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Wien, 28. Juli. [Börse.] Mittags be-
gannen Kreditaktien 312.70, erreichten 310.60 und
schlossen 311.70; Länderbank fester, 104.90 wegen
den Unterhandlungen mit Serbien bezüglich des
Tabak-Monopoles. — Abends notirten Kreditaktien
von 311.60 bis 311.10 zum Schluß.
Berlin, 28. Juli. Kreditaktien 524.50; der
gesammte Bankenmarkt fester. — Die Nationalbank
für Deutschland soll 71/2 Prozent Dividende ver-
dient haben.
Franifurt, 29. Juli. Kreditaktien 261.25.
Paris, 29. Juli. Rente 108.10, 108—20.
London, 29. Juli. Consols 100.81.
Wien, 29. Juli. Wetterprognose der meteo-
rologischen Central-Anstalt für den 30. Juli:
„Unverändert.“
Die Erzgebirgs-Industrie auf der
Teplitzer Ausstellung.
Wie schon in unserem letzten Berichte erwähnt wurde,
sind behufs würdiger Unterbringung der unter vielfachen
Bemühungen gesammelten Erzgebirgserzeugnisse die schönen
Räume der Schulkapelle und eines Nebensaales überlassen
worden. Da sind sie nun in stattlicher Anzahl aufgespeichert
die Schätze des Erzgebirges, die man nicht mehr aus den
Tiefen desselben heraufzuhölen braucht, sondern die von
tausend fleißigen Händen in bescheidenen Häuschen um ge-
ringen Lohn in Menge erzeugt werden. Weil eben diese
unter vielerlei Entbehrungen hervorgebrachte Arbeit einen
erhöhten Werth besitzt, glaubten wir dieselbe dadurch ehren
zu müssen, daß wir darüber, allen anderen Gruppen voran,
Bericht erstatten.
Der Erzgebirgsbewohner ist eine stämmige Natur, der
Eiche zu vergleichen, und hat das Talent mit erfinderischem
Geiste und zufriedener Stirne den mühseligen Kampf ums
Dasein zu führen und unerschültert, wenn auch die Noth
hart an seine Thüre pocht, auszuharren. Schon die Drang-
sale des rauhen Winters haben seinen Körper gestählt, in
den engen Stübchen sind die Leute auf ihrer Hände Arbeit an-
gewiesen, und munter surren die Nähstühle und Klöppel-
säcke in der Nähe des primitiven Kachelofens. So entstand,
nachdem der vor Jahrhunderten blühende Bergbau auf
Erze nach und nach erlosch, die aus Italien und Frank-
reich eingewanderte Spitzenindustrie, mit welcher die wackeren
Erzgebirgler sich den Weltmarkt eroberten und ihrem Namen
große Ehre gemacht haben.
Das Prager Central Comité hat fleißig gesammelt,
denn wohlgezählte 263 Aussteller hat diese Gruppe aufzu-
weisen. Unter diesen befinden sich meist Collectiv-Ausstel-
lungen u. zw. der Städte Weipert (in dem Nebensaale),
Graslitz, Schönbach, der Gemeinden Brandau-Grünthai,
der Gemeinde Kirchberg, der Städte Schmiedeberg, Kupfer-
berg, Abertham, Gossengrün, Platten und der Gemeinden
Kallich, Trinksaifen und Neuhammer. Außerdem gibt es
eine große Zahl selbstständiger Aussteller. Die ausgestellten
Objekte umfassen Musikinstrnmente, prachtvolle Spitzen-
arbeiten, Spielwaaren, Flecht-, Bijouterie-, Galanterie und
andere Kurzwaaren. Öbenan stehen die durch das Central-
Comité in's Leben gerufenen, bei vielen Ausstellungen prä-
mirten Spitzenschulen in Bleistadt, Gossengrün. Gottesgab,
Heinrichsgrün und Neudorf, welche viele Arten von Spitzen
so die geklöppelte, Idrianer, Duchesse-Spitze point d'aguilie
und point de venise künstlerisch ausgeführt erzeugen.
Alle diese Arten Spitzen sind vertreten. Die Stadt
Weipert zeigt uns in ihrer Kollektiv-Ausstellung pracht-
volle Posamenten, kunstvolle Waffen der neuesten Systeme,
welche sich bei 2i Ausstellungen großer Anerkennung zu
erfreuen hatten. Der Haupterwerbszweig der Erzgebirgs-
stadt Graslitz, die Instrumentenfabritation, findet in der
Firma Bohland & Fuchs die vorzüglichste Vertretung.
