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Nr. 9.
Donnerstag den 10. Mai 1883.
VI. Jahrgang.
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Herausgeber: Ernest Franieck.
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Badebulletin.
Nach der heute zur Ausgabe gelangenden Kurliste Nr. 37
sind bis zum 8. Mai 3109 Parteien mit 2731 Personen
zur Kur hier eingetroffen. — Von den am gestrigen Tage
angemeldeten Kurparteien nennen wir:
Frau Hermine Gunkel-Blümel, Privatiere aus Wien.
(Weiße Taube.)
Herr Sam. Uhlfelder, Privatier aus Frankfurt am Main.
(Zwei Störche.)
Herr Franz Lonis Wellner, Fabrikant aus Plauen i. S.
(Erzherzog von Oesterreich.)
Frau Roth, Ministers-Gemalin aus Berlin,
Herr Rudolf Schneider, Kaufmann aus Crefeld,
Mr. und Mrs. Murchison, Rentiers a. Brockhurst, Sussex
in England.
(Pension Königsvilla.)
Frau D. Großheim, Rentiere mit Tochter a. Hannover.
(König von Baiern.)
Herr Wilhelm Kantorowicsz, Kaufmann und Stadtrath a.
Posen.
(Königin von England.)
Herr Jeau Fränkel, Banquier aus Berlin. (Polarstern.)
Herr Werner von Alvensleben, Major a. D. und Guts-
besitzer aus Rodehlen,
Herr Johann Kühn, Privatier mit Gemalin aus Wien,
Frau Laura Groh, Bürgers-Gemalin mit Tochter aus
Berlin,
Herr Karl Thielen, kgl. pr. Eisenbahndirektions-Präsident
mit Gemalin aus Elberfeld.
(Weißer Löwe.)
Herr Leopold Bernhard, Kaufmann aus London.
(Schöne Königin.)
Vergnügungs-Anzeiger.
Etahlissement PUpp.
Heute Nachmittags 4 Uhr. Direktor A. Labitzky.
Konzert der Kur-Kapelle.
Programm.
1. Marsch über das Lied der Deutschen in Oesterreich von
Herrmann.
2. Ouverture zur
Operette „Spitzentuch der Königin“ von
rauß.
Johann S.
3. Liebst dur mich? Walzer von A. Labitzky.
4. Fantasie „Aida“ von Verdi.
5. Intermezzo von J. F. Hummel.
6. Königs-Gapotte von Reh.
7. Schmiede im Walde, Tonstück von Michaelis.
8. Mendelssohniana von Dupont.
Entrée frei.
Stadttheater.
Donnerstag, den 10. Mai 1883.
Dr. Klaus.
Lustspiel in 5 Akten von Ad. L'Arronge.
Leopold Griesinger — — — — Herr Netsch
Julie von Boden — — — — Fräulein Maynau,
Max von Boden — — — — Herr Zelt
Dr. Ferdinand Klaus — — — Herr Klang
Marie, dessen Gattin — — — Fräulein Belia
Emma, deren Tochter — — — Fräulein Berkowitz
Herr Reisch
Paul Gerste — —
Marianne, Haushälterin — —
Frau Netsch
Herr Jules
Lubowosky, Kutscher —
Auguste, Stubenmädchen — — —
Frau von Schlingen — —
Anna —
“ — — —
Bohrmann — — —
Colmar— — — — — I
Jakob
— = = x =. —
Kammerjungfer — — — — I
Stubenmädchen—
Fräulein Caroli
Frau Raul-Hoppe
Fräulein Wildau
Herr Menzt
Herr Adam
Herr Rieger
Fräulein Hoffmann
Frau Adam
Telegramme.
Paris, 9. Mai. In der Commission gab der
Marineminister heute die Erklärung ab, daß ein
Bataillon und drei Gebirgsbatterien die Ein-
schiffungs-Ordre nach Tonkin erhielten. — Ein
Schreiben Grevy's an König Tuduc besagt, Frank-
reich müsie sich in Tonkin definitiv festsetzen, weil
der König die Sicherheit herzustellen nicht im Stande
ist. Gleichzeitig wird der König aufgefordert, die
Occupation nicht zu hindern, und ein Protokoll zu
unterzeichnen, wornach das französische Protektorat
gegen Garantirung der Integrität seiner Staaten
von ihm anerkannt wird. Von nun ab wird Frank-
reich die äußeren Angelegenheiten Anams leiten,
Zölle einführen und die Steuern einheben. Die
für Frankreich erwachsenden Gesammtkosten beziffert
der Minister mit 30 Millionen Francs, welche zurück-
erstattet werden.
Berlin, 9. Mai. Graf Berchem ist wohl für den
Posten eines Gneral-Konsuls in Budapest in Aussicht
genommen, jedoch als solcher noch nicht ernaunt.
Fenilleton.
Die Colonial-Ausstellung zu Amsterdam.
Amsterdam, 6. Mai.
Die Eröffnungs-Festlichkeiten sind vorüber, vor
dem Königspalast am Damm stehen keine Wachen
mehr und Sarah Bernharth hat ihr kurzes Gast-
spiel beendet. Bevor aber die Ausstellung vollstän-
dig fertig sein wird, mögen immerhin noch zwei
bis drei Wochen verstreichen. Man kann schon jetzt ein
ziemlich vollständiges Bild von dem erhalten, was
hier geboten werden wird, zu eingehendem Studium
der Einzelheiten laden aber weder die umherlie-
genden Kisten noch die zahlreichen Anschlagzettel mit
Entrée interdite ein.
