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Lemberg, 31. Mai. Bei den Landtags- wahlen der Städte und Handelskammern wurde in Brody Simon gegen den bisherigen Abgeordneten Zucker, in Drohobyz der Minister Ziemialkowski mit 558 von 862' Stimmen, in Stanislau Kaminski mit 387 Stimmen gegen Brykczynsky in Nowisacz der Minister Dunajewsky ein- stimmig, sonst die meisten früheren Abgeordneten wieder gewählt. Privat-Telegramme des Karlsb. Badeblatt. Wien, 31. Mai. Börse. Bei Mittags vor- waltender Festigkeit notirten Kreditaktien 294.70, bei anhaltender Festigkeit Abends 293.80 und schlossen mit 295.-; die Konferenzen der Kredit- anstalt mit der Rothschild-Gruppe wegen Emission von 25 Millionen Gulden Staatsbahnprioritäten nehmen eine günstige Wendung. — In Berlin Mattigkeit, am Anfange erreichten Kredit 502.-, zum Schluß trat Besserung ein auf 507. —. Schluß in Paris Rente 109.10. Wien, 31. Mai. Die heutige Generalver- sammlung der Staatsbahn stipulirte als Dividende pro 1882 zweiunddreißig Francs. Wien, 31. Mai. Vor einem Monat wurde im Duell der preußische Secondlieutenant a. D. Heydebrandt von dem Wiener Sportsman Viktor Silberer schwer verwundet. Heute fällte das Wiener Landesgericht in diesem Straffalle das Urtheil und wurden Heydebrandt als Herausforderer ein sechswöchentlicher, Silberer als Geforderten ein vierwöchentlicher und drei Sekundanten je ein vier- zehntägiger Kerker zuerkannt. Der vierte Sekun- dant, der bekannte ungarische Honved-Oberlieutenant Zubovits, welcher früher u. A. aus dem Theiß- fluß in Szegedin 56 Menschen und aus der Donau in Wien vierzehn Menschen aus Todesgefahr rettete, wurde freigesprochen, aber den ungarischen competenten Gerichten überwiesen. New-Vork, 31. Mai. Anläßlich der Eröff- nung der New-Yort mit Brooklyn verbindenden neuen großen Hängebrücke waren 90.000 Menschen an- gesammelt. In Folge falscher Allarmrufe entstand eine Panik, in welcher 12 Personen getödtet und 16 verwundet wurden. Moskau, 31. Mai. Die Kosten der Krönung werden auf 30'Millionen Rubel angegeben. Petersburg, 31. Mai. Man meldet aus Moskau: Die Pövelunruhen wegen der Krönungs- feierlichkeiten, die sich zwei Abende wiederhalten, waren bedenklicher als anfänglich verlautete. Am zweiten Tumult-Abend mußte Militär einschreiten, worauf dann auch die Inhibirung aller Festlich- keiten erfolgte. Wand zu drücken“ und zu diesem Zwecke sich mit dem Zentrum zu verbinden. Seit damals hat nicht nur der preußische Staat Schaden erlitten dadurch, daß seine Re- gierung einen noch zu keiner Zeit und von keinem Lande mit Erfolg betretenen Weg, den der Konzessionen an eine Macht, die vor allen anderen Mächten in Nachgiebigkeit Schwäche sieht und ganz besonders Gewicht darauf legt, „semper eadem“ zu sein, eingeschlagen hat, auch das Reich ist ernstlich gefährdet worden. Keineswegs soll hier gegen das Zentrum und seine Wähler der Vorwurf der „Reichsfeindschaft“ erhoben werden. Der Schaden stammt nicht von ihrer Feindschaft her; er ist der unglücklichen Verquickung von weltlichen und kirchlichen An- gelegenheiten, den unnatürlichen Allianzen zuzuschreiben. Wenn der Stein einmal in's Rollen gekommen ist, kann man selten genau bestimmen, wann und wo er zu rollen aufhören