Regierungsjahr. Ein Jubeltag für jeden Oesterreicher! Und doch zog dieser Tag geräuschlos herauf, und geräuschlos will er enden. Unsere Herzen, die laut aufjauchzen, die all' die heißen Segenswünsche — dem Kinde gleich — laut jubelnd dem guten Vater zurufen wollten, sie bannt tiefes Weh und Trauer hält sie gefangen. Leise ist unser Tritt, und gedämpft das Wort. Eine innere Stimme ruft uns zu: „Wecket nicht die Todte“ — „Laſst nicht die Wunde bluten, die das grause Geschick dem tiefgebeugten Vater im Jubeljahr erbarmungslos ins Herz zur alten Wunde bohrte. Allein ist es uns auch versagt, unserer Festesfreude, so wie wir's möchten, begeisterten Ausdruck zu geben, um so tief empfundener regt sich heut' in uns die Liebe zu unserem guten Kaiser, sein Bild als Leuchte hingebungsvollster Pflichter- füllung, seine Gerechtigkeit und Milde schwebt mächtiger als je uns vor und bewusster als je werden wir's in dieser weihevollen Stunde inne, wie mit allen Fasern unseres Herzens wir am Kaiserhause, an unserm vielgeprüften Kaiser hängen. In dem Gebete, das wir in nächster Stnnde an Gott geweihter Stätte zum Himmel senden werden, wollen wir von Gott dem Allmächtigen die Erfüllung nur eines Wunsches erflehen: „Gott erhalte unsern Kaiser noch recht viele, viele Jahre“ — Und dieser Wunsch, das Beste, das Einzige, was wir unserem vielgeliebten Kaiser zu seinem heutigen Jabelfeste darzubieten vermögen, senden wir im Geist hinüber an die Stätte, wo heute der Hartg prüfte weltab- geschlossen seinen Jubeltag in Mitte der Seinen vertrauert. Auf dass unser Wunsch in Erfüllung gehe, bitte ich mit mir in den freudigen Ruf ein- zustimmen: „Sr. Majestät, unser allgeliebter Kaiser er lebe hoch! hoch! hoch!“ Noch habe ich, bevor zum Gebete wir uns versammeln, die ehrenvolle Aufgabe, Ihre Brust mit der Jubiläums-Medaille dem Angebinde zu schmücken, das uns unser Kaiser zur Erinnerung an das heutige Jubelfest huldvollst zum Geschenke machte. Wir sind hocherfreut über dieses Liebeszeichen unseres allverehrten Kaisers — es wird uns und unseren Nachkommen ein bleibendes Andenken sein und wir geloben, es mit Stolz und Ehren zu tragen. Allein nicht nur dieser einen — sondern noch einer weiteren, das Bezirksgericht Karlsbad ganz besonders ehrenden Verpflichtung habe ich mich zu entledigen. Wir zählen zu den Unsrigen einen Mann, dem die seltene Gunst be- schieden ist, eine mehr als vierzigjährige Dienstzeit hinter sich zu wissen und welchem von Sr. Majestät außer der erwähnten Jubiläumsmedaille ein weiteres Ehrenzeichen, nämlich die „Ehrenmedaille“ für vierzigjährige treue Dienste zu Theil wurde. Es ist dies der k. k. Gerichtsdiener Wenzl Rathhausky, der mit Einrechnung seiner Militär Dienstzeit heute eine mehr als 55-jährige Dienstzeit hinter sich hat. Ich beglückwünsche ihn Namens des hiesigen Gerichtes zu dieser ehrenden Auszeichnung. Möge es ihm vergönnt sein, dieselbe noch recht lange, und bei voller Gesundheit zu tragen.