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Samstag, 1. September 1928.
Ascher Beitung.
Selte 112
Was ist die Basedowsche Krankheit?
Obgleich die Bezeichnung Basedowsche Krankheit heute
fast jedem Laien bekannt ist, bestehen doch über ihr
Wesen und die ihr zugehörenden Erscheinungsformen
noch mancherlei Unklarheiten. Es handelt sich hier
um eine Erkrankung der Schilddrüse, einer der Drüsen
im menschlichen Organismus mit „innerer Sekretion“;
und zwar produziert hier die Schilddrüse zuviel Sekret.
Die Erscheinungen, die das Leiden hervorruft, bestehen
hauptsächlich in einer Uebernervosität des ganzen Men-
schen, vor allem aber in unangenehmen Herz-
beschwerden, Herzangst und -klopfen. In vielen Fällen
kann man den Kranken schon an dem mehr oder
weniger stark verdickten Hals, an den etwas vor-
stehenden Augäpfeln erkennen. Meistens geht die Base-
dowsche Krantheit bei geeigneter ärztlicher Behand-
lung bald zurück.
Blähhals. Der Blähhals ist eine Vergrößerung
der Schildbcüse, also ein kleiner Kropf. Die Behand-
lung besteht in nächtlichen Umschlägen mit Haller
Jodwasser oder im Auflegen von Jodsalbe; auch
Röntgenbestrahlungen werden empfohlen.
Zentral-Theater Asch.
Telefon Nr. 278.
Von Freitag bis Montag:
„Liebesreinen
Gesellschaftsdrama in 7 Alten.
In den Hauptrollen:
Wilhelm Dieterle, Marcella Albani,
Charlotte Ander, Jach Trevor, Cläre
Rommer, Hermann Picha und Hans
Mierendorf
Schul- und Jugendverbot!
Haus und Küche.
Beerenobst einzumachen. Saft, Gelees
und Marmeladen, die reichlich mit Zucker einge-
kocht, brauchen, wenn alle Vorschriften peinlich ein-
gehalten worden sind, nicht außerdem sterilisiert
werden. Was anders ist es, wenn sie ohne Zucker
oder gar in ganzen Früchten eingekocht sind. Da
ist das Sterilisteren doch sicherer, oder man muß
schon über eine langjährige Hausfrauenpraxis ver-
fügen, um es unterlassen zu können.
Himbeerm armelade. Gut verlesene, doch
nicht gewaschene Himbeeren schichtet man mit dem
gleichen Gewicht Zucker — ein Pfund Zucker auf
ein Pfund Frucht — in einem Kochkessel, stellt ihn
auf die warme Herdplatte und schüttelt und schwenkt
die Früchte öfters um, bis sie Brühe gezogen ha-
ben, ohne Zugabe von Wasser. Dann kocht man
die Masse unter beständigem Rühren ungefähr eine
halbe Stunde zu Marmelade ein und füllt sie in
Gläser, die man, erkaltet, zubindet.
Himbeersaft. Zu einem Liter Saft ein
Pfund Zucker. Nachdem der Saft entweder durch
Auspressen oder Aufkochen der Früchte gewonnen
worden ist, gebe man den Zucker hinein und
koche ihn etwa 20 Minuten. Dann ziehe man den
Topf zurück und nehme die sich bildende Haut
gleichzeitig mit dem Schaum vorsichtig ab, fülle
den Saft in kleine Flaschen, träufele etwas gutes,
reines Oel daxauf und verkorte und versiegele sie.
Beim Gebrauch tupfe man mit einem Wattebausch
das Oel heraus.
Gehirn aus Haferflocken mit Ei. Für
1 Person. 2 Dekagramm Haferflocken kocht man
in der Pfanne in ein Zehntel Liter Wasser 12 -15
Minuten, bis ein fester Bret entsteht, dann vom
Feuer abstellen. In eine zweite Kasserolle gibt
man einen Löffel voll Schmalz oder Butter und
röstet darin die Hälfte einer mittleren, kleingehack-
ten Zwiebel, Nun vermischt man den Haferbrei
mit der Zwiebel und läßt das Ganze nach Zugabe
von zwei Eiern noch ein wenig rösten. Die fertige
Speise würzt man mit einer Prise Salz und eini-
gen Tropfen Maggi's Suppen- und Speisenwürze
nach Geschmack. Eine gute Speise, die sich auf
einem Spirituskocher zum Abendessen bereiten läßt.
Kartoffelwasser sollte man niemals
fortgießen. Es gibt ein schmackhaftes Suppenwas-
ser. Das abgegossene Kartoffelwasser wird mit der
betreffenden Einlage — Gries, Nudeln oder sonst
etwas — angesetzt. Zum Abschmecken einen Schuß
Suppenwürze, eine Prise Zucker, einen Strich fri-
sche Butter. Die so hergestellte „Brühe“ wird oft,
wenn sie nämlich gut abgeschmeckt wurde, für Fleisch-
brühe gehalten. Voraussetzung ist es natürlich,
daß die Kartoffeln sehr gut und oft vor dem Ko-
chen gewaschen sind und daß man überhaupt eine
gute Kartoffel hat. Verkehrt ist es auch, Kartof-
feln am Abend vorher schälen zu lassen, da viel
von dem Nährgehalt derselben verloren geht. Un-
mittelbar vor dem Gebrauch zu schälen, ist an
besten.
