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304 und am Südhang des Toten Mannes Teile
der Infanterie-Regimenter Nr. 13 und 155 und des
Füsilier-Regiments Nr. 37, sämtlich von der Som-
me her rühmlich bekannt, Vorstöße in die fran-
zösischen Stellungen aus. Eingehende Vorberei-
tung durch Artillerie und die durch ihre Wirkung
der Infanterie unentbehrlich gewordenen, bewähr-
ten Minenwerfer bahnten den Stoßtrupps den
Weg bis in die 2. und 3. Linien der feindli-
chen Stellungen, aus denen 222 Gefangene, da-
bei vier Offiziere, und sieben Maschinengewehre
eingebracht wurden. In den genommenen Gräben
wurden mehrere, auch nachts wiederholte Gegen-
angriffe der Franzosen abgewiesen. Am Walde
von Cheppy und Malancourt holten sich wackere
Württemberger und Badener mehrere Gefangene
aus der feindlichen Stellung.
Oestlicher Kriegsschauplatz.
Front des Generalfeldmarschalls
Prinz Leopold von Bayern. Nichts We-
sentliches.
Front des Generaloberst Erzherzog
Joseph. Der Südflügel der Heeresgruppe un-
ter dem Befehl des Generals der Infanterie von
Gerok hat sich in Uebereinstimmung mit den Be-
wegungen in der Großen Walachei oftwärts vor-
geschoben. Deutsche und österreichisch-ungarische
Truppen haben in dem schwierigen Höhengelän-
de der Ostfront von Siebenbürgen mehrere hin-
tereinanderliegende Stellungen gestürmt. Dabei
wurden 1400 Russen und Rumänen gefangen; 18
Maschinengewehre und drei Geschütze erbeutet.
Heeresgruppe des Generalfeldmar-
schalls von Mackensen. Auf dem linken
Flügel der 9. Armee brachen bayerische und öster-
reichisch-ungarische Truppen unter Führung des Ge-
neralleutnants Krafft von Delmensingen im Ge-
birge starken Widerstand der verbündeten Gegner
und erreichten Dumitresti, 20 Kilometer nordwestlich
von Rimnicul-Sarat. — Der rechte Armeeflügel
stieß zwischen dem Rimnicul-Abschnitt und dem Lauf
des Buzaul nach Nordosten vor, nahm mehrere zäh
verteidigte Dörfer und ließ den weichenden Ruſ-
sen keine Zeit, sich in vorbereiteter Stellung im
Seen-Abschnitt zu setzen. Bei diesen Kämpfen
zeichnete sich das westpreußische Infanterie-Regiment
Nr. 148 aus. — An Gefangenen vom 28. De-
zember sind über 1400 Russen, an Beute drei Ge-
schütze und mehrere Maschinengewehre eingebracht.
In der Tobrudscha ist Rachal genommen.
Mazedonische Front.
Keine besonderen Ereignisse.
Der erste Generalquartiermeister:
Ludendorff.
sache für den Inhalt unserer Pflichten ist die zu kon-
statierende außerordentliche Vermehrung der Staats-
schuld als jener Faktor, der die Wiederherstellung
der Valuta als eines der wichtigsten Probleme er-
scheinen läßt. Der Minister hält diese Aufgabe für
außerordentlich schwierig, aber lösbar, wenn die er-
forderliche Disponierung der Kräfte eintritt, d. h.
auf allen Gebieten der Staatswirtschaft eine voll-
ständige Neuordnung angestrebt wird. Nur produk-
tive und notwendige Ausgaben dürfen im Budget
gemacht werden. Die Regierung hält sich die Not-
wendigkeit des Abbaues des Preisniveaus vor Au-
gen und ist ernstlich mit der Frage beschäftigt, in-
wieweit die bisherigen Maßnahmen eine Ausgestal-
tung erfahren könnten, um die Bevölkerung schon
jetzt vor den Leiden der Teuerung zu schützen.
