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Nr. 81.
Donnerstag den 2. August 1883.
VI. Jahrgang.
Karlsbader Ba
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Herausgeber: Ernest Franiech.
cblatt.
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im Haufe „Bellevue“, Stefanspromenade.
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Raum 6 kr. Pränumerationen und Inserat
werden in der Noministration dieses Blatte
und in der Lethbibliothek „3 Lämmer“,
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München, Straßburg und Zürich. A. O'ppelik, Wien und G. L. DabCo., Frankfurt a. M.
Badebulletin.
Nach der heute zur Ausgabe gelangenden Kurliste Nr. 278
sind bis zum 1. August 16229 Parteien mit 21432 Perionen
zur Kur hier eingetroffen. — Von den am gestrigen Tage
angemeldeten Kurparteien nennen wir:
Mrs. Dixon Hartland mit Tochter aus London.
(König v. Dänemark)
Herr Sam, T. Williams, Advokat mit Gemalin aus
Wajhington.
(Goldene Harfe.)
Mr. George C. Clarke aus Chicago,
Mr. Edward A. Strong, Kaufmann' aus Boston.
(Königsvilla.)
Herr Loupo Bogdan, Proprietär mit Gemalin und Sohn
(Baparia.)
a. Rumänien.“
Herr Rudolf Freutler, Commerzienrath mit Gemalin aus
(Madrid.)
Neuhof.
Mr. Ch. Vienenstok, Kaufmann aus St. Louis.
(Hotel Hannover.)
Herr Julius Offenbacher, Fabrikant ans Fürth.“
(Hotel Donau.)
Herr Jakob Diehm, Fabrikant mit Gemalin a. Lauterbach.
Venedig.“
Herr Julius Schumacher, Kaufmann aus Palermo.
(Stadt Paris.)
Frau Sofie Schubart-Czermak, Doktors-Gemalin mit zwei
Kindern aus Dresden,
Frau Arnold Hneck aus Berlin. (Kaiser von Rußland)
Herr Moritz Levin, Kaufmann a, Berlin.
(König von Preußen)
Vergnügungs-Anzeiger.
tahsseent pupp.
Konzert der Kur-Kapelle.
unter Leitung des Musikdirektors A. Labitzky.
Programm.
1. Rakoczy-Marsch symphonisch bearbeitet von Frz. Liszt.
Onverture zur Oper „Die verkaufte Braut“ v. Emetana
3. Konzert-Walzer von 6. Filitz.
4. Finale der unvollendeten Op. „Loreley“ v. Mendelssohn.
5. Clopitzky, Walzer von Ascher.
6 Trauermusik bm Tode Siegfried's aus dem Musik-
ra„Götterdämmerung“ von R. Wagner.
7. a) Lagt“tschnd, b) Fruhlingslied, Lieder von
oundd.
8. Komische Geschichten, Potpourri von Riede.
Entrée frei.
SALLE DE SAXE.
Tafel-Konzert
der ungarischen National-Kapelle Munczy Layos.
Anfang Mittags 121/2 Uhr.
Abends 71/2 Uhr daselbst Frei-Konzeri derselben Kapelle.
Sommertheater.
Eine mit Talent.
Posse mit Gesang in 4 Akten von F. Mayerfeld u. Alois
Berla. Musik von Lonis Roth.
Meergras, ein reicher Privatier — — Herr Jules
Fräulein Delia
Die Baronin, seine Gemalin —
Herr Auspitz
Fries, Goldarbeiter —
= —
Ida, seine Tochter
Fräulein Maynau
Buchheim, Klavterlehrer — — — —
Herr Kopp.
Franz Wachler, Korporal —
Herr Reisch
Fräulein Wildan
Julie, Köchin, seine Geliebte — — —
Frau' Raftl, Witwe
Frau Netsch
Herr Netsch
Lukas, Bedienter —
Herr Adami
Striegl, Wirth
Stadttheater.
Der Bettelstudent.
Operette in drei Akten von Fr. Zell und Richard Genée
Musik von C. Millöcker.
Palmatica Gräfin Rovalska .... Frau Raul-Hoppe
deren Töchter ... Fräulein Hild
Bronislawa
..Frl. Zimmermann
..... Herr Netsch
Oberst Ollendorf ...
Malachowski, Musikgraf von Krakau Herr Adam
Eva, dessen Gattin ....... Fräulein Delia
Jan Janicki
..
. Herr Martini
Simon Rymanovicz Studenten He
Bürgermeister von Krakau ..... Herr Klang
Dnuphrie, Leibeigener .....Herr Rieger
Enterich, Kerkermeister.......Herr Jules
Piffke .“.......... Herr Wallner
Anfang 7 Uhr.
Laura,
Telegramme
des Korrespondenz-Bureau.
Wien, 1. August. Die „Wiener Abendpost“
kritisirt den heutigen Leitartikel der „Neuen Freien
Presse“, welcher in die erst neuestens durch eclatante,
von der ganzen Welt anerkannte Thatsachen zu
Tage getretene herzliche Entente der beiden großen
Nachbarreiche, einen störenden Mißton zu bringen
sucht. (!) — Die „Wiener Abendpost“ reproduzirte
hiezu auch die bekannte Korresp ondenz des „Prager
Abendblattes“, um darzuthun, wie wenig dieselbe
zu dem tendenziösen Comentar der „Neuen Freien
Presse“ berechtigt. (?!)
Anfang 4 Uhr.
Feuilleton.
Ein Blatt für die Telerin.
