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(Franzensbad.) Am 6. d. M. fand eine Ovation
statt, derer wir zu erwähnen, nicht unterlassen können. Herr
Emerich von Parsecties, ungarischer Edelmann, ist dieses
Jahr zum fünfundzwanzigsten Male in Franzensbad. Aus
diesem freudigen Anlasse begab sich am oben erwähnten
Tage Herr Bürgermeister Schack in die Wohnung des Ge-
nannten, (schwarzer Adler) begrüßte den ehrenwerthen Gast
aufs Freundlichste und überreichte ihm zum Zeichen der Hoch-
achtung einen Blumenstrauß, während die Badekapelle ein
Ständchen darbrachte. Herr Parsecties war wegen dieser
ihm gebrachten Ehrenbezeugung sehr gerührt und dankte
mit warmen Worten. — Der Bürgerausschuß beschloß in
seiner letzten Sitzung dem Herrul Heinrich Stadler
aus Karlsbad, den Pacht für die Kursaal-Lokalitäten
zu bestätigen und dem Theaterdirektor Herrn Nicolini das
Theater für die nächste Sommersaison zu verleihen.
(Ems.) Herr Windthorst, dessen Kuraufenthalt in
Ems ursprünglich nur auf drei Wochen in Aussicht ge-
nommen war, hat seinen Aufenthalt um eine vierte ver-
längert, weil sein Gesundheitszustand dies nothwendig
machte. Von hier begiebt sich der Centrumsführer nach
Brusel und sodann nach dem Haag. An beiden Orten
wird derselbe ungefähr 14 Tage verweilen.
Dampfer „Mosel“ gescheitert.
Nach mehrjähriger Pause ist die große deutsche Han-
delsflotte wieder von einem schweren Verlust heimgesucht
worden. Der Bremer Amerika-Dampfer „Mosel“, dasselbe
Schiff, welches bei dem Attentat mit der Thomas-Uhr so
glücklich vor einem ernsteren Schaden behütet wurde, ist
einem Londoner Telegramm zufolge, gescheitert. Die be-
treffende Depesche lautet: „Lon don, 9. August. (Wolffs
Bur.) Wie aus Penzanse von heute Früh gemeldet wird,
ist das Packethoot des nordd. Loyd „Mosel“, welches von
Southampton nach New-York bestimmt war, in der Nähe
des Kap Lizard gescheitert. Die Passagiere stiegen in Pen-
zanse an's Land.“ Penzanse liegt ziemlich an der äußer-
sten Spitze der Südwest-Küste von England, dicht dabei
liegt das genannte Kap Lizard. Eine kurze Strecke west-
lich von Penzanse erheben sich die berüchtigten Scilly-In-
seln aus dem Meere, die Sorge der bei unklarem Wetter
in den Kanal einbiegenden Seefahrer. Bei den Scilly-
Inseln ging vor einigen Jahren bekanntlich auch der deutsch-
amerikanische Postdampfer „Schiller“ zu Grunde. Hoffent-
lich sind diesmal keine solchen furchtbaren Verlustlisten wie
damals mitzutheilen. In obigem Telegramme ist glück-
licherweise von keinem Opfer an Menschenleben die Rede.
Theater.
Es ist schwer zu entscheiden, welches ein verdrießlicheres
Geschäft ist: die Lichter putzen oder Weiber durch Gründe
belehren. Alle zwei Minuten muß die Arbeit wiederholt
werden, und wird man ungeduldig, löscht man das kleine
Licht ganz aus. Für den Theater-Kritiker in Karlsbad
freilich gibt es noch eine dritte gleich undankbare Thätig-
keit — das Predigen gegen das schaurig einsame Repertoir,
welches zwischen unseren Coulissen ebenso starr wuchtet,
wie kürzlich die wochenlang festhockenden Regenwolken
zwischen unseren Bergen. Gestern endlich zeigte sich in
der Aufführung des LArronge schen „Mein Leopold“ ein
heißersehnter Lichtblick. — Das anderörts oft aufgeführte
Stück wird auf den Zettel „Originalstück“ genannt, wenn
auch die Geschichte so ganz“ und gar „originell“ nicht ist.
