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Erscheint mit Augnahme der Sonntage täglich mit dem Datum des folgenden Tages.Zuschriften und Beriche für die nächste Nummer werden bis 9 Uhr orttags, Anzeigen bis spätesten10 Uhr vorm. angenommen. Schriftleitung und Ver- waltung: Selbergasse 12. Jemsprechanschluß Nr. 58 Ascher Zeitun Deutsches Tagblatt. Bezugsgebühren: für Asch monatl. K 11.—, viertleljährl. K 33.—, mit Postzustellung im Inland und Oesterreich monatlich K 12.30, viertelj. K 36.90, Ausland monatl. K 18. —. viertelj. K 54. Einzelnummer 50 h. Sonntagsnummer 60 h. Inserate laut Tarij. Nr. 251. Mittwoch, 27. Oktober 1928. 63. Jahrgang. ddes Staatsforstes gelegen, in dem der ehemalige Kaiser keinerlei Jagdrecht besitzt. Was der Streik in England kostet. illionen Pfund. Bisher 485 M nung auf ein Ergebnis. Die Regierung habe schon einige Vorschläge gemacht; da diese aber abgelehnt wurden, werde die Regierung in dem Konflikt nicht mehr intervenieren. Lloyd George erklärte, daß der Kampf in der Kohlenindustrie die mit Steuern überlasteten Bürger bisher 485 Millio- nen Pfund gekostet hat. Die britische Reichshonferenz. London, 26. Oktober. Auf dem Programm der britischen Reichskonferenz befand sich heute die Debatte über den umfangreichen und detaillierten Be- richt des Staatssekretärs für Aeußeres Austen Cham- berlain. Die Debatte trug streng vertraulichen Charak- ter und es wurde keinerlei Bericht darüber ausgegeben. Die Mehrzahl der Sitzungen dieser Woche wird streng vertraulich sein, denn es wird u. a. auch über die mit der Reichsverteidigung verbundenen Fragen be- raten werden. — Am 19. November wird den Mi- nisterpräsidenten in Neu-Seeland, der Südafrikanischen Union und Neu-Fundland das Ehrenbürgerrecht der Londoner City verliehen werden. Den übrigen Mi- nisterpräsidenten wurde diese Ehrung bereits gelegent- lich ihrer früheren Besuche zuteil. London, 26. Oktober. Heute sind beide Häu- ser zusammengetreten, um den Ausnahmezustand auf eine weitere Periode zu verlängern. Das Unterhaus wird wahrscheinlich morgen noch tagen, worauf es sich wahrscheinlich auf den 9. November, an welchem Tage die Herbstsession ihren Anfang nimmt, vertagt wird. In der Unterhausdebatte über die Kohlenkrise erklärte der ehemalige Minister Clynes, Mitglied der Arbeiterpartei, es sei bedauerlich, daß die Regierung keine Erklärnug abgegeben hat, durch die eine Entfpannung der Lage hätte herbeigeführt werden können. Durch die lange Dauer des Strei- kes sei die Möglichkeit gegeben worden, während ein Abbruch bloß der Anfang eines weiteren Konfliktes in neuer Form sein würde. Auf die Ausführungen Clynes erklärte Premierminister Baldwin, daß die Grubeneigentümer unklug gehandelt haben, als sie die Teilnahme an einer Konferenz mit den Vertretern der Regierung und der Arbeiter ablehnten, daß jedoch dem Vorstande der Bergarbeiterföderation jede Urteils- fähigkeit fehle. Nach so vielen gescheiterten Verhand- lungen konnte nichts der Hoffnung auf Frieden mehr schaden als neue Verhandlungsversuche ohne Hoff- Bombenattentat gegen den Schah. Der Schah unverletzt. — Seine Begleitung getötet. London, 25. Oktober. Nach einer Meldung der „Chi- cago Tribune“ aus Teheran soll auf den Schah von Persien während einer Reise durch das Innere des Landes ein Bombenattentat verübt worden sein. Während der Schah unverletzt geblieben ist, sei ein Begleitautomobil mit der ganzen Be- satzung in die Luft geflogen. Ueberfall auf einen Expreßzug. Kampf mexikanischer Regierungstruppen mit Indianern. London, 26. Oktober. Englische Blätter mel- den: An der Eisenbahnstrecke Tepic-Mazatian in Me- xiko kam es, einer Meldung der „Chicago Tribune“ zufolge, bei einem Zusammenstoß bewaffneter In- dianer mit den Regierungstruppen zu einem furchtbaren Blutbad. Die 600 Indianer plan- ten einen Ueberfall auf einen