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Ascher Zeitung. Ireitag, 3. September 1926. gehalt von sechs Unzen pro Tonne. Obgleich die Aus- dehnung der Schichten noch nicht feststeht, hat sich der Bevölkerung von Johannesburg große Erregung bemäch- tigt. Man erwartet allgemein die Erschließung neuer Goldfelder und bereitet sich auf einen neuen Rum vor. als gerade eine Expedition mehrerer amerikanischer Ge- lehrter die Fundstellen besichtigte. Von einem Bären zerfleischt. Kaschau, 1. September. In der Nähe der kar- pathenrussischen Gemeinde Nemskvasso treibt, wie schon kurz gemeldet, ein Bär seit längerer Zeit sein Unwesen und beunruhigt die Bewohner dadurch, daß er in ihre Herdenbestände große Lüchen reißt. Die Bewohner von Nemskvasso sahen sich deshalb heuer gezwungen, schon am 23. August ihr Vieh von den Weiden zurückzutreiben. Gerade als sie damit beschäftigt waren, bemerkten der Hirt Stephan Leciosky und der Bauer Cermisky, daß ihnen ein Kalb fehle. Sie begaben sich auf die Suche nach dem nahen Wald. Ceremisky ging längs des Waldrandes, Leciosky weiter waldeinwärts. Plötz- lich hörte Ceremisky gellende Hilferufe. Er eilte hinzu: da bot sich ihm ein schreckliches Bild. Ein großer schwarzer Bär schlug mit seinen Pranken nach dem wehrlosen. Leciosky. Ceremisky kletterte auf einen Baum und schrie um Hiffe. Der Bär, durch das Geschrei in Furcht ge- setzt, floh ins Dickicht. Darauf eilte Ceremisky zurück zu seinen Gefährten. Jünf bewaffnete Männer machten sich mit Hunden an die Verfolgung des Bären und einten dem verwundeten Hirten zu Hilfe. Dieser befand Fich aber in einem schrecklichen Zustand. Sein Gesicht war vollständig zerfleischt, verschiedene Teile seines Kör- pers waren zerrässen. Der Hirt lebte zwar noch beim Eintreffen seiner Kollegen, starb aber bei der Ueber- führung ins Tal. Wieder ein Anschlag in Bayern. München, 1. September. Die „München-Augs- burger Zeitung“ veOffentlicht eine Mitteilung der Eisen- bahndirektion Regensburg, wonach am Montag abends an der Straßenüberfahrt bei dem Haltepunkt Spitzenberg vor Ankunft des Rebenbahnzuges Nr. 7 durch Einlegung von drei Pflastersteinen neben den Schienen ver- mutlich ein verbrecherischer Anschlag verübt wurde. Das Hindernis wurde kurz vor der Ankunft des Zuges durch einen Bahnbediensteten bemerkt und beseitigt. Für die Ermittelung des Täters hat die Eisenbahndirektion Regensburg 200 Mark Belohnung ausgesetzt. Ein Räuber auf der Flucht ertrunken. München, 1. September. Auf der Kohleninsel beim Deutschen Museum in München fanden am Montag abends zwei Schutzleute ein junges Mädchen blutüberströmt mit einer schweren Halsstichverletzung am Boden liegend auf. Die Schutzleute sahen zugleich, daß ein Mann davoneilte. Als ihm nachgesetzt wurde, schwang er sich über das Geländer und stürzte sich in die Isar. Er wurde fort- getrieben und ertrank. Das Mädchen, eine 22jährige Köchin, konn! bisher nicht vernommen werden Bergmannstod. Kattowitz, 1. September. Auf der Kleophasgruhe in Jalence stürzte in einer Kohlenkammer, in der vier Bergarbeiter beschäftigt waren, ein Pfeiler ein. Die herab- stürzenden Kohlenmassen verschütteten die Arbeiter, von denen nur einer nach stundenlangen Rettungsarbeiten zu- sage gefördert werden konnte. Die drei anderen fanden den xod. Vereiteltes Eisenbahnattentat in der Schweiz. Basel, 1. September. Die Anschläge auf Eisenbahn- züge haben auch in der Schweiz Nachahmung gefunden. In der Nähe von Basel fand der Streckenwärter an etwa 10 Stellen die Schienen gelöst. Die Werkzeuge dazu waren im nahen Gebüsch versteckt. Durch die Ent- deckung ist ein großes Unglück verhütet worden. Die Heneadirektion der Bundesbahnen hat eine Untersuchung ingeleitet. Sturm und Gewitter in London. London, 1. September. Heute ging über London ein Kurzer aber ungewöhnlich