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„Karlsbader Badeblatt“ am 25. Juni 1890. könne. — Zur Entscheidung könne man nicht stark genug kommen und er möchte nicht, daß von den Allianzen nur der kleinste Theil abgebröckelt werde und was endlich die Verkürzung der Dienstzeit an- belangt, so könnten die Regierungen derzeit gar nicht darauf eingehen. — Caprivi stellt schließlich Dispositions-Beurlaubungen in erhöhtem Maaße für den Herbst in Aussicht und bittet um unver- änderte Annahme der Vorlage. — Die Fort- setzung der Debatte folgt morgen. Belgrad, 24. Juni. Die Nachricht aus- ländischer Blätter, daß Ristic beabsichtige, zu politischen Zwecken nach Wien zu reisen, wird in competenten Kreisen sammt den daran geknüpften Combinationen als vollständig unbegründet be- zeichnet. Die serbische Regierung errichtet in Salonichi eine commercielle Agentur, die mit einer ständigen Ausstellung serbischer Produkte verbunden werden soll. Paris, 24. Juni In der heutigen Sitzung der Kammer erklärte Ribot, daß die Debatte über die Angelegenheit Zanzibars Unzukömmlichkeiten darbieten würde, insolange Verhandlungen noch im Zuge sind. Wenn jedoch die Kammer es wünsche, so wolle er sofort in die Debatte eingehen. — Brisson zieht hierauf, angesichts der Erklärungen des Ministers seine Interpellation zurück. Wien, 24. Juni. Privatdepeschen melden an- geblich ziemlich zahlreiche Cholerafälle in Italien, namentlich in Neapel und Venedig. Einer Meldung der „Agence Havas“ aus Madrid zufolge ist die Cholera in der Gegend von Valencia im Abnehmen. Petersburg, 24. Juni. Der internationale Gefängniß-Congreß wurde heute geschlossen. Der nächste soll im Jahre 1895 stattfinden. London, 24. Juni. Eine Versammlung der liberalen Unionisten beschloß, die Regierung auch fernerhin zu unterstützen. — Im Unterhause erklärte heute Smith, daß die Entsendung eines Commissärs nach Helgoland, um die Ansicht der Bewohner zu erfahren, un- nöthtg sei, da die Regierung deren Gesinnung ohnedieß kenne. Privat-Depeschen des „Karlsvader Badeblatt“. Berlin, 24. Juni. Die Ernennung Miquel's zum Finanzminister wird von allen Parteien freu- dig begrüßt. Freiherr von Huene wird als Nachfolger des Schatzsecretärs Maltzahn genannt — Das Centrum stimmt geschlossen für die Militärvorlage, nachdem eine Vermehrung der nach zweijähriger Dienstzeit zu Entlassenden um 6000 zugestanden wurde. London, 24. Juni. Der „Standard“ meldet, Helgoland dürfe ohne Englands Zustimmung nicht befestigt werden. Paris, 24. Juni. Nach dem „Gilblas“ ist die Abdankung des Königs von Griechenland be- schlossene Sache. — Wien, 24. Juni. Wetterprognose der mete- orologischen Central-Anstalt: „Anhaltend un- beständig und kühl.“ Börse. Wiener Mittags-Schluß Course: Papierrente 88.50, Oest. Papierrente 101.30, Silber- rente 89,05, Oest. Goldrente 109.—, Ung. Goldrente 103.15. Ung. Papierrente 99.70, 1860er Lose ganze 139.50, 1860er Lose Fünftel 145. , 1864er Lose 176.75, Credit- Lose 185.50. 1854er Lose 133.-, W. Communallose 149.25. Theißlose 127.50, Türkenlose 37.10, Creditaktien 303.30, Anglobank 153.56, Unionbank 243.50, Länderbunk 231.50. Ung. Creditbank' 344.75, Bankverein 120.75, Staats- bahn 230.50 vombarden 137.50, Nordbahn 283. —. Nord- westbahn 210.-, Böhm. Westbahn 341.-, Elbethal- bahn 229.75, Böhm. Nordbahn 213.