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31. März 1898
Karlsbader Badeblatt und Wochenblatt“ Nr. 73
Seite 5
Hongkong, 30. März. Die Kreuzer „Rambow“
und „Edgar“ sind heute nach Norden in See ge-
gangen; das Flaggschiff „Centurien“ mit den Tor-
pedobootszerstörern geht Donnerstag in See.
wurde mit dem Orden vom göldenen Vließe aus-
gezeichnet. Zu seinem Nachfolger wurde Abgeord-
neter Graf Pininski ernannt.
Wien, 30. März. Eine Deputation der Stadt
Teplitz, bestehend aus dem Bürgermeister Dr. Sieg-
mund und Stadtrath Dr. Müller sprach heute beim
Ministerpräsidenten Grafen Thun vor, um ihm die
Bitte vorzubringen, die Regierung möge veranlassen,
daſs die Stadt Teplitz aus der 262/3 pCtigen Haus-
zinssteuerclasse ausgeschieden werde. Ministerpräsi-
dent Graf Thun erklärte, daſs er für seine Person
nicht das entscheidende Wort habe; die Regierung
werde jedoch das Möglichste thun, um dem Wunsche
der Stadt Teplitz nachzukommen.
Wien, 30. März. Wie der „N. Fr. Pr.“
aus Budapest gemeldet wird, soll das außerordent-
liche Erfordernis, welches seitens der Marinever-
waltung für den Ausbau der Schlachtenflotte in
Aussicht genommen wird, sich auf 45 bis 50
Millionen Gulden belaufen. Die Inanspruchnahme
der Credits seitens der Delegationen soll aber auf
eine längere Reihe von Jahren vertheilt werden.
Der Flottenplan und die Fixierung des Erforder-
nisses bedürfen allerdings noch der Genehmigung
der gemeinsamen Ministerconferenz, welche zu Be-
ginn der nächsten Woche den gemeinsamen Voran-
schlag der Berathung unterziehen wird.
Bndapest, 30. März. (Abgeordnetenhaus.)
Auf der Tagesordnung stehen mehrere Jaterpel-
lations-Beantwortungen. Der Ministerpräsident
Baron Banf fy erkärt in Beantwortung der Ja-
terp llation des Abg. Kossuth. die Regierung habe
in keiner Weise die 1848er Gesetze bezüglich der
Pnessfreiheit verletzt, sondern diese Gesetze lediglich
den verändetten Verhältnissen angepaſst. Was die
Peüfung der Postpakete und Kreuzbandsendungen
betreffe, so könne man von keinem cabinet noir
sprechen. Bei den betreffenden Recherchen handelte
es sich um bereits confiscierte Drucksorten. Von
einer Verletzung der Versammlungs- und Rede-
freiheit könne keine Rede sein.
Angesichts der maßlosen Agitation hielt es die
Regierung für nothwendig energische Maßnahmen
für die Sicherheit der Person und des Vermögens
zu treffen, weshalb gegenüber den Versammlungen zu
staatsgefährlichen und gegen die Rechtso dnung ver-
stoßenden Zoecken mit der nothwendigen Strenge
vorgegangen wurde. (Beifall rechts.) Abg. Franz
Koyut'h erklärt, die Antwort nicht zur Kenntnis
zu nehmen, und beharrt auf seiner Behauptung.
daſs die neue Pressverordnung nichts anderes als
eine Einschmuggelung der Censur und des objec
tiven Verfahrens sei. Ministerpräsident Baron
Bänfsy wiederholt, daſs die Regierung absolut
nicht daran denke, die Censur oder das objective
Verfahren einzuführen. Hierauf wurde die Ant-
wort zur Kenntnis genommen.
Minister des Innern Beron Perczel erklärt
in Beantwörtung einer Interpellation, daſs die von
der Polizei vorgenommenen Hausdurchsuchungen
bei soctaliftischen Führern im Interesse der öffent-
lichen Ordnung vorgeommen wurden. Die Antwort
wurde gleichfalls zur Kenntnis genommen. Das
Haus trat sodann die Osterferien an. Die nächste
meritorische Sitzung findet am 13. April statt.
Berlin, 30. März. Wie die „Nordd. Allg.
Zig.“
meldet, begibt sich der Generaladjutant des
deutschen Kaisers und Commandeur des Alexander-
Regimentes Oberst von Moltke, heute abends nach
Petersburg, um dem Kaiser von Rufsland im Auf-
trage des Kaifers Wilhelm zwei Jägdgewehre zu
überreichen.
Paris, 30 März. Infolge des Nebels fand
heute morgens auf der Gürtellinie bei Batignolles
Zusammenstoß zweier Eisenbahnzüge statt. Vier
Personen wurden leicht verwundet.
Dreux, 30. März. Heute fand hier die Bei-
setzung der Leiche der Prinzessin Joinville statt.
Bukarest, 30. März. Wie gemeldet wird,
ist die Identität des in Liestie verhafteten Albanesen
mit dem Mörder Stambulovs bereits festgestellt
worden.
