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20. October 1898
„Karlsbader Badeblatt und Wochenblatt“ Nr. 239
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gemeinde Aussig die Beschwerde an das Reichs-
gericht. Diese Beschwerde wurde vom Abg. Dr.
Pergelt vertreten, welcher geltend machte, daſs der
sistierte Beschluss keine Feindseligkeit enthalte, son-
dern nur ein erlaubtes Mittel zur Wahrung der
nationalen Interessen der Deutschen und nichts
anderes sei als ein gerechter Act der Nothwehr
gegen das Vordringen der Tschechen in das rein-
deutsche Sprachgebiet. — Das Erkenntnis des
Reichsgerichtes wird am Freitag den 21. d. M.
publiciert werden.
Wien, 19. Oct. Dem „Vaterland“ zufolge
verletzte sich der Abgeordnete Kaltenegger mittelst
eines rostigen Nagels an der rechten Hand, wodurch
eine sehr gefährliche Entzündung entstand.
Wien, 19. October. Professor Rohling wurde
vom Unterrichtsminister von Amtswegen auf ein
Semester beurlaubt, weil er sich der Indexcon-
gregation in Rom, von welcher sein neuestes Werk
„Der Zukunftsstaat“ auf den Index gesetzt wurde,
nicht vollständig unterworfen hat.
Wien, 19. October. Der „Wiener Abend-
post“ zufolge ist ein Diener des pathologischen In-
stituts im Allgemeinen Krankenhause namens Franz
Barisch, welcher Reinigungsarbeiten und die Thier-
fütterung in dem zum bactereologischen Studium
der Pestkrankheit gewidmeten Laboratorium versehen
hatte, am 15. October unter Erscheinungen von
Lungenentzündung erkrankt und am 18. October
geftorben. Die bactereologische Prüfung des Bron-
chialauswurfes ergab, daſs sich Pestbacillenähnliche
Mikroorganismen im Auswurfe befanden, daher
eineInfection mit solchen stattgefunden haben
mußte. Alle erforderlichen sanitätspolizeilichen
Maßnahmen wurden getroffen, um jeden weiteren
Inefctionsfall zu verhüten. Die Erhebungen über
den beklagenswerten sanitären Vorfall sind im Zuge.
Die bekundete allseitige Umsicht der intervenierenden
Aerzte und Sanitätsorgane bürgt dafür, daſs kein
Anlaſs zu irgendwelcher Besorgnis gegeben sei. Die
„Wiener Abendpost“ huldigt dem Grundsatze, daſs
beim Auftreten einer sanitären Gefahr nur rücksichts-
lose Offenheit das unentbehrliche Vertrauen zur
Verlässlichkeit der sanitätspolizeilichen Schutzmaß-
nahmen gewähren kann und verspricht, die Oeffent-
lichkeit über die Angelegenheit in fortlaufender Kennt-
nis zu erhalten.
Wien, 19. October. Das Militär-Verord-
nungsblatt meldet die Transferirung des General-
majors Erzherzog Leopold Salvator, Commandanten
der 13. Artilerie-Brigade in Agram, in gleicher
Eigenschaft zur 72. Infanterie-Brigade in Agram;
ferner die Transferierung des Erzherzogs Peter
Ferdinand, Oberlieutenants im 41. Inf.=Reg., zum
Inf.-Reg.
Wien, 19. October. Heute Mittag ging hier
ein großes Gewitter nieder. Sodann trat ein über-
aus heftiger Regenguß ein. Gegen 2 Uhr stellte
sich eine so dichte Finsternis ein, daſs man alle
Wohnungen erleuchten musste. Die Finsternis währte
ungefähr dreiviertel Stunden.
Wien, 19. Oct. Heute hat der Impresario
des Fräulein Adele Sandrock, Herr Emil Ledner,
bei der Generalintendanz der Hoftheater den Betrag
von 5000 fl. erlegt, womit die Ansprüche der Künst-
lerin getilgt erscheinen. Die Zahlung erfolgte unter
dem Vorbehalte, daſs Frl. Sandrock mit dem 1.
November aus dem Burgtheater entlassen werde.
Mittlerweile wird der Antrag der Direction, be-
treffend die Lösung des Vertrages, vom Obersthof-
meisteramte herabgelangt sein. Frl. Sandrock hat
sich dem Impresario für fünf Jahre verpflichtet.
Sie wird gastieren und dem Impresario ein Drittel
ihrer Einfünfte überlassen.
Budapest, 19. Oct. (Abgeordnetenhaus). In
fortgesetzter Bebatte über den Antrag des Präsi-
dinms, die Indemnitätsvorlage auf die Tages-
ordnung zu Jetzen, spricht Abg. Szinay gegen
den Antrag. Abg. Kossuth lehnt den Antrag
im Namen seiner Partei ab und erklärt, er hege
das größte Misstrauen gegen die Regierung. Seine
Partei wolle nicht die Arbeit der Parlaments-
maschine hindern, sondern nur, daſs ein anderer
Maschinist den Zug leite. Der Gesetzartikel I vom
Jahre 1898 müsse durchgeführt werden, was man
auch in Wien sagt und denkt. — Die Verhandlung
hierauf abgebrochen. Nach der Beantwortung
73.
einer Interpellation wegen der Durchführung des
Gesetzes betreffend die Magyarisirung der Orts-
namen durch den Minister des Innern wird die
Sitzung geschlossen.