Expreßzug, um den Gepäckwagen und die Passagiere auszuplün- dern. Die Bande wurde aber von Militär-Po- sten überrascht, und es entspann sich eine blu- tige Schlacht, die acht Stunden dauerte und mit dem Rückzug der Indianer in die Berge endete. Die Regierungstruppen hatten 140 Tote zu beklagen, während die Verluste der Indianer unbekannt sind. Neue Zusammenstöße werden er- wartet. Die flowakische Frage. Wer wird Minister für die Slowabei? Prag, 26. Oktober. Bekanntlich ist eine der Be- dingungen des Eintrittes der slowalischen Volkspartei in die Regierungsmehrheit die, daß das Preßbur- ger Ministerium entweder mit einem Politiker aus der Volkspartei oder wenigstens mit einem Be- amten besetzt werde, gegen den die Volksparteiler nichts einzuwenden hätten. Nach den „Lidove Noviny“ stellen sie die Bedingung, daß der neue Beamte ein Katholik sei. Das Blatt erinnert daran, daß Anfang 1919 kurz nach Uebersiedlung der „flowakischen“ Regierung nach Preßburg Dr. Milan Ivanka ein Verzeichnis der slowatischen Juristen zusammengestellt hat, die für öffentliche Stellen in Betracht kämen. Unter diesen sind 97 Protestanten und nur 18 Katholiken. Unter diesen befand sich merkwürdigerweise nicht Dr. Josef Bellai, dessen Ministerkandidatur gegenwärtig ernst- lich erörtert wird. Das Blatt erklärt, daß die frühere Tätigkeit Dr. Bellais — er war seinerzeit Sekretär der Demka in Temesvar, welcher Verein die Ungari- sierungsbestrebungen in Südungarn förderte — ihn kaum für den so wichtigen Posten des Ministers für die Slowakei geeignet erscheinen lasse. Wie die „Nar. Listy“ dazu melden, hat sich Hlinka dahin geäußert, daß er mit der Kandidatur des städtischen Notars Dr. Bellai vollkommen einverstanden sei, da es notwendig sei, daß an der Spitze des slowaki- schen Ministeriums ein Katholik stehe, wenn dieser auch einer anderen Partei als der Volkspartei angehöre. Die Forderungen der Hlinka-Partei. Der Klub der Abgeordneten und Senatoren der Slowakischen Volkspartei hält am 28. d. M. in Rosen- berg eine gemeinsame Beratung ab. Die Volksparteiler erklären aber bereits heute, daß sie sich mit zwei Ministersitzen nicht zufrieden geben kön- nen und daß sie verlangen werden, daß ihnen auch verschiedene leitende Stellen in den Verwaltungs- und Staatsämtern in der Slowakei eingeräumt werden. Diese Forderungen sind namentlich gegen die sozia- listischen Parteien gerichtet. Verhaftung eines Prager Rechtsanwaltes. Unter dem Verdachte eines Millionenbetruges. Prag, 26. Oktober. Die Prager Polizeikorrespondenz meldet: Montag früh wurde der Prager Adookat Dr. Rorbert Eisler dem Landesstrafgerichte in Unter- suchungshaft eingeliefert. Dr. Eisler, der gewesene Rechts- vertreter Cyrill Koburgs, steht unter dem Verdachte, seinen Mandanten unter Vorspiegelung falscher Tatsachen um eine Geldsumme im Betrage von mehreren Millionen betrogen zu haben. Die Anzeige erfolgte durch den gegenwärtigen Rechtsver- treter Cyrill Koburgs. Cyrill ist der Bruder des re- gierenden bulgarischen Königs. Kohlenmangel in Oesterreich. Beängstigende Kohlennot im Winter? — Die Folge des englischen Streibs. — Einberufung einer Kohlenenquete. Wien, 26. Oktober. „Sonn- und Montagszeitung“. berichtet, daß infolge des englischen Kohlenarbeiterstreikes Oesterreich vor der Gefahr beängstigender Kohlennot im Winter stehe. Auf den Wiener Rutschen seien narmehr 40.000 Tonnen Kohle gegenüber einem Jahreserfordernis von 10 Millionen Tonnen. Verschärft wird diese Kohlen- krise auch durch den Waggonmangel, und das Handelsministerium habe bereits für morgen, Dienstag, eine Kohlenenquete einberufen, um Maßnahmen zur Behebung besonders des Waggonmangels zu beraten. Im Gegensatz hiezu befaffen sich auch die anderen Wiener Blätter mit der Kohlenkrise und berichten, es käme ein preistreiberisches Manöver vor. Tatsächlich wurden be- reits von der