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Tr. 197 Samstag, den 23. August 1924. 61. Jahrgang Eescheint mit Ausnahme der Sonn- Irtertage täglich mit dem um des darauffolgenden Tages. hnnnd Berichte für die teNummer werden bis 9 Uhr ags, Anzeigen bis späteſtens Urvragsangenommen. Schriftleitung bezw. Verwaltung Untere Selbergafe 12. Runfprechanschluß Nr. 56. Das neue deutsche Münzgesetz. Ausgabe von Gold Alsch Deutsches Tagblatt. Peru heimgesucht. Die Verluste an kleineren Jahrzeugen sind besonders groß. Die Schiffahrt nach der Mehrzahl der Küsten- plätze ist unterbrochen. Bezugsgebühren: as für Asch monatlich K� 9.—, viertel- jährlich K 27.-, mit Postzustellung im Inland und Deutschöfterreich monatlich K 10.30,ier K 3090, mit Poftzustellung ins Ausland (Deutschland) u.s. w. monat- lich K 22.-, viertetjährich Κ 66—, mit wöchentlich zweimaliger Zu- sendung ins Ausland monatlich K 16—, viertetjährlich K 48.- Einzelnummer 40 h, Sonntagsnummer 50 h. und Silbermünzen. Berlin, 22. August. Der wirtschaftspolitische und finanz- politische Ausschuß des Reichstages hielten mittags eine ge- meinsame Sitzung ab, in der über das Ergebnis der Londoner Konferenz verhandelt wurde. Von Regierungsseite wurde den Blättern zufolge erklärt, daß an den drei Hauptgesetzen zur Durchführung des Dawes-Planes, also an dem Gesetze über die Industriallieferung, Reichsbahngesetz und Reichsbankgesetz keinerlei Aenderungen vorgenommen wer- den können, da selbe den Wert von Staatsverträgen hätten. Dagegen besteht sowohl für andere parlamentarische Körper- schaften die Möglichkeit, bei einigen Gesetzen, so beim Münz- gesetz, dem Gesetz für die Liquidation der Renten- bank und das Reichseisenbahnpersonalgesetz Aen- derungen vorzunehmen. Ueber den wesentlichen Inhalt des Münz- gesetzentwurfes teilen die Blätter mit: Künftig gilt im Deuk- schen Reich die Markwährung. Die Währungseinheit bildet die Reichsmark, welche in 160 Reichspfennige eingeteilt wird. Als Reichsmünzen sollen ausgeprägt werden: 1. Goldmünzen zu 20 und 10 Reichsmark, als rechtsgültige Zahlungsmittel gelten auch die früheren Goldmünzen. 2. Silbermünzen zu 1' und 5 Reichsmark. Als gültige Silbermünzen bleiben bis auf weiters die auf Grund des Gesetzes vom 20. März 1924 ausgeprägten Silbermünzen. 3. Stücke von 1, 2, 5, 10 und 50 Reich pfennigen. Als Reichspfennigmünzen gelten bis auf weiteres auch die bekannten Pfennigstüche und früheren Kupfermünzen. Die Goldmünzen bestehen aus 900 Teilen Gold und 100 Teilen Kupfer. Bei den Silbermünzen und den Reichspfennigen wird der Prozentsatz im Einvernehmen des Reichsfinanzministeriums mit dem Reichstage festgesetzt. Aus Stadt und Land. Die Direktion der Ascher Sparkasse ersucht uns um Auf- nahme folgender Mitteilung: Um übertriebenen, sehr oft un- sinnigen und die Bevölkerung beunruhigenden Gerüchten ent- gegenzutreten, wird hiemit amtlicherseits erklärt, daß durch die Verfehlungen eines Beamten der Ascher Sparkasse die Anstalt nicht berührt oder gefährdet wird, da die- selbe mit einer bereits verbücherten Urkunde im Betrage von 200.000 Kronen gedeckt ist. Uebrigens ist gegen diesen Mann bereits das strafgerichtliche Verfahren eingeleitet. Der Völterhund. Seine fünfte Tagung. Genf, 22. August. Montag, den 1. September beginnt die 5. Versammlung des Völkerbundes. Ihr Präsident ist der bel- gische Außenminister Hymann. Macdonald und Herriot wer- den erwartet. Voraussichtlich werden auch Mussolini und der spanische Ministerpräsident Primo de Rivera