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Tasche hätte, eine reelle Basis haben,
und sich weiters die Richtigkeit der da-
rin kundgegebenen Gelüste herausstellen,
so muss man wahrhaft erstaunen, über
die sich manifestirende Unersättlichkeit,
welche nachgerade epidemisch um sich
zu greifen scheint. Der griechische
Speiszettel weist auf: die Inseln Candia,
Rhodos und Samos, ferner Epirus und
schliesslich noch Saloniki.
Die über die Congressverhandlungen
seither eingelaufenen Nachrichten sind
verworren, fast zu jeder einzelnen Mel-
dung liegt eine gegentheilige vor, aus
dem Ganzen hat sich bis nun noch
Nichts herauscrystallisirt. Die Bespre-
chungen dauern fort — lautet das
Schlagwort, und zu diesem gesellen sich
noch rege Aeusserungen über Annähe-
rung der Gegensätze, welche sich an-
zubahnen beginnen.
Kleine Chronik.
(Die Reunion) am vergangenen Samstag
war zahlreich besucht und war die Tanzlust
eine erhöhte und das Animo in der Gesell-
schaft ein allgemeines.
(Unfall.) Sonntag Nachmittag entstand
in den Pupp'schen Anlagen dadurch ein be-
deutender Zusammenlauf, dass ein zur Cur
hier weilender Herr von einem Schlagähn-
lichen Anfalle überrascht wurde und sofort
zusammenstürzte. Die rasche Ueberführung
des Erkrankten in seine Wohnung und die
sofortige ärztliche Hilfeleistung brachte den-
selben bald wieder zum Leben und ist dessen
Befinden heute wieder ein befriedigendes.
(Giesshübl-Puchstein.) In der ver-
hältnissmässig kurzen Zeit seit der Eröffnung
der Saison befanden sich bereits über 2980
Personen zum kurzen Aufenthalte hier, welche
der berühmte Name dieses, von seinem Be-
sitzer Herrn H. Mattoni, in ein wahrhaftes
Paradies umgewandelten Curortes hieherzog,
es zu besichtigen, und die es alle verlassen,
befriedigt, ja entzückt von seiner reizenden
Lage mitten von bewaldeten Bergen, von sei-
nen Etablissements, die an Eleganz und Be-
quemlichkeit nichts zu wünschen übrig lassen.
Graf und Grätin Bardi und die In-
fantin Marie Anna von Portugal sind zum
Curgebrauche in Franzensbad eingetroffen und
in der Villa Thurn-Taxis abgestiegen.
(Die vorletzte Gastvorstellung)
unseres werthen Gastes Herrn Schweighofer
findet heute statt. Herr Schweighofer spielt
den Lampel in Costa's zugkräftiger Posse
„Ihr Corporal“, der Autor wird der heutigen
Vorstellung beiwohnen. — Morgen als letzte
Gastvorstellung wird Hr. Schweighofer in drei
einaktigen Piècen auftreten.
(Ischl.) Ihre Majestät die Kaiserin Eli-
sabe h wird hier im Juli zum Sommeraufent-
halte erwartet.
Theater.
(Sommertheater.) „Tricoche und
Cacolet“ giyg gestern am Sommertheater in
Scene, und hatte insoferne einen besonderen
Ertolg fur sich, als das Lustspiel frisch und
klappend im Ensembie sich abspielte und
alle Einzelleistungen entsprechend zur Geltung
kamen, was immerhin anerkennend verzeichnet
zu werden verdient, weil dies bei der schlüpfrigen
Mache des Stückes in erster Linie in Betracht
kommt. — Die beiden Compagnons Tricoche
u. Cacolet waren durch die Herren Schäffer
und Kolbe (besonders in den Umkleidungen)
sehr gut vertret en, ebenso wusste Hr. Stollberg
den Herzog, Frl. Meiser die Baronin Puff recht
treffend wiederzugeben. Der Baron Puff des
Herrn Greff war etwas weniger gut angelegt,
desto besser aber gestaltete Herr Van Hell
den Oscar Pascha und Frl. Eisner die Fanny
Bombance. Das Haus war sehr animirt, auch
fehlte es nicht an lebhaften Beifallsspenden.
