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des Sozialisteu Bedels mit enormer Majorität scheint gesichert, man glaubt aber, die preußische Regierung werde damit den Antrag auf Verlängerung des Sozivlisten-Gesetzes motiviren. Berlin, 18. Juni. Bei der internationalen Regatta siegte der Wiener Ruder-Club „Pirat“ und erhielt sechs Ehrenzeichen. Wien, 18. Juni. Von der Fruchtbörse ist Festheit zu melden, Herbstweizen 10.80, 11.02. — Local- und Bädernachrichten. Herr Dr. Eduard Bacher), Herausgeber und Chefredakteur der „Neuen Freien Presse“ zählt seit zwei Tagen zu Karlsbads Kurgästen. (Das Monstre-Konzert) der Kurkapelle und de beiden Regiments-Kapellen Nr. 35 und 72, welches Samstag im Pupp'schen Etablissement zu Gunsten der österr. Gesellschaft vom weißen Kreuz von dem Ausschusse des hiesigen Zweigvereines arrangirt wurde, ergab eine Brutto-Einnahme von 1631 fl., während das Reinerträgniß sich mit circa 1200 fl. bezuffert. (Die Eröffnung der Schießstätte) der hiesigen Scheibenschützen-Gesellschaft fand Sonntag Nachmittags unter regster Betheiligung statt. Herr Bürgermeister Knoll erschien auf dem Schießplatze und gab den ersten Schuß ab, worauf es alsbald überaus lebhaft zuging und auf allen Scheiben fleißig geschossen wurde. — Der später eingetretene intensive Regen machte das Berweilen im Freien unmöglich und störte das Konzert vollständig — desto zahlreicher knallten dafür aber die Schüsse, von denen bis gestern Abend bereits 3000 abgegeben wurden. Nächsten Samstag wird das Schießen, welches im Ganzen sieben Schießtage umfaßt, wieder fortgesetzt. — Es hat sich bei diesem ersten Schießen bereits gezeigt, daß diese einfache ländliche Anlage ihrem Zwecke als Sommerschießstätte völlig entspricht. UIm Stadttheater) gastirt gegenwärtig Herr Richard Korschen, ein Künstler, der von seinem hiesigen Engagement vor einigen Jahren, noch im besten Andenken der hiesigen Theaterbesucher steht. — Wir kommen auf dieses Gastspiel in unserem Theaterberichte, welchen wir heute Raummangels halber zurücklassen mußten, morgen nochmals zu sprechen. (Der-König von Dänemark, dessen Abreise von Wiesbaden nach Gmunden gemeldet wurde, und von welcher Meldung wir in unserer Nummer vom 15. d M. Notiz nahmen, hat, wie uns heute aus Wieshaden berichtet wird, den genannten Kurort noch nicht verlassen, beabsichtigt viel- mehr noch längeren Aufenthalt dort zu nehmen. (Zwischen Marienbad und Königswart) soll eine elektrische Eisenbahn gebaut werden. Der Inge- nieur Ludwig Spieß in Wien hat nämlich die technischen Vorarbeiten für die projektirte Tramway zwischen Marien- bad und Königswart beendigt und beabsichtigt den elek- trischen Betrieb auf dieser Linie einzuführen. (Franzensbad), 16. Juni. Die von offizieller Seite verbürgte Ankunft Ihrer Majestät der Königin Christine von Spauien wird im Laufe nächster Tage er- wartet, denn die Königin will schon gegen Ende Juli wie- der in Spanien sein, um König Alfonso auf seiner Reise nach Valencia und anderen Provinzen zu begleiten, die er zu besuchen bereits zugesichert hat, bevor er sich im Herbste zu den großen Manövern nach Deutschland begibt. Ihre Majestät die Kaiserin Maria Anna hat auf telegraphischem Wege an die Königin von Spanien die Einladung gerich- tet, gelegentlich deren Aufenthaltes in Oesterreich nach Prag zum Besuche zu kommen. — Ihre königl. Hoheit die Frau Herzogin Mathilde von Bayern, Gemalin des Grafen Trani, welche eine Schwester Ihrer Majestät der Kaiserin von Öesterreich ist, weilt bereits schon seit einigen Tagen zum Kurgebrauche hier und bewohnt sammt zahlreichem Gefolge viele Appartements im „Hotel Hübner.