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Seite 2. IH. Demonstrationen gegen die verschärfte Blockade Griechen- lands vorzunehmen. Das Vorgehen des Blattes erweckt in ganz Griechenland großes Aufsehen. Dieselbe Quelle erklärt die Pariser Meldung über eine Demobilisterung der griechischen Armee für unrichtig. Die Armee bleibe bis zur vollständigen Entwirrung der Balkanlage mobili- siert, da sie für alle Fälle bereit sein müsse. Diese Mel- dung wird indirekt bestätigt durch eine Mitteilung der Agence Havas, wonach der König von Griechenland einen Erlaß unterzeichnet hat, durch den alle Griechen der Jahr- gänge 1892 bis 1914, die sich im Auslande aufhalten und sich der Militärpflicht entzogen haben, unter die Fahnen gerufen werden, mit Ausnahme derer, die in Rußland, in der Türkei, in Bulgarien oder Rumänien ihren Wohnsitz haben. Die Verteidigung Londons. nDie „Times“ melden, daß Admiral Sir Percy Scott Ende dieser Woche seinen Befehl über die Artil- lerie zur Verteidigung Londons gegen Luftangriffe niederlegen wird. Vermutlich wird jetzt der Stab der Armee in England, deren Oberbefehlshaber French ist, das Oberkommando übernehmen. Ein russischer Dampfer versenkt. Die „Frankfurter Zeitung“ berichtet aus Budapest: Wie die Bukarester „Minerva“ meldet, erzählte ein Leser des Blattes, daß er auf dem russischen Dampfer „Teosi- parti“, der die griechische Flagge führte, eine Reise von Odessa nach Reni gemacht hätte. Der Dampfer sei von einem Unterseeboot versenkt worden, ein Teil der Be- satzung und 16 Personen seien gerettet worden. Drei Millionen russischer Verluste. Aus Kopenhagen meldet man: In Bergen traf gestern eine amerikanische Sanitätsabteilung, die bisher in Rußland tätig gewesen war, ein. Ihre Mitglieder berichteten, daß das russische Sanitätswesen jetzt bedeu- tende Verbesserungen erfahren habe. Es verfüge nunmehr über eine genügende Anzahl tüchtiger Chirurgen. Eine große Anzahl finnischer Aerzte arbeiteten freiwillig im russischen Roten Kreuz. Diese seien die tüchtigsten Aerzte im ganzen russischen Sanitätswesen, was von den Russen auch anerkannt werde. Die Stimmung im russischen Heere sei zuversichtlich. Dagegen verhalten sich die großen unaufgeklärten Volksmassen, dem Kriege gegenüber voll- kommen ablehnend. In der letzten Zeit sind zahlreiche Flüchtlinge nach Riga zurückgekehrt, da diese Stadt nicht mehr als bedroht angesehen wird. Petersburg gleicht einem einzigen mächtigen Lazarett. Die Straßen sind von Verwundeten bevölkert. Ueberall werden Invaliden ange- troffen. Die russischen Verluste werden von den Behörden auf drei Millionen Tote, Verwundete und Vermißte an- gegeben. Verpflegungsschwierigkeiten auch in Rußland. Aus Stockholm wird berichtet: Glaubwürdige, aus Rußland kommende Meldungen berichten, daß im Inneren des Reiches ernste Schwierigkeiten in der Verpflegung der Bevölkerung zutage getreten sind. In Moskau herrscht Hungersnot. Es mangelt dort nicht nur gänzlich an Fleisch, sondern auch an den anderen wichtigsten Nahrungs- mitteln. Aehnliche Mitteilungen kommen auch aus anderen russischen Städten. Eine Friedenskonferenz der neutralen Staaten. Die „Tägl. Rundschau“ meldet aus Stockholm: In der ersten und der zweiten Kammer wurde der Antrag gestellt, den König zu ersuchen, er möge in Erwägung ziehen, ob nicht über Anregung der schwedischen Regierung eine Friedenskonferenz der neutralen Staaten einbe- rufen werden solle, die die Grundlage für einen dauern- den Frieden vorzubereiten hätte. suln Oesterreich-Ungarns, Deutschland, Bulgariens und der Türkei auf Befehl des Kommandos der Entente- truppen öffentlich versteigert worden. Gleichzeitig wurden auch die Effekten des Personals der vier Kon- sulate