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Nr. 1
Samstag den 1. Jänner 1898
XXII XXXvIII Jahraann
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folgende:
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Eine Post- und Telegraphen-Direction
für Deutschböhmen.
Als ein wichtiger Bestandtheil in dem Com-
plexe der Forderungen nach der Zweitheilung
Böhmens ist neben der Verlegung der deutschen
Hochschulen auch die Errichtung einer zweiten Post-
und Telegraphendirection in Böhmen u. zw. für
das deutsche Sprachgebiet anzusehen. Diese Er-
richtung erscheint nicht blos durch die Verkehrs-
und Händelsverhältnisse geboten, sondern sie ist
heute mehr als je auch ein nationales Be-
dürfnis, weshalb sie ebenfalls mit aller Ent-
schiedenheit angestrebt werden muss, soll das Post-
und Telegraphenwesen, das ohnehin, selbst in Deutsch-
böhmen, in ganz unglaublicher Weise von tsche-
chischen Beamten durchsetzt ist, nicht ganz und gar
der Tschechisierung verfallen.
Zu dieser bedeutsamen Frage nun hat der
frühere Reichsrathsabgeordnete Swoboda in einer
soeben erschienenen Flugschrift Stellung genommen
und mit Zuhilfenahme eines reichen statistischen
Materials und der sich aus der Praxis ergebenden
Forderungen in klarer und überzeugender Weise
sowohl die Nothwendigkeit, als auch die leichte
Durchführung der Errichtung einer Postdirection
für Deutschböhmen erwiesen.
Darnach würde das Geltungsgebiet für eine
zweite Poftdirection 18000 Quadrattilometer mit
mehr als zwei Millionen deutscher Bewohner um-
fassen. Von den 1340 Post- und Telegraphen-
ämtern in Böhmen liegen 610 ganz unbestreitbar
im deutschen Sprachgebiete. Unter diesen 610
Postämtern befinden sich 230 Postamtsorte, wo
nicht ein einziger Tscheche lebt und nach der Volks-
zählung ausgewiesen ist. In weiteren 170 Post-
amtsorten beträgt die Zahl der anwesenden Tschechen
weniger als 1 v. H.; in 110 Postamtsorten 1—5
v. H.; in weiteren 40 Postamtsorten 5—10 v. H.
und endlich nur in 60 Postamtsorten mehr als
10 v. H. Diese letzteren Postämter sind fast durch-
wegs an der Sprachgrenze gelegen, und es ist dort
für die Bedürfnisse der tschechischen Nationalität
heute schon mehr als ausreichend Sorge getragen.
So sehen die Postämter im deutschen Sprachgebiete
aus. In 400 Postamtsorten findet man fast keinen
Tschechen und doch müssen nach den Sprachen-
zwangsverordnungen auch diese Postmeister der
ischechischen Sprache mächtig sein. Unter diesen
610 deutschen Post- und Telegraphenämtern sind
weiters 41 ärarische, die zu den bedeutendsten und
ertragreichsten des Kronlandes gehören. Bei diesen
41 ärarischen Aemtern sind über 900 Beamte,
Expeditoren, Manipulations-Diurnisten und Tele-
graphistinnen beschäftigt. Dazu kommen bei den
nichtärarischen Postämtern 569 Postmeister und
Postexpedienten und noch mindestens weitere 600
geprüfte Hilfskräste oder Expeditoren. Es beläuft
sich also das bei den Post- und Telegraphenämtern
im deutschen Sprachgebiete in Böhmen in Ver-
wendung stehende Personale auf rund 2069, eine
gewiss recht stattliche, aber trotzdem nur das Minimum
ausdrückende Ziffer.
Die Gesammtzahl der k. k. Telegraphenstationen
in Böhmen, welche fast durchwegs mit Postämtern
combiniert sind, betrug mit Ende des Jahres 1896
netto 688, wovon 340, also beinahe die Hälfte, auf
das deutsche Sprachgebiet entfallen.
