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Nr. 1 Samstag den 1. Jänner 1898 XXII XXXvIII Jahraann Farlsbader Abonnements-Preise: Für Karlsbad: Verteljährig ..2 fl. abährig.. -....4 R. e 6. ajährig Wochenbla- Zustellung ins Haus pro Quartal 20 kr. Mit Postversendung. Erscheint ganzjährig täglich mit Ausnahn Vrtejar3 fl. Inland: Sonn- und Feiertagen. 12 f. Vierttljahrg..6 M. ...12„ jahrg24x Ausland: Redaktion und Administration im Hause „Bellevue“, Stefaspom unde Telephon-Nr. 59. Interate werden nur gegen Vorauszahlung an- genommen. Preis der Amal gespaltenen Dett- zeile6 kr. Inferate, für den nächsten Tag beftimmt, werden nur bis 2 Uhr Uachmittags in der Kdminiſtration und in der ae „3 Tämmer“,marentgegn enen.“ Hnnuserinte merden nicht zurücktgrgeden Herausgeber: Erneſt Franien Inserate übernehmen die Annoncen-Bureaus Haasenstein & Vogler in Wien, Rudolf Mosse in Berlin und Wien und sämmtliche anderen Filialen dieser beiden Firmen. Allen unseren geehrten Lesern und Mitarbeitern ein herzliches Prolik Nonjahr! Pränumerations-Einlassung. Mit dem Eintritte der Jahreswende erlauben wir uns zur Erneuerung des Abonnements auf unser Blatt hiermit höflichst einzuladen und er- gebenst zu bitten, die Pränumeration ehestens be- wirken zu wollen, damit die Zustellung des Blattes vom Neujahr ab keine Unterbrechung erleide. Wir haben unseren Abonnenten auch diesmal wieder eine Prämie in Form eines hübschen Taschen-Kalenders gewidmet, der bei Erlag des Abonnementsbetrages pro 1898 mit der Qnittung ausgefolgt wird. Unser Blatt erscheint wie bisher mit Aus- nahme nach Sonn- und Feiertagen täglich das ganze Jahr hindurch und sind die Abonnementspreise [Bei Abholen i. d. Mit Postver- Mit Leihbibliothet sendung im Zustellung „3 Lämmer“ und Inlande: ins Haus: in der Expedition „Bele“: 3 fl. — kr. 2 fl. — kr. �2 fl. 20 kr. 6 fl. — kr. 4 fl. 40 kr. 4 fl. — kr. 18 fl. 80 kr. 18 fl. — kr. 12 fl. — kr. Redaction und Administration des „Karlsbader Badeblatt und Wochenblatt“. folgende: vierteljährig halbjährig ganzjährig Eine Post- und Telegraphen-Direction für Deutschböhmen. Als ein wichtiger Bestandtheil in dem Com- plexe der Forderungen nach der Zweitheilung Böhmens ist neben der Verlegung der deutschen Hochschulen auch die Errichtung einer zweiten Post- und Telegraphendirection in Böhmen u. zw. für das deutsche Sprachgebiet anzusehen. Diese Er- richtung erscheint nicht blos durch die Verkehrs- und Händelsverhältnisse geboten, sondern sie ist heute mehr als je auch ein nationales Be- dürfnis, weshalb sie ebenfalls mit aller Ent- schiedenheit angestrebt werden muss, soll das Post- und Telegraphenwesen, das ohnehin, selbst in Deutsch- böhmen, in ganz unglaublicher Weise von tsche- chischen Beamten durchsetzt ist, nicht ganz und gar der Tschechisierung verfallen. Zu dieser bedeutsamen Frage nun hat der frühere Reichsrathsabgeordnete Swoboda in einer soeben erschienenen Flugschrift Stellung genommen und mit Zuhilfenahme eines reichen statistischen Materials und der sich aus der Praxis ergebenden Forderungen in klarer und überzeugender Weise sowohl die Nothwendigkeit, als auch die leichte Durchführung der Errichtung einer Postdirection für Deutschböhmen erwiesen. Darnach würde das Geltungsgebiet für eine zweite Poftdirection 18000 Quadrattilometer mit mehr als zwei Millionen deutscher Bewohner um- fassen. Von den 1340 Post- und Telegraphen- ämtern in Böhmen liegen 610 ganz unbestreitbar im deutschen Sprachgebiete. Unter diesen 610 Postämtern befinden sich 230 Postamtsorte, wo nicht ein einziger Tscheche lebt und nach der Volks- zählung ausgewiesen ist. In weiteren 170 Post- amtsorten beträgt die Zahl der anwesenden Tschechen weniger als 1 v. H.; in 110 Postamtsorten 1—5 v. H.; in weiteren 40 Postamtsorten 5—10 v. H. und endlich nur in 60 Postamtsorten mehr als 10 v. H. Diese letzteren Postämter sind fast durch- wegs an der Sprachgrenze gelegen, und es ist dort für die Bedürfnisse der tschechischen Nationalität heute schon mehr als ausreichend Sorge getragen. So sehen die Postämter im deutschen Sprachgebiete aus. In 400 Postamtsorten findet man fast keinen Tschechen und doch müssen nach den Sprachen- zwangsverordnungen auch diese Postmeister der ischechischen Sprache mächtig sein. Unter diesen 610 deutschen Post- und Telegraphenämtern sind weiters 41 ärarische, die