Denn die Verarmung eines guten Alten durch einen leicht-
sinnigen Sohn durfte nicht den originalsten Motiven der
neueren Zeit beizuzählen sein. Ebenso sind die Mittel, um
das Publikum zu rühren, die Familienscenen mit der Ein-
führung kluger Kinder, schon manchmal mit gutem Glück
angewandt worden, namentlich von der seligen Charlotte
Birch-Pfeiffer. „Öriginal“ in dem weitesten Sinne des
Wortes ist also „Mein Leopold“ nicht. Aus alten Bau-
steinen hat L'Arronge aber mit großem Talente ein neues
und immerhin recht solides Gebäude aufgerichtet. Indessen,
Das Stück hat eine gesunde Tendenz und strebt mit Glück
eine höhere Richtung der Possenliteratur an. L'Arronge
hat eine einheitliche Handlung — im Gegensätz zu den jede
Handlung auflösenden Tablegux durchgeführt? er hat
den Schauspielern dankbare Aufgaben zugewiesen; es ist
eine mit Anerkennung zu begrüßende Umkehr von der ein-
fach durch ihren Blödsinn unterhaltenden Posse zur wirk-
lichen Posse, dem Volksstück. Freilich gerade hier wirkt das
Couplet, das sich bisweilen in gut durchgeführte, dramatisch
wirksame Scenen eindrängt, mitunter recht störend. Die absicht-
lichen Uebergänge zum Gesange machen sogar einen ganz unan-
genehmen Eindruck. „Geh Du voran,“ sagt eine Darstellerin,
„ich bleibe noch ein bischen“ — natürlich, um ein Couplet zu
singen, ergänzt der Scharfsinn des Publikums. „Lies den
Brief im Nebenzimmer“, sagt Eichenwald, „ich will hier
auf Dich warten“ — natürlich, um ein Couplet zu singen,
sagt wieder das kluge Publikum, und es täuscht sich nicht.
Gespielt wurde ausgezeichnet. Herr Eichenwald vom
Stadttheater zu Leipzig brillirte außer seiner lebenswahren
natürlichen Darstellungsweise durch, allerhand drollige
Bemerkungen und zündende Witze, seine ganze Rolle mit
prächtigem Humor überhauchend. Die Herren Reisch als
biederRudolf Starke, Czag ell als flotter Leopold,
Netsch als lustiger, beinahe zu überschwenglicher Clavier-
virtuose, Hammerl mit seinen zeit- und lokalgemäßen
Zeitungsnachrichten standen ihm dabei wacker zur Seite.
Unter den Darstellerinnen trugen besonders die Damen
Fried und Rostan in sehr anerkennenswerther Weise
zum Gelingen der Vorstellung bei.
K. B.
Telegramme.
Ischl, 10. August. Heute Vormittags ver-
blieb Kaiser Wilhelm in seinen Appartements und
empfing den einstündigen Besuch des österreichischen
Monarchen, welcher seinen kaiserlichen Gast zum
Diner abholte, und darauf denselben zum Bahn-
hofe geleitete, wo beide Monarchen in herzlichster
Weise von einander Abschied nahmen.
Konstantinopel, 10. Auguft. Die Admira-
lität theilte dem Minister des Aeußeren mit, daß
ein Schiff der russischen Marine längs des Laufes
des Sakariaflusses Rekognoszirungen und von der
Mündung des Sakariaflusses bis zur asiatischen
Küste am Bosporus Sondirungen vorgenommen
habe.
Mailand, 10. August. Der deutsche Kron-
prinz trifft Abends, von Verona kommend, in
Monza zum Besuche des Königs von Italien ein.
Alexandrien, 10. Auguft. Die egyptische
Regierung ersuchte die Konsuln, wegen des dro-
henden Wassermängels darauf hinzuwirken, daß die
Flüchtlinge nicht schon jetzt zurückkehren.
Der Herzog von Connaught ist mit dem ersten
Bataillon der Schottengarden und mit dem Ge-
neral-Konsul Malet eingetroffen. Beide besuchten
den Khedive.
Konstantinopel, 10. August. Die im Ein-
vernehmen mit Dufferin verfaßte Proklamation des
Sultans soll folgenden Inhalt haben: Nachdem
Arabi Pascha wegen dessen erstmäliger Verkennung
der Autorität des Khedive über seine Bitte Pardon
erhielt, verletzte er neuerdings mehrfach die Pflichten
namentlich durch eigenmächtige Ergreifung agressi-
ver Maßregeln gegen die Kriegsschiffe Englands,
unseres alten Freundes und Alliirten. Demnach
erklären wir Arabi als Rebellen.