soll, und wenn ein Mann mit der Macht, dem Einfluß, der Energie, der — Rücksichtslosigkeit eines Bis- marck Jemand an die Wand drückt, ist es nicht zu erstaun- lich, daß nicht nur dieser Jemand mehr oder weniger zer- drückt wird, sondern auch die Wand selbst den Druck ver- spürt, abbröckelt, wenn nicht gar Risse erhält. Der Kampf Bismarck's gegen den ganzen Liberalismus von Eugen Richter bis Bennigsen, dieser Kampf mit Hilfe des Centrums hat es zu Wege gebracht, daß fast kein Tag jetzt vergeht, ohne daß irgend ein Rencontre zwischen einem Regierungsvertreter und einem liberalen Reichstagsmit- gliede stattfindet, ein Rencontre, in welchem bald die eine, bald die andere Seite die kläglichere Rolle spielt, in welchem aber eben immer etwas Klägliches, das Ansehen des Reichstags und dadurch ihn selbst Gefährdendes passirt. Ich will nicht, nachdem ich leider schon mehrere Belege hiefür bei früheren Gelegenheiten habe bringen müssen, mit neuen mich aufhalten. Wie weit aber der Druck, den der Koloß Bismarck gegen die Wand ausübt, bereits geht, er- sieht man aus dem schlechten Zeugniß, das der bekannte Historiker Prof. Treitschke dem Reichstage ausstellt, als der einzigen Institution, die sich nicht bewährt hat, ferner aus Gerüchten, wonach Fürst Bismarck zu seiner Umgebung sich etwa folgendermaßen geäußert haben soll: das deutsche Reich ist auf Grund eines Vertrages zwischen den deutschen Souveränen und den freien Städten entstanden, diese Kon- trahenten sind somit in der Lage, den Vertrag ebenso zu lösen, wie sie ihn geschaffen haben, um gleichzeitig einen neuen Vertrag abzuschließen, der sich von den früheren wesentlich unterscheiden kann und beispielsweise das Insti- tut eines deutschen Reichstages gar nicht zu kennen braucht. Ob Fürst Bismarck wirklich diese oder eine derartige Aeußerung gethan, wird sich nicht leicht feststellen lassen. Jedenfalls wäre sie auch dann, wenn er sie gethan, nicht ernsthaft zu nehmen. Das Charakteristische und Traurige ist eben, daß Gerüchte entstehen können, die derartiges dem Reichskanzler in den Mund legen. Kein Engländer würde ein solches Märchen von Gladstone oder selbst einem Salis- bury ersinnen, kein Franzose von irgend einem selbst staats- streichlustigen Staatsmanne. Selbst eine Lüge enthält mit- unter etwas Wahres, das oben erwähnte Gerücht ist sehr bezeichnend für unsere Verhältnisse, gleichviel ob es wahr, halbwahr oder auch ganz erlogen ist.“ Die Dispositionen für die Sommerreise des deut- schen Kaisers sollen, wie das „D. Tagbl.“ mittheilt, jetzt soweit getroffen sein, daß der Kaiser vor Mitte Juni seine Reise nicht antritt. Die letztere geht wie alljährlich zunächst nach Ems, dann Mainau und Gastein. Als Geist- licher wird den Kaiser in diesem Jahre nicht der Hofpre- diger Frommel, sondern der Oberhofprediger Dr. Kögel begleiten. (Würzburg), 29. Mai. Bauamtmann Friedrich hat im Lusamsgärtchen den Steinsarkophag Walther's von der Vogelweide aufgefunden. (In besagtem Gärtchen, das ein auffallend niedriger Kreuzgang einschließt, sollten auch nach Walther's Testament und Stiftung täglich die Vögel gefüttert werden. Stiftung, Vögel und Dichter fielen mit der Verwilderung durch den dreißigjährigen Krieg in Ver- gessenheit; erst