Text na stránkách 2

Text: 
102 sondern daß in Folge eines sonderbaren Irrryuis der Gouverneur behauptet, es sei auf Dein Betreiben geschehen.“ „Nicht wahr, Du hast es nicht gethan?“ sagte Isabel angst voll und und umklammerte wiederum seine Hand. Der Earl blickte sie kalt an. „Doch, ich habe es gethan.“ Einen Augenblick herrschte Schweigen; Isabel starrte ihn an, als ob sie ihn nicht verstände, und Constance wurde von dem Ausdruck kaltblütiger Bosheit auf seinem Gesicht nahezu ohn- mächtig. „Ich habe es gethan,“ wiederholte der Earl, „und höre weiter: Dieser Mann ist Dein Bruder, Isabel, aber er ist mein Feind — ich hasse ihn, und Du weißt vielleicht nicht, was eines Beauvilles Haß bedeutet, wisse es denn jetzt: jede Qual und Drangsal, die das Gesetz nur gestattet, soll dieser Mann erleiden, und zuletzt einen schmachvollen Tod. Widerruft er die Papisterei — gut — das Gesetz rettet ihm das Leben; andernfalls, so sicher wie Elisabeth Königin und Walsingham Minister ist, wird Walter zum Tode verurtheilt.“ Sie horchte stumm und blieb stumm; jeder Blutstropfen war aus ihrem Gesichte gewichen; endlich schlug sie die Hände zusammen, blickte empor und sagte in einem Tone, der noch lange Jahre später Constance im Ohre lag: „O Gott, o Gott, meine Strafe ist größer, als ich ertragen kann!“ Und in diesen Worten erkannte Constance nicht nur die Angst um Walter, sondern auch den Zusammenbruch des Götzen- bildes, das sie auf den Altar ihres Herzens gestellt, das endgül- tige Scheitern der Hoffnung ihres Lebens. Isabel bewegte sich auf die Thür zu, sank aber, ehe sie dasselbe erreicht, bewußtlos zusammen. Lord Beauville rief nach Rachel, deutete auf die Ohnmächtige am Boden und verließ, ohne ein Wort weiter an seine Schwester zu richten, das Gemach. Constance, die sich vor Aufregung kaum noch auf den Füßen zu halten vermochte, begab sich nach Hause zurück und befahl Rachel an, gleich Nachricht zu Herrin gehe. Vor Abend noch hörte sie, schicken, wie es ihrer an Gehirn-Entzündung schwer darnieder. Gräfin Beauville liege 9. Kapitel. Walter zunächst in das gewöhnliche Ge- In Newgate ward fängniß geworfen. Der Kerkerraum, wohin man ihn brachte, war empörendsten Verbrechen angeklagt waren. voll Gefangener, die der Wie eine Meute wilder Thiere waren sie zusammen und aufein- andergepfercht; nur das Nothdürftigste an Licht und Luft kam in diesen Raum, und das Gestank war infolgedessen so unerträglich, daß Walter beim Eintritt fast ohnmächtig wurde. Man legte ihm schwere Eisenfesseln an und überließ es ihm dann, sich nach Belieben einen Platz in dem wüsten Durcheinander zu suchen. Natürlich erregte seine Erscheinung hier allgemeines Aufsehen, und er schien gleich von Anfang an eine gewisse, moralische Herr- schaft über diese verkommene Schaar auszuüben; wenigstens wurden in seiner Nähe die schlimmsten Redensarten unterdrückt, obgleich das, was bestehen blieb, immer noch abstoßend und verkommen genug war. Eine gewisse, wohlwollende Bevorzugung wurde ihm ferner gleich insofern zu theil, als man ihm stillschweigend den einzigen Sitz in diesem Loche, eine Art von Bank in der steinernen Mauer, zum Platz überließ. Hier lag Walter die erste Nacht und fand, nachdem es verhältnißmäßig still unter den Unglücklichen geworden, Zeit zum Beten für alles, was ihm am Herzen lag, besonders für seine Mitgefangenen. Der Sumpf von Verkommen- heit und Laster, dessen Zeuge er geworden, ließ seinem stets auf das Heil der Seelen bedachten Geiste keine Ruhe. Am nächsten Tage schon richtete er eine kurze Ansprache an die Unglücklichen, halb verthierten