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�Karlsbader Badeblatt und Wochenblatt“ Nr. 54
7. März 1897
zösischen Unterrichtes geprüften Lehrkräfte der hies.
Bürgerschule, ihre diesbezügliche Verwendung abge-
lehnt haben. Viele Eltern bürgerschulpflichtiger
Kinder haben uns gegenüber bereits ihrem lebhaften
Bedauern deshalb Ausdruck verliehen und geradeso
wünschenswert es wäre, daſs endlich der Lebrkörper
wieder sich completiere, so wünschenswert wäre auch
die endliche Systemisierung einer Lehrstelle für fran-
zösische Sprache.
(Karlsbader Sparcasse) Heute Vor-
mittag findet im Anstaltsgebäude der Karlsbader
Sparcasse die Generalversammlung derselben statt.
Die hiesige Bevölkerung, soweit dieselbe mit den
verschiedenen hierortigen humanitären Vereinen in
Cortect steht, sieht alljährlich dieser Generalver-
sammlung mit einer gewissen spannungsvollen Er-
wartung entgegen, denn die bereits sprichwörtlich
gewordene Munificenz der Karlsbader Sparcasse
schüttet an diesem Tage ihr reiches Füllhorn über
alle der Humanitas dienenden Institutionen aus.
Wie wir vernehmen, soll auch diesmal jeder der-
artige Verein, welcher sich vertrauensvoll mit einem
Appelle an die Sparcasse wandte, reichlich bedacht
werden, nachdem ein Betrag von nahezu 50.000 fl.
aus dem Gebarungsüberschusse für diese wohl-
thätigen Zwecke bestimmt sein soll. Wie Herr
Bürgermeister Schäffler in der gestrigen Haupt-
versammlung des Gewerbevereins im Restaurant
„Heilbronn“ mittheilte, wird die Generalversamm-
lung u. A. der gewerblichen Fortbildungsschule
1500 fl., dem Gewerbeverein zur Erbauung von
Verkaufshallen 1000 fl., dem Fonde zur Anschaffung
für Kleinmotoren für gewerbliche Zwecke 1000 fl.,
dem Fonde zur Gründung einer öffentlichen Biblio-
thek 500 fl., zu Stipendien an Karlsbader Ge-
werbetreibende zum Besuche von Meistercursen
500 fl., zu Stipendien für Karlsbader Gehilfen
und Lehrlinge zum Besuche von Fachschulen 500 fl.,
zur Abhaltung öffentlicher wissenschaftlicher Vor-
träge 500 fl. als gewerbefreundliche Spenden widmen.
(Eine Anregung.) Von anderer Seite
wurde bereits einmal schon die Errichtung eines
gepflasterten Gehsteiges resp. die Anlage eines
Würfeltrottoirs durch den Stadtpark angeregt —
wir schließen uns heute diesem Apelle an, denn nie
drastischer wohl als in den letzten Tagen wurde
durch das Kothmeer im Stadtparke die Nothwendig-
keit einer Passageverbesserung nachgewiesen. Nur
wird man nicht für ein gepflastertes Trottoir
plaidieren dürfen, sondern für eine ordentliche
Festigung des Unterbodens als Promenade, was
sich durch Verwendung genügend harten Materiales
gewiss nicht unschwer herstellen lässt. —
(Herr Stadtrath Dr. Becher) ist von
seiner Reise zurückgekehrt und hat seine ärztliche
Praxis wieder aufgenokamen.
(Der Karlsbader Männergesang-
verein) veranstaltet am 25. d. M. im Kurhause
einen Juxabend. Die zahlreichen Freunde dieses
Vereines werden gewiss heute schon diese Nachricht
mit Vergnügen zur Kenntnis nehmen.
(Restaurations-Eröffnung.) Herr
Anton Dutz, früher Besitzer des Restaurants
„Friedrich Wilhelmsthal“ hat das Gasthaus „Eli-
sabethhof“ in der Habsburgerstraße käuflich an sich
gebracht und gestern eröffnet.