London, 30. März. Im Liberal Unionclub
hielt der Parlamentsuntersecretär des Colonialamtes,
Selborne gestern abends eine Ansprache, worin er
sagle, es sei vollkommen sicher, daſs keine menschliche
Macht Ruſsland aufhalten könne, die Mandschurei
zu besetzen. Die Regierung müsste eine Verletzung
der englischen Rechte in China zum casus belli
ein
machen. England habe in China nicht verloren,
was hätte festgehalten werden müssen.
London, 30. März. Der „Standard“ schreibt:
Unter den Anhängern des Cabinets herrschte gestern
abends eine etwas hoffnungsvollere Stimmung in
Bezug auf den Stand der ostasiatischen Angelegen-
heit. Die Regierung werde — wie man glaubt —
bei der Abgabe ihre Erklärungen über die Politik
in China, in der Lage sein, mitzutheilen, daſs
weitere Maßnahmen zum Schutze der britischen
Interessen ergriffen wurden und daſs eine neue
Flottenbasis im mittlern und nördlichen China er-
langt worden sei.
Christiania, 30. März. Dem „Dagbladet“
zufolge ist der schwedisch-norwegische Consul in New-
York, Woxen, seit Mittwoch spurlos verschwunden.
Man vermuthet, daſs Woxen sich Unterschleife habe
zu schulden kommen lassen. Der schwedisch-norwe-
gische Gesandte in Washington, Grip, erhielt den
Befehl, sich nach New-York zu begeben und die Ver-
hältnisse zu untersuchen. Die amerikanischen Be-
hörden wurden auf telegraphischem Wege ersucht,
Woxen zu verhaften.
Madrid, 30 März. Die in Mexico wohn-
haften Spanier beschlossen, die Nothleidenden auf
Cuba zu unterstützen. Die Subscription erreicht
bereits eine Million Pesetas.
Madrid, 30. März. M nisterpräsident Sagasta
erkärte in einem Intervieuw über das Ergebnis
seiner Besprechung mit Woodford, daſs letzterer
gesagt habe, er habe diese Gelegenheit abgewartet,
um die Absichten seiner Regierung in Betreff der
kubanischen Frage und der Lage der Concentrados
auszudrücken Sagasta besprach einige Punkte dieser
Frage und sagte zu, die E klärungen Woodford's
zu untersuchen und sie der Königin-Regentin und
dem Ministerrathe vorzutragen, damit der letztere
einen Beschluss fassen könne.
Constantinopel, 30. März. Die russisch-tür-
kischen Verhandlungen, betreffend die Abzahlung auf
die Kriegsentschädigungs-Rückstände wurden wieder
aufgenommen. — Die Pforte erklärte auf Grund
des Berichtes der Untersuchungscommission die Ab-
setzung des bulgarischen Bischofs Sinesius in Uesküb,
was das Exarchal als unbegründet bisher abgelehnt
hat. — In Pfortekreisen wird behauptet, die letzte
Circulardepesche bezüglich des türkischen Gouverneurs
auf Kreta sei bei einigen Regierungen nicht ungünstig
aufgenommen worden.
Constantinopel, 30 März. Ein kaiserlicher
Irade ertheilt die Ermächtigung zum Ankaufe von
1250 ungarischen und 1250 russischen Pferden.
New-Vork, 30, März. Musikdirector Anton
Seidl, der bekannte Wagnerdirrigent, ist an einer
Blutvergiftung, die er sich durch Fischgenuss zuge-
zogen hatte, gestorben.
Washington, 30. März. (Meldung des
Reuter'schen Burcaus) Präsident Mac Kinley
hält die ursprünglichen Forderungen aufrecht, näm-
lich die sofortige Einstellung der Fendseligkeiten
auf C ba und die Freilassung der Co centrados.
Sollten diese Forderungen von Spanien verworfen
werden, so werde Mic Kinley die Ang legenheit
unverzüglich dem Congresse unterbreiten En Vor-
schlag, welcher die Gestalt einer formalen Forderung
noch nicht angenommen hat, sei Spanien gemacht
worden, nämlich die Truppen zurückzuziehen und
den Cubanern gegen Entschädigung die Unabhängig-
keit zu gewähren.
Washington, 29. März. In der heute von
Foraker im Senate eingebrachten Resolution, wird
auch eine bewaffnete Intervention auf Cuba bean-
tragt. Foraker erklärte, der Zwischenfall mit der
„Maine“ sei nur von secundärer Bedeutung. Es
müsse auf jeden Fall in Bezug auf die cubanische
Frage im allgemeinen gehandelt werden. Mason
hielt im Verlaufe der Sitzung eine kriegerische Rede
und verlangte laut den Krieg. Foyl brachte eine
Resolution ein, wornach der Präsident ermächtigt
wird, die zur Vertreibung der spanischen Streit-
kräfte auf Cuba und zur Sicherung der Unab-
hängigkeit der Insel nöthigen Schritte zu thun.
Die Resolution wurde der Commission für aus-
wärtige Angelegenheiten überwiesen. Allen brachte
eine Resolution zu Gunsten der Unabhängigkeit
Cubas ein, die über seinen Antrag auf den Tisch
wurde. Im Repräsentanten-
des Hauses niedergelegt
hause brachte Bell eine analoge Resolution ein.