Menschen ringsum, und hatte die Freude, zu sehen, daß alle aufmerksam lauschten. Keiner wagte zu spotten, und es gelang seinen überzeugenden Worten, im Laufe der zehn oder zwölf Tage, die er hier zubrachte, mehrere zu einer Lebens- äänderung zu bewegen. Die Kunde hiervon drang auch zum Gou- verneur und bewog ihn, Walters Lage zu ändern. Er wurde wieder hervorgeholt, man schlug ihm die Eisenfessel wieder ab, und er wurde jetzt als Schließerknecht beschäftigt. Von morgens früh bis in die Nacht hinein hielt man in unablässig ans Werk, die niedrigsten Verrichtungen wurden ihm zugewiesen, und wollte er sich je einmal, ermattet und erschöpft, einige Minuten lang ausruhen, so durfte er sicher sein, mit Schlägen und Fußtritten wieder an die Arbeit gejagt zu werden. „Ich will ihn schon demüthigen,“ sagte der Gouvernenr auf Eliot's Drängen, schärfere Mittel anzuwenden. Doch die Zeit verfloß, und Walters blasses Gesicht trug noch immer den Aus- druck vollkommener Ergebung und heitersten Seelenfriedens. Auf diesem Wege war also nichts zu erreichen. „He, Gefangener!“ kam eines Tages einer der Unterschließer auf ihn zu, „man will Euch anderer Arbeit anweisen, folgt mir!“ Walter folgte ihm; zunächst ging es in einen anderen Flügel des Gefängnisses, dann durch mancherlei dunkle Gänge hindurch und zuletzt eine schier endlose Flucht von Treppen hinunter. Zu- letzt wurde in einem großen Raume Halt gemacht, den Walter bei dem Lichte einiger Pechfackeln, die in Ringen an den Wänden des Gewölbes stacken, sofort als die berüchtigte Folterkammer er- kannte. Er unterschied die dunklen Gestalten einiger Peiniger im Hintergrunde; vor ihm, an einem von Talglichtern erhellten Tische, bereit, die Be- saß der Gouverneur, und an seiner Seite Eliot, kenntnisse des Gefangenen zu Papier zu bringen. (Forts. folgt.) Gemeinnütziges. (Ursachen kalter Füße.) In den meisten Fällen stellt sich heraus, daß Stockungen im Blutumlauf Grund für kalte Füße find. Schon dadurch, daß die Füße am weitesten von Herzen entfernt sind, ist der Umlauf des Blutes in ihnen ein trägerer, er wird noch mehr beeinträchtigt, da das Blut in allen Venen aufwärts zu steigen hat. Treten nun noch der Blutbewegung äußere Hindernisse entgegen, so ist es ganz natürlich, daß das Blut bei diesem ganz langsamen Flusse oder Stillstand erkalten muß und somit die Füße „nicht zu erwärmen sind.“ Zu diesen größeren Hindernissen gehören aber in erster Linie zu enge Schuhe, dann zu straffe Gummizüge, namentlich so lange das Schuhwerk neu ist, weiter zu starkes Zusammenziehen der Strumpf- bänder. Deshalb ist es empfehlenswerth, in der Winterzeit be- quemes, ja großes, zum Einlegen von Wärmesohlen geeignetes Schuhwerk zu tragen. Auch ist das Abreiben der Füße mit mit einem recht groben Handtuch jeden Morgen und Abend nütz- lich. Dann dürften sich die Klagen über kalte Füße auch bald vermindern. (Kragen an Herrenröcken zu reinigen.) Man feuchtet die Kragen mit kaltem Regenwasser an, gießt auf eine kleine Stelle etwas Salmiakspiritus, worauf man den Schmutz mit einem Messerrücken fortnehmen kann. Dann wäscht man die Stelle mit einem Schwamm und kaltem Regenwasser rein und fährt so fort, bis man mit dem Ganzen fertig ist. Man kann den ganzen Kragen nicht auf einmal mit Salmiakspiritus begießen, da derselbe verfliegt. Bilder-Räthsel. hangwe- trasttge Auflösung des Bilderräthsels in Nr. 50: Seeräubergeschichten. Redattion von Jos. Beer, Benefizlat in Paulsdorf. - Druck und Verlag von J. Habbel in Regensburg.
Název souboru: 
katholischer-volksfreund-erzaehler-1899-12-17-n51_4100.jp2