unser Jahrhundert grabt sie Alle wieder aus. D. Red.) (Eine reiche Braut.) In der Berliner vornehmen Gesellschaft wird die jüngst stattgefundene Verlobung des Sohnes des Fürsten Anton Radziwill, General-Adjutanten des Kaisers, des 23jährigen Prinzen Georg Radziwill mit der Gräfin Branicka besprochen, die man als eine der reich- sten Erbinen in Europa bezeichnet, insoferne ihre Jahres- revennen sich auf mehr als zwei Millionen Rubel belaufen. Prinz Georg Radziwill dient als Offizier im Regimente des Garde-du-Corps. (Chateau Palugyay.) Nebst den Weinen der renommirtesten Weingebirge, theils von eigenen Weingärten, theils von den ersten herrschaftlichen Weingärten Ungarns versendet die rühmlich bekannte Firma J. Palugyay & Söhne aber auch einen excellenten Flaschenwein unter der Etiquette „Chateau Palugyay.“ Unter dieser Etiquette wird nur eine Qualität Rothwein und eine Qualität Weiß- wein ausschließlich in Flaschen versendet. Es wird bei der Auswahl der Weine, die unter der Etiquette „Chateau Pa- lugyay“ in Versandt kommen, außer auf erzellente Qualität namentlich auch darauf sehr gesehen, daß die Weine stets von gleicher Art seien, so daß die nachfolgenden Lieferungen stets den früheren entsprechen und Verehrer dieses edlen un- garischen Weines das Lieblingsgetränk immer und überall von gleicher Güte finden. In die Keller des „Chateau Pa- lugyay“ die ganz bedeutende Quantitäten aufnehmen, ge- langen überhaupt nur Weine von besonderer Güte, und da aus diesen an und für sich excellenten Vorräthen jene Weine die in Flaschen unter der Etiquette „Chateau Palugyay“ in die Welt zu gehen bestimmt sind, mit besonderer Sorg- alt ausgewählt werden, so ist der Flaschenwein „Chateau Palugyay“ als das Allerbeste zu betrachten, was geboten werden kann. Die besondere Auswahl und die jedem Weine bis zu seiner vollkommenen Reife nothwendige Pflege sind Ursache an dessen besonderer Qualität und ist jedwede Manipulation und jedweder Zusatz ausgeschlossen, so daß die aus dem „Chatean Palugyay“ hervorgehenden Weine als zuverläßlich reine Naturweine zu betrachten sind, welche wirkliche Weinkenner gewiß im höchsten Grade befriedigen, jedem Laien angenehm und in allen Fällen, wo reine feine Naturweine erwünscht und nothwendig sind, nament- auch in Kurorten vortreffliche Dienste leisten. bad hat nun seit 17. d. M. auch eine Dienstmannschaft, die recht nett uniformirt auf den Hauptplätzen vertheilt, den Wünschen des Publikums entgegensieht. Politische Briefe. Berlin, 30. Mai. Die preußische Regierung ist im Besitze der vatikanischen Antwort auf ihre letzte Note, deren wesentlicher Inhalt jüngst an dieser Stelle wiedergegeben worden ist. Die Veröffent- lichung der Antwort kann jeden Augenblick erfolgen, doch glaubt man nach den mehrtägigen Verhandlungen im Publikum und in der Presse, auf Grund mannigfacher Zeichen und Andeutungen sich schon jetzt auf einen ableh- nenden Inhalt gefaßt machen zu müssen. Nicht als ob die päpstliche Note rundweg Alles ablehnen würde. Daran denkt man im Vatikan nicht, obschon ein päpstlicher Mo- niteur den Preußen mit der Sprache des Kirchenvaters Tertullian — gebildeten Ketzern namentlich bekannt, wegen seines unklassischen Latein — zu drohen für gut