erscheinen. Ver- schiedene Außenminister und ausländische Abordnungen werden auf der Tagung erscheinen. Auf der Tagesordnung stehen 25 Punkte, darunter die Entgegennahme des Tätigkeitsberichtes des Völkzerbundrates und verschiedener Kommissionen. U. a. wird die Finanzkommission über die österreichisch-ungarische Sanierung berichten. Die berühmte Abrüstungsfrage wird zu einer ein- gehenden und interessanten Aussprache führen. Auch eine alte unerledigte Frage aus dem vorigen Jahr, die Wilnafrage, steht auf der Tagesordnung. Die Liktauische Regierung schlägt vor, diese Frage abermals einem Schiedsgericht zu überweisen. Auch über die Erbauung eines neuen Versammlungsgebäudes des Völkerbundes soll beraten werden. Paris und London. Scharfes englisches Urteil über Frankreich. Amsterdam, 21. August. „Manchester Guardian“ ver- öffentlicht einen scharfen Artikel seines Pariser Korrespondenten. In diesem Artikel heißt es: „Die Stimmurg, die hier durch den Brief Macdonalds erzeugt wurde, ist von wenig Bedeutung. Es ist lediglich ein Warnungssignal. Das Londoner Abkommen hat die Iranzosen in eine Minoritätsstellung gebracht und hat ihnen nur das Recht einer Sonderaktion gelassen und das Pri- vileg, an der Ruhr für ein weiteres Jahr zu bleiben. Diese Minoritätsstellung soll nun bis zum äußersten ausgenutzt werden Das Privilegium soll einer Politik dienstbar gemacht werden, die am besten mit „Erpressung“ zu bezeichnen ist. In dieser Hinsicht ist die französische Politik fast einheitlich.“ Diese Worte sind ja das Stärkste, was über die französische Politik seit langer Zeit in der englischen Presse gesagt worden ist. Der Korrespon- dent fährt fort: „Es hat wohl ein hervorragender Franzose ein- mal gesagt, daß der Einmarsch an der Ruhr fortleben wird als ein Rechtsbruch, der nur mit dem Einmarsch der Deutschen in Belgien verglichen werden kann. Aber es gibt nur wenig Per- sonen, die in Frankreich derart urteilen. Die Rechtsfrage wird einfach nicht verstanden, und das ist der Grund, warum man auf Snowden so ärgerlich geworden ist. Die deutsche Anleihe. Morgan beteiligt sich. Newyork, 21. August. Entgegen anders lautenden Nach- richten, daß sich das Haus Morgan an der Anleihe für Deutsch- land wegen der Fortsetzung der Ruhrbesetzung nicht beteilige, teilt das Haus Morgan mit, daß es seinen Standpunkt nicht geändert habe und sich an der Zeichnung beteilige. Mehr als 100 amerikanische Geschäftsleute haben sich nach Deutschland eingeschifft, um die Möglichkeit einer Kapitalsanleihe zu prüfen. Französische Bestellungen in Deutschland. Lokomotiven, Personen- und Güterwagen. Paris 22. August. Nach verschieden Zeitungsmeldungen will Frankreich auf Konto der Sachlieferungen Eisenbahnmaterial (Lokomotiven, Personen- und Güterwagen) in Deutschland be- stellen. Gewisse Blätter machen sich zum Echo gewisser Be- schwerden der französischen Industrie, die bei Bestellungen von Fertigwaren in Deutschland die Konkurrenz der deutschen Indu- strie fürchtet. Nach dem „Quotidion“ hat die französische Re- gierung auf Konto der Sachlieferungen nur Kohle, Kols, Erze, Kali, schwefelsaures Ammoniak, kurzum Rohprodnkte, aus Deutschland zu beziehen. Ueber eine Anfrage bei Herriot wird jedoch mitgeteilt, daß im freien Handelsabschluß Frankreich auch Fertigfabrikate auf Konto der Sachlieferungen in Deutfchland bestellen kann. Herriot hat den Minister für öffentliche Arbeiten beauftragt, zu prüfen, ob es nicht nützlich, ja sogar notwendig sei, Eisenbahnmaterial in Deutschland