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gar nicht so bedeutend, besonders in Er- wägung des Umstandes, daß man hier Abend für Abend mit dem Repertoir wechselt. Jüngst wurde sogar eine Novität zur Aufführung gebracht: „Der galante Vicomte“, eine ganz amüsante Operette, an der freilich weder der Text noch die Musik neu ist, denn Herr C. Plank, der Autor des ersteren, hat die liebenswürdige französische Comödie „Der Vicomte von Letorières“ zu einem Operettentext ver- wendet und Adolf Müller sen, ein 86jähriger Wiener Musiker, derselbe, der in jüngeren Jahren die Musik zu „Therese Krones“ componirte, hat die Musik aus den Werken Offenbach's, Suppe's und Strauß' combinirt, — die aber Dank der amüsanten Handlung und der geschickten szenischen und musikalischen Behandlung sich als ganz wirksam erwies und trefflich, dargestellt und gesungen wurde. Frl. Hild, die die Titelrolle gab, ist eine sehr ge- schickte Operettensängerin und Herr Sieg- mund Steiner vom Theater an der Wien ein ganz gewandter Tenor. Aber nicht vom Karlsbader Theater, sondern von der hiesigen Kurkapelle wollte ich Ihnen be- richten, deren Leistungen großen künstlerischen Ansprüchen Genüge zu leisten vermögen und die dies namentlich durch ihre an jedem Freitag Nachmittags im Posthof stattfindende Symphonie-Konzerte beweist. Das jüngste dieser Konzerte brachte nicht nur Wagner's „Kaisermarsch“ und Liszt's symphonische Dichtung (nach Kaulbach's Gemälde) „Die Hunnenschlacht“ in unge- mein wirksämer Ausführung, sondern auch eine musikalische Novität, eine zweite Sym- phonie von F. Draeseke (F-dur), wodurch uns Gelegenheit geboten wurde, ein neues bedeutendes Musikwerk kennen zu lernen. Unter den jüngeren deutschen Komponisten nahm Felix Draeseke einst eine hervor- ragende Stelle ein. Man erwartete Großes, ja das Größte von diesem hochbegabten Künstler, dessen erste Werke die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich lenkten. Nicht ganz sind diese großen Erwartungen erfüllt worden. Andere traten in den Vorder- grund, Raff und Brahms gewannen Be- deutung, Geltung, während Draeseke sich im Hintergrunde hielt und Jahre lang nichts Größeres producirte. Erst seit wenig Jahren ist der Drang zu wirken und zu schaffen in dem Künstler auf's Neue er- wacht und seine erste Symphonie zeigte eine Reife der künstlerischen Conception, einen Reichthum der Erfindung, die das Bedauern über die langen Jahre der Un- produktivität des Künstlers rechtfertigten. Dies neue symphonische Werk steht hinter jenem ersten nicht zurück, besonders die drei letzten Sätze desselben sind von großer Geschlossenheit in der Form und tiefer poetischer Wirkung. Der erste Theil, ein Allegro con moto, wirkt trotz seiner treff- lichen musikalischen Behandlung ein wenig unruhig. Hätte der Komponist sich nicht feierlich von der „Programmmusik“ los- gesagt, so würden wir diese Unruhe für planvolle Absicht halten und geneigt sein, einen Roman in diese stimmungsvolle Musik hineinzudichten. So müssen wir uns genügen lassen, die tiefe Wirkung zu con- statiren, welche besonders das Andantino marciale (2. Theil), welche das ganze fesselnde und fein empfundene Werk, welche die treffliche künstlerische Ausführung des- selben Seitens der hiesigen Kapelle fand. Hoffentlich wird auch Berlin recht bald Gelegenheit zur Bekanntschaft dieser neuen und bedeutenden Composition finden. Badebulletin. Nach der heute zur Ausgabe gelangenden Kur- liste Nr. 9s sindbis 30. Mai 5686 Parteien mit 7525 Personen zur Kur hier eingetroffen Unter den Angekommenen der letzten Tage befindensich: Herr Max Graf Montecuccoli, k. k. Kämmerer ndGutsbesitzer aus' dem Schlosse frmtis Mitterau. (Cafe Elefant.) Herr Wilhelm Wegner=Groß-Saalau, Ritter- gutsbesitzer aus Großsaalau. (Fischer.) Freifrau von Maxenholtz aus Braunschweig. Herr Franz Josef Schütze, Kaufmann mit Ge- malin aus Reichenberg.