(Französischer Lehrer.) Kommenden
Dienstag trifft hier der Lehrer der französischen
Sprache Herr Jacques Wasmer aus Teplitz ein,
um einen Cursus in seiner Muttersprache hier zu
eröffnen. Derselbe ist seit 15 Jahren in Teplitz
thätig und fungirte in den letzten Jahren als Pro-
fessor der französischen Sprache an der dortigen
Handelsschule.
(Trauung.) Wir erhalten folgende Anzeige:
„Director Emanuel Raul und Frau geborene
Hoppé beehren sich die Trauung ihrer Tochter
Rosa mit dem kal. sächsischen Seconde-Lieutenant
a. D. Herrn Alfred Müller-Norden,
Compositeur, ergebenst anzuzeigen. Die Trauung
findet am 9. März 1897 in der protestantischen
Kirche zu Wien I. Dorotheergasse statt. — Wien,
I. Bez. Elisabethstraße 2.“
(Zur Drahowitzer Brückenbe-
leuchtung) schreibt man uns: „Verehrliche Re-
daction! In Erwiderung auf die in Ihrem ge-
schätzten Blatte Nr. 51 vom 4. März 1897 ver-
öffentlichten Anfrage in Bezug auf die Brückenbe-
leuchtung in Drahowitz wird um gefällige Aufnahme
nachstehenden Sachverhalts ersucht. Es ist richtig,
daſs die Bezirksvertretung Kalsbad den Betrag
von 50 fl. jährlich für die Drahowitzer Brücken-
beleuchtung subventionierte. Die verehrten Anfrage-
steller dürften aber ganz übersehen haben, daſs von
dieser Subvention 36 fl. der Lampenanzünder er-
hält, so daſs nur ein jahrlicher Betrag von 14 fl.
für Beleuchtungsmateriale zur Verfügung steht.
Man wäre jenen anfragestellenden Herrn Steuer-
trägern zum Danke verpflichtet, wenn sich einer
hievon herbeilassen würde, für 14 fl. das jährliche
Beleuchtungsmateriale der Brücke zu beschaffen;
vielleicht ließe sich der Ueberschuss für anderweitige
Zwecke unbeleuchteter Ortstheile, deren es ja be-
kanntlich in Drahowitz noch sehr viele gibt, ver-
wenden, alle Mondscheinbrüder in Drahowitz würden
ihm zurufen müssen: O herrlich, o schönbeleuchtetes
Dorf Drahowitz, das Anrennen an die Brücken-
geländer und Alleebäume ist behoben, es lebe die
Oppoſition, ihr gebürt das Minerval. Hochach-
tungsvoll mehrere Steuerträger, die sich die Be-
hebung von Uebelständen zur Aufgabe gestellt“. —
(Wir geben natürlich auch dieser Zuschrift Raum,
um beiden Theilen Gelegenheit zu geben, ihre An-
sicht niederzulegen, finden es aber denn doch eigen-
thümlich, wenn ein Lampenanzünder honoriert wird,
welcher mangels Petroleums keine Lampen anzu-
zünden hat. Die Red.)
(Ein junger Karlabader in London
etablirt) In dem Düsseldorfer Fachblatte
„Der Artist“ lesen wir folgende Mittheilung: „Die
Herren Paul Auger (Sohn des Herrn Heinrich
Ed. Anger. Die Red.) und Gustav Baum (aus
Wien), die beide lange Jahre in London bei den
bestbekannten Agenten Parraviccini, Hyatt, Sommers
und Nathan thätig waren, haben sich selbst etablirt
und zusammen in 6 Panton Street, Haymarkett,
London S. W. eine Theater- und Varieté-Agentur
gegründet und seit 8. Feber eröffnet. Wir wün-
schen den aller Beliebtheit sich erfreuenden jungen
Anfängern, welche großes Vertrauen und aus-
reichende Fachkenntnis besitzen recht viel Glück zu
ihrer Etablirung.“ — So das Artisten-Fachblatt
wir schließen uns diesen Wünschen gerne an,
weil wir uns freuen würden, wenn es unserem
jungen Landsmann, der London aus jahrelangem
Aufenthalte hinreichend kennt, gelänge, mit seinem
Unternehmen bestens zu reussiren.
