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Seite 2. zum Absturz gebracht. Oberleutnant Dostler errang seinen 26., Offizierstellvertreter Vizefeldwebel Mül- ler seinen 22., Leutnant Gontermann durch Ab- schießen des 13. und 14. Fesselballons seinen 29. und 30. Luftsieg. Oestlicher Kriegsschauvlatz Zwischen Ostsee und Schwarzem Meer blieb bei kleinen Vorfeldgefechten und meist mäßigem Feuer die Lage unverändert. An der Front des Generalobersten Erzherzog Joseph führte am 16. August ein Angriff öster- reichisch-ungarischer Regimenter südlich von Gro- zesci zu vollem Erfolg. Der Feind wurde aus ver- schanzten Stellungen im Sturm geworfen und büßte neben hohen blutigen Verlusten über 1600 Gefangene, 1 Geschütz und 18 Maschinengeweh- re ein. Seit dem Beginn der Operationen im Osten am 19. Juli sind in Ostgalizien, der Bukowina und Moldau in die Hand der verbündeten Truppen ge- fallen: 655 Offiziere, 41.300 Mann. 257 Geschütze, 546 Maschinengewehre, 191 Minenwerfer, 50.000 Gewehre. — An Kriegsgerät wurden erbeutet: gro- ße Munitionsmassen, 25,000 Gasmasken, 14 Pan- zerkraftwagen, 15 Lastkraftwagen, zwei Panzerzüge, 6 beladene Eisenbahnzüge, außerdem 26 Lokomo- tiven, 218 Bahnwagen, mehrere Flugzeuge, gro- ße Mengen an Fahrzeug und erhebliche Lebensmit- telvorräte. Die Artillerieschlacht bei Verdun dauert an: auch während der Nacht nahm das starke Zer- stärungsfeuer zwischen dem Walde von Avocourt und Ornes nur wenig ab. — Ein Angriff franzö- sischer Flieger gegen unsere Fesselballone verlief ergebnislos. — Badische Sturmabteilungen fügten von neuem den Franzosen im Caurieres-Wald durch kühnen Handstreich Verluste zu und kehrten mit zahl- reichen Gefangenen zurück. Gestern sind 19 feindliche Flugzeuge und 1. Fesselballon im Luftkampf abgeschossen worden. — Die lange Zeit durch Rittmeister Freiherr von Richthofen geführte Jagdstaffel Nr. 11 hat ge- stern in siebenmonatiger Kampftätigkeit den 200. Gegner zum Absturz gebracht; 121 Flugzeuge und 196 Maschinengewehre wurden von ihr erbeutet. Heeresgruppe Herzog Albrecht. Keine größeren Gefechtshandlungen. Auf dem Oestlichen Kriegsschauplatz und an der Mazedonischen Front nichts von Bedeutung. Der erste Generalquartiermeister: Ludendorff Wien, 20. August 1917. Amtlich wird verlautbart: Oestlicher Kriegsschauplatz. Bei Marasesti brachten deutsche Truppen in heftigen Kämpfen über 2200 Gefangene ein. Bei Grozesci, am Otjoz und westlich von Ökna wurden Russen und Rumänen durch österreichisch- ungarische und deutsche Truppen erneuert gewor- fen. Weiter nördlich keine besonderen Ereignisse. linie aufgegeben und nur durch Posten besetzt war. Diese sind im Laufe des gestrigen Tages planmä- ßig und ohne Störung zurückgenommen worden. An allen übrigen Stellen der breiten Schlacht- front ist der Kampf in vollem Gange. 