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Ascher Zeitung Nr. 103. Seite 5. 2. September 1913. Taaesneuigkeiten. Liebesdrama in Dresden. Aus Dresden wird gemeldet: In der Nacht zum Sonnabend wurde ein Droschkenkutscher telephonisch nach der Müller-Berset-Straße gerufen, wo er vor dem ange- gebenen Hause eine Stunde vergeblich auf seinen Fahrgast wartete. Bald darauf hörte er einen Schuß fallen. Der Kutscher rief einige Passanten herbei, und man fand in in dem Hausflur des Hauses einen jungen Prokuristen einer hiesigen Großhandlung mit einem Schuß im Hin- terkopf. Aus der Wohnung des Prokuristen, die im Parterre gelegen war, drang Gasgeruch, und man fand beim Eindringen in die Wohnung eine 18jährige Friseuse aus Prag mit einer Schnittverletzung am linken Hand- gelenk bewußtlos in der Küche liegen. Beide wurden in das Johannstädter Krankenhaus gebracht. Der Prokurist liegt sehr schwer darnieder, da die Kugel ihm in das Gehirn eingedrungen ist, während das Mädchen weniger schwer verletzt ist. Man nimmt an, daß das Mädchen den Prokuristen im Verlauf einer erregten Szene ange- schossen und sich dann in die Küche geflüchtet hat, wo der Prokurist es einschloß. Darauf wollte es scheinbar Selbstmord durch Vergiften mit Leuchtgas verüben. Ein Klub von Jungverdorbenen. Aus Brüssel wird gemeldet: In Lüttich hatten sich eine Anzahl junger Leute, deren Verstand durch das Lesen von Schundromanen etwas verwirrt worden war, zu einem Klub zusammengetan, dessen Angehörige sich töten mußten, wenn das Los auf sie fiel. Gestern abend sollte sich also demgemäß ein junger Mensch von 17 Jah- ren erschießen. Man hatte ihm 20 Francs gegeben, um sich dafür einen Revolver zu kaufen, und der junge Mensch hatte dies auch wirklich getan. Die Polizei kam aber früh genug, da die Mutter des Jünglings durch einen anonymen Brief gewarnt worden war. Großer Diebstahl in einem Juwelengeschäft. Aus Hamburg berichtet man: Heute nacht wurde in dem in der Großen Johannisstraße befindlichen Juwe- lierladen ein Einbruch in gleicher Weise ausgeführt, wie vor kurzem bei einer Juwelterfirma am Jungfernstieg. Die Diebe bohrten in einem im Ersten Stock liegenden Schneidergeschäft ein Loch in den Fußboden und ließen sich dann mittelst einer Strickleiter in den Juwelierladen hinunter. Sie erbeuteten Juwelen im Werte von Blutiger Zusammenfloß zwischen Polizei und Streikenden. Aus Dublin wird gemeldet; Zu einem ernsten Zusammenstoß kam es Samstag abends zwischen der Polizei und streikenden Straßenbahnarbeitern. Als die Polizeibeamten mit ihren Knüppeln gegen die Ausständigen vorgingen, wurden sie mit einem Hagel von Steinen und Flaschen überschüttet. 200 Zivilisten und 30 Polizeibeamte wurden verletzt. Ein Beamter erhielt tödliche Verletzungen. Er starb bald nach seiner Einlieferung ins Hospital. Schweres Automobilunglück. Aus Lübben wird gemeldet: Gestern abend gegen Uhr versuchte auf der Strecke zwischen Groß-Lubholz und hier Dr. Mönch aus Berlin mit seinem Kraftwagen das vor ihm fahrende Automobil des Regierungsbaumei- sters Becker zu überholen, wobei sein Wagen, da er letzteren streifte, umgeworfen und zertrümmert wurde. Frau Dr. Mönch war auf der Stelle tot, während Herr Dr. Mönch mit schweren, aber nicht lebensgefähr- In den letzten Worten brach das heiße, zurück- gedämmte Gefühl durch. Und das fand einen süßen Widerklang in ihrem Herezn und leise und bewegt sagte sie: „Dann mußt Du sagen an meinen lieben Va- ter, ob er Dir geben will sein Ethel.