Eine erfolgreiche Aktion zur Wiederherstellung
der Valuta wird die gesamte Wirtschaftspolitik des
Staates beeinflussen. Die planmäßige Produktions-
politik wird das Hauptmittel sein für die Gesun-
dung der Staatswirtschaft und der Valuta, woran
sich eine zielbewußte Exportförderung schließen muß.
Die Notwendigkeit von Ersparungen in der Durchfüh-
rung einer richtigen Budgetpolitik führt zum Erfor-
dernis der Verwaltungsreform.
Zur Steuerpolitik übergehend, betonte der Mi-
nister die Notwendigkeit, daß die Zinsen der Kriegs-
anleihen in den neuen Einnahmsquellen die volle
Deckung finden müssen. Die Steuerpolitik muß aber
noch darüber hinaus für eine gerechte planmäßige
Verteilung der ungeheuren Kriegskosten sorgen. Für
die Aufstellung des Programms in dieser Beziehung
werden die Erfahrungen der bisherigen Steuermaß-
nahmen sorgfältig berücksichtigt werden. Unvermeid-
lich wird voraussichtlich die Steuermaßnahme sein,
welche eine Quote der im Kriege aufgelaufenen
Staatsschuld zur Tilgung bringt.
Auf den österreichisch-ungarischen Ausgleich über-
gehend, betont der Minister die Notwendigkeit des
absoluten Geheimnisses während des Stadiums der
Ausgleichsberatungen.
Endlich bezeichnete der Minister die Kriegsanlei-
hen als die alleraktuellste Frage. Das Ergebnis
der neuen Anleihe werde die Erwartungen voll recht-
fertigen. An alle, die große Kriegsgewinne erzielt
haben, richte er die Aufforderung, die Subskription
der Kriegsanleihen erheblich zu fördern. Auch die
Landwirtschaft könne das Anleiheergebnis in erheb-
licherem Maße verbessern. Mit Rücksicht auf die
Opfer der Bevölkerung müssen alle Probleme in
aufs höchste gesteigertem sozialen Sinn erledigt wer-
den. Speziell wird in hohem Maße die Steuerpolitik
sozial sein müssen.
Schließlich ersucht der Minister in warmen Wor-
ten die Beamten, ihm volles Vertrauen entgegen-
zu bringen.
Das Kaiserpaar begab sich sodann in den in
herrlichem Blumenschmuck prangenden Hofwartesalon
zu dem Wagen. Als das Herrscherpaar vor dem
Bahnhofe erschien, brach die riesige Menschenmenge
in langanhaltende brausende Eljenrufe aus. In diese
Rufe mischten sich die Rufe: „Es lebe der Befreier
Siebenbürgens! Es lebe die Königin!“ Ihre Ma-
jestäten nahmen in einem mit vier Schimmeln a la
Daumont bespannten Wagen Platz.
Um 6 Uhr abends fand in der königlichen Burg
die feierliche Ueberreichung des vom Reichstage be-
schlossenen Inauguraldiploms durch die zu diesem
Zwecke von beiden Häusern des Reichstages gewählte,
aus 64 Abgeordneten und 32 Magnatenhausmit-
gliedern bestehende Deputation statt. Punkt 6 Uhr
betrat der Kaiser in ungarischer Generaluniform den
Saal, nahm auf dem Thron Platz und bedeckte sich
mit dem Kalpak. Die Abgeordneten und Magnaten
nahmen, im Halbkreis um den Thron gruppiert,
Aufstellung. Kardinal Fürstprimas Johann Csernoch
trat nun vor und hielt eine längere Huldigungsan-
sprache.