Mohrrüben sollte man in jeder Form essen,
da sie viel Nährsalze enthalten. Ein sehr wohl-
schmeckender Mohrrübensalat: Möhren werden weich-
gelocht und erst dann in Scheiben (etwa 1/2 Zenti-
meter dicke) geschnitten, am besten mit einem Bunt-
messer. An das frühere Kochwasser gibt man einen
Schuß Essig, einen Schuß Oel, etwas gehackte Peter-
silie, etwas Pfeffer und Saiz. Statt des Essigs auch
besser Zitronensaft. Zugedeckt läßt man den Sa-
lat eine halbe Stunde ziehen. Wenn nötig, noch
etwas Zucker machtun.
Spinat sollte man nicht abwellen, da mit
diesem ersten Wassev die besten Nährstoffe verloren
gehen. Am nahrhaftesten ist der Spinat, wenn er
nach dem Waschen in rohem Zustand fein gewiegt
und nicht allzu lange gekocht wird. Der
tuelle „strenge“ Geschmack (nur bei großblättrigem
Spinat) geht fort, wenn man eine mittelgroße gerie-
bene Zwiebel mitkochen lätß.
Apollo-Theater Asch.
Ufa-Woche.
Von Freitag, 31. August bis Montag, 1. September:
Schach der Zurin.
Drama in 10 Akten.
In den Hauptrollen: Charles Dullin, Edith Johanne,
Peter Batschew und Armand Bernard.
Jerusalem, Naturaufrahme.
Iugenblichen unter 16 Jahren ist
Achlung! der Zutrit tretenvte
Beginn der Vorstellungen Wochentags um 7 und 9 Uhr,
Sonntags und Jeiertags 4, 1/27 und Uhr. — Kartenvor-
verkauf täglich ab 5 Uhr, Sonn- und Feiertags ab 2 Uhr
Telefon 178.
an der Kinokasse.
Vermischtes.
(Petroleum-Gefahren.) Englische Blätter
berichteten kürzlich über die Erkrankung einer Fran,
die durch Einatmen von Petroleumgasen bewußtlos
geworden war. Sie reinigte Kleider mit Petroleum
und ließ dabei die notwendige Vorsicht außer Acht,
Nun wirken Petroleumgase, wenn sie in genügender
Quantität eingeatmet werden, ähnlich wie das Chloro-
form. Wenn diese Wirkung auch nicht oft eine tötliche
ist, so hat man doch häufig beobachtet, daß Arbeiter,
die die Innenräume eines Kessels reinigten, und
sich der Giftwirkung der Gase nicht rasch genug
entzogen, in ihrer Gesundheit schwer geschädigt wurden.
Aehnliches hat man auch beobachtet, wenn Petroleum
zur Reinigung der Haare verwendet wurde. Es ist
deshalb dringend zu empfehlen, stets, wenn man Pe-
troleum zu Reinigungszwecken gebraucht, durch Oeff-
nen der Fenster für kräftige Ventilation und Luft-
erneuerung zu sorgen.
ja das Schlimmste auf Erden antun, so liebe ich Sie
scheinen.“
doch, weil ich nicht anders kann!“
Nieves sah ihn groß und traurig an.
Sie zitterte jetzt.
„Ich halte Sie weder für einen Dummkopf, noch
„Glauben Sie nicht vielleicht, der Himmel be-
beabsichtige ich, mir durch mein Geständnis irgend-
strafte mich hart genug für mein Unrecht, durch diese
welche Vorteile zu verschaffen, ich mußte nur erklären,
warum ich vorhin so überraschend ehrlich gewesen.“
Liebe zu Ihnen? Ich leide sehr und bin doch un-
Sie schüttelte den Kopf. „Weiter bedeutet das Ge-
selig selig durch diese Liebe, gegen die ich nicht mehr
ankämpfen kann und will! Meinetwegen erzählen
ständnis nichts!“ Ich wiederhole es: Ich liebe Sie
Sie nur Ihrer schönen Frau, die Sie wahrscheinlich
wirklich, Joachim Markus, seit ich Sie zum ersten
wieder nach Spanien begleitet hat, von der schamlosen
Male gesehen. Doch ich hielt meine Liebe für Haß,
Nieves Miranda, die einem verheirateten Manne ihre
bis mir mit einem Male Klarheit ward. Ich will
Liebe bekannte. Machen Sie sich lustig über mich bei
ja nichts von Ihnen, gar nichts. Ich kenne Ihre
Josee Colina und seiner plauderlustigen Gattin, die
wunderschöne Frau und weiß genau, neben deren
wohl gern in ihrem Bekanntenkreis mit der sensa-
blonder Lieblichkeit verblassen alle Frauen.“
tionellen Neuigkeit hausieren gehen wird, und tun
Sie hob dem Mann die gefalteten Hände ent-
Sie mir überhaupt alles Schlechte und Erniedrigende
gegen.
