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— 222 Else war ebenso wenig wie ihr Gatte an harte Arbeit gewöhnt gewesen, aber beide setzten ihre volle Kraft ein und sahen in der Beschäftigung, mit der sie sich den Lebens- unterhalt erwarben, keine Entwürdigung Falscher Stolz war ihnen fremd, und er wie sie hatten sich mit ihrer Lage vollkommen ausgeföhnt. Alle ehr- geizigen Pläne, die Charles ehemals gehegt hatte, waren langst zurückgedrängt, und oft sagten sie lächelnd zu einander: „Mehr als Glücklichsein können wir nicht vom Geschick verlangen.“ — Man mag wohl die Behauptung aufstellen, daß für einen Mann von Verstand und Bildung die Arbeit eines Weichenstellers eine harte Zumuthung sei, aber Craven fühlte, daß er all' seine Aufmerksamkeit und Gewissen- haftigkeit einsetzen müsse, um die übernommenen Pflichten auf's Beste zu erfüllen; auch hatte er seine Lieblings- schriftsteller mit sich genommen, als er sein jetziges Amt antrat, und sie gewährten ihm in den Stunden der Muße, die ihm ab- und zu blieben, das größte Vergnügen. Zu- weilen bearbeitete er auch mit Else gemeinschaftlich den kleinen Garten neben seinem Häuschen und jeder Ertrag desselben, jeder Blumenstrauß, den Else schnitt, um das Zimmer damit zu schmücken, wie jede Schüssel Gemüse, die ihre geschickten, fleißigen Hände auf den Tisch setzten, bereitete ihm die lebhafteste Freude. Wieder nahte sich zum dritten Male, seit wir Charles und Else kennen, das Jahr seinem Ende, und der Weih- nachtstag kam heran. „Was wird er uns wohl dießmal bringen?“ fragte Schön-Else mit ächt weiblicher Neugier. Sie ahnte nicht, was ihr vom Schicksal für diesen Tag vorbehalten war. — Wir erwähnten bereits, daß Craven und seine Frau mit einem alten Diener des Generals Walfort in Verbindung geblieben waren und daß dieser ihnen dann und wann brieflich Nachrichten über das Ergehen des alten Herrn zukommen ließ. Wie aber erschrack Else, als James Shephard am Morgen des dritten Weihnachtstages unver- muthet in ihr Stübchen trat. „Bist Du es wirklich, James?“ rief sie erstaunt, und eilig wurde der Korb mit den Kartoffeln, welche sie soeben schälte, auf den Boden gesetzt, um den alten Mann zu bewillkommen. „Ja, gnädige Frau, ich bin es,“ antwortete James ehrfurchtsvoll, indem er seinen Hut abnahm, „bitte, er- schrecken sie nicht, ich muß Ihnen eine böse Nachricht bringen. Ihr Herr Vater ist gefährlich erkrankt und hat den Wunsch ausgesprochen, Sie, gnädige Frau, noch einmal zu sehen, bevor es mit ihm zu Ende geht.“ „Mein Vater ist krank?“ rief Else tief ergriffen, und Thränen innigster Kindesliebe füllten ihre Augen. „Ich hatte immer gehofft, er würde uns wieder verzeihen, und Alles sollte noch gut werden.“ Charles, der soeben in's Haus getreten, war, hatte diese Worte gehört, er beschloß sofort, seine Frau zur Stadt zu begleiten, verschaffte sich Urlaub und Beide fuhren mit dem nächsten Zuge ab. (Fortsetzung folgt) Ende voriger Woche passirte beim Haberfassen einer hiezu des orderten Abtheilung von 12 Mann Landshuter Cuirassiere durch unkluges schnelles Fahren das Malheur, daß einer der beiden Wägen umstürzte, wodurch einem derselben die Hirnschale zerschmettert,m zweiten ein Fuß und ein Arm abgebrochen wurde und weitere se Mann nicht unbedeutende Contusionen davon trugen. In dem Orte Mühle bei Schillingsfürst schlug der Blitz in