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Montag, 25. August 193).
Ascher Zeitung
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zahlreichen Ständen längere Zeit verweilte und mit gro-
ßem Interesse die Erklärungen der Firmenchefs ent-
gegennahm. Nach dem Rundgang sprach er dem Prä-
sidenten und dem Direktor seine unumwundene Aner-
kennung über den Aufbau der Messe, sowie über die
Mannigfaltigkeit der hier ausgestellten Erzeugnisse
aus. Er begab sich sodann nach Haida, wo er verschiedene
Unternehmen der Haidaer Glasindustrie besichtigen
ρ0 Prozent des gesamten Spiels gehörten den Aschern,
lediglich fehlte es daran, im entscheidenden Augen-
blick mit Torerfolgen abzuschließen. Hier mangelte
es den Aschern gestern noch stark, allerdings soll
auch nicht unberücksichtigt bleiben, daß Ganßmüller 1
mit seinen Aktionen wenig Glück hatte. Großartig
war das Spiel der Ascher in der 1. Halbzeit. Blen-
dende Kombination brachte das Leder immer wie-
ber in den Strafraum der Hausherren. Die Läufer-
reihe unterstützte dabei den zu Hochform auflaufenden
Sturm aufs Beste. Es gab Augenblicke, sogar Minu-
ten, in welchen die Egerer Leute an keinen Ball ka-
men. Auch das Schlußtrio arbeitete fabelhaft, in
dem der alte Haudegen Schaffelhofer im Verein mit
Bareuther durch weite befreiende Stöße glänzte. Die
zweite Hälfte des Spiels sah ebenfalls wieder die
Hästemannschaft vorwiegend im Vorteil, die besonders
zum Schluß noch zu gefährlichen Angriffen über-
ging, als das Spiel schon für Eger entschieden war.
Die Ascher Mannschaft hat trotz der Niederlage in
Eger sehr gut gefallen. Schießen die Leute noch
etwas besser und spielt für den Linksaußen Leucht,
der einigermaßen aus dem Rahmen fiel, Schott Links-
außen, dann wird man von dieser Mannschaft noch
Sachen erleben, die eines jeden Sportsfreundes Herz
höher schlagen lassen werden. Auffallend das faire
sportsmännische Spiel aller Leute, kein Wort während
des ganzen Spiels — und die Kombination! Sämt-
liche Schlachtenbummler und auch Egerer Zuschauer
begeisterten sich an dem Spiel dieser jungen Leute.
Leute mit echtem Sportsgeist vertraten die blau-
weißen Farben Jüngere füllten die Lücken aus, welche
andere hinterließen, noch dazu in einer Art und
Weise, daß die Leitung des D. S. V. stolz sein darf
auf ihren Nachwuchs.
Deutsche Sportbrüder Eger gegen Sparta Karls-
bad 1:0. Schwaches Spiel beider Mannschaften.
Der heilige Augustinus.
Zu seinem 1500. Todestag am 28. August.
Aurelius Augustinus, Bischof von Hippo, einer der
bedeutendsten Lehrer der katholischen Kirche, dem die abend-
ländische Philosophie tiefgehende Anregungen verdankt,
war geboren am 13. November 354 n. Chr. in Tagaste
(Numidien), wurde erzogen von seiner Mutter Monika
und studierte in Karthago, Rom und Mailand die Be-
redsamkeit. Es bedeutete einen Wendepunkt in seinem
gehen, als er sich Ostern 387 vom Bischof Ambrosius
A Mailand taufen ließ. In kurzer Zeit wurde er Pres-
byter und Bischof von Hippo Regius in Numidien (jetzt
Bona), wo er am 28. August 430 starb. Sein Grabmal
befindet sich in der Kathedrale von Pavia.
Die Entwicklung des Augustinus zum Christentum
vollzog sich nicht so plötzlich, wie die Legende annimmt,
denn die christlichen Ideen waren ihm von Jugend auf
bekannt. Anfänglich wogen nur die Einflüsse der römischen
und griechischen Philosophen vor, des Cicero, des Aristo-
teles, der Neuplatoniker. In Mailand kam er durch den
Bischof Ambrofius in engere Berührung mit der christlichen
Welt, er wurde Katechumen der katholischen Kirche. Ein
langer Kampf brach aus zwischen den Forderungen des
Christentums und seinen weltlichen Neigungen; da schenkte
ihm die Eingebung einer göttlichen Vision die Kraft;
eer ließ sich taufen und machte Ernst mit der Nachfolge
CChristi. In seinen berühmten „Bekenntnissen“ schildert er
mit schonungsloser Offenheit sein früheres weltliches Leben.
