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Von der Berliner Hygiene-Ausstellung. Ein Berichterstatter der „Bohemia“ schreibt diesem Blatte in seinem V. Briefe Ausführliches über die aus Böhmen ausgestellten Objekte. Wir entnehmen dieser Schilderung nachstehende auf die Kurorte Marienbad-Karlsbad-Franzensbad bezüg- liche Stellen: Oesterreich-Ungarn hat sich im Allgemeinen über- ausrege an der Ausstellung betheiligt. Aus Böhmen haben nur die drei Kurorte Marienbad, Karlsbad und Franzensbad, sowie einige Privatleute an der Hygiene-Ausstellung sich betheiligt. Die drei ge- nannten weltberühmten Badeorte sind da in glänzender Weise vertreten. Jede dieser drei Ausstellungen ver- folgt denselben Zweck, nämlich den Besuchern außer den natürlichen Heilmitteln eine Vorstellung von den Einrichtungen zu verschaffen, die im Laufe der Zeit unter dem Einfluße der fortschreitenden Kultur zum Besten der Badegäste und der Bewohner getroffen worden sind. Jede dieser drei Ausstellungen trägt trotzdem einen ganz eigenartigen Charakter und jede zeichnet sich durch ein geschmackvolles und gefälliges Arrangement aus. Wir beginnen bei dem Pavillon der Kurstadt Ma- rinbad, der sich unmittelbar vor dem Café Bauer be- findet. Wir treten durch die offene Thür in den zierlichen Holzbau ein, erwiedern den allezeit höflichen Gruß des Aufsehers, der uns bereitwillig auf alle Fragen Rede und Antwort steht, und sehen uns in dem schön dekorirten Raume näher um. In der Mitte befindet sich ein runder, mit braunem Tuch ausge- schlagener Tisch, auf dem sich terrassenartig Flaschen und Gläser mit den Marienbader Mineral- wässern und sonstigen Quellenprodukten erheben. Das Ganze krönt ein aus krystallisirtem Quellsalz hergestelltes Kreuz unter einer Glasglocke. Ein ein- facher, augenscheinlich leicht zu handhabender Appa- rat zum Füllen der Flaschen mit Mineralwässern, eine Erfindung von Johann Bachmann in Marien- bad, die für Desterreich-Ungarn und das deutsche Reich patentirt ist, nimmt unsere Aufmerksamkeit in Anspruch. An den Wänden finden wir zahlreiche Photographien und Pläne von Marienbad nebst Umgebung. Diese Pläne gewähren einen interessan- ten Ueberblick der in der Stadt Marienbad durch- geführten Kanalisation und der die ganze Stadt reichlich mit Wasser versorgenden doppelten Wasserleitung, sowie der seit einigen Jahren eingeführten, sich trefflich bewäh- renden Rauchverzehrungsapparate bei den drei Badehäusern. Desgleichen gewinnt man aus den vorliegenden Plänen einen Einblick in die zweck- mäßige Einrichtung des vor der Stadt situirten Schlachthauses und ein Bild von den zahlreichen in Marienbad bestehenden Humanitätsanstalten. — Sehr interessant sind die ausgelegten Minerale, die im Moor gefunden worden sind, namentlich die kleinen grünen Stückchen Eisenvitriol, die aus dem Moor sorgfältig herauskrystallisirt sind. Die Aus- stellungen von Karlsbad und Franzensbad befinden sich im Hauptgebäude. Wir eilen jetzt weiter nach dem rechten Sei- tenportal, durchschreiten den langen Gang, ohne uns, so stark auch die Versuchung sein mag, rechts oder links umzusehen, und eilen direkt auf die Ausstellung der Stadtgemeinde Karlsbad zu, vor der sich stets zahlreiche „Interessenten“ mit der bewußten gelblichen Gesichtsfarbe zusammenfinden, um Reminiscenzen an ihren Aufenthalt in dem heilkräftigen böhmischen Bade zu feiern. Diese rege Theilnahme ehemaliger Badegäste stellt Karlsbad ein um so ehrenvolleres Zeugniß aus, als die mei- sten seiner Besucher in recht ernstlichem Krankheits- zustande dort weilten und nicht ihres Vergnügens wegen, sondern zum Gebrauch der nicht immer allzu kurzweiligen Kur hingeschickt wurden. Wenn sie trotdem die Erinnerungen aus Karlsbad meist mit denselben Gefühlen betrachten wie der gläubige Mohamedauer Reliquien aus Mekka, so spricht dies sehr beredt für die Heilkraft seiner Quellen und für die Schönheit seiner landschaftlichen Umgebung. Von der letzteren geben die wunderschönen Aqua- relle, die hier ausgestellt sind, auch Denjenigen eine ungefähre Vorstellung, die nie in Karlsbad gewesen sind. Wir sehen das städtische Sprudel- salzwerk, das Neubad, die Mühl- und