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246 zusetzen, daß Sturz, als er nach dreijähriger Bekanntschaft mit Wieser starb, ihn lestamentarisch zum Vormund seines einzigen Sohnes und Kindes ernannte. Nicht lange vorher hatte der Wieser den Sarzenhof, den der Schwiegervater des Thalmüllers nach der Ver- heirathung seiner Tochter weggegeben hatte, gepachtet. Noch vor Ablauf der ersten Pachtzeit erwarb er das große An- wesen zum Eigenthum. Unterdessen war der Rathschreiber Schlier von seinem Amte, wie er behauptete, freiwillig zurückgetreten, in Wahrheit aber war ihm wegen nachlässiger Amtsverwaltung, unsbesondere wegen unordentlicher Führung der Bücher be- deutet worden, seine Entlassung zu nehmen. Von da ab trieb er in Gerenfeld unter dem Namen eines Commissio- närs alles Mögliche. Der Wieser, der, seit er auf dem Sarzenhof war, gleich seinen Vorgängern, der Sarzenbauer hieß, galt bald in der ganzen Umgegend als einer der reichsten Grundbe- sitzer. Nicht lange, nachdem er wirklicher Eigenthümer des Hofes geworden war, verfiel er wieder ganz und noch weit mehr als zuvor in seine alten Untugenden. Er küm- merte sich nichts mehr um Haus und Hof, hielt Equipage und Reitpferde und kutschrrte allein oder mit der Frau und dem Severin, seinem Sohn, im Thal herum oder an seinen Lieblingsort, in die Kreishauptstadt am Rhein. Einerseits aus Eitelkeit, andrerseits um seiner stark heruntergekommenen Kasse rasch wieder aufzuhelfen, hätte er doch gerne, da er am Bauern keinen Geschmack mehr fand, irgend ein anderes großes und einträgliches Geschäft. getrieben. Nach tausenderlei Plänen baute er auf seinem Hof eine Dampfsäge und speculirte in Werthpapieren. Das Sägegeschäft ging leidlich, in seinen Geldunternehmen aber blieb ihm jeder Schick aus. Immer größere und größere Summen wagte er daran, aber statt auf einmal, wie er hoffte, steinreich zu werden, versetzte ihm das Un- glück Schlag auf Schlag. Vor den Leuten wußte er seine zerrütteten Vermögensverhältnisse wohl zu verbergen; Nie- mand hatte eine Ahnung vor dem Abgrund, an dessen Rand er schwebte. (Fortsetzg. folgt.) Vermischte Nachrichten. Cham. Am 29. Juli Mittags 11 Uhr verschied Herr Bern- hard Schmitt, z. Zt. Bürgermeister dahier, in seinem 49. Lebens- jahre, geehrt und betraucrt von Allen, die seinen biedern Charatter und ächt bürgerliche Gesinnung kannten. Die Zahl der Mitglieder des landwirthschaftl. Vereins in Bayern betrug im Jahre 1875 im Ganzen 42,963, gegen das Jahr 1874 eine Mehrung von 3860 Mitgliedern. In München stürzte ein Soldat des 1. Feld-Artillerie-Regi- mentes aus einem Fenster des oberen Stockweites der Maximilians- kaserne und war sofort lodt. Derselbe soll betrunken gewesen sein. Landshut, 24. Jult. Die Knöpfe auf der schwindelnd hohen Thurmspitze von' St. Martin sollen nun auch gepußzt werden, und wird der tühne Spänglermeister Hr. Weinhart, der in München auf dem St. Petersthurm die Kappel abgehoben, das schwierige Unternehmen vollbringen. Ohne Gerüst will er auf vierLeitern die Arbeit vollziehen und auf dem obersten Knopf auch einen Blitz- ableiter anbringen. Von dem zweiten Gerüste aus sind gewiß noch 40—50 Fuß bis an die höchſte Höhe. In Weiden fiel am 22. ds. Mts. der 4jährige Knabe des Gerichtsvollziehersgehilfen Gräf in eine Kalkgrube und richtete sich dabei derart an den Augen zu, daß man dessen Erblinden fürchtet. Während die Zimmermeisterstochter K. Rösler nach einem Arzte Kef, fiel ihr 13/jähriges Mädchen in den sog. Lederweiherkanal und ertrant. In Frimmersdorf bei Höchstädt wurde eine Frauensperson in ihrem Bette vom Blitz erschlägen. In allen Gegenden Bayerns, wo die Getreide-Ernte be- gonnen hat, lauten