London, 10. August. Hiesigen Journalbe-
richten zufolge wurde in Bayruth ein Muselmann
ermordet und in Folge des aufgetauchten Gerüchtes,
daß der Mord durch' Christen verübt worden sei,
kam es bei der Beerdigung zu christenfeindlichen
Kundgebungen. Die Rufe: „Nieder mit den Chri-
sten“ wurden laut, selbst die Polizei sympathisirte
mit der Menge. Es fanden viele Verhaftungen
statt. Mehrere Christen flohen in das Gebirge, da
eine Wiederholung der Unruhen befürchtet wird.
London, 10. August. Dilke erklärte im
Unterhause, daß die Pforte der englischen Regierung
den Entwurf einer Proclamation unterbreitet habe,
worin der Khedive unterstützt und Arabi als Rebell
erklärt wird. — Das Oberhaus nahm die Pacht-
rückstands-Bill ohne Abstimmung an, indem sich die
Majorität der conservativen Pairs rücksichtlich der
Zustände in Irland und Egypten gegen die Ver-
werfung der Bill erklärte. Im Unterhause
erklärte Gladstone, daß die Wiederherstellung des
status quo ante in Egypten nicht mehr ein hin-
reichender Zweck für die militärischen Operationen
dortselbst allein sei und eine endlose Occupation
liefe den Grundsätzen der Regierung und ihren
Zusagen den Mächten gegenüber zuwieder.
Badehulletin.
Nach der heute zur Ausgabe gelangenden Kurliste Nr. 289
sind bis 8. August 17313 Parteien mit 22905 Personen
zur Kur hier eingetroffen. — Von den Angekommenen des
gestrigen Tages nennen wir:
Herr Josef Rayner, Anwalt mit Gemalin a. Liverpool.
Herr George Milward, Civilbeamter aus England.“
Herr James B. Eads, Civil-Ingenieur aus St. Louis.
Herr Alex G. Cochran, Advokat mit Gemalin a. St. Lonis.
Herr C. Pedretti aus Baveno in Italien.
(Pension Königsvilla.)
Frau Baronin v. Gablenz-Eskeles aus Wien.“
Herr Baron M. Nicolies, Gutsbesitzer aus Wien.
Herr Ludw. Mandello, Beamter a. Ungarn. (Anger's Hotel.)
Freiherr Adolph v. Hahn aus Rußtand. (Kaiserhaus.)
r. J. F. Mackinlay, Gutsbesitzer aus Westindien.
Mr. A. C. Beattie, Kaufmann a. Jondon. (Hotel Hannover.)
Herr Baron von Seebach, Rittergutsbesitzer a. Eisenach.
(Königtn v. England.)
Herr Graf Alexander Muravieff, Kammersunker S. Maj.
des Kaisers von Rußland, aus Wilna.
(Stadt Frankfurt.)
Herr Ragusa Suschczewsky, Generallientenant aus St.
Petersburg.
(Schöne Königin.)
Frau Gräfin Pauline Los, Gutsbesitzerin mit Tochter und
Gouvernante aus Temberg.
(Salle de Saxe.)
Thomas Greenway. Oberstlientengnt mit Familie a.
Warwick.
(Villa Shakespeare.)
Herr
Vergnügungs-Anzeiger.
Café Posthof.
Nachmittags 4 Uhr. Direktor: A. Labitzky
Symphonis-Konzert des Kurkapelle.
1. Marche Characteristique op. 121 von Frz. Schubert.
2. Je Carnaval Romain von H. Berlioz.
3. Phaeton, Poëme Symphonique von Saint-Saens.
4 Drei Charakterstücke von H. Hofmann.
5. Symphonie Nr. 9, D-moli, 3 Sätze von Beethoven.
Entrée' 40 kr.
Stadtpark-Restauration.
Heute Abends hald 8 Uhr
Abendkionzert der Kurkapelle.
diese Abstammung keine alltägliche ist. Es gibt
wenige königliche Sprößlinge, die auf solche Ahnen
hinweisen können.
Zur echten Seite Wahnfried's erhebt sich ein
riesiger Drahtkäfig voll mit allerlei Vögel. Daneben
lassen sich gewaltige Doggen von der Sonne braten.