Im Charakter seiner Frömmigkeit mischt sich altchristlicher
und neuplatonischer Geist. Ganz hatte nämlich der Ueber-
gang zum Christentum den Einfluß des Neuplatonismus,
der damaligen Modephilosophie, nicht verdrängt, ja Augu-
stinus ist einer der großen Anreger zum Studium dieser
Philosophie in den weltlichen Ländern. Der Neuplatonis-
mus hat übrigens noch in der Romantik eine bedeutende
Rolle gespielt. In der Philosophie des Bischofs von
Hippo stehen sich Zeit und Ewigkeit gegenüber. Die
Seit ist die Welt der Vergänglichkeit, des Scheins, des
Uebels, die Ewigkeit ist das Leben und das wahre, unver-
gängliche Sein. In der Zeit müssen wir leben, in der
Ewigkeit ist unsere Heimat. Die Güter der Welt verwirft
ser nicht unbedingt, sie werden aber, seiner Anschauung
nach, für den Menschen zur Gefahr, wenn er seine Seele
kan sie verliert. (Dieser Satz ist heute besonders aktuell!)
Am besten ist es daher, die Güter der Welt zu lassen,
fum sich ganz für Gott frei zu machen.
Die Frömmigkeit des Augustinus ist beherrscht von
dem asketischen und jenseitigen Geist des frühen Christen-
stums. Neu war ihr persönlicher Charakter, das Verlangen
nach dem persönlichen Gott, an den man glauben, den
ſman lieben, zu dem man hoffen kann. Das Ziel seiner
Frömmigkeit ist die ewige Ruhe in Gott. Der Mensch
kann es nicht durch eigene Kraft erreichen, sondern nur
(mit Hilfe der Gnade, die aus dem unerforschlichen Willen
Gottes fließt. Neben der starken Betonung solcher persön-
flichen Gotteskindschaft verkannte Augustinus die Werte
der Kirche nicht: ihre Bedeutung als Autorität, als Ge-
meinschaft der Heiligen, als Inhaberin der göttlichen
Gnadenmittel. Seine wissenschaftlichen Lehren waren auf
Wahrhunderte hinaus richtunggebend für die Theologie
des Abendlandes. Er hat ihr Arbeitsgebiet bestimmt, die
freligiösen Dogmen und Probleme vertieft und aus den
wissenschaftlichen Methoden und Begriffen des Neu-
dlatonismus das Rüstzeug für die theologische Arbeit ge-
schmiedet. Seine Anschauung von der Persönlichkeit Gottes
beeinflußte die kirchliche Lehre vom Wesen Gottes und die
Trinitätslehre (Lehre von der Dreieinigkeit), die er in
seinem Werke „De trinitate“ wissenschaftlich begründete.
Seine Gnadenlehre, die er sich aus seinem persönlichen
Erleben und im Anschluß an Paulus erarbeitet hatte, war
die Grundlage für die spätere kirchliche Entwicklung dieses
Sakraments. Freilich erhob sich schon zu seinen Lebzeiten
Widerstand gegen sie, besonders gegen sein Dogma von
der sogenannten unbedingten Prädestination (Vorausbe-
stimmung), worin er behauptete, daß die Erteilung der
Gnade ganz unabhängig geschehe vom Verdienst des
Menschen, sodaß die einen des ewigen Heils teilhaftig
würden, die anderen auf ewig die Last der Erbsünde
tragen müßten, ohne Verdienst oder Verschulden. Die
Gnade erhielt in der späteren Kirche die Wirksamkeit
des Sakraments, von denen das wichtigste, die Taufe,
sich nach Augustinus bedeutend wandelte, von der Er-
wachsenentaufe zur Kindertaufe, die zwar zu seinen Zeiten
schon bekannt, aber nicht üblich war. Stand bei der
augustinischen Taufe noch die Reue und Vergebung im
Vordergrund, so später die Befreiung des Willens von
der Knechtschaft der Sünde. Das Kind erhielt sonach
als Geschenk der Kirche, was früher dem Erwachsenen
erst nach schwerem Glaubenskampf zufiel. Des Augustinus
Lehre von der Erbsünde, von der unabwendbaren Ver-
lorenheit des Menschen durch den Sündenfall und von
der Unentbehrlichkeit der Gnade blieb erhalten. So hat
augustinischer Geist, wenn auch nicht immer augustinische
Jorm, die Jahrhunderte überdauert und ist heute noch
lebendig, ein Zeichen seiner Größe.
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Auflösung des Kreuzworträtsels
aus der Sonntagsbeilage.
Wirtschaftliches.