Die Ausstellung kann sich nicht mit der letzten
Pariser, auch nicht mit derjenigen von Wien oder
Philadelphia messen, aber sie ist, so weit ich dar-
über zu urtheilen vermag, größer und reichhaltiger
als es irgend eine unter unsern vielen deutschen Pro-
vinzial-Ausstellungen gewesen. Von dem Bau eines
Riesenpalastes, wie er bei frühern Ausstellungen
beliebt wurde, hat man Abstand genommen; der
Hauptgebäude sind vier vorhanden, nämlich die
große Galerie für die Industrie- und Gewerbs-
Erzeugnisse aller ausstellenden Nationen, die Galerie
der niederländischen Colonien, die Maschinenhalle
und die Kunsthalle. Außerdem findet man auf dem
weiten Ausstellungsplatz noch ein halbes Hundert
größerer und kleinerer Pavillous. Die Vorderfaçade
der großen Galerie ist mit Riesenelefanten, Gesichts-
masken und architektonischen Motiven aus Gyps
sowie mit einer auf Holz gemalten Nachahmung
indischer Teppichmuster sehr hübsch ausgestattet;
weiter nach rückwärts ermangelt das sehr lange,
aus Holz, Ziegeln und Welleneisen hergestellte Ge-
bäude jedes architektonischen Schmuckes. Architek-
tonisch am bemerkenswerthesten ist die im maurischen
Stil gehaltene Galerie der niederländischen Colonieen.
Sehr einfach hinwiederum ist die Gemäldegalerie,
und über die erst im Bau begriffene Maschinen-
halle läßt sich noch gar kein Urtheil fällen. Vor-
trefflich ist allenthalben die Beleuchtung durch Ober-
licht, vortrefflich auch eine Einrichtung zur gleich-
mäßigen Vertheilung des Lichtes, die ich wenigstens
hier zum ersten Mal gesehen. Unterhalb der licht-
spendenden Glasscheiben ist nämlich dünnes, halb-
durchsichtiges, in bauschigen Falten herniederhän-
gendes Gazezeug angebracht, welches, ohne die Be-
leuchtung wesentlich abzuschwächen, dennoch keinem
unbernfenen Sonnenstrahl den Zutritt gestattet. Eine
andere angehme Neuerung ist diejenige, daß wenig-
stens in der großen Halle bei den meisten Gegen-
ständen die Verkaufspreise angebracht sind. Unter
den kleineren Gebäuden ist ein Pavillon für tropische
Gewächse besonders bemerkenswerth. Da es sich
hierbei mehr um botanische als um kunstgärtnerische
Zwecke handelt, so wird der Besucher kein befrie-
digendes Bild von der Macht und Ueppigkeit des
tropischen Pflanzenwuchses erhalten, wohl aber wird
er die meisten tropischen Kulturgewächse bis zu ihrem
jüngsten Mitgliede, dem Liberia-Kaffee, und zwar
theilweise sogar mit Blüthe und Frucht vor sich
sehen. Die einzelnen Exemplare, die von 14 bota-
nischen Gärten und Privat-Treibhäusern leihweise
hergegeben wurden, sind so gut gepflegt, wie man
dergleichen in der freien Natur der Tropen kaum-
zu sehen bekommt. Auch würde man schon ziemlich
lange in den Tropen herumreisen müssen, um jene
40 oder 50 Sorten blühender Orchideen zu finden,
wie sie hier auf engstem Raume vereinigt sind. Wer
jemals in den Tropen gelebt hat, den beschleicht hier,
beschleicht namentlich auch in der indischen Ausstellung
ein gewisses Wehmuthsgefühl: wie schade doch, daß
dem civilisirtesten aller Erdtheile diese Schönheiten
der Natur und des Pflanzenwuchses versagt sind!
Unter den sonstigen kleinern Gebäulichkeiten möchten
wir einstweilen die schöne Nachbildung eines indischen
Tempels, ein Denkmal zu Ehren der tapferen Ge-
fallenen von Atschin, den Diamantenpavillon, einen
Pavillon für Telephon-Konzerte und den Pavillon
der Stadt Amsterdam erwähnen, welch letzterer die
großartigen öffentlichen Bauten (Nordsee-Kanal, An-
lage des Centralbahnhofs u. s. w.) sowie die Schul-
einrichtungen veranschaulicht. Ein Post-, Telegrafen-
und Telephon-Burean sorgt für den Verkehr der
Ausstellungsbesucher mit der Außenwelt, durch einen
holländischen, einen deutschen, einen französischen und
englisch-amerikanischen Restaurant, durch einen Melk-
Salon und zahlreiche Gelegenheiten zur Bier- oder
Weinprobe wird der körperlichen Verpflegung Ge-
nüge geleistet. Dabei sind die Preise nicht über-
mäßig hoch, kaum höher als in der Stadt.“
Wenden wir uns jetzt dem Gebäude der indi-
schen Colonien zu, dessen Inhalt neben dem der
Gemäldegalerie wohl schon am vollständigsten ist, so
empfängt uns vor dem Eingange eine große Gyps-
figur, welche einen Plan von Batavia in der Hand
hält. Die langen Reihen dünner farbiger Säulen
im Innern passen vortrefflich zu der Natur der aus-
gestellten Gegenstände. Was wir hier finden, ge-
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