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zusetzen, daß Sturz, als er nach dreijähriger Bekanntschaft
mit Wieser starb, ihn lestamentarisch zum Vormund seines
einzigen Sohnes und Kindes ernannte.
Nicht lange vorher hatte der Wieser den Sarzenhof,
den der Schwiegervater des Thalmüllers nach der Ver-
heirathung seiner Tochter weggegeben hatte, gepachtet. Noch
vor Ablauf der ersten Pachtzeit erwarb er das große An-
wesen zum Eigenthum.
Unterdessen war der Rathschreiber Schlier von seinem
Amte, wie er behauptete, freiwillig zurückgetreten, in
Wahrheit aber war ihm wegen nachlässiger Amtsverwaltung,
unsbesondere wegen unordentlicher Führung der Bücher be-
deutet worden, seine Entlassung zu nehmen. Von da ab
trieb er in Gerenfeld unter dem Namen eines Commissio-
närs alles Mögliche.
Der Wieser, der, seit er auf dem Sarzenhof war,
gleich seinen Vorgängern, der Sarzenbauer hieß, galt bald
in der ganzen Umgegend als einer der reichsten Grundbe-
sitzer. Nicht lange, nachdem er wirklicher Eigenthümer
des Hofes geworden war, verfiel er wieder ganz und noch
weit mehr als zuvor in seine alten Untugenden. Er küm-
merte sich nichts mehr um Haus und Hof, hielt Equipage
und Reitpferde und kutschrrte allein oder mit der Frau
und dem Severin, seinem Sohn, im Thal herum oder an
seinen Lieblingsort, in die Kreishauptstadt am Rhein.
Einerseits aus Eitelkeit, andrerseits um seiner stark
heruntergekommenen Kasse rasch wieder aufzuhelfen, hätte
er doch gerne, da er am Bauern keinen Geschmack mehr
fand, irgend ein anderes großes und einträgliches Geschäft.
getrieben. Nach tausenderlei Plänen baute er auf seinem
Hof eine Dampfsäge und speculirte in Werthpapieren.
Das Sägegeschäft ging leidlich, in seinen Geldunternehmen
aber blieb ihm jeder Schick aus. Immer größere und
größere Summen wagte er daran, aber statt auf einmal,
wie er hoffte, steinreich zu werden, versetzte ihm das Un-
glück Schlag auf Schlag. Vor den Leuten wußte er seine
zerrütteten Vermögensverhältnisse wohl zu verbergen; Nie-
mand hatte eine Ahnung vor dem Abgrund, an dessen
Rand er schwebte. (Fortsetzg. folgt.)
Vermischte Nachrichten.
Cham. Am 29. Juli Mittags 11 Uhr verschied Herr Bern-
hard Schmitt, z. Zt. Bürgermeister dahier, in seinem 49. Lebens-
jahre, geehrt und betraucrt von Allen, die seinen biedern Charatter
und ächt bürgerliche Gesinnung kannten.
Die Zahl der Mitglieder des landwirthschaftl. Vereins
in Bayern betrug im Jahre 1875 im Ganzen 42,963, gegen das
Jahr 1874 eine Mehrung von 3860 Mitgliedern.
In München stürzte ein Soldat des 1. Feld-Artillerie-Regi-
mentes aus einem Fenster des oberen Stockweites der Maximilians-
kaserne und war sofort lodt. Derselbe soll betrunken gewesen sein.
Landshut, 24. Jult. Die Knöpfe auf der schwindelnd hohen
Thurmspitze von' St. Martin sollen nun auch gepußzt werden, und
wird der tühne Spänglermeister Hr. Weinhart, der in München
auf dem St. Petersthurm die Kappel abgehoben, das schwierige
Unternehmen vollbringen. Ohne Gerüst will er auf vierLeitern
die Arbeit vollziehen und auf dem obersten Knopf auch einen Blitz-
ableiter anbringen. Von dem zweiten Gerüste aus sind gewiß noch
40—50 Fuß bis an die höchſte Höhe.
In Weiden fiel am 22. ds. Mts. der 4jährige Knabe des
Gerichtsvollziehersgehilfen Gräf in eine Kalkgrube und richtete sich
dabei derart an den Augen zu, daß man dessen Erblinden fürchtet.
Während die Zimmermeisterstochter K. Rösler nach einem Arzte
Kef, fiel ihr 13/jähriges Mädchen in den sog. Lederweiherkanal und
ertrant.
In Frimmersdorf bei Höchstädt wurde eine Frauensperson
in ihrem Bette vom Blitz erschlägen.
In allen Gegenden Bayerns, wo die Getreide-Ernte be-
gonnen hat, lauten die Berichte äußerst günstig.