16 feindliche Flugzeuge und 4 Fesselballone sind gestern zum Absturz gebracht worden. Leutnant Gontermann schoß drei Fesselballone und ein Flug- zeug ab und erhöhte damit die Zahl seiner Luft- siege auf 34; Offizier-Stellvertreter Vizefeldwebel Müller blieb zum 23. und 24. Male Sieger im Luftkampf. Oestlicher Kriegsschaudlatz Front des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern. Nichts Neues. Front des Generaloberst Erzherzog Joseph. Deutsche und österreichisch-ungarische Truppen warfen in kraftvollem Ansturm beider- seits des Oitoz-Tales die zähen Widerstand lei- stenden Rumänen gegen das Trotus-Tal zurück. Ein württembergisches Gebirgsbataillon zeichnete sich besonders aus. Mehr als 1500 Gefangene und 30 Maschinengewehre sind eingebracht worden. Heeresgruppe des Generalfeldmar- schalls von Mackensen. Auf dem west- lichen Sereth-Ufer entspannen sich am Bahnhof Ma- rasesti heftige Kämpfe, bei denen mehr als 2200 Gefangene in unserer Hand blieben. Südlich der Rimnic-Mündung scheiterten starke russische Angriffe vor unseren Stellungen. Mazedonische Front. Die Lage ist unverändert. Der erste Generalquartiermeiller: Ludendorff. Besonders anerkennend ist hervorzuheben, daß bei den letzten Kämpfen die Munitionskokonnen und Trains sowie die Eisenbahn- und Kraftfahr- truppen trotz höchster Anforderungen den für die Kampfführung so wichtigen Verkehr von und zur Front glatt bewältigt haben. Durch umsichtige An- ordnungen und treue Pflichterfüllung von Offizie- ren, Beamten und Mannschaften konnten alle Trup- penverschiebungen planmäßig durchgeführt und die kämpfenden Truppen jederzeit mit dem nötigen Nach- schub an Munition, Verpflegung und sonstigem Kriegsbedarf versorgt werden: im Westen trotz des über mehrere Stellungen hinweg weit ins Hinter- gelände reichenden feindlichen Feuers, im Osten trotz, aler Hindernisse, die Land und Wetter bei um- fungreichen Zerstörungen bereiteten. Der erste Generalquartiermeister: Ludendorff. Wien, 19. August 1917. Amtlich wird verlautbart: Oestlicher Kriegsschauplatz. Keine besonderen Ereignisse. Italienischer Kriegsschauplatz. Der Italiener holt am Isonzo neuerlich zum Angriff gegen die seit langen Jahrhunderten zu Oesterreich gehörigen Küstenlande aus. Nach ein- einhalbtägiger stärkster Artillevorbereitung, der ge- stern nachmittag einige Erkundungsvorstöße folgten. trat heute früh zwischen Mrzli Vrh und dem Mee- re die italienische Infanterie zur Schlacht an. Der Kampf tobt in größter Erbitterung fast in allen Abschnitten der 60 Kilometer breiten Front, bei Tolmein, nordöstlich von Canale, zwischen Descla und dem Monte San Gabriele, südlich von Görz und auf der Karsthochfläche. Die bisher einge- laufenen Meldungen lauten durchweg günstig. Südöstlicher Krieasschauplatz. Unverändert. Der Chef des Geperalstabes. Großes Hauptquartier, 19. August 1917. Amtlich wird gemeldet: Westlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht. In Flandern war die Kampftätigkeit an der Küste und von der Yser bis zur Lys besonders in den Abendstunden sehr stark; im Abschnitt Bixschoote Hooge steigerte sich heute früh der Artillerie- kampf zum Trommelfeuer. Südlich von Lange- marck brach dann der Feind zu einem Angriff vor, bei dem in künstlichen Nebel gehüllte Panzerwagen der Infanterie Bahn brechen sollten. Nach an- sänglichen Einbruch in unsere Linien ist der Geg- net überall zurückgeworfen worden. — Im Artois erreichte die Feuertätigkeit am Kanal von La Bas- see, beiderseits von Lens und auf dem Südufer der Scarpe zeitweilig große Stärke. — Bei Hav- rincourt und westlich von Le Catelet (südwestlich und südlich von Cambrai) griffen die Enlgänder nach ausgiebiger Feuervorbereitung mit starken