Schluß der Reichenberger Messe. Der verflosse-
nen Reichenberger Messe war nicht nur in Bezug auf Be-
schickung, sondern auch auf das Geschäftsergebnis ein
recht guten Erfolg beschieden. In einer Zeit ungünstig-
ster Wirtschaftsverhältnisse aufgebaut, und bei ungün-
stiger Witterung abgehalten, konnte sie besonders in
diesem Jahre Beweis geben von der starken Lebens-
kraft, die ihr innewohnt. Einkäufer aus allen Staaten
Europas gehörten zu den Besuchern der 11. Reichen-
berger Messe, deren Zahl durch die gute Frequenz in-
ländischer Einkäufer, besonders auch aus den entfern-
teren Gebieten unserer Republik, sowie aus der
Slowakei bedeutend erhöht wurde. Sie hat somit ihren
Ruf als Einkaufsmarkt nicht nur erhalten, sondern
auch weiter verbreitet. — Zufolge der von den Aus-
stellern selbst eingeholten Berichte, ergibt sich für den
letzten Messetag folgende Situation: Der durchwegs
befriedigende Geschäftsgang hielt auch am letzten Tage
noch an, trotzdem der Besuch im allgemeinen etwas
schwächer war. In fast allen Zweigen der Textilmesse
konnten noch Umsätze erzielt und ein größerer Abschluß
in Frottierwaren nach dem Auslande gebucht werden.
Für die Erzeugnisse im Messehaus 4 bestand noch reges
Interesse. Besonders gute Verkäufe wurden in Marmor-
waren abgeschlossen, wodurch das heurige Messegeschäft
seit Bestehen der Messe in dieser Branche als das Beste
bezeichnet wird. Besonders befriedigend waren weiters
die Umsätze in Haushaltsgeräten, Aluminiumwaren,
Massageapparaten und chem. Artikeln, Nahrungs- und
Genußmitteln usw. Gut verkauft wurden ferner Werk-
zeugmaschinen, Textilmaschinen, Schleif- und Hobel-
maschinen, Werkzeuge, Wäschemängeln, Schweißappara-
te, Pelz- und Lederwaren, Korb-, Patent- und Polster-
möbel, sowie erstklassige Meisterviolinen. Viele Interes-
senten fanden auch Radioapparate, Nähmaschinen und
Motorräder, Kochgeräte, Oefen, Leitern, Schaukeln und
Badewannen. Bemerkenswert und zu erwähnen ist, daß
die meisten Aussteller infolge der gegenwärtigen Wirt-
schaftsverhältnisse mit einem derart befriedigenden Ge-
schäftsgange gar nicht gerechnet hatten und zum großen
Teile schon jetzt erklärt haben, sich im nächsten Jahre
wieder an der Reichenberger Messe zu beteiligen. Sr.
Exzellenz, der Gesandte der Vereinigten Staaten von
Nordamerika A. C. Ratshesky besichtigte gestern unter
Führung des Präsidenten Großindustriellen Theodor
Liebig und des Dir. Otto Maresch die Reichenberger
Messe. Der Gesandte interessierte sich vornehmlich für
die Industrien der Tschechoflowakei und besichtigte ein-
gehend und aufmerksam die Maschinenhallen, wo er auf
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Eingesendet.
Für Inhalt und Form der unter „Eingesendet“ erscheinenden
Zeilen übernimmt die Schriftleitung außer der preßgesetzlichen
keine Verantwortung.)
Vom Armenbuchunwesen.
Wir werden um Aufnahme folgender Zeilen ersucht;
Die gegenwärtig geübte Praxis der Armenbuchverleihung,
bezw. der Verleihung der Schulbücher an sämtliche oder
die Mehrzahl der Schüler einer Schule birgt zahlreiche kul-
turelle Gefahren in sich, die im nachfolgenden gekennzeichnet
werden sollen:
Daß Verleger und Buchhändler durch ihre Tätigkeit
zu Kulkurverbreitern eines Volkes gehören, bedarf keines
Nachweises mehr, es ist eine anerkannte Tatsache, Beide
stellen nicht nur physische und materielle, sondern auch ihre
geistigen Kräfte in den Dienst der Sache. Zu ihnen gesellen
sich die Autoren, Dichter, Schriftsteller und Wissenschaftler,
denen ihr künstlérisches und wissenschaftliches Schaffen eben-
falls Lebensberuf ist. Beide Gruppen sind aufeinander an-
gewiesen, in beiden verkörpert sich ein Stück der Kultur eines
Volkes. Vielfach beurteilt das Ausland die Kulturstufe eines
Volkes nach seiner Bücherproduktion. Viel wichtiger ist aber
die Rückwirkung derselben auf das eigene Volk und seine
Entwicklung. Und hier sind es wieder die Schulbuchauto-
ren, ihre Verleger und der Buchhandel, der sich in ihre
Dienste stellt, die unmittelbar auf die Entwicklung des Vol-
kes durch die Schule einwirken. Das Volk hat anderseits die
Verpflichtung, diesen Trägern und Verbreitern seiner Kul-
tur jene Lebens- und Existenzbedingungen zu schaffen, die
ihnen einen vollen Einsatz ihrer Kräfte in den Dienst ihrer
hohen Aufgabe ermöglichen. Diese Verpflichtung wird ge-
löst durch den Kauf des Buches, speziell des Schulbuches.
