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Ur. 239 Donnerstau den 20. October 1898 XXII XXXVII Jahrgang. Sadeblatt ſarksbader Wochenblatt. Erscheint ganzjährig täglich mit Ausnahme nach Sonn- und Feiertagen. Abonnements-Preise: Für Karlsbad: Vierteljährig .. aarig.. ....2 fl. .... 4 f. . .8 1. Buftellung ins Haus pro quartat 20 kr. Mit Hostversendung. Inland:“ Vierteljahrig ...3 fl. alj6h. 12 fl. ...12 anjährg2„ Redaktion und Administratian im Haufe „Bellevne“, Stefanspromennde Teleyhou-Nr. 59. Inserate werden nur gegen Vorauszahlung an- genommenPreis der 4mal gespaltenen Betit- zeile6r. Inserate, für den nächsten Tag bestimmt, werden nur bis 2 Uhr Nachmitags in der driniſtratton und in der ete „3 Tämmer“,Marengegen Manuseripte werden nicht zurücktgegeben Herausgeber: Ernest Tranieck. Inferate übernehmen die Annoncen-Bureaus Haafenstein & Vogler in Wien, Rudolf Mosse in Berlin und Wien und sämmtliche anderen Filialen dieser beiden Firmen. Ausland: Thun und das tschechische Nationalhaus in Wien. Vor einigen Tagen hat bekanntlich Graf Thun in seiner „Wr. Abendpost“ den Deutschen allerlei billige Complimente vorsagen und dieselben hoch und theuer versichern lassen, es liege ihm nichts ferner, als gegen die Deutschen zu regieren. Nun, gelegentlich der Eröffnung des neuen tschechischen Vereinshauses, einer tschechischen Trutzfeste im Wiener Bezirke Fünfhaus hätte er es recht leicht, zu beweisen, daſs er Wort halten und wenn er auch selber gegen die Deutschen politisch auf dem Kriegspfade sich befindet, wenigstens dort ernstlich dazwischen treten will, wo eine überaus freche und maßlos herausfordernde tsche- chische Conspiration auch gegen das wirt- schaftliche Leben und den bisher in Wien ungestörten nationalen Frieden sich aufthut und in geradezu unverschämter Offenheit ihre Landsleute aufruft zum Kampfe gegen die Mitbürger, gegen alterbgesessene Bevölkerung der deutschen Donaustadt Auch in anderen Städten Europas giebt es Häuser, in denen sich Landsmannschaften, zur Pflege ihres Volksthumes zusammenfinden; in Paris und Constαutinopel beispielsweise haben auch Deutschen für sich solche nationale und wirth. schaftliche Vereinigungspunkte geschaffen. Allein nirgends hat irgend eine deutsche Colonie sich dazu erdreistet, in aller Unverschämtheit herauszu- sagen, es sei ihre Absicht, die erbgesessene Bevölkerung zu bedrohen in nationaler und wirtschaftlicher Hinsicht und sie wo möglich hinwegzudrängen von der Väter Scholle, mit einem die innere Revolution in eine die Stadt zu tragen, in welcher man erst Brod und Verdienst gesucht und das Gastrecht beansprucht hat, um schließlich in die neue Heimat Kampf und Verhetzung zu bringen! Wenn der tschechische Abgeordnete Kurz sich erdreistet, 80.000 Frauea fanatisch herauszufordern, sich gegen den „gemeinsamen Feind“ zu- sammenzuthun, so geschieht dies nur in der Er- kenntnis, daso die schier unergründliche Schafsge- duld des deutschen Michels auf derartiges freches Hinüberschießen nicht mit einem ausgiebigen Zurück- schießen antwortet. Der leidigen Tschechen- hätschelei des Herrn Dr. Lueger, der die Hawraneks, Jedliczkas, Stranskis, Brzobohatys u. A. in seinen Heerbann eingereiht hat, ist die Haupt- schuld beizumessen, daſs sich das im Rathause heimlich begönnerte