heftiger Sturm, verbunden mit Gewitter, nieder, der großen Schaden anrichtete. Viele Leute kamen nur mit dem nachten Leben davon. Die niedriger gelegenen Straßen wurden vom Wasser überschwemmt und der Verkehr auf der elektrischen Tram- way zwischen der City und den Vorstädten war dadurch unmöglich, da die Ueberschwemmung die Geleise unbe- fahrbar machten. In zehn Häusern und eine Schule schlug der Blitz ein. Ebenso schlug der Blitz auch in zwei Tramway-Wagen ein, von denen der eine in Flam- nen aufging. Infolge der Ueberschwemmung mußte für einige Zeit der Autobusdienst eingestellt werden. Ein neuer Gummi-Baum. London, 1. September. Nach Meldungen aus Kapstadt wurde dort die Entdeckung gemacht, daß der spanische Euphorbia-Baum einen Saft absondert, der Roh- gummi in Qualität dem Paragummi vergleichbar, lie- sert. Eine Gummigesellschaft wird Versuche im Großen mit 60 Mitlionen Bäumen aufnehmen. Der Baum ist im East-London Bezirk sehr verbreitet, wo die Versuche unternommen werden sollen, da dort zugleich billige Ar- beitskräfte vorhanden und die Gegend fieberfrei ist. Johannesburg im Goldfieber. Aus Stadt und Land. Eine gesprengte Volksversammlung. Die national- sozialistische Arbeiterpartei hatte für Mittwoch, den 1. d. M. abends in die Ascher Turnhalle eine öffentliche Volks- versammlung einberufen. Sie war von Angehörigen der verschiedenen Parteien zahlreich besucht. Als Redner war Abg. Jung vorgesehen. Als Regierungsvertreter war Kommissär Bazant erschienen. Schon bei der Wahl des Vorsitzenden kam es zu erregten Auftritten. Die Nationalsozialisten und die Kommunisten brachten je einen Kandidaten in Vorschlag. Daß der Nationalsozialist Rit- ter die Mehrheit erhielt, brachte viele Kommunisten in sehr mißmutige Stimmung und man konnte aus ihren Privatgesprächen vernehmen, daß sie sich die Sache anders vorgestellt hatten. Sie wußten zwar, daß die National- sozialisten mit den in großer Zahl anwesenden National- parteilern und auch mit den Anhängern der anderen deutschbürgerlichen Parteien rechnen konnten, aber sie waren sehr überrascht von der Tatsache, daß die gleich- falls zahlreich anwesenden Sozialdemokraten für den Nationa sozialisten stimmten. Durch Zwischenrufe aus den kommunistischen Gruppen' wurden deshalb die Sozialdemokraten als Verräter des Proletariats und Schädlinge der Ar- beitersache hingestellt. Als wieder Ruhe eingetreten war, ergriff Abg. Jung das Wort und begann in ruhiger, sachlicher Weise zu sprechen, nachdem zuvor die Vereinbarung getroffen worden war, daß nach ihm auch ein Kommunist ebensolange reden dürfe wie er. Schon nach einigen Minulen huben, ohne ersichtlichen Anlaß, die Kommunisten ein Gemurmel an, das sich rasch ver- stärkte und schließlich unterhielten sich die Leute ganz laut untereinander, ohne dem Redner irgendwelche Be- achtung zu schenken. Dieser brach deshalb seine Aus- führungen ab und Leß sich mit der Erklärung auf einen Stuhl nieder, daß er erst dann weiter sprechen werde, wenn Ruhe eingetreten sei. Unmittelbar darauf aber hörte man erregte Zwischenrufe und durch die nunmehr erhöhte Unruhe riefen verschiedene Kommunisten dem Regierungs- vertreter zu, daß sich reichsdeutsche Hakenkreuz- ler in der Versammlung befänden, die mit Stöcken, Gummiknütteln, ja sogar mit Revolvern bewaffnet seien. Man verlangte, daß die bayrischen Gäste aus dem Saale gewiesen werden. Als diesem Wunsche nicht sofort ent- sprochen wurde, gingen einzelne jugendliche Kommunisten zu tätlichem Angriff auf die Reichsdeutschen über und drängten sie mit Gewalt zum Saalaus- gang, wodurch ein Handgemenge entstand und diese Szenen schließlich einen nicht mehr ganz ungefähr- lichen Charakter anzunehmen schienen. Dies veranlaßte den Regierungsvertreter einzugreifen. Da seine Ermah- nungen wirkungslos blieben, ließ er Gendarmerie