“ — Hierauf erfolgte gemeinsame Betheiligung am Gottesdienste. (Bahn MarienbadKarlsbad.) Der Bau der normalspurigen Eisenbahnen Marienbad- Karlsbad und Karlsbad-Johanngeorgenstadt, deren Betrieb während der ganzen Concessionsdauer vom Staate für Rechnung der Concessionäre geführt wird, ist soweit vollendet, daſs in der Theilstrecke Neudeck Platten der Linie Karlsbad-Johanngeorgen- fladt Montag den 28. v. M. der Betrieb bereits eröffnet wurde und in der Linie Marienbad-Karlsbad noch im Laufe dieses Jahres die Eröffnung gewärtigt werden kann. Die Eröffnung soll, wie wir hören, ganz bestimmt am 15. December stattfinden. Aus diesem Anlasse erlässt das Eisenbahn-Ministerium eine Dienstesorganisation, welche die Einfügung dieser neuen Betriebslinien in den Dienstorganismus der k. k. österr. Staatsbahnen bezweckt. Die Strecken Marienbad-Karlsbad (Centralbahnhof) und Karlsbad (Centralbahnhof)-Johanngeorgenstadt“ werden der k. k. Staatsbahndirection Pilsen unterstellt. Zur Versehung des Bahnaufsichts- und Bahnerhaltungs- dienstes auf den genannten Strecken wird eine neue k. k. Bahnerhaltungs-Section mit dem Standorte in Karlsbad errichtet. Die Versehung des Wagen- dirigierungsdienstes auf den genannten Strecken wird der Filialwagendirigirung Pilsen Section 2 über- tragen. Die Besorgung des Zugförderungs- und Werkstättendienstes wird der neu errichteten k. k. Heizhausleitung Karlsbad übertragen. Mit dem Zeit- punkte der Betriebseröffnung der Eisenbahnlinie Marienbad-Karlsbad gelangen auf dieser Linie die Stationen Marienbad (bestehende Anschlussstation der k. k. Staatsbahnen), Wilkowitz, Hibakladrau, Tepl, Pauten, Peischau (Gemeinschaftsstation mit der Localbahn Rakonitz-Pladen-Petschau), Schönwehr, Töppeles, Aich-Pirkenhammer und das' k. k. Bahn- betriebsamt Karlsbad (Central-Bahnhof) (Gemein- schaftsstation mit der Eisenbahnkinie Karlsbad- Johanngeorgenstadt) sowie die Personenhaltestellen. Prosau und Aich zur Eröffnung. Das k. k. Bahn- betriebsamt Karlsbad (Centralbahnhof) und die Stationen der vorgenannten Strecke sind für den Gesammtverkehr (incl. explosive Gegenstände), die Haltestellen dagegen nur für den Personen und be- schränkten Gepäcksverkehr eingerichtet. Für die Zugs- und Geleisenummerirung, sowie für die Glocken- signalisierung hat auf der Linie Marienbad- Karlsbad-Johanngeorgenstadt die Station Mari en- bad als Anfangspunkt zu gelten. (Vom Karlsbader Rennplatz) Das für das erste in den Tagen vom 2. bis 9. Juli 1899 hier stattfindende Rennmeeting aufgesielte Pro- gramm soll folgendes sein: 1. Juli? Sporikur- ball; 2. Juli: Eröffnungsrennen; 3. Juli:Tombola Gesellschaft Kinderfreund Stadtpari ; 4 Juli: Rennen; 5. Juli: Blumencorso; 6. Juli: Rennen; Venetianische Nacht (Stadtpark), 7. Jali: Ausflug nach Gießhübl Sauerbrunn (Lawatennis Match); 8. Juli: Radfahrer Corso; 9. Juli: Schlufsrennen. — Am 18. d. M. 11 uhr vormittags findet im Sitzungssaale des Neubades die constituierende Ver- sammlung des Katlsbader Trabrennvereines statt. Wir freuten uns auf dieses Wiedersehen sehr. Während der Arme München — ohne Tarok — zudampfte, besichtigten wir die „Kraft-Aus- steltun'g“ und nach dem obligaten „Hofbräu- hause“ die „Octoberfestwiesen. Ich überlasse die Erinnerungen dieses abwechs- lungsreichen Tages jedem einzelnen Theilnehmer und begebe mich, wie es das Reiseprogramm forderte, selbstredend, nachdem wir die drei Nachgekommenen vom Bahnhofe abgeholt hatten, um 1/,6 Uhr Abend zum „Jfarthalbahnhofe“. Punkt 6 Uhr 2 Minuten saßen wir im Coupé und dampften bei herrlichem Wetter und in fröh- lichster Stimmung dem heutigen Reiseziele Kochel- bad am Kochelsec zu. Es war nur bedauerlich, daſs die herannahende Dunkelheit die an uns vorüberziehenden reizenden Landschaftsbilder beeinträchtigte; aber im Geiste sehe ich noch die hübsche Burg „Schwaneck“ vor mir, dann „Schäftlarn“ mit seinen alten Kloster- thürmen. Das Thal erweitert sich nun und vor „Wolf- rathshausen“ nimmt der damals ab und zu im Mondlichte gleich einem Silberbande erglänzende Innfluss die „Loisach“, das reizende Gebirgs- flüsschen, in seine Arme auf. Die nun immer näher rückende Alpenkette zeigt bei reinem Wetter die Schlierseer Berge bis zum Wettersteingebirge, an höher liegenden Stellen auch das Kaisergebirge und theilweise selbst die Algäuer Gipfel. — Wir hatten leider, wie schon gesagt, wenig Ausblick und hielten die Alpenkette anfänglich für Wolkenbildungen. Da unser Schauen deshalb ziemlich nutzlos war, so kürzte uns Sang und Spass die zweieinhalbstündige Fahrt. Ich hörte nur rufen: „Heilbrunn!“ bald darauf: „Bichl!“ „Aussteigen!“ Wir hatten directen Wagen und konnten sitzen bleiben. — Von „Bich!“ an befördert nämlich die Staatsbahn alles Ankommende nach dem reizenden „Kochel“. Um 8 Uhr 41 Minuten abend langten wir an und bezogen im „Bahnhof-Hotel“ unsere Quartiere. — Im gemüthlichen Beisammensein mit anwesenden Kochelseern und dito Kurgästen ver- gieng unter Singen und Ulk rasch die Zeit. Da wir aber die Nacht vorher fast gar nicht geschlafen hatten, verschwand bald Einer nach dem Andern und schließlich hatte selbst der liebe Mond die Ge- schichte satt, hüllte sich in Wolken und gieng unter. „Kochelbad“ ist vom Kochelsee durch einen Hügel getrennt, hat natronhaltige Quellen und ist wegen seiner heilkräftigen Bädern gern besucht. — Der „Kochelsee“ ist aber auch mit Recht einer der hübschesten, sagenreichsten oberbayerischen Ge- birgsseen. Wir hatten vor drei Jahren zwar schon das Glück, genannten See besuchen zu können, aber damals von der andern, der Schlehdorfer Seite; da er aber dort schon mehr als Rohrsee ausläuft und auch keinen so hübschen Hintergrund als von Kochel aus hat, war der erste Eindruck damals un- bedeutend. Diesmal waren Alle entzückt von der reizenden Landschaft. Als wir am nächsten Morgen unsere Pilger- fahrt antraten, lagen noch See und Berge in dichtesten Nebel eingehüllt. — Nach halbstündiger Wanderung langten wir im Seegast- und Bade- hause „Zum grauen Bären“ an und frühstückten daselbst, um das Klarwerden abzuwarten. Wir hatten auch Glück, denn nach einer Viertelstunde brach sich die Sonne siegreich Bahn und eröffnete uns ein Stück reizend schöner Erde. — Alle eilten hinunter zum Seeufer. Laute Bewunderung und fröhliche Jauchzer hallten hinüber zu Unseren Bekannten — dem „Herzogstand“ und „Heim- garten“. Einer der Unseren, ein vorzüglicher Amateur, gruppierte alle in und um den am Ufer liegenden Kahn zu einer Aufnahme. Bei dem Ausmarsche aus „Kochel“ fuhr ein Omnibus an uns vorüber, dessen Leiter versuchte, den Sängern ein bequemeres Fortkommen vor- zuschlagen; aber, begeistert durch das herrliche Wetter und die schöne Natur, verneinten alle stramm. — Lustig giengs vorwärts, die alte Kesselberger Straße hinauf. Selbstverständlich wurde zum Tragen des Gepäckes, bestehend aus einem photographischen Apparat, der Reisetaschen und Havelots, ein kräftiger Träger gemietet und für acht Mark bis „Mitten- wald“ wollte er es tragen. Es war“ staunens- wert, wie dieser kräftige Bayernsohn bepackt mar- schierte, aber auch wie er schwitzte. — Lieber Leser! Hast du schon den Kesselberg erklommen? Wenn Du es gethan, dann wirst du auch begreifen, warum der Träger alle hundert Schritte rasten musste. Die alte Straße war früher die Hauptstraße, welche den Verkehr zwischen Bayern und Tirol ver-
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