“ Da bekam sie den dritten Kuß — und der war entschieden länger und inniger, als seine Vorgänger. Und Mr. Rivers hatte nichts dagegen, daß Ethel Frau von Schlomitten wurde. Noch an demselben Tage wurde die Verlobung proklamiert. Bei dieser Gelegenheit fiel Herr von Diesterfeld aus rosigen Wolken auf die rauhe Erde herab. Der Traum, die niedliche Dollarprinzeß für sich einzu- fangen, nahm ein jähes Ende. Käthe und Hans Reßdorf freuten sich sehr, daß Hochzeitstag der Verlobungstag von Ethel und Botho geworden war. Erstaunt waren sie aber gar nicht über diese Verlobung. ihr lichen Verletzungen am Becken in das hiesige Kreiskran- kenhaus gebracht werden mußte. Ein Cholerafall in Wien. Aus Wien schreibt man uns: Die unheimliche Begleiterin des Balkankrieges, die Cholera, hat in Wien ein Opfer gefordert. Bei dem am 26. v. M. aus Saloniki dort eingetroffenen Kaufmann Pardo, der am 29. v. M. in das Spital aufge- nommen wurde, ist asiatische Cholera festgestellt worden. Die Erkrankung zeigt bisher einen leichten Verlauf. Obwohl der Prosektor des Wiener Kran- kenhauses, Dr. Hofer, in einer jeden Zweifel aus- schließenden Weise das Vorhandensein von Bazillen der echten Cholera konstatierte, ist bei Pardo keine Er- niedrigung der Temperatur eingetreten; auch leidet er nicht an Erbrechen, und die Entleerungen sind relativ gering, was aber mit der Tatsache zusammen- hängt, daß er fast keine Nahrung nimmt. Das Be- denklichste an der ganzen Sache ist, daß Pardo mehrere Eisenbahnzüge verseucht und als Cholerakranker ohne Aufsicht und Vorsichtsmaßregeln benutzt hat, also die Bazillen weit und breit verstreut hat. In Wien zog er zu einer Familie, die aus sechs Mitgliedern besteht, und hauste in einer kleinen Wohnung, die in einem Zinshause belegen ist, wo in drei Stockwerken 60 Parteien zusammengepfercht wohnen. Alle Personen, die mit Pardo in nähere Berührung kamen und bei denen er wohnte, sind in die Isolierbaracke der Sanitätsstation Favori- ten gebracht worden. Hoffentlich gelingt es den Wiener Sanitätsbehörden, die Weiterverbreitung der Seuche total abzuschneiden. Richterernennungen in Böhmen. Die „Wiener Zeitung“ verlautbart: Der Justizminister hat versetzt: die Landesgerichts- räte Dr. Michael Cakrt in Tetschen zum Landesgerichte in Prag; ernannt: den Landesgerichtsrat in Eger Emilian Ottmar zum Landesgerichtsrat und Bezirksgerichtsvor- steher in Karlsbad und den Bezirksrichter Wilhelm Volk- mann Ritter v. Volkmar in Neu-Bistritz zum Be- zirksrichter und Gerichtsvorsteher in Neu-Bistritz; verliehen Bezirksrichterstellen an nachbenannten Ge- richtsorten den Bezirksrichtern: Dr. Albrecht Schmer- hovsky des Prager Oberlandesgerichtssprengels beim Oberlandesgerichte in Prag und Adolf Elleder in Neuern beim Kreisgerichte in Pilsen; ferner ernannt zu Bezirksrichtern unter Belassung an ihren Dienstorten die Richter: Josef Seidl in Hohen- mauth, Dr. Josef Stehule und Dr. Robert Marschau des Prager Oberlandesgerichtssprengels; verliehen: Landesgerichtsstellen nachbenannten Ge- richtshöfen dem Landesgerichtsrate und Bezirksgerichts- vorsteher Julius Geishofer in Hartmanitz beim Kreis- gerichte in Budweis; ernannt: zu Landesgerichtsräten für die nachbenannten Dienstorte die Bezirksrichter Stanislaus Pudil des Landesgerichtes in Prag für dieses Landesgericht, Viktor Scherber in Eger und Dr. Franz Haidl in Reichen- berg, beide für Reichenberg, dann den Staatsanwalt- Stellvertreter Dr. Wenzel Huyer in Leitmeritz für Brüx; zu Landesgerichtsräten unter Belassung an ihren Dienstorten die Bezirksrichter und Gerichtsvorsteher Dr. Alois Kollinger in Pürglitz, endlich die Bezirksrichter Dr. Ivan Schulz des Landesgerichtes in Prag, Doktor Rudolf