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7 Juli 1898 �Karlsbader Badeblatt und Wochenblatt“ Nr. 152 Seite 9 Ischl, 6. Juli. Heute morgens fand die erste Hofjagd bei Ebensee statt. An derselben nahmen theil: Der Kaiser, Erzherzog Franz Salvator, General- adjutant G. d. C. Graf Paar und die Flügeladjutanten. Der Kaiser erlegte 3 Hirsche und 1 Gemse, Erz- herzog Franz Salvator 2 Hirsche und die Beglei- tung 7 Hirsche. Olmütz, 6. Juli. Gestern fand hier ein Zu- sammenstoß zwischen Deutschen und Tschechen statt. Es sammelten sich auf dem Ringplatze mehrere Hunderte von Menschen an. Die Polizei erwies sich zu schwach, um die beiden Parteien zum Aus- einandergehen zu bewegen. Es musste eine Com- pagnie Militär ausrücken, die die Menge zurück- drängte. Erst nach Vornahme mehrerer Verhaf- tungen trat Ruhe ein. Berlin, 6. Juli. Die Subscription auf die vierprozentigen steuerfreien Moskau-Windau-Ribinsk- Obligationen wurde, nachdem die Voranmeldungen bereits eine starke Ueberzeichnung der Anleihe er- geben hatten, gleich nach der Eröffnung geschlossen. aris, 6. Juli. Justizminister Sarrieu con- ferirte heute lange mit dem Director der Criminal- und Gnadensachen bezüglich des Ansuchens der Frau Dreyfus. Sarrien wird dem Ministerrathe wahr- scheinlich morgen das Ergebnis dieser Unterredung mittheilen. Bournemouth, 6. Juli. Der in der Panama- affaire wiederholt genannte Cornelius Herz ist heute gestorben. Rom 6. Juli. Der Papst soll sich an den Kaiser Franz Josef gewendet haben, damit sich der Kaiser für Spanien verwende. Kaiser Franz Josefs Antwort soll dahin gelautet haben, daſs er im Ein- verständnisse mit seinen beiden Verbündeten den Frieden vermitteln werde. Euxinograd, 6. Juli. Der Fürst und die Fürstin von Bulgarien reisen heute vormittags von Euxinograd ab, um sich über Rustschuk nach Sinaia zum Besuche des Königs und der Königin von Rumänien zu begeben. Es ist ein dreitägiger Aufent- halt daselbst in Aussicht genommen. Eisenbahnunglück. Warschau, 6. Juli. Bei Krementschug sind auf einer Brücke infolge falscher Weichenstellung zwei Züge zusammengestoßen. Eine Locomotive und acht Wagen sind zertrümmert, zehn Personen wurden getödtet, acht mehr oder minder schwer verletzt. Große Erdbeben. Zara, 6. Juli. Die Erdstöße in Trilj und Umgebung dauern seit vorgestern abends mit Intervallen fort. Bis gestern nachmittags wurden 14 Erdstöße, darunter vier starke, seit gestern nach mittags 5 Stöße, darunter 2 heftige verspürt. In Sinj wurden seit vorgestern abends bis gestern früh 2 stärkere Stöße und ein Dröhnen im Erd- innern beobachtet. In Turjake wurden zwei Per- sonen getödtet, vier schwer verwundet; in Kosute drei Personen getödtet, vier schwer verwundet; in Vojnic sind 23' Personen darunter sieben schwer verwundet; in Trilj wurde eine Person schwer verwundet. Der spanisch-amerikanische Krieg. London, 6. Juli. „Reuters Office“ meldet aus dem amerikanischen Lager von Santiago de Cuba vom 3. d. M., daſs die Aerzte im Haupt- quartier nach einer sorgfältigen Schätzung der amerikanischen Verluste an Gefallenen und Ver- wundeten von Santiago auf mindestens 1700 schätzen; darunter sind 150, die sofort getödtet wurden' oder ihren Verletzungen kurz darauf erlagen. Der Rest der Verwundeten wird voraussichtlich genesen. Madrid, 6. Juli. Alle militärischen Behörden und Vereine beschlossen, an die Truppen von San- tiago de Cuba und die Mannschaften der Flotte ihre wärmsten Glückwünsche zu entsenden und Be- lohnungen für sie zu bestimmen. Madrid, 6. Juli. Die Stimmung in Madrid ist eine besorgniserregende. Es wurden umfassende Maßnahmen zur Aufrechthaltung der Ruhe getroffen. Man glaubt, daſs über Madrid der Ausnahms- zustand verhängt werden wird. Madrid, 6. Juli. Eine officielle Depesche aus Santiago de Cuba meldet: Gestern trafen mit Einbruch der Nacht 7 Schiffbrüchige von dem unter- gegangenen Torpedobootzerstörer bei den Batterien von Socapa ein und berichteten, daſs die „Maria Therese“ mit großen Beschädigungen hinter Punta Buzon außer Sicht des Hafens ihre Fahrt fort- setzte und das Schiff „Almirante Oquendo“ in Flammen stand. Andere dort eingetroffene Schiff- brüchige bestätigen die obigen Meldungen. Heute früh beunruhigte der Feind unsere Streitkräfte und brachte uns einen Verlust von 7 Verwundeten bei. Die Colonne Escarios ist hier eingetroffen. Das officielle Telegramm sügt hinzu: daſs eine Abordnung des Consularcorps mit dem Commandanten der amerikanischen Kavalleriedivision conferierte und den Wunsch ausgesprochen habe, daſs die Frist für das Bombardement behufs Entfernung der Ausländer, Frauen und Kinder verlängert werde. Der Doyen der Consuln berichtete, daſs der amerikanische General die Frist bis zum 5. d. M. 10 Uhr vormittags verlängere, wenn die spanischen Truppen sich un- thätig verhalten und keinerlei Angriff machen. Der Commandant von Santiago antwortete zustimmend. Madrid, 6. Juli. Der Ministerpräsident Sagasta theilte beim Verlassen des königlichen Palais dem Vertreter der „Agencia Fabra“ mit, daſs die Niederlage des Geschwaders des Admirals Cervera amtlich bestätigt sei. Der „Almirando Oquento“ sei verbrannt und die „Infantin Maria Therese“ sei gesunken. Cervera sei zum Gefangenen gemacht worden. Die Depesche, welche dieses meldet, sei noch nicht vollstärdig dechiffrirt. Die Nachricht wurde durch einige Schiffbrüchige an die Familie des Admirals Cervera telegraphirt. Der Minister- präsident kenne noch keine weiteren Einzelnheiten. New Vork, 6. Juli. „Newyork Herald“ meldet aus Kingston, Admiral Cervera habe im Verlaufe einer Unterredung erklärt, er habe zweimal aus Madrid den Befehl erhalten, den Hafen von Santiago zu verlassen und nach Havanna zu gehen. Er habe die Schwierigkeiten seiner Lage vollkommen erkannt. Die Ehre der spanischen Armee habe er- heischt, daſs eine Bewegung ausgeführt werde und so habe er der Flotte die Ordre ertheilt, ihrer fast sicheren Zerstörung entgegen zu gehen. New-Vork, 6. Juli. Einer Depesche des „New York Herald“ zufolge erklärten an Bord des britischen Kriegsdampfers „Alert“ an Santiago de Cuba dort eingetroff ne Flüchtlinge, General Pando sei in der Schlacht bei Los Palmas, welche er mit den Insurgenten auf sei em Marsche nach Santiago hatte, am Arme schwer verwundet wordtn. Das Gerücht bedürfe noch der Bestäti- gung. Die Flüchtlinge behaupteten ferner, General Lnares hatte erklärt, er würde Santiago lieber verbrennen, als übergeben. Wie dasselbe Blatt aus Washington meldet, herrsche unter dem ameri- kanischen Militär- und Marinecommando vor San- tiago ein Mangel an einer harmonischen Action. General Shafter habe berichtet, Admiral Sampson habe sich geweigert, in den Hafen von Santiago einzu- laufen und die Stadt zu bombardiren, falls er nicht vom Marineamte direct einen Befehl hiezu erhalte. Washington, 6. Juli. Admiral Sampson gestattete den britischen Kriegsschiffen „Pallas“ und „Alert“ und dem österreichisch-ungatischen Kriegsschiff „Maria Theresia“ in Santiago einzu- fahren, um die fremden Unterthanen fortzubringen. Ein englisches Schiff ist bereits von Santiago nach Kinaston abgegangen. — Des spanische Kriegsschiff „Cristoval Colon“ ist soweit auf die Seite geneigt, daſs eine Rettung desselben so gut wie unmöglich ist. Kingston, 6. Juli. Ein Augenzeuge der Er- eignisse von Santiago de Cuba seit dem 3. d. M. meldet vom Bord des österreichisch-ungarischen Tor- pedorammkreuzers „Kaiserin und Königin Maria Theresia“: Die „Maria Theresia“ ist mit 77 Flücht- lingen hier eingelaufen. Das Schiff lief vorgestern früh die Küste von Cuba 20 Meilen östlich von Santiago de Cuba an und steuerte westlich. Um 10 Uhr früh waren die an Bord Befindlichen Augen- zeugen der Action. Der Commandant der „Maria Theresia“, Linienschiffscapitän von Ripper, konnte wegen des Gefechtes nicht mit dem amerikanischen Admiral verhandeln, um mit dem österreichisch un- garischen Consul eine Unterredung zu