“ Der Sanitätsrath Dr. Holzer wurde mit der ärztlichen Behand- lung der hohen Frau beehrt. Seit unserem letzten Berichte vom 8. Juni sind wieder neun Kurlisten erschienen, deren neueste die Ankunft von 1178 Parteien mit 2002 Personen ausweist, unter welchen sich befinden: Se. königl. Hoheit Louis von Bourbon, Graf von Trani und Ihre königt. Hoheit Gräfin von Trani, geborene Herzogin von Bayern, Frau Gräfin Clementine Pötting aus Prag, Fürst Ale- xander Lubomirski aus Rußland, Graf Finkenstein sammt Gemalin aus Preußen, Frau Gräfin von Westfalen, geb. Gräfin Czernin aus Böhmen, Prinzessin Gabriele Lobko- witz aus Randnitz, Frau Gräfin Sandor Szecheny Döry aus Ungarn, Frau Gräfin Poninska aus Konstanz, Graf Seldern sammt Gemalin aus Wien, Frau Baronin Dobr- zensky aus Schloß Preitenhof, Frau Fürstin Waldburg zu Wolfegg aus Württemberg, Universitäts-Professor Dr. So koloff aus Moskau, Graf Bethusy=Huc aus Oberschlesien, Frau Prinzessin Croy aus Teplitz u. A. mehr. — An Vergnügungen leiden unsere Kurgäste keinen Mangel, ab- gesehen davon, daß im Stadttheater allabendlich wenn auch vor ziemlich schwach besetzten Plätzen — Operetten- oder Lustspielvorstellungen stattfinden, welch' letztere durch die Acquisition der neuen Konversationsliebhaberin Frl. Olga Blume, einen eigenen Reiz erhalten, denn die junge Dame bildet ihrer seltenen Schönheit und Toilette halber einen besonderen Gesprächsstoff in hiesigen Damenkreisen. Daß Frl. Blume auch noch eine gute Schauspielerin ist, rhöht den Werth ihrer Erscheinung auf der Bühne, welche jüngst den amerikanischen Spiritisten Thorn und Darven als Zaubersalon diente. Die beiden Künstler leisteten recht Braves in ihrer Art, doch wir sagen mit Rabbi Ben Atiba: Alles ist schon dagewesen! Das sensationellste mu- sikalische Ereigniß im Laufe der ganzen Saison bildete un- streitig das in nächster Zeit stattfindende Konzert der Ri- chard Wagner Theater-Kapelle des Direktor Ängelo Neu- mann. Unter der Leitung des renommirten Kapellmeisters Anton Seidl wird erwähntes Orchester die besten Nummern aus Wagner's musikalischen Werken und zwar aus seiner ganzen Schaffensperiode zum Vortrag bringen. Auch Frau Artôt-Padilla wird im Vereine mit namhaften Künstlern hier ein Konzert geben, desgleichen Herr Bürger. Erst vor Kurzem haben die ungarische National-Kapelle des Balocs- Kalman aus Budapest und bald darauf die „Goldamseln“ aus Wien im Kurhaus Restaurant konzertirt. Auch die Symfonie-Konzerte unter der Leitung des Musikdirektors Tomaschek haben bereits begonnen. An jedem Samstage finden im großen Konversationssaale Reunionen statt, zu welchen sich ein großer Damenflor aber im Verhältniß zu wenig Herren einfinden. Von unserer verständnißvollen Gemeindevertretung, als Kurfonds-Verwaltung, wurden in letzterer Zeit mehrere Kundmachungen erlassen, welche zum Schutze der Badegäste, sowie zur Aufrechterhaltung der Ordnung in unserem Badeorte zu dienen haben. So wird das Kochen vermittelst Spiritus und Petroleum in den Wohnungen, um Unglücksfällen zu begegnen, verboten, ferner dürfen nun weder Plakate affichirt, noch Kund- machungen und Anpreisungen jedw der Art ohne amtliche Genehmigung vertheilt werden. Auch wurde das Bezeichnen von Tischen, Bänken und Sesseln, um