Der Wagner August Feichtner von Längenmoos nächst Hatten-
hofen hat dieser Tage in 8 Stunden ein Rad gefertigt und von
Hattenhofen den 10 Stunden langen Weg nach München getrieben.
Morgens gegen 3 Uhr ging er an die Arbeit und Mittags 11 Uhr
saß bere im Renngarken in München. Feichtner legte barjuß
den Weg zurück.
Regensburg, 26. Juli. Gestern Abends hat sich ein Soldat
der hiengen Garnisön in der Wohnung seiner Mutter aus bis jetzt
unbekannter Ursache mit einem Terzerok erschossen.
Landshut, 21. Juli. (Ein altbayerisches Culturbild.) Die
Frau eines Güktlers von Oberskirchen (Niedetbayern) war auf
ihren Mann eifersüchtig, und als derselbe einen Gang machte, von
dem sie glaubte, daß er dem Gegenstande ihrer Eifersucht gälte,
schlich sie ihm mit einem Revolver nach. Auf einmal —obauε
Absicht oder Zufall können wir nicht eutscheiden — krachte ein Schuß
und fuhr die Kugel dem arglos dahinschreitenden Manne in den
Rücken. Dieser wendete sich hierauf um, schlug mit dem Stocke
seiner liebenswürdigen Gattin die Wasse aus der Hand, zog das
Messer und versetzte ihr einen Stich in den Rücken. Nun liegt
das Ehepaar zusammen in einer Kammer, um die Heilung der
glücklicherweise nicht gefährlichen Wunden abzuwarten.
Am 24. d8. Mts. hat sich zu Halle ein beklagenswerther Un-
glücksfall ereignet. Die Gattin des Postbeamten Wipplinger wollte,
von einem Spaziergange heimgefehrt, sich einige Eier über der
Spiritusflamme kochen; dabei gerieth ihr dünnes Sommerkleid in
Brand. Die Unglückliche, anstakt sich zur Erde zu werfen und das
Feuer zu ersticken, rannte in den Hof und stand bald über und
über in Flammen, so daß ihr buchstäblich die Kleider vom Leibe
wegbrannten. Der Tod erfolgte am anderen Tage.
Die Schleppen von den Damenkleidern sind nicht nur sehr un-
bequem für das in ihre Nähe kommende Publitum, sie können auch
höchst gefährlich für die Trägerinen werden. In Breslau passirte
dieser Tage eine junge, den höheren Ständen angehörende, vor
Kurzem erst vermählte Dame die Ecke der Bischofs- und Albrechts-
straße, die Schleppe des Kleides wurde dabei von einem Wagenrad
erfaßt, sie stürzte in Folge dessen auf das Plaster und dasHnter
rad eines schwer beladenen Vierwagens ging ihr über den Kopf
hinweg, daß sie auf der Stelle ihren Tod fand.
(Eine Riesenreklame.) Die größte Reklame, wenigstens
in Bezug auf den Raum, welchen die Annonce bedeckt, und auf die
Entfernung, auf welche man letztere lesen kann, geht von einer in
Glasgow (Schottland) erscheinenden „Zeitung“ aus. Der Name
dieser Zeitung ist in einen Kalkfelsen mit 40 Fuß hohen Buchstaben
eingegraben, hat eine Länge von 323 Fuß und ist auf eine Ent-
fernung von 9' Meilen lesbar. Neu ist die Methode in Amerika
zwar nicht, aber wohl schwerlich in einer solchen Dimension vorhad
(Nomeo und Julie.) In Wichita, Kausas, sind ein 90-
jähriger Junggeselle und eine 70 jährige Jungfrau' mit einander
duchgegangen, weil man ihrer Verheirathung Hindernisse in den
Weg'ege.
Leon, ein mexikanischer Bereiter, leistete vor einer anfangs
zweifelnden, später sehr begeisterten Menge in Alexandta-Platz zu
London das Kunststück, 100 Meilen (160 Kilometet) in 4den
56 Meinuten und 53 Secunden zu reiten, indem er gegen 10 „Mu-
stangs“ zu seiner Verfügung hatte. (Mustangs und halbwilde
Pferde der ameritanischen Piatrien.)
Chamer Schranne vom 27. Juli 1876.
Durchhe3
des Doppel-Hektoliters.
Höchfler.
Beitylerer.
Niedrigst
Keizen
Met.
Pfg.
Mrk!
Pfg
Mrk.]pf.
Gerſte
Haber
18
Neunburger Schranne vom 26. Juli
1876.
Weizen“
Korn.
Gerste 128
Haber..
Redaktion, Druck und Verlag von Ph. Vrönner, Buchdrucker in Cham.
Název souboru:
amtsblatt-cham-roding-1876-07-29-n61_2270.jp2