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sondern daß in Folge eines sonderbaren Irrryuis der Gouverneur
behauptet, es sei auf Dein Betreiben geschehen.“
„Nicht wahr, Du hast es nicht gethan?“ sagte Isabel angst
voll und und umklammerte wiederum seine Hand.
Der Earl blickte sie kalt an.
„Doch, ich habe es gethan.“
Einen Augenblick herrschte Schweigen; Isabel starrte ihn
an, als ob sie ihn nicht verstände, und Constance wurde von dem
Ausdruck kaltblütiger Bosheit auf seinem Gesicht nahezu ohn-
mächtig.
„Ich habe es gethan,“ wiederholte der Earl, „und höre
weiter: Dieser Mann ist Dein Bruder, Isabel, aber er ist mein
Feind — ich hasse ihn, und Du weißt vielleicht nicht, was eines
Beauvilles Haß bedeutet, wisse es denn jetzt: jede Qual und
Drangsal, die das Gesetz nur gestattet, soll dieser Mann erleiden,
und zuletzt einen schmachvollen Tod. Widerruft er die Papisterei
— gut — das Gesetz rettet ihm das Leben; andernfalls, so sicher
wie Elisabeth Königin und Walsingham Minister ist, wird Walter
zum Tode verurtheilt.“
Sie horchte stumm und blieb stumm; jeder Blutstropfen
war aus ihrem Gesichte gewichen; endlich schlug sie die Hände
zusammen, blickte empor und sagte in einem Tone, der noch lange
Jahre später Constance im Ohre lag: „O Gott, o Gott, meine
Strafe ist größer, als ich ertragen kann!“
Und in diesen Worten erkannte Constance nicht nur die
Angst um Walter, sondern auch den Zusammenbruch des Götzen-
bildes, das sie auf den Altar ihres Herzens gestellt, das endgül-
tige Scheitern der Hoffnung ihres Lebens. Isabel bewegte sich
auf die Thür zu, sank aber, ehe sie dasselbe erreicht, bewußtlos
zusammen. Lord Beauville rief nach Rachel, deutete auf die
Ohnmächtige am Boden und verließ, ohne ein Wort weiter an
seine Schwester zu richten, das Gemach. Constance, die sich vor
Aufregung kaum noch auf den Füßen zu halten vermochte, begab
sich nach Hause zurück und befahl Rachel an, gleich Nachricht zu
Herrin gehe. Vor Abend noch hörte sie,
schicken, wie es ihrer
an Gehirn-Entzündung schwer darnieder.
Gräfin Beauville liege
9. Kapitel.
Walter zunächst in das gewöhnliche Ge-
In Newgate ward
fängniß geworfen. Der
Kerkerraum, wohin man ihn brachte, war
empörendsten Verbrechen angeklagt waren.
voll Gefangener, die der
Wie eine Meute wilder
Thiere waren sie zusammen und aufein-
andergepfercht; nur das Nothdürftigste an Licht und Luft kam in
diesen Raum, und das Gestank war infolgedessen so unerträglich,
daß Walter beim Eintritt fast ohnmächtig wurde. Man legte
ihm schwere Eisenfesseln an und überließ es ihm dann, sich nach
Belieben einen Platz in dem wüsten Durcheinander zu suchen.
Natürlich erregte seine Erscheinung hier allgemeines Aufsehen,
und er schien gleich von Anfang an eine gewisse, moralische Herr-
schaft über diese verkommene Schaar auszuüben; wenigstens wurden
in seiner Nähe die schlimmsten Redensarten unterdrückt, obgleich
das, was bestehen blieb, immer noch abstoßend und verkommen
genug war. Eine gewisse, wohlwollende Bevorzugung wurde ihm
ferner gleich insofern zu theil, als man ihm stillschweigend den
einzigen Sitz in diesem Loche, eine Art von Bank in der steinernen
Mauer, zum Platz überließ. Hier lag Walter die erste Nacht
und fand, nachdem es verhältnißmäßig still unter den Unglücklichen
geworden, Zeit zum Beten für alles, was ihm am Herzen lag,
besonders für seine Mitgefangenen. Der Sumpf von Verkommen-
heit und Laster, dessen Zeuge er geworden, ließ seinem stets auf
das Heil der Seelen bedachten Geiste keine Ruhe. Am nächsten
Tage schon richtete er eine kurze Ansprache an die Unglücklichen,
halb verthierten Menschen ringsum, und hatte die Freude, zu
sehen, daß alle aufmerksam lauschten. Keiner wagte zu spotten,
und es gelang seinen überzeugenden Worten, im Laufe der zehn
oder zwölf Tage, die er hier zubrachte, mehrere zu einer Lebens-
äänderung zu bewegen. Die Kunde hiervon drang auch zum Gou-
verneur und bewog ihn, Walters Lage zu ändern. Er wurde
wieder hervorgeholt, man schlug ihm die Eisenfessel wieder ab,
und er wurde jetzt als Schließerknecht beschäftigt. Von morgens
früh bis in die Nacht hinein hielt man in unablässig ans Werk,
die niedrigsten Verrichtungen wurden ihm zugewiesen, und wollte
er sich je einmal, ermattet und erschöpft, einige Minuten lang
ausruhen, so durfte er sicher sein, mit Schlägen und Fußtritten
wieder an die Arbeit gejagt zu werden.