Tschechenthum immer breiter macht und nunmehr gegen das Deutschthum mit dem Ellbogen anzurennen wagt. Wäre es nicht eine aufgelegte officiöse Frunkerei, daſs Thun auch die nationale und culturelle Stellung der Deutschen zu schützen gedenke, so könnte die Regierung unmöglich der geplanten Umwälzung, den nationalen Charakter der Hauptstadt zum Unwillen derselben durch frieden- störende Elemente mittels eines socialen und nationalen Krieges umzugestalten, ruhig zusehen. Aber da liegt der Hase im Pfeffer. Die Regierung Thun-Kaizl darf gegen den neuesten Eroberungs- zug des Tschechenthums nicht auftreten; sie würde sorst ihre politischen „Stützen“ im Reichsrath gegen sich aufbringen, sie muss sogar diesen zuliebe augen- zwinkernd nicht blos die Rolle des Zusehers, Zu- lassers, sondern auch die des Geheimgönners spielen, was ihr auch durch massenhaftes Herein- ziehen tschechischer Beamten und Diener in die Aemter möglich ist. Wiens Bevölkerung wird sich aber endlich ermannen und den ihr mit hoher Erlaubnis angekündigten Rassen- und Wirt- schaftskrieg so führen müssen, daſs die überhitzten Wenzelsköpfe zur Ernüchterung kommen. Der nächste Krieg. Der nächste Krieg wird — nicht sein, gleich- viel ob die Friedensconferenz praktisch auszuführende Beschlüsse fasst oder nicht. Unter dem nächsten Krieg verstehen wir natürlich nicht einen Krieg zwischen zwei mehr oder minder barbarischen oder kleinen Staaten, sondern den viel gefürchteten Welt- krieg, den Nachfolger der letzten großen Kriege, die so ungeheure Umwälzungen auf dem europäischen Festlande zur Folge gehabt haben. Dieser große Weltkrieg wird nicht sein, weil er unmöglich ist. Seit Jahren schon haben wir, so oft wir Ge- legenheit dazu hatten, betont, die Kriegstechnik werde den Krieg unmöglich machen, nicht die zunehmende Bildung und Friedfertigkeit. Bereits die alten Römer hatten erkannt, das beste Mittel den Frieden zu erhalten sei, sich auf den Krieg vorzubereiten. Nun die noch vor einem Menschenalter nicht, ge- schweige denn vor zwei Jahrtausenden geahnte Ver- vollkommnung der Kriegstechnik, die Vermehrung der Streitkräfte, die von Jahr zu Jahr sich steigernde Kostspieligkeit der Rüstungen, alle diese riesigen Vorbereitungen auf den Krieg, sie und nur sie sichern den Frieden, indem sie den Krieg unmöglich machen. Ein sehr umfassendes Werk des russischen Nationalökonomen Bloch soll den Zaren auf den Gedanken gebracht haben, Einladungen zu einer Friedensconferenz ergehen zu lassen. Nach jenem Werke können allein die fünf Mächte des Drei- Worte: Fortschritte im Schiffbau. Die großen Fortschritte im Schiffoau und die Ausbreitung des Schiffsverkehrs haben eine Reihe von Specialitäten unter den Fahrzeugen hervorge- rufen, von denen man vor einer Reihe von Jahren noch wenig oder nichts ahnte. Außer den Tank- dampfern, Fischdampfern, den großen Saugbaggern Baggermaschinen, Eisbrechern. Schwimmdocks u. 5 s. w. gehören zu ihnen die Bergungsdampfer und Schleppdampfer, zwei Schiffskategorien, deren Be- triebe in neuerer Zeit eine große Bedeutung für die Schiffahrt gewonnen und sich zum Theil auch financiell als besonders erfolgreich erwiesen haben. Unter den Bergungsdampfern nehmen die deutschen Dampfer der Nordischen Bergungsgesellschaft eine hervorragende Stelle ein. Mit