—, Buschtiehr. Lit. A. 1145.-, Buschtiehr. Lit. B. 456.-, Donaudampfsch.- Aktien 362.—, Tabakaktien 122.25, Alpine Mont. 59.30, Rima Mur. 173.50, Prager Eisenind. 418. —, 20 Francs- Stücke 9.30, Paris 46.50, London 116.95, Markscheine 57.50, Deutsche Plätze —.-, Rubelscheine 1.34. Böhm. Unionbank Wien, 24. Juni. Schluß ruhig und fest. Kredit- actien notirten ο04,, ungar. Rente 103.20. Rubel 1341/.. Berlin, 24. Juni. Kreditactien 165.50. Paris, 24. Juni. 31/0 Rente 91.57. Was soll aus Helgoland nicht werden? Aus Berlin wird uns dießbezüglich geschrieben: Man beschäftigt sich in der Presse mit Helgoland sehr viel, meistens wird seine wechselreiche Geschichte erzählt, wird seine Topographie beschrieben, die Eigenart der Be- völkerung geschildert. Gelegentlich wird auch wohl etwas über die Stimmung der Abgetretenen, über ihre zukünfti- gen Zoll- und Militärverhältnisse berichtet. Auch was aus Helgoland staatsrechtlich werden soll, ist mehrfach angedeutet worden. Verschiedene Vorschläge und Combinationen sind veröffentlicht worden. Bald soll es zu Schleswig, bald zu Hannover geschlagen, bald Reichsland, ja sogar Bundes- staat werden. Der halbe Quadratkilometer scheint uns wahrlich nicht wichtig genug, daß noch andere als die berufenen Leute sich die Köpfe über die verfassungsrechtliche Stellung zu zerbrechen brauchen. Dagegen scheint uns wichtig genug zu betonen, was Helgoland nicht werden solle. Nicht soll es werden ein neues selbstständiges die schwerfällige Reichs- maschine noch mehr complizirendes Rad. Wir haben im deutschen Reiche unter den Verbündeten große und kleine Königreiche, Großherzogthümer, Herzog- thümer, Fürstenthümer, Republiken. Diese Staaten sind souverän in ihren Territorien, nur daß der König von Preußen als deutscher Kaiser auf gewisse Ehrenrechte An- spruch hat und oberster Kriegsherr ist. Aber auch der König von Baiern ist in seinem Lande oberster Kriegsherr, wenn auch nur in Friedenszeiten. Ferner haben einzelne Staaten wie Baiern und Württemberg ihre Reservatrechte. Das Publikum verspürt diese Reservatrechte beim Cor- respondiren nach und von diesen Südstaaten. Braunschweig hat eine eigenartige Regierung: ein preußischer Prinz ist Regent des Landes. Waldeck ist zwar ein Bundesstaat wie die anderen, aber es wird von Preußen verwaltet und regiert. Mecklenburg hat noch ein vormärzliches, un- constitutionelles Regime, und Elaß-Lothringen hat die allerneueste Verfassung, es ist Reichsland, in welchem das Reich Souverän ist, das durch seinen Kaiser die Sou- veränität ausübt. Kommt noch hinzu, daß über kurz und lang ein Ausländer Souverän in einem der kleinen Bundes- staaten sein wird. Wir sollten meinen, das ist ein mixtum compositum von Verfassungen, bunt und wirr genug, um den Wunsch zu rechtfertigen, daß es nicht noch wirrer und bunter werde. Man spricht nun allen Ernstes davon, daß auch Helgoland Reichsland werden soll und wahrscheinlich mit einer von der elsaß-lothringischen abweichenden Verfassung. Denn das Reichsland entsendet eine seiner Bevölkerung ent- sprechende Anzahl von Vertretern in den Reichstag, wobei 100.000 Einwohner als Grundzahl angenommen werden. Unmöglich kann aber das nur von 2000 Menschen bewohnte Helgoland ähnlich behandelt werden wie Elsaß-Lothringen; denn dann müßte es einen