befunden hat. So lange die Kirche nicht die paradiesischen Zustände der Reaktionsperiode wieder erlangen kann, ist ihr der gegenwärtige Zustand des Unterhandelns, des schrittweisen Entgegenkommens, der Sieger von Sedan schon ganz recht, und erst recht angenehm ist dieser Zustand für das Zentrum, bezw. seine Führer, die durch ihn jetzt zu den Gesetzgebern Deutschlands geworden sind. Als ablehnend hofft man in allen Kreisen, die sich ihre Politik nicht von Rom ver- schreiben lassen oder die nicht, um mehr oder minder wich- tige Parteizwecke zu erreichen, zu Schleppenträgern des Herrn Windthorst sich erniedrigen, daß Fürst Bismarck die Antwort, die nicht seine von ihm selbst als die „letzten“ bezeichneten Vorschläge annimmt, auffassen und seiner An- kündigung gemäß behandeln wird. Die ganze Reichstagsmisere, über die jetzt zum Nach- theil des Reichstags wie des ganzen Reiches so viel gehöhnt bezw. geklagt wird, datirt von jenem Unglückstage, an wel- chem der Reichskanzler den unseligen Entschluß faßte, die doch gewiß bescheidenen und zahmen Nationalliberalen „an die Local- und Bädernachrichten. (Im Café Imperial) haben bereits Proben mit dem elektrischen Lichte stattgefunden, welche befriedigende Resultate ergeben haben sollen und die baldigste „Eröff- nung“ der elektrischen Gartenbeleuchtung daselbst erwarten lassen. (Scheibenschießen.) Sonntag den 3. ds. Mts. findet auf der Schießstätte des Schützen-Korps ein von diesem arrangirtes Unterhaltungsschießen statt, an welchem auch Gäste theilnehmen können, für welche Gewehre und Munition gegen mäßige Vergütung auf der Schießstätte bereit steben. (Franzensbad) 30. Mai. Die neunte und zehnte Kurliste dtto. 28. und 29. Mai ist erschienen und es wird in diesen die Ankunft von 353 Parteien mit 575 Personen ausgewiesen, unter welchen als iknstre Gäste zu nennen sind: Ihre Erlaucht Frau Maria Gräfin Harrach, geb. Prinzessin von Thurn und Taxis aus Wien; Frau Baronin von Burgsdorff aus Frankfurt a M.; Frau Ba- ronin Dobrzaisky, geb. Gräfin Kottulius ky aus Choteborz; Frau Baronin Vietinghof-Schech, russische Edeldame aus Livland; der kgl. preuß. Commerzienrath Dr. Hübner aus Leipzig; Frau Gräfin Ledebur aus Tellnitz; Frau Baronin de Fabricz; Frau Gräfin Henkel-Donner smart, beide aus Schlesien; Exzellenz Frau Stroubinsky aus St. Peters- burg; Frau Gräfin Rosenberg aus Wien u. A. m. Die Witterung ist anhaltend schön, in Folge dessen ist der Theaterbesuch noch immer ein äußerst schwacher, trotzdem Direktor Nicolini gegenwärtig über ein musterhaftes En- semble verfügt, und in Bezug auf renommirte Gäste und vorzügliches Repertoire das Möglichste leistet. — Franzens- Wiener Börse vom 31. Mai 1883. Einheitliche Staatsschuld in Noten .. Einheitliche Staatsschuld in Silber .. Oesterr. Goldrente.. Noten-Rente Aktien der österr.-ung. Bank .... Kreditaktien?. .:....... Londn.. 20 Francs-Stücke �. Munz-Dukaten Veutsche Reichsbanknoten 78.75 98.50 93.20 838 294.50 7s.51 5 67 58.50 78.20 MATTONI- Teinster alkalischer SAUERBRUNN bestes sisch- und Erfrischungsgetränk, erprobt bel Husten, halskrankheiten. Magen- und Blasen- katarrh. Tri nkhalle „Merkur“, Markthrunn. Vorräthig in jed em Hause.
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