Er- kundungsabteilungen an; sie wurden im Nahkampf cbgewiesen. — St. Quentin lag erneut unter fran- zösischem Feuer. Heeresgruppe Deutscher Kronprinz. Am Chemin-des-Dames drangen unsere Stoß- trupps östlich des Gehöfts Royere vor und machten die nur aus schwarzen Franzosen bestehende Besatzung nieder. — Am Brimont verlief eine eigene Unternehmung erfolgreich; mehrere Gefan- gene wurden eingebracht. — In der Westchampagne kam es vorübergehend zu lebhaften Feuerkämpfen. Italienischer Kriegsschauplatz. Unsere tapfere Isonzo-Armee stand gestern wie- der in erbittertem Ringen gegen ihren an Zahl weit überlegenen Feind. Der Erfolg des Tages war unser. Während sich der Gegner zwischen Tol- mein und dem Krn mit einzelnen Teilvorstößen begnügte, brandeten abwärts von Auſsa bis an die Meeresküste die Sturmwellen italienischer Mas- senangriffe gegen unsere Stellungen. — Oberhalb Canale gelangten, von stärkster Artilleriewirkung un- terstützt, die Italiener bis auf die Höhe von Vrh. Dort warfen sich dem Feinde die Egerländer Hel- den entgegen und drängten ihn an den Hang zu- rück. Bei Desola und Vodice, auf dem Monte Santo und dem Monte Gabriele, im Hügellande östlich und südlich von Görz, überall wurde mit größter Erbitterung gerungen, ohne daß es den Italienern gelang, einen Fuß breit Bodens zu ge- winnen. — Die Braven des Wiener Landsturms und des österreichischen Landsturm-Regiments Nr. 51 fanden hier erneut reiche Gelegenheit, von ihrer oft bewiesenen Kriegstüchtigkeit Zeugenschaft abzu- legen. Zwischen der Wippach und dem Faiti Hrib, zerschellten die feindlichen Angriffskolonnen an dem eisernen Widerstand bewährter alpenländischer Schützen-Regimenter. Krainer Gebirgsschützen ded- ten hier heimatlichen Boden. — Auch auf der Karst- hochfläche tobte die Schlacht in größter Heftigkeit. Wogt füdwestlich von Kostagnevizza noch der Kampf im Zwischengelände der ersten Stellung hin und her, so ist sonst überall der Feind vollends über die vordersten Linien zurückgeworfen. Der 19. Au- gust brachte uns über 3000 Gefangene ein. Die blutigen Verluste der Italiener sind groß. — Feind- liche Monitoren beschossen die offene Stadt Triest; es wurden mehrere Einwohner getötet. — Auf der Hochfläche der Sieben Gemeinden, wo die Italiener im Juni schwere, aber ergebnislose Angriffe un- ternommen haben, räumte der Feind vorgestern nördlich von Asiago in 15 Kilometer Breite seine auf italienischem Boden befindlichen Stellungen. Ge- stern wich er aus dem Sugana-Tal zurück. Südöstlicher Kriegsschauplatz. Unverändert. Der Chef des Generalstabes. Großes Hauptquartier, 20. August 1917. Amtlich wird gemelden Westlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht. Auf dem flandrischen Schlachtfeld blieb nach dem Scheitern der englischen Frühangriffe südlich von Langemard der Feuerkampf an Stärke erheblich ge- gen die Vortage zurück. — Im Artois war die Artillerietätigkeit nur nordwestlich von Lens stark. Mehrfach wurden englische Erkundungsabteilungen zurückgewiesen. Heeresgruppe Deutscher Kronprinz. Die Schlacht vor Verdun hat heute früh auf bei den Maasufern vom Wald von Apocourt bis zum Caufrieres-Walde (23 Kilometer) mit starken An- griffen der Franzosen begonnen. — Der Artillerie- kampf dauerte gestern tagsüber und die