Abgeordneten wählen und die abgetretenen Helgoländer wären die vertretensten Deutschen. Wir glauben, jeder Deutsche, der Obiges gelesen, wird auf's innigste wünschen, daß wir unsere sehr complizirte Reichsmaschine nicht noch mehr compliziren. Wir glauben kaum, daß irgend ein deutscher Staat auf Preußen wegen der Vergrößerung seines Gebietes um 0.55 Quadrat- kilometer eifersüchtig sein würde. Sollte das der Fall sein, oder das befürchtet werden, dann würde die Einverleibung des Inselchens in einen der deutschen Seestaaten immer noch rathsamer sein als die Bildung eines neuen Reichs- landes oder sonst irgendwie gearteten Gemeinwesens. Wir wollen nichts sagen gegen die buntscheckige Karte Deutsch- lands, die trotz der Einigung einmal ist, wir wünschen nur, daß sie nicht noch buntscheckiger gemacht werde. Wir wissen genau, was Helgoland nicht werden soll; was es sonst wird, ist gleichgiltig. Lokal- und Bäder-Nachrichten. (Wohlthätigkeits-Konzert.) Das Co- mité des hiesigen Zweigvereines vom patriotischen Frauerhilfs-Vereine für das Königreich Böhmen hat für das heute Nachmittag im Pupp'schen Etablissement zu Gunsten dieses Vereines statt- findende Konzert alle Vorbereitungen getroffen und wenn die Witterung nur einigermaßen günstig ist, dann dürfte dem humanen Unternehmen der Damen ein guter Erfolg nicht ausbleiben. — Die Kapelle des 88. Infanterie-Regimentes, Baron Teuchert- Kauffmann, unter Leitung ihres neugewonnenen Kapellmeisters Freiherrn von Rezniczek, welche der- malen zu den besten Kapellen des böhmischen Generalates zählt, kommt heute eigens zu diesem Konzerte von Prag hierher und wird ein sehr hübsch zusammengestelltes Programm (siehe Ver- gnügungs-Anzeiger) zur Ausführung bringen. — Wir haben auch bereits erwähnt, daß mehrere junge hiesige Damen in liebenswürdiger Weise behufs Förderung des humanen patriotischen Zweckes den Verkauf von Blumen und Confekt während dem Konzerte übernommen haben, somit wohlthätigen Konzertbesuchern auch sonst noch Ge- legenheit geboten ist, ein weiteres Schärflein dem Unternehmen der Damen zuzuwenden, denen wir hiemit einen recht erfreulichen Erfolg wünschen. (Die Minister-Zusammenkunft in Karlsbad), von der jüngst die meisten Blätter berichteten, die aber dann wieder in Abrede gestellt wurde, macht neuerdings doch wieder von sich reden. So wird dem Berliner Börsen-Courier von unter- richteter Seite aus Rom mitgetheilt, daß es keines- wegs ausgeschlossen sei, daß Herr Crispi dennoch seine eben zur Kur hier weilende Familie abholen und einige Tage in Karlsbad verweilen werde. Ist dieß der Fall bemerkt die Nachricht aus Rom weiter, dann kommt auch Graf Kalnoky hierher und der deutsche Reichskanzler von Caprivi, der bekanntlich im letzten Spätherbste einem Kurgebrauche hier oblag, soll nach dem genannten Blatte gleichfalls gesonnen sein, eine kurze Erholung dann mit einem abermaligen Besuche Karlsbads zu verknüpfen. (Dr. Oskar Blumenthal) aus Berlin zählt seit einigen Tagen wieder zu Karlsbads Kurgästen. (Gastspiel.) Im Stadttheater lösen sich jetzt die Gäste in ununterbrochener Reihenfolge ab, so daß jetzt schon zwei Wochen hindurch beinahe jeden Abend ein Gast auf der Bühne stand. Felix Schweig- hofer eröffnete den Reigen mit einem fünf Abende umfassenden Gastspiele, dann kam das einmalige