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Kleine Chronik.
des GSp. Nr. 3 in Baden — sämmtlich als
tüchtige und energische Militärärzte bekannt.
(Zur Feler des Geburtsfestes) Sr.
Majestät des Kaisers wurden heuer gleichfalls
die umfassendsten Vorbereitungen getroffen.
Nächst dem Friedrich Wilhelmsplatze wird wie-
der übermorgen als am Vorabende der grosse
Doppelaar erglanzen, ausserdem werden die
Ufermauern und Brücken illuminirt, und eine
Serenade der Curcapello, sowie eine Fest-Vor-
stellung im Theater stattfinden. Sonntag Vor-
mittag ist feierlicher Gottesdienst, dem die
Dignitäre beiwohnen werden und wozu das
Schützen-Corps und der Veteranen-Verein
ausrücken wer den. Mittags findet ein Festdiner
im Curbause statt, Nachmittags beginnt das
vom Schützen-Corps arrangirte Festschiessen
und Abend beschliesst eine Fest-Reunion im
Curhause die Feier.
(Ueber die bosnische Occupation
ist uns bis gestern Abend keine neuerliche
telegrafische Meldung vorgelegen.
(Hohe Jagdgäste.) Der am 7. d. M.
stattgefundenen Hühnerjagd des Herrn Joset
Schöffl in Saaz wurde eine seltene Auszeich-
nung zu Theil. Es war nämlich zu derselben
Se. Hoheit Prinz Leopold von Sachsen-Coburg-
Gotha in Begleitung des Herrn Baron von
Mayrèna mit noch anderen den besten Kreisen
angehörenden Persönlichkeiten von Karlsbad
aus als Gast erschienen. Der Prinz hatte sein
Absteigequartier im Hotel Hanslik genommen.
(Zur Occupations-Armee) wurden
neuestens abgesendet: Reg. Arzt Dr. Rammel
Franz, Oberarzt Dr. Faulhaber Peter, beide
vom GSp. Nr. 1, Oberarzt Dr. Trnka Emil des
GSp. Nr. 2 und Oberarzt Dr. Kopriva Gustav
(Krankentransporte vom Occu-
pationsplatze). Man schreibt der „N fr.
Pr.“ aus Klagenfurt, 11. d M.: Gestern Abends
halb 8 Uhr kam ein Sanitätszug mit einem
aus 104 Mann bestehenden Militärtransport
von Kranken und Verwundeten von Bosnien
hier an. Die Patienten wurden in das hiesige
Garnisonsspital überführt und werden dort in
Pflege genommen. Unter denselben befinden
sich auch mehrere Verwundete, welche in der
Affaire von Maglaj und Kosna engagirt ge-
wesen sind. Eine grosse Menschenmenge er-
wartete auf dem Bahnhofe ihre Ankunft.
(Ueber das Gespräch), welches der
Kaiser jüngst in Teplitz mit Herrn Holtteuer
geführt, bringt — nach Angaben des Letzteren
— das Berliner Fremdenblatt folgende Mit-
theilung: „Am 8 August Mittags 11/2 Uhr
fand die Audienz des Genannten bei Sr. Maje-
stät dem Kaiser im Park statt. Graf lerponcher
stellte ihn dem Kaiser vor. Es war ein er-
greifender Augenblick, als Holtfeuer den auf
ihm ruhenden, wohlwollend milden Blicken
Kaiser Wilhelms sich gegenüber wusste; seine
Augen füllten sich mit Thränen. Se. Majestät
der Kaiser liess sich nun den ganzen Vorgang
nach erfolgtem Attentat erzählen. Ruhig und
ohne Emphase erzählte Hloltfeuer, wie er,
kaum dass sich ihm die Situation in ganzer
Schrecklichkeit klar aufdrängte, unwillkürlich
die Treppe hinaufstürzte, um den Elenden
festzuhalten, wie er mit unbegreiflicher Kraft
und in einer nie gekannten Aufregung die
verschlossen gewesenc 1hür eindrückte und
ins Zimmer stürzend den Verbrecher bei der
Gurgel packte, und wie er dann selbst schwer
verwundet bewusstlos zusammenstürzte. Tief
bewegt hörte der greise Monarch dieser Schil-
derung zu, drückte hierauf Herrn Holtfeuer
die Rechte und sagte zu ihm: „Nun, mein
lieber Herr Holtfeuer, Sie haben für mich
bluten müssen. aber ich habe für Euch Alle
leiden müssen!“ Der feierliche Augenblick
wurde noch erhöht, als ihre königl. Ioheit
die Grossherzogin von Baden herzutrat und
Herrn Holtfeuer, kaum, dass derselbe ihr vor-
gestellt wurde, mit Thränen in den Augen
dankte und einen guten Erfolg der Cur
wünschte. Holtfeuer erfreut sich der allge-
meinsten Theilnahme auch in Teplitz und
dürfte in diesem Augenblicke bereits unzäh-
lige Male von der Unterredung mit dem
deutschen Kaiser und allerhöchst seiner Tochter
den immer neu an ihn heran tretenden Neu-
gierigen berichtet haben.“
(Soirée amusante.) Freitag den 16.
August, Abends 71/2 Uhr findet im Curhause
eine Soirée amusante statt, gegeben von dem
Opernsänger M. Krause, unter Mitwirkung des
Fräulein Louise Visca vom k. k. priv. Carl-
theater in Wien und des Herrn E. Löwy, be-
kannten Humoristen und Imitator aus Wien.