erlangen. Das Gefecht spielte sich in westlich formierten Kiel- wasserlinien ab. Der Geschützkampf wurde in einer Entfernung bis zu 1500 Yards geführt. Binnen 11/2 Stunden war die spanische Flotte trotz ihrer guten Haltung in Brand geschossen und vollkommen vernichtet. Die brennenden Schiffe „Maria The- rese“, „Almirante Oquendo“ und „Viscaya“ stran- deten einzeln freiwillig 10—20 Meilen westlich von Santiago de Cuba. Man sah vom Bord der „Maria Theresia“ aus die Schiffe explodieren. Die Torpedozerstörer wurden in den Grund gebohrt. Der „Cristobal Colon“ strandete etwa 60 Meilen westlich. Die amerikanische Flotte blieb unversehrt. Die Spanier erlitten sehr schwere Verluste. Die Ameri- kaner haten nur 2 Todte und wenig Verwundete. Admiral Cervera wurde gefangen. Die Stadt Santiago de Cuba soll heute hombardirt werden. Gestern wurde ein Waffenstillstand vereinbart, damit sich die Neutralen zurückziehen können. Linien-Schiffs- capitän v. Ripper unterhandelte morgens mit dem Admiral Sampson, der sich sehr entgegenkommend zeigte und entsandte 4 Boote nach Santiago de Cuba um die Neutralen an Bord zu nehmen. Unter denselben befindet sich auch ein österreichisch unga- rischer Unterthan. Die Consule von Italien, der Republick von San Domingo und Paraguay mit ihren Familien und ein russischer Consulatsfunctionär, der öster- rechisch-ungarische und der deutsche Consularagent, ebenso wie der englische Consularagent blieben in Santiago de Cuba. Die englischen und schwedischen Unterthanen wurden durch die englischen Schiffe „Pallas“ und „Alert“ abgeholt. Von Cuba konnte nichts telegraphitt werden, da das Kabel für Dienst- zwecke reservirt war. Ismaila, 6. Juli. Das spanische Panzerschiff „Pallayo“, dessen Maschine beschädigt ist, hat seine Fahrt mit Tagesanbruch unterbrochen. Nachtrag zu den Local-Nachrichten. (Ernennungen im Postdienste. ) Die Postamtspraktikanten in Karlsbad Herren Ernst Doleschal und Josef Linksfeiler wurden zu Postamtsassistenten ernannt. (Promotion.) Herr Med.-Dr. Emil Kraus, (Haus „Herzog von Brabant“) theilt uns mit, daſs er gestern an der k. k. deutschen Carl Ferdinands- Universität in Prag zum Doctor der gesammten Heilkunde promoviert wurde. Vermischtes (Der Krieg) hat schon eine Umwälzung hervorge- rufen: der herkömmliche amerikanische Kinnbart, den bei uns das Volk als „Schusterbart“ oder „Maurerfräse“ zu bezeichnen pflegt, hat nach den ersten Kanonenschüssen fallen und dem Schnurrbart Platz machen müssen. Von Neu-York bis San Francisco, von Philadelphia bis nach Neu-Orleans trägt jeder gute Patriot jetzt einen Schnurr- bart. Aber nicht einen zierlich geschniegelten Salon- Schnurrbart, sondern einen borstigen, grimmig nach oben gewirbelten Kriegsschnurrbart. (Folgende Bitte an die Damenwelt) richtet die „Elbinger Zeitung“: „Es wird ja Alles getragen, was Mode ist, sogar Hässliches. Wir wollen aber dazu auf- fordern, was Hübsches in Mode zu bringen, weil damit ein guter Zweck verbunden ist. Die Zeitung lesenden Damen wissen, daſs die Bernsteinwerke in Palnicken dem bisherigen Besitzer, Geheimrath Becker, von der Regierung abgekauft worden sind. Das Monopol Becker's ist be- seitigt, die Bernstein -Drechsler athmen nun wieder auf, sie hoffen alle auf bessere Zeiten. Die werden aber nur kommen, wenn wieder echter Bernstein in Mode kommt, sei es als Schmuck oder in Kunstgegenständen. Was war nicht schon alles Mode!“ Bettelarmbänder, Jet, Tulasilber, Schildpatt, Schmiedeeisen mit Kupfer, Goldbronze, ruſsische Bronze, Delfter Sachen u. s. w. Sagen wir einfach: Bernstein ist Mode, Haar- und Hutnadeln, Broschen, Hals- und Armbänder, Briefbeschwerer, Feder- schaalen, Nippsachen, Fächer u. s. w. aus Bernstein. Es gibt wundervolle Kunstwerke aus Bernstein, welche ein fürst- liches Haus zieren können. Den Bernsteindrechslern aber wäre geholfen, nachdem sie in der Staatsverwaltung Telegrapsiischie Nachirichten.
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