Auftreten des jungen Wiener Operettensängers Walter, darauf hat jetzt abermals seit fünf Tagen Alexander Girardi vor allabendlich ausverkauftem Hause sein gewohntes Gastspiel-Repertoire absol- virt und heute nennt uns der Theaterzettel schon wieder einen Gast, u. zw. dießmal eine Dame, Fräulein Seebold vom Theater an der Wien, welche die Rosalinde in der „Fledermaus“ singen und in noch einigen anderen Rollen hier gastiren wird. (Johannisfeuer.) Die alte Sitte, am Vorabende des Johannistages sogenannte Johannis- feuer anzuzünden, hat sich in der hiesigen Gegend bei der Landbevölkerung vielfach erhalten und all- jährlich kann man am Abend des 23. Juni zahl- reiche solche Feuer in der ganzen Runde beobachten. — Wir wählten dießmal die Stefaniewarte als unser Observatorium und müssen gestehen, daß wir es durchaus nicht zu bereuen hatten, den Anbruch der Dunkelheit dort abgewartet zu haben. Man genoß von der oberen Plattform des Thurmes aus einen gar herrlichen Anblick. — Die Mondbeleuch- tung war eine hinreichende, daß man die Conturen des Terrains gut nach allen Seiten erkennen konnte — die Eger und die zahlreichen Teiche spiegelten im matten Mondlichte, im Vordergrunde leuchteten die Gasflammen der Stadtbeleuchtung hundert- fältig auf, dahinter loderten die mächtigen Glut- Feuer, welche die Fischerner Jugend am Ufer der Eger entzündet hatten und dazwischen blitzte das elektrische Licht von der Gottlischen Schlemmerei, links am Veitsberge loderte ein mächtiges Johannis- feuer empor und in der nächsten Umgebung, wie in Drahowitz, Dallwitz, Weheditz, Zertlitz, Maier- höfen, Funkenstein, Schneidmühl, Engelhaus u. s. w. konnte man deutlich die um die' zahlreichen Feuer manipulirenden Personen durchs Fernrohr obachten. — Einen überaus reizvollen Anblick boten sodann die vielen Feuer, die in weiterer Entfernung, in der ganzen Runde herum bis an den Horizont hinan sichtbar wurden und deren wir nahe zweihundert zählten — von den Buchauer Höhen, von Gabhorn herüber, von dem Plateau über Gfell und Schlaggenwald, vom Horner Berge, vom hohen Erzgebirge herab nächst Neudek, vom hoch- gelegenen Kammersgrün, vom Wölfling, von den Hängen des Keilberges und von den Duppauer Höhen herüber konnte man im ganzen weiten kreise Johannisfeuer in großer Zahl beobachten. Zum Schlusse genossen wir von der Höhe des Thurmes auch noch den Anblick eines hübsch arran- girten Fackelzuges' den die Feuerwehr am Berg ihrem Commandanten als am Vorabende seines Namenstages darbrachte. — Somit war der Abend- ausflug ein wirklich lohnender und wir ermangeln nicht, den Besuch dieser Höhe am jeweiligen Johannis- Vorabende zu empfehlen. (Musik.) Die beiden am Montag Nacht tag (23. Juni) bei Pupp von der Pleier's Konzertkapelle zur Aufführung gelangten Piècen „Resignation“ und „The Ybung May Moon“ von Mrs. E. R. Johnes, sind Compositionen Lur amerikanischen Dame, welche z. Z. hier zur weilt und von welcher eine Reihe ehr erfolgreich Lieder in New-York erschienen sind. (Elektrische Beleuchtung in Teplitz. Kar. Dieser Tage waren die Herren Bürgermeister“ Stöhr, Ingenieur Adolf Siegmund und Dr. Eduard Schiepek von Teplitz in Begleitung des dortigen städtischen Oberingenieurs Herrn A. Freyer Karlsbad und Marienbad, um die theils in
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