(Der Wahlkalender). Im Folgenden
stellen wir die Wahltage für die allgemeinen Neu-
wahlen in das Abgeordnetenhaus zusammen. Die
Abkärzungen bedeuten: V (Fünfte Curie), L (Land-
gemeinden), St (Städte), H (Handelskammer), Gr
(Großgrundbesitz). 4. März: Bukowina V. —
8. März: Triest V. — 9 März: Niederösterreich
V, Salzburg V, Kärnten V, Mähren V, Schlesien
V. — 10. März: Krain V, Küstenland V, Buko-
wina L. — 11. März: Oberösterreich V. Galizien
V. — 12. März: Tirol V, Vorarlberg V, Steier-
mark V, Böhmen V, Bukowina St, Dalmalien V,
— 13 März: Triest I Wahltörper' —14 März:
Bukowina H. — 15. März: Niederösterreich L,
Oberösterreich L, Salzburg L, Kärnten L, Krain L.
Mähren L, Schlesien L, Triest II. Wahlkörper
Bukowina Gr. — 16. März: Galizien L, Küsten-
land L. — 17. März: Oberösterreich St, Salz-
burg St, Steiermark L, Kärnten St, Mähren St,
Böhmen L, Schlesien St, — 18. März: Tirol L,
Vorarlberg L, Kärnten H, Krain St und H,
Mähren H, Schlesien H, Galizien St, Küstenland
„Warum, Herr Commissar? Eine Höflichkeit
ist der anderen wert.“
Der andere machte eine Bewegung der Un-
geduld. Unbekümmert darum begann Tom jedoch
zu erzählen.
„Es war eine sturmdurchheulte Gewitternacht im
Urwald und ich befand mich auf der Wanderung.
Wohin ich strebte, ich weiß es nicht. Ich hatte
nur das unbestimmte Gefühl, daſs etwas mich
vorwärts trieb. So ging ich weiter, jeden Augen-
blick gewärtig, den Tod zu erleiden, der mich von
allen Seiten bedrohte. Der Blitz konnte mich
treffen, ein ſtürzender Baum mich erschlagen. Und
niemand nahe, der mir Hilfe brachte, kein freund-
licher Lichtschein, der mir ein schimmerndes Obdach
verhieß! Ich einfältiger Mensch glaubte nämlich,
daſs eine solche Schreckensnacht nur dazu angethan
sei, die Menschen fester an einander zu ketten, sie
zu dem zu zwingen, was sie immer sein sollten:
hilfreich und gut. In dieser Nacht wurde ich
eines anderen belehrt. Meine plaulose Wanderung
fand ein vorläufiges Ziel durch eine zum reißenden
Strome angeschwollene Creek, welche das wolken-
bruchartig sich ergießende Regenwasser donnernd
und schäumend stromabwärts führte. Ein greller
Blitz enthüllte mir dieses neue Schrecknis.
Zugleich sah ich ein einsames Menschenpaar
den Weg am Fluß entlang nehmen, einen Mann
und eine Frau. Sie hing verschüchtert, angstrebend
und doch so fest vertrauend an seinem Arm, nicht
ahnend, welche fürchterlichen Mordgedanken seine
Seele bewegten, daſs er der Tod war, der ihr da
zur Seite schritt. — Was ist Ihnen, Herr
Kommissar?“ unterbrach sich der Erzähler selbst.
„Sie sind auf einmal so blaſs geworden.“
„Nichts, nichts,“ entgegnete betroffen der andere.
„Die Nachwehe2 einer bösen Nacht. Bitte, erzählen
Sie nur weiter!“ — Ein eigenthümliches Lächeln
umspielte Toms schmale Lippen.