zu bestellen. Die Fahrt unter dem Zuge. Neues vom Tage. Berlin, 21. August. Ein 16jähriger Mensch, der in Kreuz a. d. Östbahn vergeblich nach Verdienst gefahndet hatte, versuchte auf recht abenteuerliche Weise nach Berlin, woher er gekommen war, zurückzukehren. Er kroch unter einen von Kreuz nach Berlin fahrenden Personenzug und klammerte sich an den Jedern mit verzweifelter Gewalt an, wobei seiner Aussage nach das Furchtbarste bei dieser Jahrt das rasselnde und schüttelnde Geräusch des Zuges war, das ihn fast um seinen Verstand und um sein Gehör brachte. In Friedeberg (Neumark) mußte er die Fahrt aufgeben, da er am Ende seiner Kräfte war. Er wurde der Polizei übergeben, die ihn auf sichere Weise nach der Reichshauptstadt transportierte. Ueber den Ozean in 60 bis 100 Stunden. Friedrichshafen, 20. August. Das für Amerika be- stimmte Jeppelin-Luftschiff hat einen Inhalt von 70.000 Kubik- metern, eine Länge von 200 Metern, der Durchschnitt in der Breite mißt 27.6 Meter, die größte Höhe beträgt 31 Meter. Mitte nächster Woche finden kurze Probefahrten statt, worauf eine große Probefahrt nach Schweden geplant ist. Die Ueber- führung nach Amerika (Mitte September) wird je nach den Witterungsverhältnissen 60 bis 100 Stunden dauern. Ein Mörder, der sich nach vier Jahren stellt. Gotha, 20. Auguſt. Der Mörder des Kaufmanns Rothe, der vor vier Jahren nachts auf der Straße ermordet und be- raubt wurde, hat sich jetzt selbst gestellt. Es ist der 25jäh- rige Kaufmann Kurt Meyner, der einige Zeit bei einem Frei- korps gedient hat und wegen zahlreicher Vergehen steckbrief- lich verfolgt wurde. Ein Schornstein bei einer Explosion eingestürzt. Spandau, 21. August. In einer Firnißkocherei in Span- dau explodierte am Mittwoch nachmittags ein Teerkessel. Durch die kolossale Wucht der Explosion wurde der 25 Meter hohe Schornstein der Jabrik umgerissen und stürzte über dem Ge- bäude zusammen. Das Gebäude geriet in Brand und konnte erst nach mehrstündiger Arbeit der Feuerwehr gelöscht werden. Ein Arbeiter wurde schwer verletzt. Der Sachschaden ist bedeutend. Im Streit erschossen. Landsberg (Bez. Halle), 21. August. Der Maurer Wil- helm Freiberg von hier geriet mit dem Ilurhüter Kossach aus Reußen auf der Straße in Streit, in dessen Verlauf Kos- sack einen Revolver zog und mehrere Schüsse auf Freiberg abgab. Die Verletzungen waren so schwer, daß Fr. bald verstarb. Kampf mit Wilderern. Bitterfeld, 21. August. Bei Roitzsch trafen Jagdpächter auf zwei Wilderer, die auf Anruf mit ihren Gewehren in Deckung sprangen. Ein Jagdgast, der sich bedroht sah, feuerte zwei Schüsse ab und verletzte beide Wilderer, die verhaftet werden konnten. Es handelt sich um Vater und Sohn. Funde aus der Diluvialzeit im Thayatal. Brünn, 20. August. Bei Unterwisternitz im Thayatal in der Nähe der Alten Burg ist man vor einiger Zeit bei Aus- grabungen auf Mammutknochen gestoßen. Es wird nun ge- meldet, daß dieser Jund die Verwaltung des mährischen Landes- museums veranlaßt hat, den Fundort eingehend untersuchen zu lassen. Die Museumsverwaltung hat sich entschlossen, weitere Ausgrabungen durchführen zu lassen und mit der Leitung den Kustos des mährischen Landesmuseums Dr. Absolon, sowie zwei weitere Jachleute betraut. Es ist wahrscheinlich, daß für die Erforschung der Diluvialzeit hochwichtige Junde gemacht werden. Bisher wurden sieben Mammutſkelette, sowie Knochen anderer Diluvialtiere und eine Menge schöner Werkzeuge aus Feuerstein gefunden. Unerhörte Tat eines 14jährigen