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die Unterzeichnung desselben stattfinden. In letzter Stunde sind noch beunruhi- gende Nachrichten, die indessen keine Bestätigung fanden, über den Ausgang des Congresses aufgetreten, indem in Paris das Gerücht stark verbreitet war, Italien hätte die Unterzeichnung des Friedensvertrages verweigert. In einer der letzten Sitzungen des Congresses beschäftigte man sich auch mit der Frage, wie die Beschlüsse der Mächte zur Durchführung zu bringen sein; man einigte sich dahin, dass jede der Mächte durch ihre Botschaft oder ihren Consul, die Ausführung der sie speciell berüh- renden Punkte und Klauseln überwachen lasse. Für die Besetzung der Insel Cypern sind nach den im englischen Parlament gegebenen Erklärungen der Regierung 10,000 Mann bestimmt, bestehend aus den auf Malta befindlichen indischen Truppen nebst 3 Bataillonen britischer Infanterie. Pariser Briefe. Paris. 10. Juli 1878. Wie ein Blitzschlag aus heiterm Himmel ist vorgestern die Nachricht von der Abtretung der Insel Cypern an England auf uns her- niedergefallen. — Das Vorgehen der englischen Regierung in dieser Angelegenheit erregt nicht nur Erstaunen, sondern mit Recht Missbilligung. Während alle Mächte so zu sagen ein offenes Spiel spielten, hat England schon am 4. Juni, also vor dem Congresse den Vertrag mit der Türkei abgeschlossen und die Delegirten am Congress spielten ihren Collegen gegenüber eine wahre Comödie. Was hat der Congress erzielt, kann man sich mit Recht fragen: Die Zerstücklung der Türkei und die Vergrösserung Englands, die offenbar nicht in dem Programm war. — Wird der Friede dauernd gesichert sein? Man kann dies mit Recht bezweifeln. — Was die Beschützung der Türkei durch England betrifft, so ist dies, wie die Franzosen sagen: „Une blaque“. Denn Niemand denkt daran, dieselbe in der Zukunft anzugreifen. — Russ- land hat erreicht, was es gewollt; die kleineren Staaten sind mindestens theilweise befriedigt, die europäische Türkei ist in Stücke gerissen, und England ohne einen Sous ausgegeben, einen Tropfen Blut vergossen zu haben, eignet sich den Schlüssel der Route von Indien, von Egypten etc. an. — Wenn man auch anerkennt, dass die englische Diplomatie sehr schlau ge- wesen, so muss man einerseits die Schwach- heit und Unwissenheit der übrigen europäischen Diplomaten bedauern. Frankreich kann sich ebenfalls nicht ob des Sieges der englischen Regierung ertreuen, ein Sieg, der offenbar den letzten Einfluss Frankreichs im Orient ver- nichtet. Wie lange wird der europäische Frieden währen? Das ist die Frage, die auf allen Lippen shcwebt, die aber Niemand beantwortet. Gegen den 15. Juli werden eine beträcht- liche Anzahl Ernennungen in den Orden der Ehrenlegion vorgenommen werden. Unter den 5 von der Jury Internationale mit der grossen Medaille für Malerei aus- gezeichneten Künstlern befinden sich auch Munchazy und Mackart. Der Fürst Auersperg weilt seit einigen Tagen in Paris. Kleine Chronik. Das Künstler-Concert), das morgen Abend im Curhause stattfindet, verspricht gut besucht zu werden und in musikalischer Be- ziehung den Musikfreunden einen ganz be- sonderen Genuss zu bieten. Der Name Mari- anna Brandt hat einen guten Klang; nicht minder gut angeschrieben ist der Name Grün- feld; Herrn Scharwenka's Clavierspiel ist ein anerkannt meisterhaftes. (Israelitischer Gottesdienst.) In der neuen Synagoge beginnt der Gottesdienst Samstag den 13. Juli Vormittags 10 Uhr, die Predigt 3/411 Uhr. (Brand des Frankfurter Stadt- theaters.) Am 10. Juli 5 Minuten nach 6 Uhr Abend, kaum nachdem es dem Publicum seine Pforten geöffnet hatte, entstand am Dach- boden des alten im Jahre 1781 erbauten Frank- furter Stadttheaters ein Brand, der den ganzen Dachstuhl sofort in Flammen setzte. Das Unglück soll durch das Anzünden des Kron- leuchters entstanden sein. Das Publicum, das sich zur Vorstellung der Meininger zahlreich eingefunden, fand Zeit sich ruhig zu entfernen und ging die Entleerung des Hauses ohne Unfall vor sich. Feucrlöschmannschaft war sofort zur Stelle und ihrem energischen Ein- schreiten gelang es, den Brand von dem alten Gebäude abzuhalten, so dass nur der Dach- stuhl den Flammen zum Opfer fiel. (Kaltwassercur und Pilsuer Bier.) Es ist eine Thatsache, dass die Söhne be- Der Zauberer