Es wurde viel und herzlich gelacht; der Be-
such war ebenfalls ein guter und hat die
Firma Tricoche und Cacolet somit ein an-
nehmbares Geschäft gemacht.
Eingesendet.
Stadtrathes, den Anforderungen des Curpub-
licums einerseits, und den Zeitverhältnissen
überhaupt, bezüglich Beschaffung geräumiger
Colonnaden und Promenadenpfätze in der
Nähe der Quellen Rechnung zu tragen, er-
lauben sich die Gefertigten einen Wunsch'aus-
zusprechen, der von Seite aller Leidensge-
nossen, welche täglich das gewiss nicht amü-
sante Queue beim Marktbrunn mitzumachen
haben, volle Zustimmung finden wird. Ohne
dem Altvater Sprudel etwa nahe treten zu
wollen, unterliegt es wohl keinem Zweifel, dass
die 3 Quellen: Marktbrunn, Schlossbrunn und
Kaiser Karl-Quelle ein grösseres Contingent
an Trinkenden stellen, als der Sprudel allein,
weshalb der in Rede stehende Wunsch:
„Man möchte die Musikcapelle, welche
„gegenwärtig beim Sprudel spielt, bei
„Schönem Wetter ihr Orchester auf der
„improvisirten Terrasse beim Marktbrunn
Zaufschlagen lassen,“
kein ungerechtfertigter sein dürfte.
Es ist anzunehmen, dass selbst die
gegenwärtig bevorzugten Sprudeltrinkenden
die Promenade auf dem geräumigen Markt-
platze, jener in der kleinen untreundlich engen
Sprudeſcolonnade vorziehen würden, umsomehr
da bei der rascheren Abfertigung an dieser
Quelle Niemand gehindert ist, jede einzelne
Musikpiece anhören zu können, während die
gewiss zahlreiche Frequenz des Marktbrunnens,
die jetzt von der Musik so gut wie gar nichts
geniesst, (da ein Verlassen des Queues wäh-
rend des grössten Theiles der Trinkzeit fast
unwöglich) von derselben ebenfalls profitiren
könnte, und hoffen daher die Gefertigten, dass
der allzeit auf die grösstmöglichste Bequem-
lichkeit des Curpublicums bedachte Stadtrath,
auch diesen Wunsch erfüllen wird. Ein ein-
maliger Versuch würde auch auf die Gefahr
hin, dass die Lage der Terrasse vielleicht in
akustischer Beziehung zu wünschen übrig liesse.
gewiss für die Durchführung unsers Projectes
Sprechen.
Carlsbad im Juni 1878.
Justizrath Ludwig Mayer aus Berlin, S.
Feder, Kaufmann aus Magdeburg, Georg
Schneider aus Würzburg, H. Bösing aus
Coesfeld, Brum aus Mierendorf, L. Müller,
W. Bürger aus Danzig, Heller, Gutsbe'
sitzer aus Gähren, Fr. Czermak, Gene-
ral-Consul aus Berlin, Dehnicke, kgl.
Amtsrath, Seima Dehnicke aus Gladau,
Otto Ullrich aus Berlin, Kost, Ritter-
gutspächter aus Blankenfeld.
Oeffentlicher Wunsch.
In Anerkennung des besonders in den
letzten Jahren in hervorragender Weise er-
sichtlichen Bestrebens des löb1. Carlsbader
Ein Besuch im Hefenenthal.
(Schluss.)
Nach diesen Worten — welch' prophetische
Ahnung lag nicht in ihnen! — begab er sich
in sein Kabinet und liess General Rapp zu
sich rufen. Kurze Zeit darauf traten Beide
wieder heraus, um sich zur Parade zu begeben.