(3 Lilien.) Freifrau Klara von Koenigsegg, Offizierswitwe und Freifrau Gertrud von Koenigsegg aus Königs- berg. Frau Emilie Pinagel, Fabriksbesitzers-Gemalin mit Tochter aus Bialystock. Walter Scott.) Herr Dr. von Beulwitz, Staatsminister aus Gera, Seine Durchlaucht Heinrich IV. Fürst Reuß- Köstritz aus Köstritz, Herr Julius Hanau, Kaufmann aus New-York, Herr Heinrich Kraemer, Kaufmann mit Gemalin aus Rheinpreußen. (Goldenes Schild.) Herr William F. Adams, Gentleman a. London (Kanone.) Herr J. Oswall, Eisenwerksbesitzer aus Oft- (Holzner's Glaspalast) gothland. Herr Graf H. O. von Limbürg-Stirum mit Gemalin aus Baden-Baden. (Villa Lützow.) Herr Felix Meyer, Kaufmann aus Berlin. (Steinernes Haus.) Herr Karl Steyl, Juwelier aus Königsberg. Herr H. R. Rolffes aus Hunteburg. (4 Jahreszeiten.) Telegramme. Wien, 1. Juni. Die „Pol. Cor.“ meldet nach eingelangten Berichten aus dem montenegrinischen Kriegslager das Einreißen der Desertion unter den Alba- nesen von Tusi. Viele dieser albanesischen Deserteure werden angeblich von den fürkischen Behörden zwangsweise nach Tusi zurück eskortirt. Kragujewatz, 1. Juni Sieben- unddreißig Oppositionelle beantragten in der hentigen Skupschtina-Sitzung die Mandatsniederlegung und Vornahme von Neuwahlen oder Einberufung der Con- stituante zur Erledigung der österreichisch- ungarischen Convention. Der Antrag wurde als verfassungswiedrig abgelehnt. Rom, 1. Juni. „Osservatore“ be- spricht das Schreiben an den Prinzen Reuß und konstatirt, daß es nicht diplo- matischer Brauch sei, derlei Schriften- wechsel zu veröffentlichen. Bismurck mache glauben, daß der Vatikan in den Verhand- lungen unaufrichtig vorgegangen; die Maigesetze seien aber an den Störungen dder Beziehungen schuld, überhaupt menge sich der Vatikan nicht in politische Fragen wie Bismarck irrthümlich annimt. Die Politik des Vatikans kann sich nicht än- dern; das Kreuz ist sein Schwert, man lasse dem Papste dieß Schwert, er wird sofort die Arme zur Versöhnung öffnen. Paris, 1. Juni. Das gestern ge- meldete Duell zwischen Köchlin und Rochefort findet Donnerstag statt. Vergnügungs-Anzeiger. Posthof-Garten. Heute Nachmittags 4 !hr. Direktor: A. Labitzky. Konzert der Kur-Kapelle. 1. Türkischer Marsch von Mozart. 2. Duverture „Nachklänge von Ossian“ von N. W. Gade. 3. Eleonoren-Walzer von Josef Labitzky. 4. Große Fantasie aus der Oper „Afrikanerin“ von Meyerbeer!“ 5. Notturno für Streichinstrumente von C. v. Behr. Schneewittchen, Märchenbild von Bendel. 7. LIncertitude, Lied ohne Worte von August Labitzty. 8. Slavische Tänze Nr. 1 u. 2 von Dvorak. Salle de Saxe. Heute Abends halb 8 Uhr. Abend-Konzert der Ku-Kapelle. Direktor: A. Labitzky. Dieses Konzert findet bei ungünstiger Witterung im Kurhause statt. Stadttheater. Heute Morilla. Komische Operette in 3 Akten. Nach einem Märchen frei bearbeitet. — Musik vonJulius Hopp. Morilla Frl. Hild— Leon Frl. Schwarz — Don Pablo Hr. Laska — Isabella Frl. Grüner Don Martinez Hr. Karban — Asturio Hr. Lin- dau — Amarin Hr. Welleba — Gonsalvo Hr. Fried — Ein Alcade Hr. Mitscherling. — Feen. Anfang halb7 Uhr. Wiener Börse vom 1. Juni 1880. Einheitliche Staatsschuld in Noten Einheitliche Staatsschuld in Silber Goldrente“ 1860er Staats-Anlehenslose... Bankaktien.... Kreditaktien .....R.. Napoleonsd'or.... Dukaten.. Deutsche Reichsmark 7250 §8 40 129.?5 833.— 275.50 London Silber 117.60 9.361/. 5.53 (θE
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