von Menlo-Park. Seit einiger Zeit ist der Name „Edison“ in Aller Munde. Ohne Zweifel wird es unsere Leser interessiren, sich von einem Mitarbeiter des „New-Yorker“ belletristischen Journals“ in die Arbeitsstätte dieses gefeierten Natur- forschers einführen zu lassen. Eine Stunde von New York, im Staate New-Jeresey, ist Menlo-Park gelegen. Weder ein Park, noch eine Stadt, noch ein Dorf, nicht einmal eine regelmässige Haltestation der meist vorübersausenden Züge der Pennsylvania-Bahn, erfreut sich diese, aus einem Dutzend Holz- bauten bestehende Ortschaft seit Kurzem einer Weltberühmtheit. Es ist die Wiege des Pho- nographen, die Heim- und Arbeitsstätte von Thomas A. Edison, dem jüngsten Columbus der Wissenschaft. Edison bewohnt ein langes, zweistöckiges Gebäude aus weissen Bretterwänden errichtet. Beim Eintritt übersehen wir mit einem Blick den ganzen Unterraum, der aus Vorhalle, Office, dahinter einem Miniaturmuseum, dessen Glas' schränke mit Modellen der Edison'schen Er- findungen und allen möglichen kostbaren elec- tromagnetischen Instrumenten gefüllt sind; am rühmter Männer, hervorragender Individuen, auf dem Gebiete geistigen Schaffens etc. nicht immer in die Fussstapfen derselben treten, oft aber dem Gegentheil sich nähern und so- gar mit dem Cretenismus nicht zu entfernt verwandt erscheinen. Das vorausgeschickt, wird es auch erklärlich, wenn auf Gräfenberg, wo sonst nur Milch und Honig floss und Schrotbrod die Magennerven reizen durfte, die Epigonen Priessnitz' zum Ausschank von Pilsner Bier als Zugmittel gegriffen haben, um den alljährlich sich reducirenden Besuch wieder zu steigern. (Oest. Badeztg.) Theater. (Im Stadttheater) ist es in den letzten Tagen Fräulein Link gewesen, welche das Publicum enthusiasmirte; so glänzend wie sich diese Künstlerin als „Prinz Methusalem“ hier einführte, so eminent brachte sie auch die „Lange“ und „Fatinitza“ zur Darstellung. — In Prinz Methusalem und Fatinitza liessen es die heimischen Operettenkräfte an der besten Unterstützung nicht fehlen, während die Angot- Vorstellung ihren Erfolg wohl zumeist dem Gaste zu danken hatte. (Sommertheater) Einen neuen schätzens- werthen Gast begrüssten wir am Donnerstag im Sommertheater, dem das Publicum sofort alle Sympathien entgegenbrachte — es ist dies Fräulein Schratt vom Wiener Stadttheater, welche ihr Gastspiel mit der „Seiltänzerind eröffnete, eine Leistung, die als Specialität dieser Künstlerin genannt werden muss. Fräulein Schratt spielte diese Partie einzig und documentirte damit vollauf die geniale Künst- lerin. Das zahlreich anwesende Publicum rief die Gastin wiederholt und stürmisch und von Scene zu Scene steigerte sich der Beifall im Hause, der am Schlusse der Vorstellung mit einem dreimaligen Hervorrut der Künstlerin endete. — Neben Frl. Schratt war es besonders Herr Van Hell, der als Marignan ganz Vor- zügliches leistete, diese Partie zählt zu den besten, die wir von ihm gesehen. Im Uebrigen verweisen wir auf das schon einmal über dieses Stück Gesagte, indem wir speciell diessmal den guten Verlauf der Vorstellung besonders her- vorheben. entgegengesetzten Ende liegt die Maschinen- werkstatt. In letzterer handhaben circa zehn geschickte Mechaniker unter Mithilfe von Dampfkraft, den Meissel, Bohrer, Hammer, um die Ideen des Erfindergenies des Ortes in metallene Wirklichkeit zu übersetzen, nach seinen Angaben unaufhörlich die feinsten, wie massivsten Bestandtheile der Experiment-Mo- delle und Muster-Exemplare zu fertigen. Wir steigen in das obere Stockwerk hin- auf und betreten einen immensen, ungetheilten Saal, dessen Wandregale Tausende, mit bunt- farbenen, flüssigen und festen Chemicalien gefüllte Flaschen und Gläser tragen, während über zahlreiche Tische und Bänke ein male- risches Chaos von Instrumenten aller Art, electrischen Batterien, Microscopen, Retorten, Telephonen, telegrafischen Apparaten ausge- breitet ist. Von der einen Langseite des Raumes heben sich eine Orgel mit losen Pfeifen und ein chemischer Herd ab. Zwei Männer empfangen hier uns dreiste Eindringlinge, Edi- son und sein Assistent Batchelor, letzterer schon seit Jahren der Vertraute und Helfers- helfer beim Ausarbeiten der geheimsten For- scherpläne des Meisters. (Fortsetzung folgt.)
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