Die von derselben gelieferte Kollektion besteht in sämmk-
lichen Blasinstrumenten, Trommeln und Panken, Alles in
einer so exakten Ausführung, daß man unwillkürlich bei
der geschmackvollen Gruppirung längere Zeit verweilen muß.
Mit Musikinstrumenten sind noch einige bedeutende
Firmen vertreten, so die Firma Wenzel Stowasser u. Söhne.
die eine mit Dampfbetrieb eingerichtete Musikinstrumenten-
Fabrik in Graslitz und selbst eine Niederlage in Verona
besitzt; Wilhelm Riedel, bei 15 großen Ausstellungen prä-
mürt; S. Kohlert und Söhne, gleichfalls in Graslitz, mit
gediegenen Holzblasinstrumenten u. s. w. Zitheru, Violinen
und sonstige Streichinstrumente sind zahlreich vertreten.
Es würde jedoch den für den Bericht bemessenen Raum
überschreiten, wollte man aller in diesem Fache so aner-
kennenswerth fleißiger Aussteller speziell Erwähnung thun.
Sie haben alle gezeigt, was Fleiß auch mit bescheidenen
Mitteln schaffen kann.
Ein imposantes Ausstellungsobjekt, das alle anderen
ähnlichen Erzeugnisse überragt, haben die Fabrikanten A.
Meinl's Erben aus Graslitz, Bärringen und Wien gelie-
fert. Das hohe Portal enthält mechanische Stickereien,
feine Weißwaaren und Vorhänge und bietet besonders den
fürsorglichen Hausfrauen Stoff zur Augenweide und Be-
wunderung. Um bei dieser Gelegen,eit nochmals auf die
Erzeugnisse der Spitzenschulen zurückzukommen, sowie auf
die point d'agaille-Spitzen der Firma Bollarth, muß man
die unendliche Mühe bewundern, mit welcher die fleißige
Menschenhand solch' ein feines zartes Gewebe erzeugt, welch'
ein ungeheuerer Aufwand von Zeit erforderlich ist, um
diese Spitzen-Kolliers, Borduren ꝛc. in dieser ihrer Zartheit
und herrlichem Dessin auszuführen. In der That, die erz-
gebirg'sche Spitzenindustrie, die ihre Fabrikate meist an
große Wiener Firmen abgibt, kann sich stolz selbst mit der
berühmten Brüsseler messen, und wenn wir in den Schau-
kästen einzelne Stücke zu Preisen von 400, 250, 120 fl.
vorfinden, so wird selbst jeder Laie bei nur einigermaßen
aufmerksamerer Betrachtung diese Preise gerechtfertigt finden,
denn an dieser Arbeit mußten rührige Hände nicht wochen,
sondern monatelang unausgesetzt arbeiten.
Der hochwürdige Pfarrer von Brandau P. Josef
Lukas hat durch die in der Gebirgsgemeinde Brandau-
Grünthal gesammelte Kollektion etwas Apartes geliefert;
er selbst bringt Kanartenvögel, Harzer Gattung, aber eige-
ner Züchtung, zur Ansicht, die mit ihrem hellen schmettern-
den Schag die hohen Räume erfüllen; die Idee, die be-
rühmte Harzer Züchtung in's Erzgebirge zu verpflanzen,
ist eine sehr gute und es ist ihr auch der beste Erfolg zu
wünschen. Außerdem gibt es hier unter der Sammlung
des Herrn Pfarrers eine große Menge Spielsachen, Kinder-
möbel, nette Federbüchsen, Holzdrechslereien in großer An-
zahl, Papiermaché-Fabrikate, Trommeln, Schachteln, feine
Spielwaaren und bewegliche Holzfiguren, Schloßkisten und
dergleichen zu sehen. Die Gemeinde Kirchberg zeigt uns
in ihrer Kollektion gleichfalls hübsche Proben von Holz-
Instrumenten. Die Stadt Schmiedeberg ist mit 6 Aus-
stellern vertreten, welche Perlmutterknöpfe, Spitzen und
Posamenten vorführen, ebenso die Stadt Kupferberg. Die
Handschuhfabrikation bat ihren Hauptsitz in Abertham, wo
auch Spitzen fabrizirt werden. Die Stadt Gossengrün
excellirt als einer der Hauptorte der Spitzenproduktion mit
prachtvollen Arbeiten. So ließe sich noch Vieles Vorzüg-
liche und Gute in dieser glanzvollen Gruppe anführen, wir
können aber aus leicht begreiflichen Gründen nicht länger
bei derselben verweilen. Den Besuch und aufmerksame Be-
sichtigung der Ausstellungsobjekte können wir jedoch Jeder-
mann auf das Wärmste empfehlen.