Budapest, 19. October. Der Sarg, in dem
die sterblichen Ueberreste des Königs Bela III. und
dessen Gemahlin Anna von Antiochien ruhen, wurde
heute in der Mathiaskirche auf einen Katafalk ge-
stellt. Die Kirche ist aus diesem Anlasse schwarz
drapirt. Das Publicum strömt in großen Massen
zur Besichtigung herbei. Mitglieder des Cistersienser-
Ordens, welchen König Bela in das Land berufen
hatte, legten einen prachtvollen silbernen Kranz am
Sarge nieder und verrichten an demselben Gebete
bis zu dem übermorgen stattfindenden Begräbnisse.
Berlin, 19 October. Nach der „Straßburger
Post“ soll der deutsche Kaiser für den Fall, daſs
ihm auf der Ocientreise etwas zustößt, dem Groß-
herzoge von Baden die Fürsorge für die zunächst
zu treffenden Maßregeln, sowohl der Familie gegen
über, als auch in landesherrlicher Hinsicht über-
tragen haben, nachdem der Bruder des Kaisers,
Prinz Heinrich, in Asien weilt und der Kronprinz
noch minderjährig ist.
Rom, 19. October. Nach einem Telegramme
aus Genua wurden die Behörden in Buenos Ayres
von der französischen Polizei benachrichtigt, daſs sich
in Bordeaux zwei italienische Anarchisten nach Ar-
gentinien eingeschifft haben, um dort den neuge-
wählten Präsidenten Dr. Roca zu ermorden. Alle
aus Europa ankommenden Reisenden werden streng
untersucht.
Constantinopel, 19. October: Das deutsche
Kaiserpaar besuchte gestern nachmittags die deutsche
Schule, woselbst es von dem deutschen Botschafter
und dem Schulvorstande empfangen wurde. Die
Bevölkerung brachte auf dem Hin- und Rückwege
den deutschen Majestäten begeisterte Ovationen dar.
Abends fand im Jildizpalais ein Galadiner zu 120
Gedecken statt, an welchem das deutsche Kaiserpaar,
der Sultan, das gesammte deutsche Gefolge, die
türkischen Minister, Hof- und Staatswürdenträger,
der deutsche Botschafter mit dem Personale der
deutschen Botschaft und des deutschen Consulates theil-
nahmen.
Neben dem Sultan, welcher die Marschalls-
uniform trug und mit dem Schwarzen Adlerorden
geschmückt war, saßen die deutsche Kaiserin rechts
und der deutsche Kaiser links. Nach dem Diner
fand ein Feuerwerk und eine Illumination des ge-
sammten Yldizkiosks statt. Der Kaiser überreichte
dem Sultan zwei Statuen, Wilhelm I. und der
Kaiserin Augusta. Der Sultan verlieh dem Grafen
Eulenburg, v. Lucanus und v. Hahnke den Nischan
el Iftikas-Orden in Brillanten, Staatssecretär v.
Bülow den Groscordon des Osmanje-Ordens in
Brillanten und dem deutschen Botschafter Freiherrn
v. Marschall den Grußcordon des Medschidje-Orden
in Brillanten. Außerdem erhielten sämmtliche Herren
der deutschen Suite Ordensauszeichnungen.
Constantinopel, 19. Oct. Bei dem gestern
abends im Yildizpalais zu Ehren des deutschen
Kaiserpaares stattgehabten Galadiner wurden keine
Toaste ausgebracht.
Constautinopel, 19. October. Consularbe-
richte melden den Ausbruch von Unruhen im Vilajet
Van. Wie das türkische Blatt „Malumat“ erfährt,
seien die armenischen Banden in die Flucht geschlagen
worden und sei der Commandant der Kurdencavallerie
in Ardschisch (Vilajet Van) eingetroffen.
London, 19. October. An der Süd- und
Ostküste Englands wüthet ein heftiger Sturm. Eine
Anzahl Fischerboote sind gescheitert, die Mann-
schaften wurden gerettet, zumeist mittels Raketen-
apparate. Zwischen Dover und Calais ist der
Dampferdienst eingestellt worden. Auch aus Schott--
land wird Sturm gemeldet; an der Küste von
Northumberland scheiterte die norwegische Barke
„Urda“; zwei Mann der Besatzung sind ertrunken.