Müller und Dr. Erwin Samal, beide des Oberlandesgerichtes in Prag. Der Justizminister hat weiters den Oberstaatsan- walt-=Stellvertreter achter Rangsklasse der Oberstaatsan- waltschaft in Prag Dr. Anton Blaschtowitschka zum Staatsanwalte unter Belassung in seiner gegenwärtigen Verwendung ernannt; versetzt: die Bezirksrichter Josef Cikhart in Bene- schau nach Starkenbach und den Richter August Blob- ner in Tannwald nach Böhmisch-Leipa; ernannt zu Richtern für die nachbenannten Dienst- orte die Anskultanten: Hubert Kroutil für Brüx, Georg Prokosch für Neuern, Bruno Grund für Tetschen, Christof Mayer für Eger, Johann Komma für Karls- bad, Dr. Johann Kneißel für Reichenberg, Rudolf Partusch für Rokitnitz, Dr. Adolf Haas für Postelberg, Josef Oskar Steidl für Neu-Bistritz, Felix Bauer für Leitmeritz, Dr. Robert Wien für Gablonz, Dr. Heinrich Lebeda für Tannwald, Dr. Emil Eisert für Hohenelbe, Lorenz Schimmer für Platten und Dr. Otto Stotzky für Oberleutensdorf; ferner zu Richtern für den Prager Oberlandesgerichtsprengel die Auskultanten Josef Borovec, Johann Böhm, Dr. Franz Havelka, Dr. Johann Syna- cet, Dr. Stanislaus Caslavsky, Dr. Anton Tykac, Dr. Josef Novak, Dr. Karl Beznekr, Jaroslav Stepan, Dr. Wilhelm Simon, Dr. Wenzel Suler, Karl Novotny, Zdenko Ryc, Josef Jenikovsky, Rudolf Kalensky, Dr. Josef Wolf, Dr. Karl Hagel, Franz Dykast, Dr. Adalbert Cmunt, Dr. Josef Dvorak, Dr. Rudolf Bocek, Franz Reif, Dr. Johann Kukral, Dr. Rudolf Schreiber und Dr. Ferdinand Boricky. Kleine Nachrichten. Berlin. Der seit dem 27. Juli vermißte Sohn des Konsuls Ehrlich aus Breslau, der Münchener Student Hans Ehrlich, ist jetzt als Leiche aufgefunden worden. Wie aus Partenkirchen ge- meldet wird, wurde er am Fuße der Alpspitze, die südlich vom Höllental liegt, durch Zufall von einem alten Mann aufgefunden. Der Tote konnte nur durch die Kleider identifiziert werden. Die Leiche war schon in Verwesung übergegangen. Offenbach a. M. Die von ihrem Manne ge- trennt lebende Frau Anna Becker wurde von ihrem Geliebten, einem Taglöhner mit Namen Berg- mann niedergestochen. Sie wurde schwerverletzt ins Krankenhaus geschafft. Der Täter flüchtete. Das Motiv zur Tat ist Eifersucht. Wien. Die Ernennung des Sektionschefes im Ministerium des Aeußern, Grafen Szapary, zum Botschafter in Petersburg ist nunmehr beschlossen. Sein Nachfolger ist der Gesandte in Dresden, Graf Forgach. Lyon. Während eines Pferderennens in Cur- bans stürzte gestern die Tribüne des Reitstalles ein. Nachdem sich die erste Panik gelegt hatte, fand man zehn Personen schwer verletzt auf. Petersburg. In Moskau wurden sechs Sträf- linge hingerichtet, die wegen Fluchtversuches und Ueberfalles auf den Gefangenenwärter vom Kriegs- gerichte zum Tode verurteilt worden waren. Kopenhagen. Der zweite der beiden Räu- ber, die kürzlich einen Ueberfall auf eine Filiale der Kopenhagener Sparkasse verübten, der Däne Lindorff Larsen, ist heute früh mit durchschossener Schläfe tot aufgefunden worden. Athen. Eine Weiterverbreitung der seit kur- zem im Piräus aufgetretenen Pest, an der nach- weisbar zwei Personen starben, während sieben unter pestverdächtigen Symptonen erkrankten, ist durch das energische Eingreifen der Behörden verhindert worden. Seit einer Woche ist kein neuer Pestfall mehr vorgekommen. Auch um ein Umsichgreifen der Cho- lera zu verhüten, sind strenge Maßnahmen ge- troffen. London. In Killamey in Irland wurde das Schloß des Sir of Neumare durch Feuer zerstört. Unersetzliche Kunstschätze sind zerstört wor- den. Der Schaden beläuft sich auf mehrere Mil- lionen Mark. Nowotscherkask. In