Als sie in den Vorsaal kamen, fiel dem
General, der vor dem Kaiser Platz machte
und seine Blicke, bekannter Gewohnheit zu-
folge, nach allen Seiten richtete, ein schlanker,
wohlgebildeter Jüngling von siebzehn Jahren
auf, dessen stechende Augen und verwirrte
Züge einen unangenehmen Eindruck auf ihn
machten. Dazu kam noch, dass derselbe augen-
scheinlich bestrebt war, sich in die Nähe Na-
poleon's zu drängen, bei welcher Gelegenheit
er hart an den General stiess.
Dieser ergriff ihn zornig bei der Brust
und — fühlte einen langen Dolch in dessen
Tasche.
Sogleich festgenommen, gestand der junge
Mensch freiwillig, dass er riedrich Staps
heisse, der Sohn eines Predigers in Naumburg
sei und die weite Reise hierher gemacht habe,
um „Bonaparte, den Feind des Weltfriedens,
die Geissel Deutschlands“, wie er ihn nannte,
zu ermorden.
Es ist bekannt, wie Napoleon den jungen
Mann selbst verhörte, wie er jede Aeusserung
gerne aufgegriffen hätte, um ihn zu schonen,
wie er ihn für wahnsinnig erklärt wissen wollte,
denn Napoleon war ein entschiedener Gegner
der Hinrichtung von Fanatikern, weil, wie er
sagte, solches nur neue Fanatiker erzeuge;
aber Staps blieb so fest und klar bei seinen
Angaben, stellte so bestimmt eine Wiederholung
des Attentates in Aussicht, wenn er freigelassen
würde, dass endlich Napoleon die Achseln
zuckte' und dem kriegsrechtlichen Urtheile
freien Lauf liess. Staps wurde, wie angenom-
men wird, in Braunhirschen (heute Fünfhaus
bei Wien) 'erschossen; indess soll General Rapp
im geheimen Auftrage des Kaisers denn irre-
geleiteten Jüngling gerettet haben. Ehemalige
Mitschüler wollen lange Jahre darauf mit ihm
in Amerika verkehrt haben.
Genau sechs Jahre nach vorerzählter Be-
gebenheit langte der „Gefangene von St. He-
fena“ auf dieser Insel�an. Der kleine reizende
Landsitz „the briars“ (wilde Rosen) war zu
seinem einstweiligen Aufenthalte bestimmt,
bis die eigentliche Wohnung in Longwood
hergerichtet sein würde.
Kaum angekommen, liess er, nachdem die
üblichen ceremoniellen Vorstellungen mit der
Familie des Besitzers Balcolme abgethan wor-
den, ein paar Stühle auf den Rasenplatz vor
dem Hause setzen und lud ein junges herziges
Mädchen, Miss Elisa Balcolme, die ihn ehr-
furchtsvoll verwundert anblickte, ein, neben
ihm Platz zu nehmen
Nach mehreren Fragen über ihre Be-
Beschäftigung, Gewohnheiten u. dgl. sagte er
plötzlich:
„Lieben Sie die Musik?“
„Ich singe.“
„Zeigen Sie mir doch etwas von Ihrer
Kunst.“
Elise nahm die Harfe zur Hand und sang
ein schottisches Nationalied.
„Kennen Sie“, fragte Napoleon wohlge-
fällig nickend, „auch französische Lieder?
Etwa „Vive Henri quatre?“
„Nein.“
„Warten Sie, ich will es Ihnen singen.«
Und seine unmelodische Kehle begann
das Lied.
Aber kaum zur Hälfte damit gekommen,
stockte er und erblasste. Er brach rasch ab
und begab sich in das Haus.
Hatte er an denselben Triumphgesang im
reizenden Helenenthal bei Baden gedacht?
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