Neubrunn- Kolonnade, das Kurhaus, die Stadtpark-Restaura- tion mit der Wandelbahn, sowie die Sprudelkolon- nade, und auf allen diesen vortrefflich ausgeführten Bildern bekommen wir zugleich ein Stück der herr- lichen Umgegend zu sehen. Von den Quellen wer- den uns die Produkte selbst in den verschiedensten Formen vorgeführt. Die Anordnung ist im höch- sten Grade geschmackvoll und gefällig. Von den ausgestellten Bechern nehmen einige ihres histori- schen Werthes wegen unsere Aufmerksamkeit in An- spruch, vor Allem ein kleiner weißer Porzellan- becher mit einfachem Goldrande, über dessen Be- deutung uns ein kleines schwarzes Täfelchen mit Goldbuchstaben belehrt. Wir lesen da: „Sprudel- becher Sr. Majestät des deutschen Kaisers während seines Kurgebrauches in Karlsbad im Jahre 1863. Im Besitz des Geh. Sanitätsraths Dr. Preiß in Karlsbad.“ Diese Tafel war noch nicht angebracht, als Kaiser Wilhelm die Ausstellung das erste Mal besuchte. Trotzdem erkannte derselbe den Becher sofort wieder, aus dem er vor 20 Jahren, wie er selbst erklärte, mit ausgezeichnetem Erfolge Karls- bader Sprudel getrunken hat. Ein zweiter Becher fesselt uns durch sein altehrwürdiges Aussehen; er stammt „aus dem 17. Jahrhundert“ und trägt die naive Inschrift eines damaligen Karlsbad-Enthusia- sten: „Vivad (sic!) Karisbad!“ Von kulturge- schichtlichem und allgemeinem Interesse sind die ausliegenden Kurlisten, die bis 1795 zurückreichen. Während die Liste von 1795 schon recht stattlich ist und zahlreiche berühmte Namen aufweist, schrumpft sie in dem Kriegsjahr 1812 zu einem dünnen Heft- chen zusammen, um von 1815 ab stetig zu wachsen Die letzte ausliegende Liste aus dem Jahre 1864 ist bereits ein starker Band in Groß-Oktav. Wir werfen noch einen Blick auf die geolo- gische Karte von Karlsbad und des Schutzrayons seiner Thermen, die von der k. k. geologischen Reichs- anstalt in Wien angefertigt ist, und wenden uns alsdann zu der in unmittelbarer Nachbarschaft be- findlichen Ausstellung von Franzensbad. Ein einfaches, aber stylvolles Portal ladet uns zum Eintreten ein, und wir befinden uns, wenn wir der stummen Einladung Folge leisten, in einem elegant ausgestatteten Raume, der ein Wartezimmer und ein Badezimmer zusammen enthält, getreulich nach den Einrichtungen im Loimann'schen Badehause kopirt. Das Badekabinet enthält zwei dicht neben einander stehende Wannen und eine Waschtoilette. Neben dem eben geschilderten Hauptraume ist noch eine kleinere Abtheilung, in der hübsche photo- tografische Ansichten von Franzensbad, sowie Franzensbader Moorerde und Quellenprodukte unter- gebracht sind. Außerdem hat der Franzensbader Apotheker Josef Khittl sein aus dem dortigen Mi- neralmoore bereitetes Eisenmoorsalz ausgestellt, das vortreffliches Surrogat für solche Patienten bildet, die aus irgend welchen Gründen die Reise nach Franzensbad selbst nicht machen können. Local- und Bädernachrichten. (Kurfrequenz.) Der Fremdenzufluß erhält sich in der letzten Zeit constant lebhhaft, die Nachfrage nach Wohnungen ist eine rege, doch Dank der vielen Neubauten die jüngst erstanden, immer noch leicht zu erledigen, da ein absoluter Wohnungsmangel hier gar nicht mehr eintreten kann. Alle Anzeichen lassen erkennen, daß Karlsbad un- mittelbar vor der Höhe der Saison angelangt ist, möge es sich in dieser Positition recht lange erhalten. (Marienbad.) Die Saison macht in ihrem Vor- wärtsschreiten das gut, was sie in der ersten Hälfte des Maimonats verschuldet hat. Die Ankunft der Gäste ist sehr lebhaft, und obwohl wir noch vor einer Woche die Ziffer vom vorigen Jahre nicht erreicht hatten, so ist die Sachlage jetzt schon eine bedeutend günstigere. Das De- fizit ist vollkommen ausgeglichen und, was wir längst vor- hergesagt, wird ebenfalls zutreffen. Wir können für die nächste Zukunft einem großen Andrange entgegensehen. Viele und große Bestellungen von Logis langen täglich an, so daß manche nicht mehr angenommen werden konnten und die betreffenden Parteien bis zu ihrer Ankunft vertrö- stet werden mußten, ob eben die bestellten Zimmer, wie sie verlangt worden sind, frei sein werden. Mit Recht wird auch nach den Festlichkeiten in