„Wie das nun im Traum so wunderbar ist,“
fuhr er fort, „nehmen diese beiden mir scheinbar
ganz fremden Menschen auf einmal Gestalt und
Züge von mir wohl bekannten Personen an. Ich
wollte ihnen zurufen, sie von meiner gleich hilflosen
Lage in Kenntnis setzen, sie auffordern, den zer-
bröckelnden Uferrand zu verlassen. Es lag aber
auf meiner Brust wie ein Alb. Die Stimme ver-
sagte mir. Wie angewurzelt stand ich da. Und
hätte ich einen Baum über mich hinstürzen gesehen,
ich hätte nicht zur Seite springen können. —
Plötzlich erhob der Mann den rechten Arm, wie
zu einem gewaltigen Schlage. Ein Ruck, und das
arme, ahnungslose Weib flog als dunkle Masse in
den Strom, verschwand mit einem gellen, Erde
und Himmel erschütternden Aufschrei in der weißen,
wild dahirjagenden Schaummasse.
Ich erwachte, in Schweiß gebadet, von Angst
gefoltert Und wollen Sie wissen, Herr Kommissar,
wer jene beiden Menschen waren, ich meine, wessen
Gestalt und Züge sie angenommen?“
Eine längere Pause entstand, während welcher
Tom unausgesetzt den Kommissar fixirte.
„Nun?“ stieß dieser mit Anstrengung hervor.
„Das Weib,“ sagte Tom, „war eine Creolin
und der Mann an ihrer Seite, der Mörder, waren
Sie, Sie selbst in jedem Zuge, in jeder Bewegung.
wenn auch in einem anderen Gewande. Hahahn!
— Nicht war, ein dummer Traum? Und man
erschrickt doch, wenn man sich auf einmal als
Mörder entlarvt sieht. Sie haben mein Bild nur
auf einer Messerschale gesehen Aber ich Aermster
habe im Traume alle Schrecken dieser Nacht und
dieses eingebildeten Verbrechens durchgekostet. Was
sagen Sie dazu? Ist das nicht fürchterlich?“
Der Kommissar strich sich, wie abwesend, mit
der Hand über die Stirn.
„Ja, fürchterlich,“ sagte er, und seine Stimme
bebte.
„Nun, schließen wir das Kapitel von den
Träumen da ab!“ rief Tom. „Träume sind
Schäume, nicht wahr, Herr Kommissar?“
„Ja, ja, gewiss,“ stammelte der andere. „Nun wird
es aber Zeit, daſs ich meinen Geschäften nachgehe.“
„Und ich den meinigen,“ entgegnete Tom mit
breitem Grinsen, „Guten Morgen, Herr Kommissar!“
Der nickte nur stumm und eilte hinaus.
„Du wirst mich nicht mehr stören!“ zischte
Tom. „Mein Traum giebt Dir zu denken. Und
der Deine? Hahaha! Das Messer mit dem Bilde.
Ein zu plumpes Mittel, um so einen alten Burschen,
wie mich, unschädlich zu machen. Ich darf Dir
trotzen, aber Du sollst vor mir zittern.“
Noch einmal spähte er hinaus. Dann wandte
er sich wieder seinem Funde zu.
Das hier von dem nüchternen, sparsamen
Deutchen aufgespeicherte Gold stellte ein großes
Bermögen dar.
„Ich hab's gewusst,“ murmelte Tom mit
einem Lächeln der Befriedigung. „Das Glück
neigt sich auf meine Seite. Jetzt heiset's, es fest-
zuhalten. Aus diesem Golde soll mir ein anderes
Gold erwachsen, ohne Schaufel und Picke anzu-
setzen. Der Verstand ist das beste Handwerkszeug.
— Jetzt aber an die Arbeit, um kein unnützes
Gerede zu veranlassen.
(Fortsetzung folgt.)
Název souboru:
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