Lokal- und Bäder-Nachrichten.
(Se. Eminenz Erzbischof von München-
Freising Antonius von Steichele) ist zum
Kurgebrauche in Karlsbad angekommen.
(Konzert des Baritonisten Chodakowski.)
In nächster Woche (Donnerstag) wird im Kurhaussaale ein
Konzert des Herrn Josef Chodalowski, ersten Baritous an
der kaiserl. Oper in Warschau unter gütiger Mitwirkung
der Fräuleins Anna und Maria Anger (Pianoforte und
Violine) stattfinden. Herr Chodakowski, ein Sänger von
Renommée, hat besonders in der verflossenen Saison und
hauptsächlich als Wolfram in Wagner's „Tannhäuser“
große Trinmpfe geseiert. Wir machen deshalb unsere Leser
auf das in Aussicht gestellte Konzert des bedeutenden Sängers,
welches durch die Mitwirkung unserer zwei heimischen Künst-
lerinnen, der äußerst talentirten Töchter des Hrn. Kouzert-
meisters Johann Anger, ein besonderes Lustre erhält, schon
heute aufmerksam.
(Bad Zandvoort bei Amsterdam.) Wenn
man von dem Bade Scheveningen hierher zurückkehrt, so
hat man einen guten Tausch gemacht. Denn erstens ist
es in Scheveningen bedeutend theurer wie hier und zwei-
tens bietet der Platz große Annehmlichkeiten. Außer dem
Kronprinzen von Schweden im vorigen Jahre hat auch
heuer Ihre Maj. die Kaiserin von Oesterreich längere Zeit
hier verweilt. — Die neuen, schönen Villen. Gasthöfe und
Kursalons, nebst einer großen, glasbedeckten „Passage“
machen einen sehr eleganten Eindruck. Man wandelt hier
auf den hohen Sanddünen, läßt den Blick über sonnige
Wasserflächen und die lustige Badewelt schweifen, besteigt
dann den Waggon und ist in kurzer Frist von dem grauen
Meeresstrand nach dem grünen Harlem mit seiner reizen-
den Ungebung getragen. Harlem ist das Paradies der
Holländer. Die Harlemer Gemäldegallerie kann sich wohl
nicht mit der des Mauritinghauses in Haag messen, aber
sie enthält die weltberühmten Porträts des Harlemer Mei-
sters Franz Hals und noch manche anderen Kunstperlen.
Zandvoort ist an Sonn- und Feiertagen von dem nahen
Amsterdam aus oft mit 10- bis 15,000 Besuchern über-
schwemmt, während dieser Zeit aber pflegt der Badegast
die nahen Zuidersee-Inseln zu besuchen oder nach dem be-
nachbarten Rotterdam zu fahren, oder auch Leyden zur
Besichtigung des indischen Museums zu besuchen; — Am-
sterdam selbst aber mit seiner Fülle von interessanten Sehens-
würdigkeiten ist in kürzester Frist zu erreichen.
(Bad Ems) Prinz Georg von Preußen ist zum
Kurgebrauch hier eingetroffen.
(Ischl.) Der Ministerpräsident Graf Taaffe ist zum
Kurgebrauch hier eingetroffen.
(Dresden.) Das Denkmal für König Johann in
Dresden ist nunmehr in feste Bestellung gegeben worden.
Die Gesammtkosten sind auf 240000 Mark verechnet und
bereits hinterlegt. Das Modell hat Prof. Johann Schilling
gefertigt, welchem dafür ein Honorar von 90.000 M. ge-
zahlt worden sein soll.
Wiener Börse nom 29. Juli 1884.
Einheitliche Staatsschuld in Noten ..
Einheitliche Staatsschuld in Silber
Oesterr, Goldrente
Noten-Rente
Aktien der österr.-ungar. Bank...
Kreditaktien
London
e.............
20-Francs-Stücke .
K. k. Münz-Ducaten.
Deutsche Reichsbanknoten.
8095
81.75
103 35
96.15
860
31170
121.65
9.66
5.73
59.55
und Curort
GIESSHUBLPUCHSTEIN
bellebtester Ausflugsort der Kurgäste in
relzender Lago, Gute Restauration.
täglich zweimal vom „Gld. Schild“
(Postbureau.)