(Letzte Nachrichten.)
Wien, 31. März. Der Justizminister hat
den Notar Josef Hittisch in Zwickau nach
Karlsbad versetzt.
Budapest, 31. März Die Universitätshörer
beschlossen in einer gestern abgehaltenen stürmischen
Versammlung den 11. April in Zukunft nicht zu
feiern. Die Studenten zogen lärmend und rufend
„Abzug Regierung und Banffy“ durch die Stadt.
Polizei zerstreute dieselbe — ein Student wurde
verhaftet.
Raab, 31. März. Der Raaber Schnellzug
entgleiste bei Szemere. Zugsführer schwer und
mehrere Personen leicht verwundet.
Angekommene Kurgäste.
Herr Fritz Engel, Ingenieur aus Lübeck (Angers Hotel)
Herr Otto Borrmann, Gymnasiallehrer aus Blanken-
burg a. H.
(Altenburgisches Haus)
Herr Jakob Pollatschek, Lederhändler aus Szentes
(Großherzog)
Herr Alfred Göhring, Kaufmann und Konsul aus Leidzig
(Hotel Schild)
(Hotel Schild)
Frau Oberst Siber-Gysi aus Zürich
Herr Dr. Hermann Siber, Bergwerksbesitzer aus Batavia
(Hote Schild)
Herr Gustav Drasche, Privatier mit Frau aus Wien
(Weißer Schwan)
Frau Redacteur E. Vomacka aus Prag (Stadt Baden)
Frau Katharina Kaß und
(Cafe Elefant)
Frau E. Saska aus Szegedin
Frau Amtsrath Hühne mit Bedienung aus Schackenthal
(3 Staffeln)
Herr Georg Geciow, Bürgerschullehrer aus Tarnopol
(Marktbrunn)
Frau Babette Griechthammer aus Pressburg
(Hotel Erzherzog Karl)
Herr Wenzl Towara, Brauer mit Kind aus Majtop.
(Wörther See)
Fräulein Camilla Hammond, Lehrerin aus Stuttgart,
(Stadt Stettin)
Herr Hubert Graf Harnoncourt-Unverzagt, Gutsbesitzer
(3 Lämmer)
aus Wien
Wiener Börse nam 30. März 1898
(Wiener officieller Coursbericht.)
102.10
Einheitliche Staatsschuld in Noten ..
Einheitliche Staatsschuld in Silber ..
Oesterreichische Goldrente .
Kronenrente 4%..
Ungarische Goldrente 4 % .
Kronenrente 4/3
Oesterr.-ung. Bank-Actien
Creditactien ..
-...
London vista 8.
Deutsche Reichsbintn. für 100 Mt. d. R. W.
.......
20-Mark-Stücke
Zwanzig-Francs-Stücke
Italienische Banknoten..
Rand-Ducaten..
.......
101.95
122.25
102.10
121.20
99.25
913.=
364.75
120.45
58.75
11.75
9.531/5
45. —
5. 65
Börfe
Wien, 30. März 1898. (Schluss-Course.)
Mairente10210
Oest. Kronenrente .10210
Silberrente 102.—
Oest. Goldrente .. 123.25
Ung. Goldrente . 121.20
Ung. Kronenrente9925
1860er Lose ganze . 143.50
1860er„ Fünftel 160.25
1864er„196.—
Credit-Lose .204.50
1854er Lose163.25
Wr. Communallose 169.—
Theißlose.
. 141.50
Türkenlose
... 57.50
Creditactien 364.87
Angloban!
... 161.=
Unionbank 302.50
Sänderbank.221.50
Ung. Creditbank .382. —
Bankverein... 270.50
Bodencredit
... 457.—
Böhm. Unionbank .—.
Zivno..... 129.50
Lemberg-Czernowitz 300.-
Staatsbahn341.75
Lombarden77.—
Graz-Köfl.
Nordbahn
... 34450
Nordwestbahn. 245.—
Escomptesätze . 3.62. 3,87
Böhm. Westbahn —
Pardubitzer
Elbethalbahn 260 —
Böhm. Nordbahn . —
Buschtiehr. Lit. A 1575.
Buschtiebr. Lit. B. 572.
Localbahnen
Prag-Duxer —
Aussig-Teplitzer .. ——
Wiener Tramway . 502. —
Donaudampfsch.-Act. 442. —
Lloyd
...427. —
Tabakactien133.—
Waffenfabrik 304.
Alpine Mont.153.20
Rima Mur.250·75
Prager Eisenind.732.—
Westböhm. Kohlen 133.25
Nord. Böhm.„
496.=
Brüxer Kohlen“ .. 288.50
Wiener Baugesellsch. 110.25
Pester Waggons
20 Francs-Stücke 9.53
Paris 47.60
Zürich 47.40
London120.50
Deutsche Plätze.58.75
Markscheine5875
Rubelcheine1261/5
Název souboru:
karlsbader-badeblatt-1898-03-31-n73_3275.jp2