Mädchens. Paris, 22. August. In Marseille hat sich folgender, kaum glaublicher Vorfall ereignet: Ein Mädchen von 14 Jahren und ein Junge von 15 Jahren hatten beschlossen, sich zu verheiraten. Der Vater des Jungen widersetzte sich diesem Plan. Das Mädchen schlich sich deshalb von der Dienst- stelle weg, lauerte dem Vater des Jungen in der Nähe von dessen Grundstück auf und gab einen Revolver- schuß auf ihn ab, der ihn sofort tötete. Der Mann ist Vater von fünf Kindern. Das Mädchen zeigte sich, als es verhaftet wurde, sehr zynisch und empfand keinerlei Reue über seine Tat. Die Hungersnot in Rußland. London, 21. August. Die Blätter bringen täglich neue Meldungen über die in Rußland in vielen Bezirken und Städten herrschende Hungersnot. Die „Tribune“ berichtet aus Saratow, daß es dort zu einer Revolte Arbeitsloser und Hungernder kam, wobei fünf Personen getötet und zwanzig verwundet wurden. Es soll die Rationierung sämtlicher Ledensmittel ein- geführt werden. Drahtloses Telephon London—Newyork. London, 21. August. Demnächst soll nach den Mit- teilungen amerikanischer Regierungsstellen zwischen London und Newyork eine ständige Radio-Telephonverbindung eingerichtet werden. Eine amerikanische Gesellschaft läßt augenblicklich im Verein mit einer englischen praktische Versuche anstellen. Der regelmäßige Dienst wird aufgenommen werden, sobald die große Empfangsstation �die zurzeit in England gebaut wird, vollendet sein wird. Die Ingenieure sind des Gelgen vollkommen sicher. Unterseeische Eruption an der Küste von Peru. Chima (Peru), 20. August. Aehnliche unterseeische Erup- tionen, wie sie sich am 5. Juni an den Küsten Perus ereignet haben, haben Samstag und Sonntag erneut die Küste von Durch die gestern abends erfolgte Verhaftung des Beamten der Ascher Sparkasse Ernst Hofmann ist die An- gelegenheit, über die schon seit einigen Tagen Gerüchte in der Stadt' kursieren, nunmehr in das Stadium der gericht- lichen Untersuchung getreten. Diese wird selbstverständlich eine genaue Jeststellung des Tatbestandes zur Folge haben. Für heute kann, da nun die Sache gerichtlich anhängig gemacht worden ist, mitgeteilt werden, daß Hofmann verschiedene Be- träge, die ihm von bekannten Parteien anvertraut worden sind, veruntreut hat. Er hat in mehreren Fällen ihm anvertraute Hypothekarzinsen an die Kasse nicht abgeführt, sondern für sich verwendet, ferner in einigen Einlagsbüchern Geldbeträge als Einlagen eingeschrieben, diese jedoch gleichfalls nicht abge- führt, sondern für sich behalten. Seine Manipulationen, die er außerhalb des Institutsgebäudes durchführte, waren solcher Art, daß sie trotz der bestehenden doppelten Kontrolle nicht so bald entdeckt werden konnten. Hofmann nahm von Hypthekar- schludnern bezw. Einlegern die Gelder in deren Woh- nungen entgegen, angeblich, um den Leuten den Weg zur Sparkasse zu ersparen. Er brachte dann die Büchel mit den Eintragungen, die er gemacht und dazu die Unterschrift anderer Beamten gefälscht hatte, den betreffenden Leuten wieder zurück, ohne die Beträge abgeführt und in der Kasse gebucht zu haben. Durch die Vorweisung eines solchen Büchels am Schalter wurde vor einigen Tagen die Sache aufgedeckt. Es ist klar, daß bei dieser Art der Machenschaften im Institut der Ascher Sparkasse selbst, niemand eine Ahnung davon haben konnte. Es ist ührigens, wie aus der oben wiedergegebenen Verlautbarung der Ascher Sparrasse hervorgent, viese wich! leidenschaft gezogen, weil der veruntreute Betrag die Höhe der auf den Besitz