durch den kleinen Saal in den Versammlungsraum eintreten und erklärte zugleich die Versammlung für auf- gelöst. Hundertfältige Pfui- und andere Protestrufe waren die Antwort. Die Gendarmen nahmen nun mit aufgepflanztem Bajonett unter Führung des Oberleutnants, der mit gezüchtem Sähel kommandierte, an der Stirn- seite des Saales Aufstellung und drängte dann langsam die Versammlungsteilnehmer hinaus. Auf der Straße be- gannen sowohl die Kommunisten, als auch die Deutsch- nationalen ihre Kampflieder zu singen. Die Gendarmen drängten jedoch die Menge in die Nebengassen ab und schließlich zerstreute, nachdem die Gendarmerie sich zurüch- gezogen hatte, die städt. Polizei die noch übrig ge- ebenen Gruppen, sodaß schon um halb 10' Uhr in den Straßen Ruhe und Ordnung herrschte. Abg. Jung gab dann in der Gaststube der Turnhalle vor einem kleinen Kreise verschiedene Aufklärungen.“ Eine Jahnenenthüllung auf dem Hainberge. Am 26. September l. J. beabsichtigt die deutsche Land- jugend des Ascher Bezirkes, ihre neue Fahne vor dem Bismarckturme auf dem Hainberge in feierlicher Weise zu enthüllen. Der Stadtrat hat dem Ansuchen um Bewilligung in seiner gestrigen Sitzung zugestimmt. Eine Verlegung des Ascher Jahrmarätes, der jetzt bekanntlich immer in der Ringstraße staltfendet, ist von außen her dem Stadtrate zur Erwägung in An- regung gebracht worden. Diese Anregung geht dahin, den Jahrmarkt in Hinkunft im Schützenhausgar- ten abzuhalten. Der Stadtrat konnte zunächst auf die Beratung dieser Anregung nicht eingehen, da nicht bekannt war, ob das Schützenkorps mit einer solchen Jahrmarktverlegung einverstanden ist, bezw. unter wel- chen Bedingungen es eventuell zustimmen würde. Die Sache wurde deshalb einstweilen vertagt. Natur- und kulturhistorischer Verein (Museums- verein). Morgen, Freitag, den 3. August findet eine sehr wichtige Ausschußsitzung statt, zu welcher dringendst eingeladen wird.“ Der Radfahrerverein „Albatros“ verlautbart: Da schon Samstag sehr viele auswärtige Fahrer zum Sportfest nach Asch kommen, wird nochmals an die gast- freundliche Bevölkerung unserer Stadt appelliert, Meldungen über die zur Verfügung stehenden Schlafstellen bei den Herren Ernst Schärtel, Jahrradhandlung, und Herrn Hermann Wilhelm, Mechaniker, zu übergeben. Für die Abbrändler in Maschakotten. Die Ge- meinde Maschakotten und die Bezirksverwaltung Tachau erlassen nachstehenden Aufruf: Von einer furchtbaren Brand- katastrophe wurde am 28. August d. J. die Gemeinde Maschakotten, Bezirk Tachau, heimgesucht. Nenn Bauern- höfe samt der Ernte liegen im Schutt, zwei Höfe sind teilweise vernichtet. Alle übrigen Gehöfte haben durch den Brand schweren Schaden erlitten. Der Gesamtschaden beträgt 4 bis 5 Millionen Kronen. Davon sind höchstens ein Zehntel durch Versicherung gedeckt. 74 Personen sind obdachlos. Da der Winter vor der Tür ist, muß mit dem Bau sofort begonnen werden. Geldmittel fehlen. Menschenfreunde werden dringend gebeten, nach Kräften zur Linderung der Not durch eine entsprechende Geldspende oder Kleidungsstücke und Wäsche beizutragen. Geldspenden erbeten direkt an die Landwirtschaftliche Bezirksvorschuß- kassa in Tachau, Konto Nummer 69.947. Wäsche und Kleiderspenden an das Gemeindeamt in Maschakotten, Post Altzedlisch. — Spenden sind bereits eingegangen: Prof. Dr. Grüner, Prag. 1000 K, Jabrikant Wenzl Hurt, Neuhausen, Bez. Dresden. 