sie für bestimmte Personen und Zeiten zu reserviren, im Parke und anderen öffentlichen Vergnügungsorten strenge untersagt und braucht, sollte dies dennoch geschehen, Niemand eine derartige Be- zeichnung zu beachten. †(Kolberg), 16. Juni. Die offizielle Eröffnung der Saison fand gestern in der üblichen feierlichen Weise statt. Trotz des in diesem Jahre mehr als sonst bemerk- baren Zuströmens von Kurgästen und Passanten in der ersten Hälfte des Juni war vor dem seit Dezennien festge- haltenen amtlichen Eröffnungstage weder Konzert noch Theater abgehalten worden; die Mitglieder der Kurkapelle würden, ebenso wie die Mitglieder des unter der Direktion des Herrn Schindlers stehenden Theaters, gern und dem Publikum sicher zu Dank schon vierzehn Tage früher uns erfreut haben, aber die Badedirektion hat ihre eigenen Ge- danken und Entschlüsse, welche nicht leicht aus dem alther- gebrachten Fahrwege sich hinausbewegen. Dafür seit gestern auch eine Fülle von Musik, Morgens und Nachmittags, im Bosquet und am Strandschloß, dann Abends Theater und Nachts für sentimentale oder sonstige Schwärmer, die ewig rauschende See. Wie sehr ein früherer als gerade auf den ehrwürdigen 15. Juni gesetzter Beginn der zum Badeleben gehörigen Kunstgenüsse am Ort gewesen wäre, geht aus dem starken Besuch der Konzerte und dem leb- haften Beifall im Theater hervor, mit welchem die Vor- stellung „Der Schwabenstreich“ belohnt wurde. Die städti- schen Seebadeanstalten wurden ebenfalls erst gestern er- öffnet, während die drei Soolbade-Etablissements seit meh- reren Wochen von Kurgästen und Einheimischen stark fre- quentirt waren. Auch die drei hiesigen Badezeitungen sind in der ersten Nummer erschienen; wir können nur wünschen, daß dieser literarischen Ueberproduktion entsprechend, auch die Zahl der Kurgäfte steige. Als Kuriosum sei erwähnt, daß das eine der Blätter ganz spiritistisch und tapfer unter den fünf Mitgliedern der Direktion des Vereins-Soolbades zwei im Laufe des Jahres Verstorbene, einen durch Orts- wechsel und einen sonst ausgeschiedenen Herrn aufführt. Zur Aufklärung des Kurgastes über die örtlichen Verhält- nisse sollen ja wohl die Badezeitungen dienen? Wir fürch- ten, daß die Herren Thorn und Darwin hier arge Konkur- renz vorfinden würden. § (Bad Driburg, 16. Juni.) Das neue Bad (Kaiser Wilhelm Bad) existirt nicht mehr selbstständig, es ist durch Anpachtung vereinigt mit unserem alten Bade Driburg. Man sagt, daß Konkurrenz die Sache hebe. Hier im alten Bade Driburg schien das nicht der Fall zu sein. Es hatte sich seit dem Bestehen des neuen Bades die Zahl der Kur- gäste im alten Bade nicht besonders gehoben und beide Bäder erreichten nicht die Zahl der Gäste, welch die Liste von 1872 verzeichnet hat allein für das alte Bad. Als Ur- sache für dieses wenig erfreuliche Faktum nahm man zum Theil das Nebeneinanderarbeiten beider Bäder an, pachtete das neue Bad und vereinigte sie unter einer Flagge und Administration. Es steht zu erwarten, daß beide Bäder nun vereinigt einen stärkeren Besuch von Bad Driburg hervor- rufen werden, und die Prognose derer, welche voraussehen wollten, daß das alte Bad das neue nur deßhalb in's Schlepptau genommen habe, um es in den Hafen der Ruhe zu bugsiren, nicht zutrifft. Wir wollen zum Wohle Dri- burgs hoffen, daß die starke Einigkeit dem Bade Driburg den Segen reichlichen Besuches bringen werde. Wiener Börse vom 18. Juni 1883. Tagen noch — und ein ganz anderes