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Nr. 125. Donnerstag den 23. September 1880. III. Jahrgang. KABLSBAIER BANEBLATT. Redaktion und Administration im Hause „Bellevuie“, Stefans- Saison-Abonnement: romae. �fl. — tr. Für Karlsbad Inferate Saison-Tagblatt. werden nur gegen Vorauszahlung auf- (Erscheint mit Ausnahme der Montage täglich.) eg Peritzeile oder deren Raum. PräueatonenundInserare werden Monatl. Abonnement: nerae Zur Karlsbad1 fl. — tr. in der Jeihbisriothet “, and..1 fi. 40 tr. art,gegg 3 Sichm Herausgeber: Ernest Iranieck. Inserate übernehmen: Haasenstein & Vogler, Annoncenbureau in Wien, Prag, Hamburg, Lübeck, Berlin, Leipzig, Dresden, Breslau, Köln, Jrankfurt a. M., Stuttgart teguriazendoMosseBeeau,ageg.2eipzig) Stuttgart,Saee. burgundZürioppelii,e.. Zum deutsch-böhmischen Parteitag. Das deutsche Vetrauensmänner-Kolle- gium beruft die Parte genossen für den 3. Oktober d. J. Zum deutsch-böhmischen Parteitag nach Karlsbad. Es ist ein ernster Augenblick, in welchem die Vertreter des deutsch-böhmischen Volkes sich zusammen- finden, um ihre politische Zusammenge- hörigkeit, ihre Gesinnungstreue und nati- onale Gemeinschaft zu dokumentiren und gegenüber den bedrohlichen Anzeichen, welche eine ernstliche Gefährdung unserer heiligsten Güter, unserer Nationalität und der Freiheit erkennen lassen, ihre war- nende Stimme zu erheben. Sie werden mit mannhaftem Worte die Thaten des Ministeriums Taaffe verurtheilen, deren letzte Consequenzen zum Zerfalle des herr- lichen Baues führen müssen, welchen im Laufe der Jahrhunderte gar einsichtsvolle Baumeister mit hoher Weisheit und Kraft vollendet haben, sie werden gar ein- dringlich mahmen, bei Zeiten noch auf dem verderbenbringenden Wege einzuhalten und umzukehren, der in die trostlose Finsteꝛ- niß der Feudal- und Pfaffenherrschaft zurückführt, sie werden neuerdings den Egoismus, die Kleinlichkeit und Engher- zigkeit der nationalen Parteien gegenüber der Selbstlosigkeit, dem weiten Ausblicke und dem staatserhaltenden Streben der deutschen Bevölkerung betonen und — ihre Mission wird beendigt fein. Die eindring- lichen, patriotischen Worte einer Versamm- lung der besten und edelsten Geister des deutsch-österreichischen Volksstammes werden in Wien mit gleichgiltigem Lächeln ge- hört und vergessen — wir wollen nicht sagen, mißachtet werden, die wohlgemeinten Rathschläge einer Partei, deren Opfermuth und Staatstreue sich in den schwersten Zeiten bewährt hat und oft bis an die Grenze des Verzichtes auf die eigensten und berechtigsten Wünsche ging, werden in den Wind geschlagen werden — das Ministerium Taaffe wird nach wie vor zusehen, wie Stück um Stück von dem Fundamente losgebröckelt wird, auf wel- chem die Pfeiler des Staates ruhen — der Verfassung. Unsere Leser mögen wissen, das wir der politischen Schönfärberei nie ge- huldigt haben, sondern von Anfang an die Ansicht vertraten, daß wir in dem Kabinet Taaffe nicht nur ein forderalisti- sches Ministerium reinsten Wassers zu sehen haben, welches durch die Erfahrun- gen Hohenwarts belehrt, nur geschickter, glatter und tastender auftrete, sondern daß dasselbe auch der Vorläufer eines entschieden reaktionären Regimes sei, dem es die Wege zu ebnen und Bahn zu brechen habe. Unsere Ansichten bestätigen sich heute leider nur zu sehr, unsere Vorhersagungen verwirklichen sich mit er- schreckender Deutlichkeit. An dem Firma- mente unserer constitutionellen Freiheit steigen dunkle Punkte auf, welche sich zu schwerem Gewölke zu verdichten und den Horizont arg zu verfinstern drohen. Eine Meldung der letzten Tage stellt eine stren- gere Beaufsichtigung der Presse in Aus- sicht, die übrigens hinsichtlich der in jüngster Zeit vielfach von Confiscationen betroffe- nen liberalen Journale schon eingetreten zu sein scheint. Auf die „religiös-sittliche Erziehung“, auf welche“ der Minister für Cultus und Unterricht kurz nach seinem Amtsantritt so auffälligen Nach- druck gelegt hat, wird durch Ver- mehrung der Religionsstunden in den Schulen zum Nachtheile der übrigen Lehr- fächer besondere Sorgfalt verwendet. In- Wiener Blättern findet sich die allerdings kaum wahrscheinliche Nachricht, daß ein Verbot der Sonntagsarbeit erlassen werden solle; auch der Erlaß des Unterrichts- ministeriums, welcher die Entlastung der Mittelschulen zu Gunsten der Gewerbe- schulen anempfiehlt, läßt Deutungen in ruckschrittlichem Sinne zu. Die Theater- censur wird, wie ein kürzlich in Brünn gebotenes Beispiel zeigt, selbst bei harm- losen und unverfänglichen Stellen wenig nachsichtsvoll gehandhabt, kurz, es geschehen Zeichen, deren Bedeutung nur die Halb- oder Ganzblinden nicht zu würdigen ver- stehen. Gegenüber solchen Symptomen ist der politische Scepticismus mehr als berechtigt. Wir begrüßen den deutsch-böhmischen Parteitag als ein Glied mehr in jener großen Kette politischer Enunciationen, welche nothwendig sein werden, das deut- sche Volk in Oesterreich aus seiner Theil- nahmslosigkeit aufzurütteln. Eine unmittel- bare praktische Bedeutung aber kann dieser Parteiversammlung nach der allgemeinen Stimmung im Lande nicht zugesprochen werden. Noch macht sich allzusehr der Opportunismus selbst in den politisch- reifsten Bezirken breit, noch steht das all- gemeine Interesse hinter dem persönlichen zurück. Wir verzichten darauf, auf lokale Thatsachen aus der jüngsten Vergangen- heit zu verweisen, Recriminationen würden da eher schaden als nützen. Der Karls- bader Parteitag wird seine Pflicht thun und es ist gut, daß er sie thut. Aber ge- genüber jenen Riesenkräften, welche heute thätg sind, den Staat in unheilvolle Bahnen zu lenken, muß ein größerer, ge- waltigerer Faktor in den Kampf eintreten — das erwachende, politische und nationale Bewußtsein des deutschen Volkes. Daß dies bald geschähe — das walte Gott! Tokal- und Bädernachrichten. (Marienbad, 21. Septemb.) Heute wurde aus dem neuen Stadtverordneten- Kollegtum Herr Hans Kroha mit 16 Stim- men zum Bürgermeister und zu Stadt- räthen Herr Wenzl Lerchl mit 24, die Herren Cl. Lanzendörfer, Gütter, Gustav Zeidler mit je 17, Herr Karl Brem mit 16 und Herr Friedr. Zickler mit 15 Stim- men gewählt. (Von der Teplitz-Schönauer Kurliste) ist Nr. 153 erschienen und weist dieselbe bis 18. d. 7376 Parteien mit 10,664 Personen aus. An Passanten und Touristen verzeichnet die Kurliste bis
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