Moskau ein größerer Zu- fluß von Rußland und russisch Polen erwartet. Außer an- deren hohen Persönlichkeiten fürstlichen Standes werden auch zwei gekrönte Hänpter viel genannt, deren Ankunft in Marienbad als gesichert erscheinen soll. In erster Reihe nennt man Se. Majestät den König der Belgier, Schwieger- vater unseres Kronprinzen, dem das Trinken des Kreuz- brunnens an der Quelle sehr empfohlen ist. Dann wird auch die Ankunft des Königs Humbert von Italien als gewiß bevorstehend annoncirt. Letzterer wird nach seiner Rückkehr von Berlin die Marienbader Quellen gebrauchen. Im Hotel Welzl (zum deutschen Kaiser) in Eger ist man avisirt, die Appartements rechtzeitig in Bereitschaft zu halten Mit dieser Reise wird auch eine neuerliche Kaiserzusammen- kunft combinirt Unser Gewährsmann, dem wir diese Nach- richt verdanken. verbürgt sich für die volle Wahrheit seiner Angaben. Wir wollen das Weitere darüber abwarten. Ebenso wird als unzweifelhaft die Hieherkunft der Königin von Hannover für den 23. Juni zu einem vierwöchentlichen Kurgebrauche angekündigt. Ihre Majestät ist die Schwester der gegenwärtig hier weilenden Großherzogin von Olden- burg und wird auch dieselben Appartements im „Weißen Schwan“ bewohnen. In Bezug auf die inneren Angelegen- heiten unseres vortrefflich organisirten Badelebens gestaltet sich Alles auf das vortheilhafteste; die Entwicklung ist eine äußerst günstige und von den besten Aufpicien begleitete. (Amerikanische Heilquellenmanie.) Seit eini- gen Jahren herrscht in den Vereinigten Staaten eine wahre Manie, überall Heilquellen zu entdecken, welche die alt- berühmten Quellen in Europa in Schatten stellen sollten. Dabei liefen aber die sonderbarsten Extravaganzen unter. Jede Quelle, deren Wasser mineralischen Bodensatz hatte, oder deren Temperatur über das Gewöhnliche hinausging, mußte nach der Meinung der Entdecker und der Grundbesitzer in der Nachbarschaft unbedingt eine wunderbare Heilquelle sein. Wie weit die enthusiastischen Heilquellen-Entdecker gingen, bezeugt die sogenannte „Weinquelle“, die in Arkansas ent- deckt worden sein sollte und von welcher die amerikanischen Zeitungen monatelang als von einer wirklichen und unbe- streitbaren Thatsache sprachen. Das Wasser dieser Quelle sollte nicht nur wie Wein schmecken, sondern auch die be- rauschende Wirkung eines Weines haben. Ueber einen möglichen Kater nach einem derartigen Rausche schweigen sie still. Eine Zeitung macht nun folgenden kräftigen Witz über die falschen Heilquellen, die in dem letzten Jahre so viel Lärm gemacht haben. „Die Hutson Hot Springs“ in New- Mexiko entspringen der Spitze eines kleinen Hügels, der dem Krater eines Vulkans gleicht. Die Quelle hat eine Tem- peratur von 140 Grad Fahrenheit und das Wasser bildet, sobald es erkaltet ist, einen Kalksinter, welcher im Laufe der Zeit den Krater geschaffen hat. Vor wenigen Monaten geriethen die Mexikaner ganz außer sich über die Entdeckung daß die Quelle den Charakter einer „Suppenquelle“ an- genommen hatte. Sie kamen von Nah und Fern mit Gefässen aller Art und holten die Suppe, welcher wunder- bare Heilkräfte zugeschrieben wurden, und die heiß aus dem Boden brodelte. Oestliche Feinschmecker erklärten die Suppe für besser als die berühmte französische Bouillon, friedliche Indianerstämme schlugen ihre Wigwams an der Quelle auf und Kreger Squaws und Papooses wurden von der Suppe dick und fett. Ein unternehmender Yankee schlug eine Bude auf und verkaufte die Heilsuppe mit Pfeffer, Salz und Crackers für 10 Cents den Teller. Die Ge- schichte währte 6 Monate lang, bis einer einen Knochen in seiner Suppe fand. Da untersuchte einer das Innere der Quelle mit Rechen und fand, — o, Entsetzen! — die in dem Wasser gekochten Leichen von 6 Mauleseln, die dort in der Nähe gefallen und von den Fuhrlenten in den Krater ge- worfen worden waren. Wiener Hörse vom 2. Juni 1883. Einheitliche Staatsschuld in Noten . Einheitliche Staatsschuld in Silber .. Oesterr, Goldrente Noten-Rente Aktien der österr. ung. Bank Kreditaktien e............: 20Francs-Stücke . K. . Münz-Dukaten. Deutsche Reichsbanknoten... 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