Unsere Frauen und Mädchen, wenn sie die
Wörter „Hellas“, „Alterthum“, „römische Kaiser-
zeit“ ꝛc. aussprechen', konstruiren sich alsbald eine
Welt, wie sie nie existirt hat. Mit Hilfe ihrer
Schul- und Pensionats-Reminiscenzen erbauen sie
sich ein Athen — von Weltweisen, wie Sokrates
und Plato, von göttlichen Staatsmännern und
Dichtern bevölkert — hehr, klassisch, pathetisch in
jeder Linie, gleichsam eine Schachtel voll Parthenon-
Giebel, Pällas-Statuen und Erechtheion-Façaden.
— Das Rom des Kaisers Augustus übertrifft an
maßvoller Hoheit und selbstbewußter glorreicher
Kraftfülle noch das der Meininger. Ernste Sena-
toren, die alle dreinschauen, als wollten sie sich eben
von der Faust eines Galliers zur größeren Ehre
des römischen Namens erdolchen lassen, ohne mit
der Wimper zu zucken — steigen unaufhörlich zum
Kapitol hinan. Schweigsame Bestalinnen wandeln
im Abgangsschritte der Clara Ziegler über das
Forum. Ab und zu begegnet man einem Konsul,
der gerade über die Parther gesiegt hat, oder dem
Poeten Horaz, der, den Lorbeerkranz auf dem er-
grauenden Scheitel, die Leyer unter dem Arme,
von Mäcenas kommt. Die gesammte Architektur
besteht wesentlich aus korinthischen Säulen, Triumph-
bogen und Amphitheatern. Dort — am Eingang
des Circus Maximus — steht ein Prätor mit zwei
Aedilen, einem Tensor und einem Diktator außer
Diensten in rhetorisch glanzvoller Unterhaltung.
Man konversirt im reinsten Ciceronianisch; unsere
Damen kennen zwar kein Latein — aber daß Cicero-
nianisch ungefähr so viel bedeutet, wie stilvoll,
mustergiltig, und glänzend im eleganten Wurf der
Perioden das wissen sie nicht nur gedächtniß-
mäßig, das haben sie auch mit dem Herzen gefaßt,
denn das schöne, feinsinnige Antlitz des Geschichts-
professors hat in geweihterem Lichte gestrahlt, wenn
er von Cicero und der vollendeten Klassizität seiner
gesammelten Werke sprach. — Nichts liegt der
Welt dieses Alterthums, wie es sich in den liebens-
würdigen Köpfchen deutscher Frauen und Jung-
frauen malt — (in den weiblichen Gehirnen viel
anderer Nationalitäten malt es sich überhaupt nicht)
— also: nichts liegt dieser klassischen Fata Mor-
gana ferner, als eine Verwandtschaft zur Gegen-
wart. Bei uns, im neunten Dezennium des neun-
zehnten Jahrhunderts, ist Alles Prosa, Alles
Schwunglosigkeit und nüchterne Alltagsstimmung;
zwischendurch blitzt hier und da wohl ein Fünkchen
himmlischer Poesie — zumal in der Liebe — aber
sonst: keinerlei Analogie mit der Epoche der Toga
und Tunica, kein Berührungspunkt im Sein und
Empfinden. Die Würde, die Hoheit, das Getra-
gene, das Antike, Uebermenschliche ist uns abhanden
gekommen; ja, selbst die Liebe, wie viel kleiner,
wie viel nippsachenartiger erscheint sie in unseren
modernen Salons, als in jenen großartig dispo-
nirten Zeitläufen, da der Jüngling in schwer über-
setzbaren Distichen um die Huld einer Lesbia ge-
worben! Kann man sich einen römischen Eques,
einen Sprößling uralter Senatorenfamilien, die
noch mit Hannibal zu thun hatten, als komplimen-
tirenden Modeherrn vorstellen, der seiner Auser-
korenen zarte Aufmerksamkeiten sechsten und sieben-
ten Ranges erweist, der vor Wonne erröthet, wenn
er im Theater Gelegenheit findet, ihr den Zettel
zu reichen, oder ihr mit dem Fächer Kühlung zuzu-
wehen? — Läßt sich von einer klassischen Römerin
denken, daß sie im Schmuck ihrer acht antiken
Schlangen-Armbänder und Cameenringe sich salon-
mäßig geziert und gelächelt, daß sie jene kleinlichen
Huldigungen mit Wohlbehagen bemerkt, daß sie
kokettirt habe? —
„Nein!“ antwortet der Instinkt unserer schul-
gebildeten Frauenwelt; und, wir wollen es nur
ohne Rückhalt bekennen; wir Männer fühlen in
dieser Hinsicht auch zuweilen recht frauenhaft. —
Es fehlt dem kurzsichtigen Auge hier nämlich das
historische Fernglas. Entlegene Berge sehen wie
Wolken aus — völlig anders geartet, als die Felsen-
wände und Hügelhänge, die uns unmittelbar vor
dem Blick emporsteigen. Setzen wir jedoch das
Telestop einer genaueren Detailprüfung an, so ge-
wahren wir, daß auch die vermeintlichen Wolken
nichts Anderes sind, als Wälder, Halden und Stein-
massen. — Der Geschichtsunterricht unserer höheren
Lehranstalten — dazu rechne ich natürlich die Pen-
sionate, denn dort gedeiht ja das Höchste, die deutsche
Mädchenblüthe — er leidet an dem betrübsamen
Fehler, nur Knochen zu geben, aber kein Fleisch,
ur Haupt- und Staatsaktionen, aber keine Kultur-
geschichte. Jener Quartaner, der seinen Aufsatz
mit den Worten begann: „Die alten Römer ver-
brachten ihre Zeit meistens mit Kriegführen, zu-
weilen auch mit Ackergesetzen und Volksversamm-
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