Nacht hin- durch ununterbrochen in äußerster Heftigkeit an; heute morgen ging stärkstes Trommelfeuer dem An- griff der Infanterie voraus. — Die Franzosen be- setzten kampflos den Talou-Rücken östlich der Maas. der seit März dieses Jahres als Verteidigungs- A. Helfferich über die Wirkungen des U-Bnuttrieges. Berlin, 18. August. Der Stellvertreter des Reichskanzlers, Dr. Helf- ferich, hat dem Vertreter des bekannten Pester Blattes „A Vilag“, Amre Deri, eine Unterredung über die Wirkungen des U-Bootkrieges gewährt, die dieser in seinem Blatte veröffentlicht. Dem Inhalt sei in fol- gendem das Wesentlichste entnommen. Dr. Helffe- rich faßte zunächst einleitend die Wirkungen des U- Beottrieges kurz in die Worte zusammen: Für drei oder vier Schiffe, die unsere U-Boote versenken, können die Gegner bei aller Anstrengung nur ein neues vom Stapel lassen, für jedes U-Boot aber, das die Feinde außer Gefecht setzen, bringen wir eine Mehrzahl von neuen U-Booten an die Front. Dr. Helfferich führt weiter aus: In den Jah- ren vor dem Kriege kam von dem britischen Verbrauch auf die Einfuhr: beim Brotgetreide nahezu 80 von H., bei den Futtermitteln Gerste, Hafer und Mais rund 90 v. H., bei der Butter 60 bis 65 v. H., beim Fleisch mehr als 40 v. H., der Zuckerbedarf ist ganz auf die Einfuhr angewiesen. An Rohstoffen für seine Industrie verfügt Eng- land ganz aus eigenem nur über die Steinkohle: an Eisenerz bezog es — dem Gehalte nach — etwa die Hälfte des Bedarfs aus dem Ausland; für die meisten und wichtigsten der übrigen industriellen Roh- stoffe ist es so gut wie völlig vom Ausland ab- hängig. Der Schiffseingang im Monatsdurchschnitt des Jahres 1913 betrug 4.1 Millionen Nettotonnen, in den Monaten Dezember 1916 und Januar 1917, in den letzten beiden Monaten vor dem Beginn des uneingeschränkten U-Bootkrieges, war der Schiffsein- gang nur noch 2.2 Millionen Nettotonnen, also kaum mehr als halb so groß wie im letzten Friedensjahr. Von diesem bereits so stark reduzierten Schiffsver- kehr ist rund ein Drittel durch Schiffe fremder Flagge besorgt worden. Nun wird seit einem halben Jahre der schon auf die Hälfte des Friedensstandes zurück- geschraubte Schiffseingang Englands durch den un- eingeschränkten U-Bootkrieg Tag für Tag unaufhaltsam weiter gedrosselt. Die Versenkungen betragen bisher im Monatsdurch- schnitt mehr als 900.000 Bruttotonnen, ebensoviel, wie wenn Tag und Nacht unaufhörlich in jeder Vier- telstunde ein vollbeladener Güterzug von 30 bis 35 Waçgons in den Orkus versänke. Die Versenkungen treffen auf eine ständig verringernde Tonnage wirken also progressiv. Der Tag muß und wird kommen, wo Englands Zufuhrmöglichkeit so weit verringert ist, daß ihm der Atem ausgeht. „Haben Sie ein Bild davon, wann dieser Zeit- punkt gekommen sein wird?“ warf hier der Zeitungs- vertreter ein. „Das Prophezeien überlasse ich lieber meinen bri- tischen Kollegen Lloyd George und Winston Chur- chill“, gab Dr. Helfferich zurück. „Aber ich will Ih- nen gern einige konkrete Anhaltspunkte geben. Bei Beginn des uneingeschränkten U-Boottrieges konnte England nur noch eine Tonnage von rund 91/2 Millionen Tonnen — sagen wir 10 Millionen Tonnen — für seine Zufuhren verfügbar machen,
Dateiname: 
ascher-zeitung-1917-08-21-n98_3270.jp2