Bild zeigt sich dem Beschauer. Gleich dem verschwundenen frischen Grün der Wälder, das einer dunkleren Färbung gewichen, scheint auch der Kurort andere Toilette gemacht zu haben. Die Straßen, Anlagen und Plätze sind belebter geworden, die Wohnungen seltener, mit einem Wort, die Saison hat ihre Reife erlangt. Die unterwürfige Miene im Antlitz des Hotel- wirths ist verschwunden, einer vornehmen Eleganz und Gleichgiltigkeit hat sie Platz gegeben; die Bück- linge der Portiers und der anderen die Rang- Stufenleiter abwärts steigenden dienstbaren Geister haben sich aus einem spitzen in einen stumpfen Winkel verändert; nicht mehr taxirt der weißbin- dige Ganymed seine Gäste nach Grafen, Barons, Räthen ꝛc., nach einem anderen, vielleicht noch un- bekannten Register, nach der Höhe der gegebenen Trinkgelder, mit dem „Zwanzig Kreuzer-Schenker“ u. s. w. anfangend, bis hinab zu dem sich bei ihm nur mit einem kühlen Adjeu verabschiedenden Abonnenten placirt er an der Table d'höte. Nicht mehr die Hausfrau ist es, die dem an- kommenden Fremden ihr Logis anpreist, o nein — diese Rolle wurde jetzt schon dem ersten Stuben- mädchen übertragen — nicht mehr bei der Ein- gangspforte oder doch von Weitem wird man in den Café's begrüßt — diese „schönen Tage von Aranjuez“ sind in ein Nichts zerflossen — bis in die Küche selbst muß man dringen, will man seinem rebellirenden Magen Recht geben. Bei den Brunnen nützt aber schon gar nichts mehr — weder Rang noch imponirendes Auftreten — langsam zieht sich die Kolonne von Wasser schlürfenden schönen und unschönen, weißen, rothen und gelben Gesichtern hin — „Einer nach dem Andern“ lautet die Parole und selbst der einge- fleischteste Sozialpolitiker würde hier sein Gleich- berechtigungsziel erreicht sehen u. s. f. — Solche Symptomé nun im Kurorte pflegen zu der anfangs gegebenen Phrase anzuleiten — an diesen Wahrzeichen erkennt man die „Haute Saison“ — man sagt jetzt: „Die Saison hat ihren Culminationspunkt erreicht!“ Ist man auf diesem Gipfel kurörtlichen Glanzes angelangt, dann ventilirt nur noch eine Frage: „Besteht ein Defizit gegen das Vorjahr?“ Und hastig werden Vergleiche und Parallelen gezogen und wie freudig leuchtet es aus allen Gesichtern, wenn mehr „Fremde“ als in vergangener Saison den Kurort frequentirten. — Nun, die heurige Saison scheint mehr zu den „besseren“ hinzuneigen, wenngleich ein kleines Minus unter der Personenziffer sich noch geltend macht, und herzlich gerne wünschen wir eine Realisirung aller der vielen Erwartungen, die sich an diesen „Sommer“ geknüpft, mögen sie sich erfüllen, alle diese Wünsche und Luftschlösser, die ja meistens nur von dem allmächtigen Nervus rerum abhängig sind. A. D —n. Einheitliche Staatsschuld in Noten .. Einheitliche Staatsschuld in Silber .. Oesterr, Goldrente.. Noten-Rente Aktien der österr.=ung. Bank .. Kreditaktien e........... 20-Francs-Stücke . K. k. Münz-Dukaten Deutsche Reichsbanknoten London 93.50 837 304.75 12005 §.51 5.68 58.50 GIESSHÜBI XH MATTONf Treinster alkalischer SAUERBRUNN hestes sisch- und Erfrischungsgetränk, erprobt bei Husten, Halskrankheiten. Magen- und Blasen- katarrh. Trinkhalle „Merkur“, Marktbrunn. Vorräthig in jedem Hause. Ein Rundreisebillet 2. Cl. retour nach Dresden via Eger, Franzensbad, Elster ꝛc., gültig bis zum 23. Juni, ist für M. 14.56 abzulassen. — Näheres bei der Administr. d. Bl. 158 78.50 78.05 99.10
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