„Ich will ihn schon demüthigen,“ sagte der Gouvernenr auf
Eliot's Drängen, schärfere Mittel anzuwenden. Doch die Zeit
verfloß, und Walters blasses Gesicht trug noch immer den Aus-
druck vollkommener Ergebung und heitersten Seelenfriedens. Auf
diesem Wege war also nichts zu erreichen.
„He, Gefangener!“ kam eines Tages einer der Unterschließer
auf ihn zu, „man will Euch anderer Arbeit anweisen, folgt mir!“
Walter folgte ihm; zunächst ging es in einen anderen Flügel
des Gefängnisses, dann durch mancherlei dunkle Gänge hindurch
und zuletzt eine schier endlose Flucht von Treppen hinunter. Zu-
letzt wurde in einem großen Raume Halt gemacht, den Walter
bei dem Lichte einiger Pechfackeln, die in Ringen an den Wänden
des Gewölbes stacken, sofort als die berüchtigte Folterkammer er-
kannte. Er unterschied die dunklen Gestalten einiger Peiniger im
Hintergrunde; vor ihm, an einem von Talglichtern erhellten Tische,
bereit, die Be-
saß der Gouverneur, und an seiner Seite Eliot,
kenntnisse des Gefangenen zu Papier zu bringen.
(Forts. folgt.)
Gemeinnütziges.
(Ursachen kalter Füße.) In den meisten Fällen stellt sich
heraus, daß Stockungen im Blutumlauf Grund für kalte Füße
find. Schon dadurch, daß die Füße am weitesten von Herzen
entfernt sind, ist der Umlauf des Blutes in ihnen ein trägerer,
er wird noch mehr beeinträchtigt, da das Blut in allen Venen
aufwärts zu steigen hat. Treten nun noch der Blutbewegung
äußere Hindernisse entgegen, so ist es ganz natürlich, daß das
Blut bei diesem ganz langsamen Flusse oder Stillstand erkalten
muß und somit die Füße „nicht zu erwärmen sind.“ Zu diesen
größeren Hindernissen gehören aber in erster Linie zu enge
Schuhe, dann zu straffe Gummizüge, namentlich so lange das
Schuhwerk neu ist, weiter zu starkes Zusammenziehen der Strumpf-
bänder. Deshalb ist es empfehlenswerth, in der Winterzeit be-
quemes, ja großes, zum Einlegen von Wärmesohlen geeignetes
Schuhwerk zu tragen. Auch ist das Abreiben der Füße mit
mit einem recht groben Handtuch jeden Morgen und Abend nütz-
lich. Dann dürften sich die Klagen über kalte Füße auch bald
vermindern.
(Kragen an Herrenröcken zu reinigen.) Man feuchtet
die Kragen mit kaltem Regenwasser an, gießt auf eine kleine
Stelle etwas Salmiakspiritus, worauf man den Schmutz mit
einem Messerrücken fortnehmen kann. Dann wäscht man die
Stelle mit einem Schwamm und kaltem Regenwasser rein und
fährt so fort, bis man mit dem Ganzen fertig ist. Man kann
den ganzen Kragen nicht auf einmal mit Salmiakspiritus begießen,
da derselbe verfliegt.
Bilder-Räthsel.
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trasttge
Auflösung des Bilderräthsels in Nr. 50:
Seeräubergeschichten.
Redattion von Jos. Beer, Benefizlat in Paulsdorf. - Druck und Verlag von J. Habbel in Regensburg.
Název souboru:
katholischer-volksfreund-erzaehler-1899-12-17-n51_4100.jp2