verauktioniert. Der Erlös aus diesen Verstei- gerungen wurde als Kriegsbeute den an den seiner- zeitigen Verhaftungen hervorragend Beteiligten zugewiesen. Volksstimmung in Japan. Der Washingtoner Korrespondent der „Daily News“ meldet, daß sich die Stimmung in Japan dem Abschluß eines Sonderfriedens zuneige. Ein Zeppelingeschwader über der Nordsee gesichtet. „Aften-Posten“ in Christiania meldet aus Sta- vanger: Der Dampfer „Akle Jarl“, der auf der Fahrt nach New-Castle war, traf am 4. Feber um 8 Uhr abends, als er drei Tage nach dem jüngsten Zeppelin- angriff auf England etwa 100 Meilen von der englischen Küste entfernt war, vier große Zeppeline, die in voller Fahrt westwärts flogen. Drei Zeppeline fuhren weiter, während das vierte Luftschiff anhielt und zweimal über „Akle Jarl“ kreuzte, einmal so tief, daß man fürchtete, die Gondel des Luftschiffes werde die Takelage des Dampfers beschädigen. Als sich der Zeppelin überzeugt hatte, daß „Akle Jarl“ ein friedliches, neutrales Schiff sei, fuhr er mit größter Geschwindigkeit westwärts. Wiederum zu spät! Der militärische Mitarbeiter des „Nieuwe Courant“ schreibt: „Die Einführung der Dienstpflicht weist deutlich darauf hin, daß England, welches Deutschland durch seine Blockade aushungern und zur Unterwerfung zwin- gen wollte, diese Hoffnung aufgegeben hat. Denn mit dem Systen der wirtschaftlichen Aushungerung, Deutsch- land zu bezwingen, hing logischerweise das System des Wartens auf dem Hauptkriegsschauplatze zusammen, wo der Feind durch Abnagen seiner Front erschöpft werden sollte unter Vermeidung großer und für die eigenen Heere an Menschenleben kostbarer Angriffe. Man hat lange und geduldig gewartet, unterdessen die Truppen auf andere Kriegsschauplätze verteilt, ohne je den gewünschten Zweck zu erreichen. Deutschland leidet sicher Mangel an einigen notwendigen Lebensbedürfnissen und Rohmaterialien, aber ein so großes Reich, mit so vielen Hilfsquellen, die noch vermehrt wurden durch die Eroberung Serbiens, wodurch die Verbindung mit dem türkischen Reiche erreicht wurde, und einem großen Stück Rußlands, ist sehr wohl im- stande, sich sebst zu ernähren. Die englisch-französische Armee brauchte nicht anzugreifen, so lange Deutschlands Zusammensturz durch das eben beschriebene System erreicht würde. Das englische Dienstpflichtgesetz macht den Eindruck eines Kompromisses zwischen der Notwendigkeit, dem Drängen der Bundesgenossen, mehr Truppen auf die Beine zu bringen, und dem Bedürfnis nach den nötigen männlichen Arbeitskräften hinter der Front. An der riesen- haften Örganisation liegt der Fehler, daß England und seine Bundesgenossen Deutschland gegenüber weit im Nachteil sind und bleiben: sie kam viel zu spät. Nun wird England endlich, und auch wiederum zu spät, seine vierte Million organisieren.“ Der russische Kriegsminister über das Heer Der russische Kriegsminister erklärte einem Vertreter des „Journal“: Durch die Knappheit an Munition, die sich zu Ende 1914 bemerkbar gemacht und im Mai 1915 verhängnisvoll gewesen sei, sei die russische Armee unbe- dingt zum Rückzuge gezwungen worden. Jetzt bestehe die Munitionskrists nur noch in der Erinnerung. Das Ziel sei erreicht, aber das bedeute eine völlige Um- formung der ganzen industriellen Tätigkeit in Rußland. Die Stimmung der Truppen sei vorzüglich und dank dem vor einigen Monaten angeordneten Massenaufgebot habe Rußland jetzt dauernd einen Bestand von 11/2 Millionen jungen Rekruten zur Auffüllung der Truppenteile. Mit der Verlängerung des Krieges wüchsen die Kräfte der Alliierten. der Weg nach Savoyen frei stünde. Dies brächte eine Katastrophe für Frankreich, denn die Südfront müßte besetzt und die Alpenjäger von den Vogesen