Seine Majestät erwiderte: „Mit Befriedigung
nehmen Wir die Ausfertigung des Krönungsinaugu-
raldiploms entgegen. Unseren diesbezüglichen Entschluß
werden Wir schon morgen kundgeben. Wir hoffen
aus ganzem Herzen, daß Wir durch Bestätigung des
Krönungsinauguraldiploms die gesetzliche Vorbedin-
gung Unserer Krönung erfüllen können. Wir wer-
den bezüglich der Feststellung des Krönungstages
unverzüglich verfügen und Wir erfüllen mit Freude
die Bitte des Reichstages, daß gleichzeitig Unsere
Allerhöchste Gemahlin zur Königin von Ungarn ge-
krönt werde.“
Sodann nahm der König den Kalpak ab und
trat auf die Mitglieder der Deputation zu, von denen
er eine größere Zahl mit Ansprachen auszeichnete.
Nach längerem Cercle verließ er unter Eljenrufen den
Saal.
Die Deputation begab sich hierauf in einen zwei-
ten Saal, um der Königin die Bitte vorzutragen,
sich krönen zu lassen.
Kardinal Fürstprimas Dr. Johann Cfernoch rich-
tete auch an die Königin eine längere Huldigungs-
ansprache.
Königin Zita antwortete in ungarischer Sprache:
„Mit Freude erfülle Ich den durch Sie zum
Ausdruck gebrachten Wunsch der ungarischen Nation,
der Meinen innigem Wunsche begegnet. Ich segne
die göttliche Vorsehung, die Mich diesen erhebenden
Augenblick erleben ließ. Bringen Sie Ihren Ent-
sendern Meinen aufrichtigen Dank und herzlichen
Gruß!“
Unter Elfenrufen verließ die Königin sodann
den Saal.
Die Königskrönung.
Berlin, 29. Dezember 1916, abends.
Amtlich wird gemeldet.
Stärkeres Feuer nördlich der Somme. Ge-
gen Front und Flanke unserer neuen Stellung am
Toten Mann geführten Angriffe der Franzosen
sind abgewiesen worden.
Ostfront: Nichts Besonderes.
Heeresgruppe Mackensen ist im weiteren Fort-
schreiten. In Mazedonien Ruhe.
Einzug des Kailerpaares
in Budapelt.
Ar. v. Spitzmüllers Antrittsrede.
Valutapolitik, Neuordnung der Staatswirtschaft,
die Zinsen der Kriegsanleihen, Steuerpolitik in
„sozialem Sinn“.
Wien, 27. Dezember.
Finanzminister Dr. von Spitzmüller richtete heute
an die Beamten, die ihm das Gelöbnis treuer Ge-
folgschaft aussprachen, eine längere Rede, worin er
hervorhob, wegen der Größe und des außerordent-
lichen Ernstes der jetzigen Aufgaben des Finanzmi-
nisteriums habe der Minister auf den feierlichen Akt
des Empfanges des Beamtenkörpers nicht verzichten
wollen. Der Krieg strahle seine Wirkungen auf das
ganze Finanzressort aus. Er beeinflußt die Führung
der gesamten Staatswirtschaft, bestimmt die Neuord-
nung derselben, die sich die Regierung in ihrer pro-
grammatischen Erklärung mit zum Ziele gesetzt hat,
und er ist entscheidend für die Valutapolitik, die
Budget- und Steuerpolitik, gewissermaßen auch eine
Beeinflussung für die Ordnung der wirtschaftlichen
Angelegenheiten mit dem anderen Staate der Mo-
narchie. Nicht zuletzt wird die Mitwirkung bei der
Retablierung der durch den Krieg heimgesuchten Län-
der zu den bedeutenden Pflichten der Finanzverwal-
tung gehören. Vielleicht die wichtigste konkrete Tat-
Lampen
Besonders schönes weisses Licht.
Kleine form.
40. 60, 75, 100 Watt
Niedrig ker
Budapest, 27. Dezemher.
Der Kaiser und die Kaiserin sind um 2 Uhr
nachmittags hier eingetroffen und haben unter dem
Jubel der Bevölkerung durch die festlich geschmück-
ten Straßen der Hauptstadt ihren feierlichen Einzug
in die königliche Burg gehalten.