Bevölkerung überstürzte und unbegründete Angsthäufe vorgenommen, die die Preise steigern. Große Schneefälle. Züge im Schnee stechen geblieben. Olmütz, 25. Oktober. (Amtlich.) Am 24. d. M. blieben auf der Strecke Hansdorf-Niederlindewiese bei Kilometer 18.8 infolge eines heftigen Schneesturmes der Schnellzug Nr. 28 und der Personenzug Nr. 1006 in den Schneeverwehungen stecken. Die Hilfszüge konnten die Schneewehen nicht durchdringen. Infolgedessen mußten beide Züge nach Hansdorf zurückgeleitet werden. Dem aus Niederlindewiese entsandten Hilfszug gelang es dann. die Schneewehen zu durchstoßen, sodaß der Schnellzug mit einer Vorspannlokomotive die Fahrt fortsetzen konnte. Der von Hansdorf um 21 Uhr 10 Min. abgehende Zug blieb aber in der Station Ramsau wiederum stechen und die Reisenden mußten in einen Hilfszug umsteigen. Um 3 Uhr 15 Min. gelang es, die Streche freizumachen. Keine Jagdeinladung nach Rominten. Berlin, 26. Oktober. Gegenüber der Meldung eines Montagsblattes, daß vom ehemaligen Kaiser Wilhelm Jagdeinladungen nach Rominten ergangen seien, stellt der „Amtliche preußische Pressedienst“ fest, daß diese Meldung schon aus technischen Gründen un- möglich zutreffen könne. Dem ehemaligen Kaiser ist in Rominten lediglich das Jagdhaus mit Gärten, jedoch kein Forst verblieben. Das Jagdhaus ist inmitten Ein englisches Kriegsschiff gesunken. London, 25. Oktober. Das englische Kriegsschiff „Valerian“ ist in dem letzten schweren Sturm vor den Bermudas gesunken. Ueber 80 Mann sind ertrunken. Eine der schwersten Katastrophen der englischen Kriegsflotte. Paris, 26. Oktober. Dem „Newyork Herald“ zu- folge, sind beim Untergang des englischen Kriegsschiffes „Balerian“ zwischen den Bermudas und Westindien von Sen 106 Mann bloß zwei Offiziere und 18 Mann gerettet worden. Die „Valerian“ wurde im Jahre 1916 gebaut und hatte eine Wasserverdrängung von 1250 Tonnen. Sie war nach den Erfahrungen des letzten Seekrieges bewaffnet. Dem „Newyork Herald“ wurde in englischen Admiralitätskreisen erklärt, daß der Untergang der „Va- lerian“ eine der schwersten Katastrophen der englischen Kriegsflotte in Friedenszeiten ist. Der König richtete an das Admiralitätsamt eine Depesche, in der er um Mit- teilung aller Einzelheiten der Schiffskatastrophe ersuchte. Ein Sohn des früheren Ministerpräsidenten Asquith, der Marineoffizier Asquith, hat auch den Tod gefunden. Durch die völlige Störung aller telegraphischen Verbindungen sind der Admiralität bisher noch keine Einzelheiten be- kanntgeworden. Die Todesopfer. Halifax, 26. Oktober. Nach späteren, von den Ber- muda-Inseln eingegangenen Depeschen beläuft sich die Jahl der beim Untergang der englischen Schaluppe „Ba- lerian“ ertrunkenen Mannschaften auf 84. Die Nach- forschungen werden fortgesetzt. Man glaubt, daß das Schiff unterging, nachdem der Maschinenraum vom Wasser gefüllt war. Der englische Dampfer „Eastway“ ist gleich- falls untergegangen. Nur 12 Mann der Besatzung wurden gerettet. Neues vom Tage. Ein unterirdisches Hotel in Pilfen. Pilsen, 25. Oktober. Der Mailänder Hugo Pe- ters hat nämlich an den Pilfner Stadtrat das Er- suchen gerichtet, ihm einen Platz zuzuweisen, an dem er einen Bau, erdwärts, errichten könnte. Er brauche eine zu verbauende Fläche von 2000 Quadratmetern, in der ein Tages- und Reise-Hotel errichtet würde. Also keine Schlafgelegenheiten, dafür aber komfortabel eingerichtete Räume, in denen Kaufleute, Industrielle, Reisende usw. usw., die nur für kurze Zeit in Pilsen weilen, ihre Bureauarbeiten erledigen können. Dazu selbstverständlich all das, was ein moderner Bureaumensch sonst braucht: Ein Bufett, Wasch- und Toiletteräume, Rasierstuben, Kleiderablagen, Schuh-, Wäsche- und Kleider-Reinigungs- anstalten. Natürlich auch eine öffentliche Telephonsprech-
Dateiname: 
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