1000 K, Pfarrer G. Grüner, Trebendorf, 300 K. Spenden. Städtisches Waisenhaus: Jamilie Fleischer- meister Ernst Albrecht anläßlich des Ablebens der Försterstochter Helene Schuster-Neuenbrand 15 Kr. Besten Dank! Graslitz, 1. September. (Böse Folgen einer Auseinandersetzung.) Sonntag gegen 1 Uhr nachts kam der als anständiger und ruhiger Mann bekannte Josef Weck in einen hiesigen Gasthof. Kaum war Weck gekommen, hatte er eine kurze Auseinandersetzung mit dem seit längerer Zeit dort anwesenden Adolf Scheibner, der 34 Jahre alt und von Beruf Instrumentenmächer ist. Anlaß zu dem Wortwechsel bot Scheibner, der Weck wegen einer alten, längere Zeit schon zurückliegenden Zeu- gensache zur Rede stellte. Der Zwischenfall war bald beigelegt und vergessen und ahnungslos begab sich Weck in Begleitung eines Bekannten auf den Heim- weg. Als er an die Ecke Marktplatz-Rathausstraße kam, wu de er plötzlich von rückwärts überfallen und erhielt mit einem stumpfen Instrumente einen Hieb auf den Kopf, der ihn sofort zu Boden streckte. Weck war sich der ihm drohenden Gefahr sofort bewußt, griff in die Tasche, zog rach sein Taschenmesser dar- aus hervor und stieß mit dem geöffneten Mes er nach hinten, gegen den Täter. Der Stoß des Mes ers traf den Gegner in den Bauch und brachte ihm eine lebensge ährliche Verletzung bei. Die Polizei brachte den Schwerverletzten auf die Wachstube, ließ Herrn Dr. Richter kommen, der die Verletzung als ernst bezeichnete und die sofortige Ueberführung des Scheibner in das Krankenhaus anordnete. Er ist verheiratet und Vater von zwei Kindern. Josef Weck wurde am Monang früh in Haft genommen. Saaz, 1. September. (Vier Hopfenpflücke- rinnen bei einem Brande schwer verun- glückt.) Im Muckhof bei Deutsch-Horschowitz brach am 30. August früh um 3 Uhr bei dem Häusler Müller Feuer aus. Gegen 10 Uhr hatte man auf- gehört, zu dörren und erst gegen 3 Uhr bemerkte man den weit vorgeschrittenen Brand. Das An- wesen wurde zum größten Teil eingeäschert mit ant über 200 Vierteln Hopfen. Vier Pflückerinnen, die das Feuercht rechtzeitig bemerkten, wurden schwer verletzt. Eine davon soll auf der Fahrt ins Kran- kenhaus nach Podersam gestorben sein, eine soll sich wahrscheinlich als sie vom Boden sprang — das Kreuz gebrochen haben und eine erlitt schwere Brand- wunden im Gesicht. Die ausgerückten Wehren konn- ten trotz aller Mühen kaum etwas retten. Brüx, 1. September. (Giftmord am Schwie- gervater.) Bei dem Bauer Josef Czulik in einem Orte bei Brüx gebte seit Jahren dessen 78jähriger Vater, mit dem sich jedoch die Schwiegertochter nicht vertragen konnte. Der Greis bekam wenig zu essen und lebte so in den denkbar schlechtesten Verhält- nissen. Trotzdem gönnte ihm die Schwiegertochter nicht einmal das armselige Ausgedinge, ihre Miß- gunst ging sogar soweit, daß sie ihren Schwieger- vater zu vergiften beschloß. Sie miſchte ihm am Abend einen starken Mohnsud in den Kaffee, ohne daß der Greis einen Verdacht schöpfte. Am nächsten Morgen schickte sie ihn Aehren sammeln. Das Gift begann seine Wirkung zu tun, der Greis stürzte am Wege einnigemal zusammen und blieb dann auf dem Feld liegen. Der Sohn führte den Alten nachhause. Kaum war der Greis zu Hause angelangt, so starb er. Da sich sofort das Ge- rücht verbreitete, er wäre ermordet worden, wurde das Chepaar Czulik verhaftet. Während die Frau bereits ihren Mordplan eingestanden hat, bestreitet der Mann bisher jede Mitwisserschaft. Johannesburg, 1. September. Dr. Percy Pag- ner vom geologischen Bureau der südafrikanischen Re- gierung berichtete der Regierung, daß er im Distrikt von Rustenberg goldführende Schichten aufgefunden habe, die außerordentlich vielversprechend seien. Die Fundstelle liegt auf einer Farm in der Nähe von Waaikraal, wo Dr. Pagner feststellen konnte, daß das goldführende Ge- stein in Lagen von ungefähr 1—5 Meter Stärke vor- hommt. Die Untersuchung des Erzes ergab einen Gold- Allerlei. Aus Neutra wird gemeldet: In der Gemeinde Nitraivanka ist den Bubiköpfen in dem Dorfpfar- rer ein Feind erstanden. Mädchen und Frauen mit Bubiköpfen werden von ihm zur Beichte nicht zu- gelassen. — Im Krankenhause in Zittau verschied der 16jährige Lehrling Kurt Flor. Er wurde von
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