Das sind Siegfried's Spielgefährten und mit ihnen
follt der Sohn Wagner's und Enkel Liszt's umher.
Vater und Großvater haben ihre Lust an ihm.
Nicht nur sind Beide so groß wie der Montblanc,
sie sind auch ebenso weißhäuptig. Zwischen Schwieger-
vater und Schwiegersohn beträgt der Alters-
unterschied kaum ein Jahr. Beide sind bereits in
die Siebzig getreten. Doch wer möchte es ihnen
ansehen? Niemand. Sie sind nur betagt, aber nicht
alt und auch mit weißen Haaren können sie noch
hundert Jahre alt werden. Was für eine riesige
Lebenskraft in Wagner steckt, hat er nicht nur dadurch
bewiesen, daß er bei seinen, ein halbes Jahrhundert
lang geführten Kämpfen nicht zusammengebrochen
ist, sondern vielmehr dadurch, daß er als Siebziger
den „Parsifal“ schrieb, und daß er einen kaum
zehnjährigen Sohn hat.
auf 81/2 Uhr Abends. Weiße Cravate und Frack,
Claque und Lack sind selbstverständlich. Im Ver-
trauen gesagt, ist es angezeigt, vor der Soirée zu
soupiren, denn man erhält bei Wagner nichts zu
essen, man bekommt bei ihm nur Erfrischungen,
Konfect und Bier. Letzteres bedeutet in Batern
soviel wie Wasser. So kühl, wie das Wetter draußen
ist, eine so tropische Hitze herrscht in den Sälen.
Denn alle Fenster sind geschlossen und alle Vor-
hänge herabgelassen, alle Wege verstellt und alle
Sitze occupirt. Trotz der tropischen Hitze, die in
diesen Räumen herrscht, ist der Anblick außerordentlich
interessant. Das Auge stößt allerwegen auf her-
vorragende Gestalten oder bemerkenswerthe Per-
sönlichkeiten. Zwischen den dichten Reihen der Gäste
schweben mit hinreißendem Zauber die Töchter
Bülows und Wagners dahin. Die älteste und schönste
unter ihnen ist Daniela, die noch den Namen Bülow's
führt, die übrigen führen bereits den Namen
Wagner's, es sind dies Blanda, die die Braut
eines italienischen Grafen ist, Eva und Isolde. Die
Gäste gruppiren sich um Wagner und um dessen
Gattin Cosima. Franz Liszt bildet die Verbindungs-
brücke zwischen diesen beiden Centren.
Manchmal wird aber auch Liszt derart von
Damen umringt, daß er sich nicht von der Stelle
zu rühren vermag, wie ein gefesselter Prometheus;
er senkt dann sein großes Löwenhaupt und seine
Augen schweifen melancholisch umher; so schweigt
er einige Augenblicke, bis er sich mit einem Witz
loshaut, dann ist er wieder frei. Freilich nur für
kurze Zeit, denn bald wird er abermals umzingelt.
Er hat nicht das Talent, grob zu sein, wie Wagner,
der, ehe er unter den Einfluß der Frau Cosima
gerieth, das Talent besaß, grob sein zu können. Es
geschah im Jahre 1876 gelegentlich der Aufführung
der Nibelungen, daß Wagner eine Soirée gab, der
die Großherzoge von Baden und Weimar, ja selbst
der Erbe der deutschen Kaiserkrone und der König
von Württemberg anwohnten, Wagner verweilte
unter seinen Gästen nur bis zur Stunde, wo er
sich täglich zur Ruhe begibt; Schlag 161/2 Uhr
empfahl er sich à la hollandaise und verschwand.
Er eilte die Treppen hinauf und war eben im
Begriffe, sich zu Bett zu legen, als im Salon des
Erdgeschosses Franz Liszt auf Wunsch der Fürsten
sich an's Klavier setzte und zu spielen begann. Und
er spielte so zauberhaft schön, daß auch Wagner lauschen
mußte. Indessen er kam nicht mehr zurück in das
Erdgeschoß, sondern horchte von der Galerie, die
im Stockwerk um das Haus läuft, den mächtigen
Akkorden. Als Liszt zu Ende war, da war Wagner
vol
dor
Die Einladungen wären also da; sie lauten
Název souboru:
karlsbader-badeblatt-1882-08-11-n89_2110.jp2
Porta fontium