Glasgow, 19. Oct. Der Herzog von Devon-
shire hilt gestern eine Rede, in welcher er ausführte,
die Regierung werde Sorge dafür tragen, daſs die
britischen Rechte in China geachtet werden. Er glaube
nicht, daſs der britische Erfolg im Sudan zu einem
Streite mit Frankreich führen werde. Mit Be-
friedigung erkenne man, daſs die Rechte, welche die
britische Regierung dort beanspruche, nicht durch
Verhandlungen, und würden sie von der anderen
Seite noch so geschickt geführt, nach und nach zer-
stückelt werden können.
Varis, 19. October. Die „Ag. Hava“ meldet:
Die Société amicale“ des Departements Marne
veranstaltete gestern abends zu Ehren des Ministers
Bourgeois, des Secretärs des Innern Vallé sowie
des Kriegsministers General Chanoine und des
Generals Mourlan, welche aus diesem Departement
stammen, ein Bankett. Kriegsminister Chanoine nahm
infolge eines Unwohlseins am Bankette nicht theil.
Staatssecretär Vallé sagte in einem Trinkspruche:
er finde auf dem Bankett neben den Vertretern der
Civilgewalt auch einen General, was einen neuen
Beleg für die Unlöslichkeit der Bande bieten werden,
welche die Armee mit Frankreich und der Republik
verknüpfen.
Mit einer Anspielung auf die Gerüchte einer
Verschwörung sagte Vallé scherzend: „Ich bin
überzeugt, daſs Sie, wie wir, keinen Augenblick
hierüber erschrocken sind.“ Hierauf sprach Minister
Bourgeois und wandte sich zum Schlusse seiner
Rede an General Mourlan mit den Worten: „Ich
trinke auf Ihr Wohl, General, auf das Wohl der
Armee, welche wir lieben und achten und auf welcher
alle unsere Hoffnungen beruhen.“ General Mour-
lan erwiderte, daſs zwischen Civil und Militär eine
Gemeinsamkeit der Ideen bestehe, welche den Dienst
für das Vaterland verbürge.“ Ich trinke auf die un-
zerstörbare Einigkeit zwischen der Armee und der
Nation.“
Paris, 19. October. Die „Petite Republique“
theilt mit, dass die Untersuchung in der Affaire
Picquart sehr bald beendigt sein werde. Labori
werde dann unverzüglich mit P'cquart verkehren
können. —
Paris, 19. Oct. Dem „Matin“ zufolge sei
Ministerpräsident Brisson sehr amtsmüde und wäre
geneigt sein Amt niederzulegen. Seine Collegen
wären bemüht, einen neuen Chef zu finden, als
welcher Minister Bourgeois in Frage käme. —
Trotz des officiellen Dementis signalisiren einige
Blätter fortgesetzt wichtige Vorbereitungen im
Arsenal von Toulon.
Kanea, 19. Oct. Ein französisches Infan-
terie-Bataillon ist mit zwei Kanonen hier einge-
troffen. — In Kandia wurde an sieben, der Be-
theiligung an den jüngsten Ruhestörungen schuldig
befundenen Türken, das Todesurtheil vollzogen.
Alexaudrien, 19. October. Die polizeiliche
Untersuchung über den Anarchistenanschlag ist be-
reits abgeschlossen. Fünfzehn Personen wurden
verhastet. —
Veking, 18. October. (Meldung des Reuter'-
schen Bureaus.) Der Arzt der französischen Ge-
sandtschaft besuchte den Kaiser, um den Gesundheits-
zustand desselben festzustellen.
Angekommene Kurgäste:
Popieluchy
Herr Jean Brzozowski, Oeconom aus
(Stadt Warschau)
(Borſe)
Herr Leon Lew, Kaufmann aus Riga
mit Gemalin aus
Herr Franz Burkhart, Fabriksbesitzer
(Wiener)
Baden
Frau Mina Schweitzer aus Klein-Schönbrück
(Kaiser Friedrich)
(Weißer Wolf)
Herr Peter Paul Nosek aus Budapest
Herr Hermann Schlemminger, kal. pr. Regierungs-Haupt-
(Mentone)
Tassen-Buchhalter aus Königsberg“
Herr Karl Mendl, Procurist mit Gemalin aus Wien
(Goldner Stern)
Herr Moses Kampf, Holzhändler aus Zadubincze
(Insel Rügen)
(Salvator)
Herr Karl Strauß, Kaufmann aus Zürich
Frau Marie von Neyman mit Sohn aus Kiew,
Herr Moritz Klingner, Sattlermeister aus Dresden
(Cafö Elefant)
Herr Adolf Ehrenpreis, Kaufmann aus Lemberg
(Kaiserhof)
Herr C. Meisinger, Hotelbesitzer mit Gemalin aus Bad
Nauheim.
Frau Bukig aus Bad Nauheim (Hotel Rhein. Hof)
Herr Dr. Franz Oswald, Advocat mit Gemalin aus
(Wilhelm Tell)
Brüx
CHTNER's Restaurant
„Zum König von Sachsen“
Ganzjührig geöffnet: d Neue Wiese.
Gute Küche! Warme Frühstücke! ff. Biere.
Zu geneigtem Besuche bestens empfohlen.
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