Hofmanns verbücherten 200.000 Kronen noch lange nicht erreicht. Wie festgestellt ist, hat Hof- mann bei verschiedenen ihm bekannten oder befreundeten Per- sonen Kredite genommen, die ihm, weil er allgemeines Vertrauen genoß, ohne jede Sicherstellung gewährt worden sind. Diese von ihm aufgenommenen Darlehen repräsen- tieren eine beträchtliche Summe — man spricht von 300.000 Kronen — und es ist heute noch nicht abzusehen, welche von seinen Gläubigern und inwieweit sie zu Schaden kommen werden. Diese Kreditangelegenheiten sind natürlich lediglich privater Natur. Hofmann, der wie erwähnt, gestern abends von zwei Gendarmen, die ihn in der Selberstraße antrafen, verhaftet und dem Bezirksgerichte eingeliefert worden ist, hat bisher noch keine Aufklärung darüber gegeben, wozu er die Geldsummen verwendet hat. Die Gerüchte, daß er bei den Valutaspekulationen, die er getrieben habe, Verluste erlitten haben soll, klingen zwar nicht unwahrscheinlich, sind jedoch vorläufig noch nicht erwiesen. Auch in dieser Hinsicht wird wohl das gerichtliche Verfahren Aufklärung bringen. Jeststehend ist allerdings schon jetzt die Tatsache, daß sich Hofmann auch Fälschungen von Unterschriften hat zuschulden kommen lassen und daß er mehrere seiner besten Freunde durch betrügerische Manipulationen geschädigt hat. Da die strafbaren Handlungen Hofmanns zunächst in ihrem vollen Umfange nicht bekannt gewesen sind, wurde die Anzeige gegen ihn erst gestern nachmittags erstattet. Es wird nunmehr jeder einzelne Fall gerichtlich erhoben. Nach Abschluß der Vorunter- suchung heim hiesigen Bezirksgerichte wird Hofmann dem Kreis- gerichte in Eger eingeliefert werden. Zu dem Unfalle in der Stadtbahnhofstraße, worüber dieser Tage berichtet wurde, wird uns von einem Augenzeugen geschrieben: Zur Ergänzung des Berichtes sei noch mitgeteilt, daß der Kutscher der Firma Künzel & Schneider durch den un- geheuren Anprall vom Wagen über die Pferde hinweg geschleudert wurde, während der Kutscher der Jirma Hofmann nicht anf dem Wagen war, da er die Zügel sowie die Vorderbremse bis zur Herbstgasse in den Händen hatte, dort aber befürchten mußte, unter die Räder zu kommen. Er mußte daher zur Seite springen, wobei er an den dort stehenden Masten der elektrischen Leitung anrannte so daß ihm die Zügel aus den Händen glitten. Zu dem Absturz des Reservisten Ludwig, worüber bekanntlich am 16. d. M. aus Eger berichtet wurde, übermittelt uns das Egerer Militärstationskommando folgende Zu- schrift mit dem Ersuchen um Veröffentlichung: „Die Kommission, bestehend aus Vertretern der Milität verwaltung, der Stadtgemeinde und des Besitzers des erwähnten Gebäudes, befaßte sich bei der Uebergabe der Räumlichkeiten durch die Militärverwaltung an den Besitzer mit jenem bedauernswerten Vorfall und konstatierte, daß alle Fenster des ganzen Gebäudes in der Höhe von einem Meter über dem Erdboden angebracht sind und daß es daher unmöglich ist, diese für eine Türe zu halten, wie in der ur- sprünglichen Nachricht angeführt ist. Der Arzt, welcher dem verwundeten Soldaten die erste Hilfe leistete, konstatierte, daß der Soldat Christian Ludwig zuvor eine bedeutende Menge Alkohol genossen hat und läßt sich daraus urteilen, daß er sich im angetrunkenen Zustande aus dem Fenster beugte und heraus- fiel, wodurch er das Unglück selbst verschuldete. Die Militär- verwaltung konnte einen ähnlichen Unglücksfall nicht voraussehen und trägt daher an demselben keine Schuld.“
Dateiname: 
ascher-zeitung-1924-08-23-n197_1045.jp2