MATTONIS
tR
Omnibus
den trostreichen Glauben an seine Liebe sich fest-
pflanzen zu lassen, und nun harrte sie auf ihn, all'
die langen, langen Jahre!
Doch mit banger Sorge sah ihr Vater den
feinen Zug von Trübsinn sich immer fester ein-
graben um Kärens einst so lachenden Mund —
mit banger Sorge beobachtete er seines Kindes zu-
nehmende Blässe, die deutlich die Schmerzen ihrer
Seele verrieth. Er wußte nicht, auf welche Art
ihr helfen! — Da starb plötzlich eine alte Ver-
wandte des Lootsen, diesen in den Besitz ihres recht
beträchlichen Vermögens setzend und Vater Swend-
son segnete der Muhme Angedenken um seines
Kindes Willen.
Als bald darauf Kären wieder eines Tages
gar so bleich gewesen, hielt der Lootse mit der
Gattin Rath, und die Folge war, daß ohne Kären's
Wissen ein Schreiben an Erich abgesandt wurde,
welches ihm die Kunde von dem Todesfall, wie
von der Erbschaft brachte. Am Schluß des Brie-
fes standen die Worte: „Da meiner Kâren Glück
mir über alle Rücksichten geht, so bitte ich Euch,
kommt zurück, ich sorge für Euere Zukunft.“
Heute nun hatten die Eltern Karen Alles er-
zählt, heute konnte man Erich nach des Lootsen
Berechnung im Hafen erwarten — Erich — oder
eine Antwort von ihm! — —
Karen saß noch im Kahn und blickte auf die
Wasserstraße, als sich die Sonne bereits senkte und
die Lichter des Leuchtthurms roth und grün zu
funkeln begannen. — Der Kutter war nicht ge-
kommen.
Mit einem Seufzer ließ Kären die Ruder
in's Meer tauchen und lenkte ihr Fahrzeug zum
Strande.
Müde, langsamen Schrittes ging sie zum
Lootsenhaus, und ihr Lächeln beim Betreten des
Wohnraumes schnitt den Eltern in's Herz, so weh-
müthig, so entsagend lag es auf den bleichen Lippen.
Erich's Name wurde nicht wieder im Heim
der Swendson genannt.
Und wieder war ein Jahr vergangen und
das Lootsenhaus am Strande war eingehüllt von
Eis und Schnee, und die Stürme des Dezembers
tobten über Meer und Land.
Der letzte Tag des Jahres kam und Karen
saß in ihrem Stübchen und gedachte des Briefes,
den sonst der Sylvester ihr stets gebracht hatte.
Aber kein Brief heute!
Sie hielt eine Bibel im Schoße und suchte
Trost in den Worten der Schrift; doch ihr Herz
wollte sich nicht trösten lassen, sondern rief leiden-
schaftlich nach Glück und Liebe.
„Ach Erich!“ drang es über ihre Lippen,
„wie konntest Du mich vergessen.“
Und ein schmerzliches Empfinden ihres ver-
wundeten Stolzes klang mit in den Worten, daß
er sie verschmäht hatte nach dem nicht mißzuver-
stehenden Schreiben des Vaters. —
Da klopfte es an die Thüre des einsamen
Hauses, rascher und lauter als man es sonst von
den Bekannten am Strande gewohnt war.
Kären lauschte — eine Stimme bat um Ein-
laß, und Kären erbebte das Herz bei den ihr wohl-
bekannten tiefen Tönen.
Wie gebannt richteten sich ihre Augen, seltsam
erglänzend, nach der Thür; sie war unfähig sich
zu erheben, ein Glied zu rühren.
Sie wußte es, nur Er konnte es sein, dessen
Nähe sie also empfand — doch sie öffnete ihm nicht
die Thür; sie eilte ihm nicht entgegen, wie sie sich's
seit Jahren ausgemalt hatte, wenn sie von seinem
Kommen geträumt.
Aber die Thore ihres Herzens thaten sich weit
und ehe das alte Jahr zur Rüste ging, wel-
so banges Sehnen in sich geschlossen hatte,
Friede und Freude eingezogen mit der Gewiß-
heit treuer, unwandelbarer Liebe. —
„Ich konnte nicht dem Rufe Deines Vaters
folgen“, sagte Erich, „und wäre mir auch das Herz
darüber gebrochen! Mir selbst mußte ich unser
Glück verdanken, und erst vor wenig Tagen er-
hielt ich mein neues Amt. Doch fürchtete ich nicht,
meiner Kären Herz zu verlieren, sie mußte mich
kennen und meine Treue!“
ches
war
auf,
Název souboru:
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