ein Taubenhaus. Der Strahl fuhr durch den a tödtete eine Taube, nahm dann seinen Weg in's Wohnzimmer, trümmerte daselbst ein Fenster und traf die an demselben sitzende Tochter, jedoch nicht tödtlich. Sie wurde nur betäubt, und sind einzelne Stellen des Körpers, namentlich der Rücken, wo der Strahl hinabfuhr, vom Blut ganz' roth unterlaufen. Das Zimmer war sehr mit Schwefeldämpfen angefüllt. Die getroffene Tochter erholie sich unter ärzlischem Beistand sehr bald wieder, und sind die Be- wohner des Hauses, da der Strahl nicht zündete, im Ganzen ge- nommen, nur mit eiuem tüchtigen Schrecken davongekommen. In Lochhausen hat der Blitz das Bahnwärterhäuschen bei der Station entzündet und in Asche gelegt. Der Congreß der Leichenverbrennungsvereine in Gotha hat zur Herstellung eines Verbrennungsofens dortselbst 10,000. willigt, ein Engländer, ein Russe und eine Dame in Leipzig spendete je 1000 Mk., so daß der Ofen nun gebaut werden wird. Dieoen einer Verbrennung sind auf 10 Mk. berecnet. In Milkau bei Beuthen ritt ein Dienstknecht mit 4 Pferden durch die Oder. Da ihm der Wind die Mütze entrissen hatte, schwammn er derselben nach: indessen die Pferde sich verkoppelten und er nebst dreien der Thiere erteank. Das vierte enkkam und schwamm an das Ufer. Die Wittwe eines Militärs zu Frankfurt a. M. hat sich auf schreckliche Weise das Leben genommen. Sie vereinigte zu einem Dekokte die Köpfe von 12 Schachteln Streichhölzern, eine gehörige Dosis Strichnin und einen Schoppen Ameisenspiritus. Der'od der Unglücklichen erfolgte, nachdem sie diesen Höllentrunk zu sich genommen, erst nach langer Zeit. In Wetter a. d. Nuhr nahm eine Frau, welche früher in guten Verhältnissen gelebt hatte, ihre drei Kinder im Altervon 2, 5 und 8 Jahren mit auf den Weg' nach der Ruhr. Hier ange- kommen, warf sie zuerst das 8jährige Mädchen in die Fluthen, süzte sich dann mit den 2 kleineren Kindern, an jeder Hand eines haltend, in den Fluß und fand mit diesen den gewünschten Tod. Aus Rom meldet man, daß der Papst am Tage Peter und Paul einem Judenmädchen, welches an diesem Festage, nachdem es sich hatte taufen lassen, einen Christen heirathete, ein Hochzeitsgeschenk von 50,000 Francs gespendet habe. Eine gewiß seltene Hochzeit fand erst vor einigen Tagen zu Paris statt; es war dieß die Civil-Trauung der beiden Sträflinge Mailard und Brignault, von denen jeder zu 20 Jahren Zwang- arbeit verurtheilt ist, mit den Mädchen Piat und Coutourier, deren jede ebenfalls auf 10 Jahre Zwangsarbeit condemnirt ist. Vier Fiaker brachten sie unter berittener Escorte aus dem Gefängnässe von Mazas nach der Mairie des 12. Arrondissements, wo die Trauung stattfand, acht Sicherheits-Agenten fungirten dabei als Beisände, die den Grautpaaren beständig zur Seite blieben, und eswaren alle Vorsichtsmaßregeln getroffen, um jeden etwaigen Fluchtversuch zu verhindern. Chamer Schranne vom 6. Juli 1876. des Doppel-Hektoliters. Höchster. Slitilerer. Priedrigf. Mrt. Pfg. Mrk Pfa Weizen Haber Gerste. Neunburger Schranne vom 5. Juli 1876. Vermischte Nachrichten. Straubing, 7. Jult. Bierbrauer' und Thierarzt Sandner von Osterhofen wurde von der Anklage auf durch Gift verübten Mord seiner Frau freigesprochen. Deizen Korn 8 Gerste. Haber Redaktion, Druck und Verlag von Ph. Vrönner, Buchdrucker in Cham.
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