ihnen arbeiten oder concurrieren die dänischen Switzer-Dampfer und die schwedischen Bergungsdampfer. Sie sind an be- stimmten Plätzen, an den Centren des Schiffever- kehrs, z. �. in Gibraltar und anderen Orten leb- haften Seeverkehrs stationiert und gehen von hier aus ihrem Gewerbe nach, indem sie in Noth oder den Strand gerathenen Schiffen zu Hilfe eilen alle zur Bergung der Schiffe nothwendigen Arbeiten verrichten. Zu dem Zweck sind die a für sich nicht großen und nicht tief gehenden Fah erzeuge stark bemannt und mit sehr kräftigen Maschinen von über 1000 ind. Pferdekräften, so wie mit mächtigen, leistungsfähigen Pumpen, mit Taucherapparaten und andern für ihre Zwecke nöthigen Vorrichtungen ausgerüstet Sie dichten die am Schiffskörper eingetretenen Leckstellen, pumpen das eingedrungene oder eindringende Wasser aus dem Schiffsraum, schleppen festgerathene Schiffe vom Strande ab, heben sie, wenn sie gesunken sind und bringen sie, wo es möglich ist, in den Hafen. Unter Umständen verrichten sie auch Eisbrecher- dienste. Solche Arbeiten werden selbstverständlich, da sie fast immer mit einem großen Risico an Zeit, Arbeitskraft und Aufwendung von Betriebsmaterial, oft auch mit Gefahr verbunden sind, sehr hoch be- zahlt, ähnlich wie jene Bergungen, die gelegentlich von Fracht und Passagierdampfern auf hoher See verrichtet werden. Dem englischen Dampfer „Roman“, welcher den in hilfloser Lage im Atlantischen Ocean angetroffenen französischen Frachtdampfer „La Cham- pagne“ nach Halifax schleppte, ward für diese Dienst- leistung die Summe von 300.000 Mark, wohl der höchste Lohn, der je für eine derartige Bergung gezahlt ward, zuerkannt. Allerdings war der ge- borgene Dampfer über 7000 Registertons groß; er hatte über 300 Fahrgäste, 250 Postsäcke und eine Besatzung von 180' bis 200 Mann an Bord. Der Wert der Ladung allein ward auf 8 Millionen Mark geschätzt und die Schleppfahrt in Nebel und Schneetreiben verrichtet. Von der Bergungssumme erhielten die Rheder der „Roman“ 244.000 M., der Schiffsführer 20,000 M. und die Mannschaft 40.000 M. Die Thätigkeit der Schleppdampfer beschränkte sich bis vor etwa 10—-15 Jahren der Hauptsache nach auf das Bugsiren von Segelschiffen, nach und aus den Häfen und Flußmündungen oder auf Schleppfahrten von geringer Entfernung in mehr oder weniger geschützten Gewässern. Durch den Bau der großen Vier- und Fünfmastsegelschiffe, die für enge Gewässer nicht mehr die erforderliche Manövrir- fähigkeit besitzen, sowie durch die größeren Aufgaben, welche an den modernen Schiffahrtsbetrieb und an den Schleppdienst gestellt werden, hat der letztere einen früher ungeahnten Umfang angenommen. In Amerika wird heute eine große Zahl von Schlepp- dampfern für das Bugſiren auf hoher See benutzt. England besitzt eine ganze Reihe großer, maschinen- kräftiger Dampfer, die demselben Zwecke dienen und bereits vorzügliche Dienste geleistet haben. Uebertroffen aber werden alle diese Fahrzeuge durch die neuen für lange Schleppfahrten eingerichteten Dampfer „Zwarte Zee“ und „Roode Zee“ der holländischen Firma L. Smit & Co. in Ablasserdam. Beide Schiffe sind je 164 Fuß lang und 30 Fuß breit. Sie besitzen Maschinen von 1500 ind. Pferdekräften und Bunkerraum für 650 Tons
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