Auf dem Bahnhof begrüßte der Budapester Bür-
germeister das Herrscherpaar mit einer Ansprache,
worauf der Kaiser erwiderte:
„Nicht nur dem Worte unserer Gesetze, sondern
auch der Neigung Meines Herzens folgend, bin Ich
mit der Königin in den Kreis Meiner geliebten,
treuen ungarischen Nation gekommen, um schon nach
einigen Tagen als Träger der heiligen ungarischen
Krone, als ihr gekrönter König die in der heiligen
Krone verborgene volle Herrschermacht zu überneh-
men. In diesem für uns alle bedeutungsvollen
Augenblicke erfüllt Mich mit aufrichtigster Freude
und stolzem Vertrauen die treue Anhänglichkeit und
hingebungsvolle Liebe, mit welcher Sie Uus empfan-
gen haben und welche in Ihrer Huldigung so warm
zum Ausdrucke kommt. Empfangen Sie hiefür un-
seren herzlichsten und unseren innigsten Dank“
Inzwischen war auch der Thronfolger vom zwei-
ten Wagen des Zuges heruntergehoben worden. Vom
Generalmajor Grafen Wallis an der Hand gelei-
tet, schritt der Kronprinz, der in seinem reizenden
weißen Kleidchen einen anmutigen Anblick hot, zum
Hofwartesalon, von wo er direkt die Fahrt in die
Burg antrat. Die im Bahnhof Anwesenden berei-
teten dem Thronfolger Ovationen, für die er, mit
beiden Händchen winkend und küssewerfend, dankte.
zige
Nach der gemeinsamen Sitzung des Reichstages
begaben sich sämtliche Mitglieder des
Reichstages
nach der Hofburg, woselbst sie sich im Thronsaale
versammelten. Einige Minuten vor 11 Uhr erschen
die Kaiserin mit dem Kronprinzen im Thronsaale.
Punkt 11 Uhr hielt der Kaiser den Einzug inden
Saal. Unter begeisterten Elienrufen der Anwesen-
den schritt der Kaiser zum Throne, bedeckte sein
Haupt mit dem Kalpak und nahm auf dem Thron-
fessel Platz. Nun legte Graf Ambrozy den Eid als
Kronhüter ab. Nachdem die Zeremonie beendet war,
erklärte der Kaiser, daß er das vom Reichstage un-
terbreitete Krönungsinauguraldiplom entgegennehme
und mit der Unterschrift versehen dem Reichstage
zur Inartikulierung überreiche.
Sodann hielt Fürstprimas Csernoch eine Anspra-
che, worin er sagte: „Wir sind von dem sicheren
Glauben durchdrungen, daß die Vorsehung in die-
sen geschichtlich großen Zeiten Eurer Maje-
stät eine ganz besonders erhabene Mission bestimm-
te, da Eure Majestät ihre erhabene Absicht schon
dadurch bewiesen haben, daß Sie als höchsten Wunsch
bezeichneten, Ihren Völkern die Segnungen des Frie-
dens wiederzugeben, um nach ruhmreichen Kämpfen
in friedlicher Arbeit die uralte Kraft und den Ruhm
der treuen ungarischen Nation zu vermehren. Die
der heiligen Krone innewohnende Kraft und Gnade
verhelfe Eure Majestät edler Absicht zum Siege.“
Der Fürstprimas bat schließlich den Kaiser den
Tag der Krönung festzusetzen und die Wahl des
Ministerpräsidenten Grafen Tisza zum Palatinstell-
vertreter zu bestätigen. Der Kaiser erwiderte:
„Es gereicht uns zu unserer innigen Befriedi-
gung, daß wir mit der Ausstellung des die ver-
fassungsmäßigen Rechte sowohl des Herrschers wie
der Nation in gleicher Weise sichernden Inaugural-
Budapest, 28. Dezgemher.
Dateiname:
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