der Nähe der Kosaken- niederlassung Bojajewskaj überfiel eine Räuberbande einen Dondampfer, löschte die Lichter und schüch- terte die Passagiere und Mannschaften durch Schüsse ein. Dann raubten die Räuber 78000 Rubel, wobei der Gehilfe des Kapitäns verwundet wurde, und entflohen mit ihrer Beute in einem Boot, in das sie vorher den gefesselten Kapitän geworfen hatten. Kosaken verfolgen die Räuber. Wesel bei Blankenese. Bei einem Einbruch wur- den die Einbrecher von einem Schutzmann überrascht. Es entspann sich ein blutiger Kampf, in dessen Ver- lauf der Schutzmann durch zwei Schüsse erschos- sen wurde. Neben seiner Leiche fand man verschiedene Einbrecherwerkzeuge. Auf die Ergreifung der Täter sind von der Polizei 2000 Mark Belohnung aus- gesetzt. Gedenkwende 1913, „Gold gab ich für Eisen.“ Der „Deutsche Schulverein“ veröffentlicht folgenden Aufruf: Das „ganze Deutschland“ rüstet zur Feier der Erinnerung an eine herrliche, große Zeit. Furchtbar und gewaltig stellt sich uns das welt- erschütternde Ringen dar, das durch das wuchtige Wort „Völkerschlacht“ gekennzeichnet ist; stolz und erhebend der Sieg, der nach den „Tagen der Schmach“ und der Zeit tiefster Erniedrigung für unser armes, geknechtetes Volk die so heiß ersehnte Befreiung brachte; unermeßlich und sinnberückend die Freude, die alle guten Deutschen überwältigen mußte ob der wunderbaren Wendung des Geschickes, das den Deut- schen wieder eine Heimat und ein Vaterland gab: aber größer und herrlicher noch als der Kampf, als Sieg und Jubel sind jene Tage, ohne welche die wunderbaren Erfolge der Befreiungskriege niemals möglich geworden wären, jene Tage, in welchen unser deutsches Volk sich wieder auf seine Ehre besann und eine Hingabe für Freiheit und Vaterland, eine Treue und Opferwilligkeit bewies, die den Geschlech- tern von heute kaum noch verständlich ist. Trotz der Befreiungskriege und trotz der Siege 1870/71 haben die Deutschen alle Ursache, sich nicht für alle Zukunft geborgen und gesichert zu fühlen und wehe unserem Volke, wenn es in der Zeit der Not gewahr werden müßte, daß es im Taumel einer sogenannten modernen Kultur und im Haschen nach Gut und Geld die Fähigkeit der Selbstaufopferung eingebüßt habe, welche allein den höchsten Einsatz aller Volkstraft ermöglicht. Dies gilt vor allem von uns Deutschen der Ostmark, die wir durch das Geschick der Jahrhunderte auf heißumstrittenen Kampfesboden gestellt sind und der besten Kriegertugenden bedürfen, um in Ehren dastehen zu können. Liebe und Treue zur deutschen Heimat und zu unserem Volke sind — genau wie vor hundert Jah- ren — auch heute noch die stärkste Quelle jeder edlen Kraft. Und diese treue Liebe wird genährt, gestärkt und gestählt durch jene selbstlose, rührende Opfer- willigkeit, die vor hundert Jahren in ungezählten herrlichen Vorbildern aufleuchtete. Absoluf hesfes Mundvjasser Wer Odol konsequent täglich anwendet, übt die nach unseren heutigen Kennt- nissen denkbar beste Zahn- und Mundpflege aus. Preis: große Flasche A.2 — Neuyork. Auf Grund der Warnung des Prä- sidenten Wilson verließen viele Amerikaner Mexiko. Hunderte von Familien kommen aus dem Innern des Landes, zahlreiche Geschäftleute senden ihre Familien nach dem Hafenorte Veracruz, damit sie jeden Augenblick zur Abreise bereit sind. Die Lage in Torreon soll verzweifelt sein. Dr. Ryan, ein Mitglied der amerikanischen Botschaft, befindet sich im Automobil auf dem Wege dorthin. Er soll versuchen, die Abreise von 300 Amerikanern aus der belagerten Stadt sicher zu stellen.
Dateiname: 
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