zu den bedeutendsten und ertragreichsten des Kronlandes gehören. Bei diesen 41 ärarischen Aemtern sind über 900 Beamte, Expeditoren, Manipulations-Diurnisten und Tele- graphistinnen beschäftigt. Dazu kommen bei den nichtärarischen Postämtern 569 Postmeister und Postexpedienten und noch mindestens weitere 600 geprüfte Hilfskräste oder Expeditoren. Es beläuft sich also das bei den Post- und Telegraphenämtern im deutschen Sprachgebiete in Böhmen in Ver- wendung stehende Personale auf rund 2069, eine gewiss recht stattliche, aber trotzdem nur das Minimum ausdrückende Ziffer. Die Gesammtzahl der k. k. Telegraphenstationen in Böhmen, welche fast durchwegs mit Postämtern combiniert sind, betrug mit Ende des Jahres 1896 netto 688, wovon 340, also beinahe die Hälfte, auf das deutsche Sprachgebiet entfallen. Nach dem Stande der Telephonnetze, beziehungs. weise Centralen mit Ende des Jahres 1896 in Böhmen kommen wir zu einem noch weitaus günstigeren Resultate für das deutsche Sprach- gebiet. Die Anzahl der Telephonnetze, beziehungs- weise Centralen betrug mit Schluss des Jahres 1896 netto 65 mit 5404 Abonnentenstationen. Hievon entfallen auf das geschlossene deutsche Sprach- gebiet 44 Telephonnetze, beziehungsweise Centralen mit 2815 Abonnentenstationen. Es verbleiben da- her für das tschechische Gebiet 21 Telephonnetze, beziehungsweise Centralen mit 2589 Abonnenten- stationen. Ungeachtet das Telephonnetz in Prag mit 1880 Avonnemtenstationen, wovon mehr als die Hälfte deutschen Abonnent'en ge- hört, zur Gänze den tschechischen Netzen zugezählt erscheint, so ist die Anzahl der Centralen und Abonnentenstationen im deutschen Sprachgebiete doch immer weit größer als im tschechi- schen Gebiete, was ja wohl von dem Ueber- gewichte des deutschen Verkehrs im Lande Böhmen und der deutschen Industrie das unwiderleglichste Zeugnis gibt. Würde man aber auch noch die Abonnenten im schechischen Sprachgebiete, welche in Wahrheit ganz deutsche Firmen repräsentieren, zu den deutschen Abonnentenstationen zählen so würden für die Tschechen kaum mehr als 1800 Ahonnenten übrig bleiben. Wenn sich also unsere anderssprachigen „Landesbrüder“ auf die Gerechtig- keit und Gleichberechtigung berufen, dann gebürt den Deutschen auf dem Gebiete des Post- und Telegraphenwesens ein Zweidrittel Antheil! Von dem Gesammterträgnisse des dermaligen Prager Postdirectionsdistrictes per 9,883715 fl. entfallen auf das deutsche Sprachgebiet 4,108865 fl., also netto 41·5 Proc., womit jedoch durchaus nicht gesagt sein soll, daſs die deutschen Unternehmungen nicht einen noch viel größeren Percentsatz, der die Hälfte der fraglichen Totaleinnahme ganz gewiss übersteigt, abwerfen würden, wenn man ihre Bei- tragsleistung auch im gemischtsprachigen und ganz- tschechischen Territorium wahrheitsgemäß in An- schlag bringen wollte. Der Einnahme nach würde die deutsche Postdirection in Böhmen die dritte Stelle in Oesterreich einnehmen und gleich hinter Wien und Prag rangieren. Nach der Statistik des österreichischen Post- und Telegraphenwesens pro 1895 standen bei den diesbezüglichen Aemtern in Böhmen in diesem Jahre 6655 Beamte, Postmeister, Expedienten, Expedi- toren und Telegraphistinnen im Dienste, wovon, wie bereits erwähnt, 2069 auf das deutsche Sprach- gebiet entfallen. Von den sonstigen Postbedien- steten wie Briefträger, Amtsdiener, Post- und Tele- graphenboten, Poftconducteure, und Aufseher, deren mindestens 2000 im deutschen Sprachgebiete unter- gebracht sind, möge nur so nebenher Erwähnung gethan werden. Was die sprachlichen Verhältnisse bei den 41 ärarischen Aemtern anbelangt, so ist es bekannt und nachgewiesen, daſs bei denselben im rein deutschen Sprachgebiete mehr als die Hälfte (52 Procent) der Bediensteten der tschechischen Na- tion angehört, während im tschechischen Sprachge- biete nahezu kein Deutscher in diesem Dienst- weige in Verwendung steht. Würde also heute von jedem Postbediensteten die Kenntnis der tschechischen Sprache gefordert, so fände dies in den Verkehrsbedürfnissen absolut keine Begründung, ja, es könnte als nichts anderes aufgefaſst werden, als ein Versuch zur Ausrottung aller Deutschen aus den Reihen der Postdienstbe Des Neujahrstages wegen erscheint die nächste Nummer unseres Blattes Dienstag den 4. Jänner, früh.
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