Nach dem Stande der Telephonnetze, beziehungs.
weise Centralen mit Ende des Jahres 1896 in
Böhmen kommen wir zu einem noch weitaus
günstigeren Resultate für das deutsche Sprach-
gebiet. Die Anzahl der Telephonnetze, beziehungs-
weise Centralen betrug mit Schluss des Jahres
1896 netto 65 mit 5404 Abonnentenstationen.
Hievon entfallen auf das geschlossene deutsche Sprach-
gebiet 44 Telephonnetze, beziehungsweise Centralen
mit 2815 Abonnentenstationen. Es verbleiben da-
her für das tschechische Gebiet 21 Telephonnetze,
beziehungsweise Centralen mit 2589 Abonnenten-
stationen. Ungeachtet das Telephonnetz in Prag
mit 1880 Avonnemtenstationen, wovon mehr als
die Hälfte deutschen Abonnent'en ge-
hört, zur Gänze den tschechischen Netzen zugezählt
erscheint, so ist die Anzahl der Centralen und
Abonnentenstationen im deutschen Sprachgebiete
doch immer weit größer als im tschechi-
schen Gebiete, was ja wohl von dem Ueber-
gewichte des deutschen Verkehrs im Lande Böhmen
und der deutschen Industrie das unwiderleglichste
Zeugnis gibt. Würde man aber auch noch die
Abonnenten im schechischen Sprachgebiete, welche
in Wahrheit ganz deutsche Firmen repräsentieren,
zu den deutschen Abonnentenstationen zählen so
würden für die Tschechen kaum mehr als 1800
Ahonnenten übrig bleiben. Wenn sich also unsere
anderssprachigen „Landesbrüder“ auf die Gerechtig-
keit und Gleichberechtigung berufen, dann gebürt
den Deutschen auf dem Gebiete des Post- und
Telegraphenwesens ein Zweidrittel Antheil!
Von dem Gesammterträgnisse des dermaligen
Prager Postdirectionsdistrictes per 9,883715 fl.
entfallen auf das deutsche Sprachgebiet 4,108865 fl.,
also netto 41·5 Proc., womit jedoch durchaus nicht
gesagt sein soll, daſs die deutschen Unternehmungen
nicht einen noch viel größeren Percentsatz, der die
Hälfte der fraglichen Totaleinnahme ganz gewiss
übersteigt, abwerfen würden, wenn man ihre Bei-
tragsleistung auch im gemischtsprachigen und ganz-
tschechischen Territorium wahrheitsgemäß in An-
schlag bringen wollte. Der Einnahme nach würde
die deutsche Postdirection in Böhmen die dritte
Stelle in Oesterreich einnehmen und gleich hinter
Wien und Prag rangieren.
Nach der Statistik des österreichischen Post-
und Telegraphenwesens pro 1895 standen bei den
diesbezüglichen Aemtern in Böhmen in diesem Jahre
6655 Beamte, Postmeister, Expedienten, Expedi-
toren und Telegraphistinnen im Dienste, wovon,
wie bereits erwähnt, 2069 auf das deutsche Sprach-
gebiet entfallen. Von den sonstigen Postbedien-
steten wie Briefträger, Amtsdiener, Post- und Tele-
graphenboten, Poftconducteure, und Aufseher, deren
mindestens 2000 im deutschen Sprachgebiete unter-
gebracht sind, möge nur so nebenher Erwähnung
gethan werden.
Was die sprachlichen Verhältnisse bei den 41
ärarischen Aemtern anbelangt, so ist es bekannt
und nachgewiesen, daſs bei denselben im rein
deutschen Sprachgebiete mehr als die Hälfte (52
Procent) der Bediensteten der tschechischen Na-
tion angehört, während im tschechischen Sprachge-
biete nahezu kein Deutscher in diesem Dienst-
weige in Verwendung steht.
Würde also heute von jedem Postbediensteten
die Kenntnis der tschechischen Sprache gefordert,
so fände dies in den Verkehrsbedürfnissen absolut
keine Begründung, ja, es könnte als nichts anderes
aufgefaſst werden, als ein Versuch zur Ausrottung
aller Deutschen aus den Reihen der Postdienstbe
Des Neujahrstages wegen erscheint die
nächste Nummer unseres Blattes Dienstag den
4. Jänner, früh.
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