weggezogen werden. Statt die Italiener zu beschimpfen, müsse Frank- reich Cadornas Starrsinn loben. Der König von Bulgarien fährt ins deutsche Hauptquartier. Die „Agence Telegraphique Bulgare“ meldet: König Ferdinand ist in Begleitung des Mi- nisterpräsidenten Radoslawow, des Generalissimus Schekow, des Hofmarschalls Generals Sawow und einer kleinen militärischen Suite gestern abends ab- gereist, um dem Kaiser Wilhelm im deutschen Hauptquartier einen Gegenbesuch abzustatten. Von dort begibt sich der König mit Gefolge zum Be- suche des Armeeoberkommandanten Feldmarschalls Erzherzog Friedrich in das österreichisch-unga- rische Hauptquartier. Ministerpräsident Ra- doflawow und Generalissimus Scherkow kehren von dort nach Bulgarien zurück, während König Fer- dinand mit Begleitung sich nach Koburg begibt. In Abwesenheit des Königs wird die Regentschaft durch den Ministerrat ausgeübt werden. Die Offensive gegen Saloniki bevorstehend? „Petit Parisienne“ berichtet, daß die Offensive gegen Saloniki unmittelbar bevorstehe, worauf auch die großen Truppenbewegungen bei Mo- nastir und Doiran hindeuten. „Nowoje Wrem- ja“ teilt aus autoritativer Quelle mit, daß sich die Türken mit einem sehr bedeutenden Truppenkon- tingent an der Aktion beteiligen werden. In En- tentekreisen zeigt sich lebhafte Sorge über den Ver- lauf des Salonikiunternehmens. Zürich, 8. Feber. Die schweizer Telegraphen- Information meldet, daß die griechische Presse den Vormarsch der Truppen der Zentralmächte und der Bulgaren gegen Saloniki als sehr aktuell an- sehe und diese Möglichkeit aufs eifrigste erörterte. Das Blatt „Kairi“ sagt: Wenn wir den Engländern und Franzosen einmal gestattet haben, unsere Ho- heitsrechte zu verletzen, wie dies durch die Venize- listen geschehen ist, so ist es nur logisch, wenn wir ihren Feinden dasselbe Recht einräumen, und dies so mehr, da uns die Zentralmächte und die Bul- garen von einem mächtigen Eindringling befreien und unser Land von der Invasion reinigen wollen. Unter diesen Umständen ist es zu begrüßen, wenn die Zentralmächte der Angelegenheit von Saloniki ein Ende machen. Wilsons Sensationsreden. Die „Times“ melden aus Waſhington vom 6. d.: Wilsons Reden riefen beispiellose Sensation hervor. Man fragt sich, ob sie ihm genützt haben. Die Republikaner finden dies eines Staatsoberhaup- tes unwürdig. Die Demokraten geben zu, daß der Präsident mehr gesagt habe, als die Tatsachen rechtfertigen, meinen aber, daß er kein anderes Mit- tel hatte, um die Provinzen von der Notwendigkeit der Rützungen zu überzeugen. Der Korrespondent der „Times“ sagt weiter: Glücklicherweise werden Wilsons deprimierende Aeußerungen über die eng- lisch-amerikanischen Beziehungen wenigstens im Osten nur in England feindlichen Kreisen ernst genommen. Die angelsächsische Presse des Ostens verurteilt seine Aeußerungen in St. Louis, daß Amerika eine stär- kere Flotte haben müsse als England. Das „Journal of Covverce“ schreibt: Die erregte Sprache Wil- sons über die englische Blockade sei bei einem Präsidenten ganz unangebracht. Der Korrespondent der „Times“ urteilt, daß Wilson sich durch seine Rede nicht geschadet habe. Wenn er den Westen für die Sache der nationalen Verteidigung aufge- rüttelt habe, so rechtfertige der Zweck die Mittel. Rumänische Loyalitätsversicherung in Berlin. „A Vilag“ meldet aus Sofia: „Balkanska Posta“ berichtet, daß der rumänische Justizminister Antonescu in besonderer Sendung nach Berlin gereist sei. Er habe die Aufgabe erhalten, die deutsche Regierung von der Vertrauenswürdigkeit und der Loyalität der Haltung Ru- mäniens gegenüber den Mittelmächten zu überzeugen. Französisch-englische Blockade Griechenlands. Der „Secolo“ meldet aus Syrakus: Reisende, welche mit dem Hampfer „Java“ aus Kavalla, Piräus und Saloniki eintrafen, erzählen von der strengen englisch- französischen Kontrolle, welcher alle Schiffe, die sich in griechischen Häfen aufhalten, unterworfen werden. Diese Ueberwachung bildet eine effektive Blockade der griechischen Küste und dehnt sich von Korfu bis Kavalla aus. Die „Java“ wurde einigemale des Nachts angehalten. In Griechenland beginnt sich Lebens ittelmangel fühlbar zu machen. Kohle fehlt gänzlich, weshalb die Handelsflotte Griechenlands nicht mobil ist. In Kavalla schifften sich auch einige hundert Personen nach dem Piräus ein, um ortdeElende und dem Hunger zu entgehen, da in Kavalla nurmehr für einige Tage Lebensmittel vorhanden sind. Ein italienischer Konsulatsbeamter in Kavalla bat den Kapitän des Schiffes um Lebensmittel. Dieser er- füllte seine Bitte. Nach der Meinung der Reisenden kann Griechenland seine Neutralität nicht mehr lange auf- recht erhalten. Das Eigentum der Konsuln des Vierbundes in Saloniki versteigert. Die „Südslawische Korrespondenz“ meldet aus Athen vom 6. Februar: Nach einer authentischen Mit- teilung ist in Saloniki das Privaleigentum der Kon- Eine Aeußerung des Königs Konstantin. Der Berichterstatter der „Rußkoje Slowo“ teilt im „Giornale d'Jtalia“ die von der Athener Militärzensur unterdrückte Antwort des Königs Konstantin auf sene Frage mit, ob ein bulgarischer Angriff auf Salo- nikk zu erwarten sei. Der König erwidert lebhaft: „Ganz gewiß! Da der Vierverband Saloniki zur Kriegsbasis gegen Bulgarien und die Türkei gemacht hat, werden sicherlich beide Staaten gemeinsam angreifen.“ Demselben Russen sagte Venizelos: „Ich werde ver- leumdet, ich bin nicht für die Republik, sondern für den Parlamenlarismus und die Monarchie. Die äußere Lage ist furchtbar gefährlich, aber der Bürgerkrieg würde un- heilbare Katastrophen herbeiführen. Die Opposition der extremen Parteien gegen die unsichere schleppende unklare Regierungsaktion wird immer schärfer, aber sie sind uneinig über die Tunlichkeit des parlamentarischen Ein- greifens, wovon einige einen Ansporn des Kabinetts, andre eine lähmende Einwirkung auf die ohnehin schwan- kende Politik und Kriegführung erwarten. Frankreich fürchtet einen Durchbruch am Isonzo. General Verraux beschwört im „Oeuvre“ seine Lands- leute, Italien mit Vorwürfen wegen des Balkans zu verschonen, da Cadorna den Auftrag des Vierverbandes befolge, wenn er die Isonzofront mit aller Macht vertei- digt. Frankreich fürchte nämlich den Durchbruch, so daß die Italiener die Po-Ebene räumen müßten und Die „Associated Preß“ erfährt aus Waſhington, daß der „Lusitania“-Fall sehr hoffnungsvoll aussehe. Diese Feststellung wurde von einem hohen Beamten nach der Zusammenkunft des Präsidenten Wilfon mit Lansing gemacht. Es wurde erklärt, daß der Präsident die neue- sten Vorschläge Deutschlands als nahezu, wenn nicht völlig annehmbar ansehe. König Ferdinand im Großen Hauptquartier. Aus Berlin wird gemeldet: Der König der Bul- garen ist zu einem mehrtägigen Aufenthalt im Großen Hauptquartier eingetroffen. In seiner Begleitung befinden sich Ministerpräsident Radoslawow und der Ober- befehlshaber der bulgarischen Armee, General Jekow. Zu den Besprechungen haben sich auch der Reichs- kanzler und der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes in das kaiserliche Hauptquartier begeben. Noch zwei englische Zerstörer durch Zeppelin- bomben vernichtet. Der „Köln. Ztg.“ zufolge sind außer dem englischen kleinen Kreuzer „Caroline“ beim letzten Zeppelinangriff auf England die beiden Zerstörer „Eden und „Nith“ auf dem Humber gesunken. Eine Einigung im Lusitania-Fall?
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