die Berichte äußerst günstig. Der Wagner August Feichtner von Längenmoos nächst Hatten- hofen hat dieser Tage in 8 Stunden ein Rad gefertigt und von Hattenhofen den 10 Stunden langen Weg nach München getrieben. Morgens gegen 3 Uhr ging er an die Arbeit und Mittags 11 Uhr saß bere im Renngarken in München. Feichtner legte barjuß den Weg zurück. Regensburg, 26. Juli. Gestern Abends hat sich ein Soldat der hiengen Garnisön in der Wohnung seiner Mutter aus bis jetzt unbekannter Ursache mit einem Terzerok erschossen. Landshut, 21. Juli. (Ein altbayerisches Culturbild.) Die Frau eines Güktlers von Oberskirchen (Niedetbayern) war auf ihren Mann eifersüchtig, und als derselbe einen Gang machte, von dem sie glaubte, daß er dem Gegenstande ihrer Eifersucht gälte, schlich sie ihm mit einem Revolver nach. Auf einmal —obauε Absicht oder Zufall können wir nicht eutscheiden — krachte ein Schuß und fuhr die Kugel dem arglos dahinschreitenden Manne in den Rücken. Dieser wendete sich hierauf um, schlug mit dem Stocke seiner liebenswürdigen Gattin die Wasse aus der Hand, zog das Messer und versetzte ihr einen Stich in den Rücken. Nun liegt das Ehepaar zusammen in einer Kammer, um die Heilung der glücklicherweise nicht gefährlichen Wunden abzuwarten. Am 24. d8. Mts. hat sich zu Halle ein beklagenswerther Un- glücksfall ereignet. Die Gattin des Postbeamten Wipplinger wollte, von einem Spaziergange heimgefehrt, sich einige Eier über der Spiritusflamme kochen; dabei gerieth ihr dünnes Sommerkleid in Brand. Die Unglückliche, anstakt sich zur Erde zu werfen und das Feuer zu ersticken, rannte in den Hof und stand bald über und über in Flammen, so daß ihr buchstäblich die Kleider vom Leibe wegbrannten. Der Tod erfolgte am anderen Tage. Die Schleppen von den Damenkleidern sind nicht nur sehr un- bequem für das in ihre Nähe kommende Publitum, sie können auch höchst gefährlich für die Trägerinen werden. In Breslau passirte dieser Tage eine junge, den höheren Ständen angehörende, vor Kurzem erst vermählte Dame die Ecke der Bischofs- und Albrechts- straße, die Schleppe des Kleides wurde dabei von einem Wagenrad erfaßt, sie stürzte in Folge dessen auf das Plaster und dasHnter rad eines schwer beladenen Vierwagens ging ihr über den Kopf hinweg, daß sie auf der Stelle ihren Tod fand. (Eine Riesenreklame.) Die größte Reklame, wenigstens in Bezug auf den Raum, welchen die Annonce bedeckt, und auf die Entfernung, auf welche man letztere lesen kann, geht von einer in Glasgow (Schottland) erscheinenden „Zeitung“ aus. Der Name dieser Zeitung ist in einen Kalkfelsen mit 40 Fuß hohen Buchstaben eingegraben, hat eine Länge von 323 Fuß und ist auf eine Ent- fernung von 9' Meilen lesbar. Neu ist die Methode in Amerika zwar nicht, aber wohl schwerlich in einer solchen Dimension vorhad (Nomeo und Julie.) In Wichita, Kausas, sind ein 90- jähriger Junggeselle und eine 70 jährige Jungfrau' mit einander duchgegangen, weil man ihrer Verheirathung Hindernisse in den Weg'ege. Leon, ein mexikanischer Bereiter, leistete vor einer anfangs zweifelnden, später sehr begeisterten Menge in Alexandta-Platz zu London das Kunststück, 100 Meilen (160 Kilometet) in 4den 56 Meinuten und 53 Secunden zu reiten, indem er gegen 10 „Mu- stangs“ zu seiner Verfügung hatte. (Mustangs und halbwilde Pferde der ameritanischen Piatrien.) Chamer Schranne vom 27. Juli 1876. Durchhe3 des Doppel-Hektoliters. Höchfler. Beitylerer. Niedrigst Keizen Met. Pfg. Mrk! Pfg Mrk.]pf. Gerſte Haber 18 Neunburger Schranne vom 26. Juli 1876. Weizen“ Korn. Gerste 128 Haber.. Redaktion, Druck und Verlag von Ph. Vrönner, Buchdrucker in Cham.
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