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240 Erzbischof Nemilian Taliani, der neue päpstliche Nuntius in Wien. * υον † Durch die Beförderung des apostoli- schen Nuntius (päpstlichen Gesandten) Dr. Agliardi in Wien zum Kardinal wurde derselbe seiner bisherigen Stellung enthoben und nach Rom berufen. An seine Stelle als Nuntius in Wien ernannte der heilige Vater den bisherigen Titular-Erzbischof Aemilian Taliani. Erzbischof Taliani, der neue Ver- treter des Papstes beim Wiener Hofe, ist im Kirchenstaate im Jahre 1838 in der Ortschaft Montegallo, Diözese Ascoli Pi- ceno, geboren. Nach Beendigung seiner Studien wurde er in Rom zum Priester geweiht und studirte dann noch beide Rechte, wobei er den Doktortitel sich erwarb. Kardinal Sacconi, welcher die hervor- ragende Befähigung des jungen Priesters erkannte, machte ihn zu seinem Sekretär, in welcher Stellung Taliani bis zum Jahre 1869 verblieb, in welchem er von Pius IX. zum Uditore (Auditor oder Sekretär) bei der Nuntiatur in München ernannt wurde. Die „altkatholischen“ Wirren brachen da- mals herein und stellten schwierige Auf- gaben an den Vertreter des Papftes und die ihm beigegebenen Funktionäre. Taliani bewährte sich während dieser Periode vor- züglich, und wurde im Jahre 1875 zur Nuntiatur in Paris als Uditore (Sekre- tär) versetzt, welchen Posten er bis zum Jahre 1879 in vorzüglicher Weise aus- füllte. Nach Rom zurückgekehrt, wurde Taliani erst zum päpstlichen Hausprälaten, dann zum Uditore des Tribunals der signatura justitiae und zum apoftolischen Protonotar ernannt, bis ihm 1885 die Stelle eines Uditore der rota romana und 1891 jene eines Vikars des Kardinal-Archipresbyters der Lateranenfischen Erzbasilika übertragen wurde. Nun hat Erzbischof Taliani durch die Uebertragung der Wiener Nuntiatur eine hervorragende Mission erhalten, welcher er — durch Eifer, Klugheit, Thatkraft und wahre innere Frömmigkeit ebenso ausge- zeichnet, wie durch hohe persönliche Liebens- würdigkeit, gewinnende Herzensgüte und Freimuth — sicherlich in derselben ver- dienstvollen Weise gerecht werden wird, wie dies in allen seinen früheren Stellungen der Fall war.
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katholischer-volksfreund-1896-10-04-n40_3230.jp2