Das Programm enthält meist Vorträge heiteren
Genres und ist bei dem Umstande, dass wäh-
rend der Productionen auch Speisen servirt
werden, eine willkommene Gelegenheit zum
Besuche geboten.
(Von Stufe zu Stuse) gelaugt morgen
Freitag mit irl. Anatour als Gast zum Bene-
ficc des verdienstvollen Regisseurs und wackeren
Darstellers Herrn Bartl im Stadttheater zur
Aufführung. — Wir wünschen dem beliebten
Mitgliede unseres Stadttheaters ein ausver-
kauftes Haus.
Karlsbader Plaudereien.
CKr. Es darf nicht Wunder nehmen, wenn
sich in den kriegerischen Zeiten, in denen
wir nus jetzt befinden, selbst die reinste Milch
fiommer Denkungsart in gährend Drachenblut
verwandelt, und wenn selbst derjenige, der
sonst sorgsam all dem aus dem Wege geht,
was nur im Entferntesten mit einem garstigen,
will sagen politischen Liede Aehnlichkeit hat,
plötzlich, wenn auch unfreiwillig — ein Kanne-
giesser wird. —
Alles, selbst dasjenige, was wie billig,
dooh sonst unter dem milden Scepter der
Musen, die sich bekanntlich nicht auf dem
cordialsten Freundschaftsfuss mit Vater Mars
befinden, stehen sollte, scheint von der allgemein
herrschenden kriegerischen Atmosphäre ange-
zogen zu haben und so bietet sich uns denn
mitten im Idylle des Badelebens ein Bild,
welches ziemlich reich on bosnischen Remmis-
cenzen ist.
Die Besatzung von Sanssouci nämlich, in
der hiesigen Localsprache auch Karisbader
Sommertheater genannt, ist unter dem Com-
mando ihres Heerführers Van der Hell mit
Sack und Pack in eine andere veutereichere
Garnison gezogen, um dort ihr Kriegsglück
zu versuchen. Das Betterhaus auf den anmu-
thigen Höhen von Sanssouci steht verödet und
verlassen da. — Man spricht sogar davon, dass
die gegenwärtige Besatzung niemals mehr auf
eine Wiedereinnehmung der verlassenen Veste
besteht. Wenn je der Name Sanssouci für
einen Musentempel sich als trügerisch und als
eitle Ironie bewies, so war es bei der Karls-
bader Arena der Pail, denn selten dürfte wohl
ein Tag vergangen sein, in dem nicht schwere
Sorge und Gram das Antlitz des Feldherrn
verdustert, wenn er durch den schlechten Ge-
schäftsgang mehr als ein theueres Haupt aus
seiner „weuerfesten“ schwinden sah. — Neben
Sonnenhitze, Regen und Sturm musste die
Mannschaft auch�ie und da Noth und Elend
ertragen, und dies einem Tantalus gleich an
einem Orte, der selbst dem raffinirtesten Lebens-
luxus Genüge zu leisten vermag. Ein trauriges.
Occupationsbild. Doch diesen Truppen scheint,
wie wir vernehmen auf einem anderen Terrann
ein günstigeles Loos zu erblühen. Anders den
armen Fammifen der factisch Mobilisirten, deren
Ernährer unten in der Herzegowina über die
Consequenzen des modernen Freiheitsstaates
vollauf nachzudenken Gelegenheit hat, wenn
ihn nicht mittlerweile eine Insurgentenkugel
dieser Mühe überhoben.
Noth und Elend in ihrer traurigen Gestalt
drolen ein ständiger Gast in den mobilisirten
Landestheilen zu werden, und wenn je in gerecht-
fertigter Weise an das Mitgefuni aller Edel-
denkenden appellirt worden, so ist das hier
der r all
Es dürfte wohl kaum Jemand den stummen
Bitten armer verlassener Waisen, den Thräuen
der armen Witwen sein lierz verschliessen
können, wenn er bedenkt, dass die Stützen
dieser Familien ja dazu berufen sind, mit ihrem
Blute ein internationales Friedenswerk zu besie-
geln. Sollte es da nicht Ehrenpflicht eines Jeden
sein, sein Schärflein beizutragen, um damit unver-
schuldete Noth und Armut zu lindern, sollte
nicht jeder von uns freudig diesen Tribut der
Gerechtigkeit an dem Altare der Menschheit
niederlegen. Wir hoffen es, schon aus dem
Grunde, weil Opferwilligkeit' ja eine unserer
Nationaltugenden ist, und wie die Präceden-
tien lehren selten in dieser Weise fruchtlos
an den allgemeinen Wohlthätigkeitssinn ap-
pellirt wurde.
Besonders an die liebenswürdigen Damen,
deren Herzen sich ja selten einer warmen
Bitte unzugänglich erweisen, stellen wir das
ergebenste Ansuehen das angeregte Wohlthä-
tigkeitswerk nach Kräften zu fördern. Tausende
und abermals Tausende werden sie dafür segnen.
*) Anknüpfend an diesen Appell an
den Patriotismus und die Menschenfreund-
lichkeit unserer verehrten Leser, erklären
wir uns bereit, Liebesgaben für die in
Bosnien verwundeten tapferen Krieger
und die Hinterbliebenen der Gefallenen.
anzunehmen und eröffnen wir diese Samm-
lung mit 5 fl. Von einem ungenannt sein
wollenden Menschenfreund sind uns gleich-
falls 5 fl. zugekommen.
Spenden werden in unserem Admini-
strationslocale im Hause „Marktbrunn“
entgegengenommen und öffentlich quittirt
Die Redaction.
Název souboru:
karlsbader-badeblatt-1878-08-15-n105_2080.jp2