Die Gestehungskosten, einschließlich der Regie und der
Steuern, sind so bedeutend, daß die Bücher hohe Preise auf-
weisen, ohne daß ein besonderer Gewinn daraus resultierte,
Ein Gewinn ist überhaupt nur bei hohen Auflagen oder
bei folgenden Auflagen möglich. Am Gewinn partizipiert
auch der Autor, dessen Verträge ihm meist ein gleitendes
Honorar am Nettoumsatz sichern.
Die sich stets verringernde Anzahl der deutschen Schulen
und der deutschen Schüler in der Tschechoslawatischen Re-
publik läßt hohe Auflagen nicht mehr zu, so daß die Ren-
tabilität von folgenden Auflagen abhängt. Wenn aber, wie
es heute häufig vorkommt, die Schulerhalter die Bücher
für die gesamten Schüler kaufen und diese Bücher durch Jahre
hindurch stets neu verleihen, wenn die Armenbüchereien
unserer Schulen mit beschmutzten und zerrissenen Ärmen-
büchern vollgepfropft sind, so daß mehr Bücher als Schüler
da ſind und man den Schülern die Leihbücher förmlich auf-
drängt, so kommen Verleger und Buchhändler im Einfüh-
rungsjahre auf ihre Kosten und der Autor erhält ein ver-
hältnismäßig hohes Honorar; aber auf Jahre hinaus ist
das Geschäft zum Großteil stillgelegt und die Autoren, die
sich in zahllosen Tagen und Nächten mit der Abfassung der
Schulbücher befaßt und einen Teil ihrer Gesundheit und
Geisteskraft darangewendet haben, gehen in den folgenden
Jahren mit leeren Händen aus.
So stehen wir heute schon auf dem Standpunkte, daß
sich die Herausgabe gewisser Schulbücher kein Verleger mehr
findet und die Autoren erklären, für so geringe Honorar-
einkünfte nicht mehr zu arbeiten, da jeder Steinklopfer und
jede Waschfrau mehr verdienen und das Honorar nicht da-
zu reicht, „für die bei der Arbeit durchgesessenen Hosenböden
aufzukommen“, wie ein Autor sich drastisch ausgedrückt hat.
DDaß damit auch dem Buchhandel eine Einnahmsquelle
verstopft wird, mit der er rechnen muß, ist eine Tatsache
geworden.
Diese materiellen Mißerfolge sind aber nur Begleit-
erscheinungen einer viel tieferen und höchst bedauerlichen
Auswirkung.
Wenn sich kein Verfasser mehr findet, der ein neues,
modernes Schulbuch schreibt, wenn kein Verleger es wagen
darf, ein solches zu übernehmen, dann sinkt nach und nach
der Inhalt unserer Schulbücher auf eine Stufe herab, die
nicht mehr der Zeit und der übrigen Kulturentwicklung un-
seres Volkes würdig ist. Dann werden wir von den Nach-
barvölkern überflügelt, dann bleibt der deutsche Volksteil
in unserem Staate in seiner Entwicklung gegenüber dem
großen deutschen Gesamtvolke zurück. Das sind Gefahren,
denen gegenüber man nicht blind sein darf.
Nicht um den materiellen Verdienst der Autoren, Ver-
leger und Buchhändler handelt es sich, sondern es geht um
ein gutes Stück unserer Kultur.
Abhilfe kann nur geschaffen werden, wenn Armen-
bücher nur an wirklich Bedürftige abgegeben
werden und — wenn nur halbwegs möglich — ihr
Eigentum bleibern.
Die Beteilung sämtlich er Schulkinder mit
Schulbüchern muß aufhören, es sei denn, daß die Schüler
die Bücher für immer als ihr Eigentum behalten dürfen.
Staatliche Ernährungsaktion für Arbeitslose und
beschränkt arbeitende Personen.
Kundmachung.
Nachdem die staatliche Ernährungsaktion für ar-
beitslose und beschränkt arbeitende Personen bis 28.
September 1930 verlängert wurde, so können Arbeits-
lose, die schon länger ohne Beschäftigung sind und
keinerlei Arbeitslosenunterstützung beziehen, sowie Per-
sonen, welche schon längere Zeit beschränkt arbeiten,
weiterhin mit Lebensmittelkarten beteilt werden.
Diejenigen Personen, welche ihren Anspruch auf
diese staatliche Ernährungsaktion geltend machen wol-
len, haben sich am Montag, den 24. August und
wird.
Dateiname:
ascher-zeitung-1930-08-25-n199_2085.jp2
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