an, was Sie mögen, ich behalte Ihr Bild dennoch
„Vater hat schließlich doch noch manches an der
Erfindung verbessert, sie war, trotz aller bewun-
in meinem Herzen, behalte Sie dennoch lieb!“
Welche Leidenschaft in dem klangvollen Organ
derungswürdiger Vorzüge, bei Ihrem Vater doch noch
nicht das, was sie heute geworden. Bitte, machen
vibrierte, wie die Röte der Scham die bräunlichen
Sie keinen Skandal, ich werde bestimmt dafür sorgen,
Wangen dunkel färbte!
daß die Fusion zustande kommt!“
Joachim Markus vergaß für Sekunden völlig,
„Nein!“ gab er schroff zurück. „Ich gehe auf
weshalb er hier stand. Die tiefe, heiße Erregung
gar nichts ein, ich verlange mein volles Recht.“
des schlanken Mädchens hatte sich auch ihm mitgeteilt,
Nieves schrie auf, als hätte man ihr einen star-
und ihm war es, als umrausche ihn ein mächtiger
ken körperlichen Schmerz zugefügt, und es dauerte
Strom, drohe ihn mit sich fortzureißen.
eine Weile, bis sie sich wieder leidlich gefaßt hatte.
Doch schnell hatte er seine Ruhe zurückerobert.
In ihrer Stimme aber verriet sich das Uebermaß
Er sagte eisig: „Lassen Sie, bitte, die Mätz-
von Erregung, das in ihr tobte wie ein Sturm.
chen, sie sind bei mir schlecht angebracht, denn ich
„Gut, tun Sie, was Sie wollen, ich kann Sie
verachte Sie so gründlich, wie man nur einen Men-
ja doch nicht daran verhindern, aber wenn Sie schon
schen verachten kann. Bis morgen mittag gebe ich
Vaters Namen auf die Gasse werfen wollen, werfen
Ihnen Zeit, mir mein Eigentum auszuhändigen. Herr
Sie den meinen nur gleich mit dazu, rufen Sie es
Colina weiß bisher noch nichts von der infamen
höhnend in alle vier Winde: Nieves Miranda hat
Rolle, die Sie spielten, ich werde äber natürlich um
Ihnen, dem Manne der Anderen, von ihrer Liebe ge-
die Wahrheit ihm gegenüber nicht herumkommen.“
sprochen. Dann haben Sie sich wenigstens nicht nur
„Dann ist meines Vaters Existenz zu Ende,
an meinem Vater, sondern auch an mir gerächt!“
denn Josee Colina wird keine Milde walten lassen.“
Sie sah ihn groß an. „Und wenn Sie das tun,
Sie trat mit ruckartigen Schritten auf ihn zu, wie
und wenn Sie mir noch tausendmal Schlimmeres, eine Figur, deren Füße durch einen Mechanismus
bewegt werden. „Ich will meinem Vater alles sagen,
auch von meiner sinnlosen Liebe mag er wissen,
aber ich bitte Sie himmelhoch nur um das eine:
Schonen Sie ihn: denn ich, nur ich trage ja die
größte Schuld an allem!“
Sie sank plötzlich dicht vor ihm in die Knie: „Er-
barmen für meinen Vater, er würde die Schande
nicht ertragen.“
Sie sprang wieder empor.
„Ich weiß ja gar nicht mehr, was ich rede!
Einmal sage ich, Sie sollen tun, was Sie wollen,
dann wieder, Sie könnten meinem Vater nichts be-
weisen, und schließlich bitte ich um Ihr Mitleid,
Ihre Gnade. Ich habe gefehlt, schwer gefehlt, ja,
ja, aber ich leide durch diese Liebe, die nie ein
Ziel sieht, die nur tiefster Verachtung begegnet, über
und über genug! Es lohnt wohl alles nicht mehr,
nichts hat Wert, wenn man genau hinschaut, gar
nichts mehr.“
(ie schwieg und fuhr sich mit der Rechten über
die brennenden Lider.
„Ich will nun zu meinem Vater, Sie werden
von mir hören.“
„Ich wohne im Hotel Ritz“, war alles, was
er darauf erwiderte, und nach kleiner Pause schob
er drohend nach: „Spätestens morgen erwarte ich
von Ihnen zu hören.“
Sie ließ beide Hände apathisch sinken, und wäh-
rend sie ihn mit seltsamem Blick streifte, bestätigte
sie: „Spätestens morgen!“
Nun langte sie nach ihrem Hut und setzte ihn auf.
Joachim Markus ging zur Tür, und Nieves ging
neben ihm her.
Sein Blick wandte sich ihr noch einmal voll
und ganz zu, und ihr war es, als müsse sie unter
der Verachtung, die sich den grauen Männer-
augen spiegelte, hilflos zusammenbrechen.
(Jortsetzung folgt.)
Dateiname:
ascher-zeitung-1928-09-01-n206_2355.jp2
Porta fontium