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1. Beilage zur Ascher Zeitung Nr. 73.
stört, die dadurch entstandene Verwirrung be-
nützte ein Einbrecher, der jedenfalls mit
dem Bombenleger identisch ist, um in die Fi-
liale der Reichsbank einzudringen. Den
Vorsteher derselben verletzte er schwer durch
einen Schuß und ergriff sodann die Flucht,
auf der er noch drei Personen durch Revolver-
schüsse verwundete. In dem Augenblicke, als
seine Verfolger ihn festnehmen wollten, er-
schoß er sich. Ueber die Einzelheiten des
Attentates wird uns aus Friedberg, 23.
d. M., gemeldet:
Gegen 4 Uhr nachmittags wurde das Rat-
haus in allen seinen Fugen durch eine ge-
waltige Detonation erschüt'ert, welche
in der ganzen Umgebung gehört wurde. Im
Augenblicke war das ganze Gebäude in eine
dichte Rauchwolke eingehüllt. Die erschreckten
Beamten stürzten unter dem Rufe „Feuer!
Hilfe!“ an die Fenster. Da nirgends Feuer
zu bemerken war, war es im ersten Augen-
blicke klar, daß es sich nur um ein Bom-
benattentat handeln konnte. Die ganze
Umgebung des Rathauses wurde sofort in wei-
tem Umtreise von Polizisten abgesperrt.
Als man in das Gebäude eindrang, bot
dieses ein furchtbares Bild der Verwüstung.
Das Rathaus war vollkommen aus den Fu-
gen gerissen worden. Die Decke, das Mauer-
werk glichen einem Trümmerhaufen. Das
Treppenhaus war einfach weggerissen und die
Stufen herabgestürzt, so daß die Rettung der
Beamten eine überaus schwierige war und viel-
fach mittels Leitern vorgenommen werden
mußte. Die Fenster und Türen waren aus den
Angeln gerissen und durch die Gewalt der Ex-
plosion fortgeschleudert worden.
Das Mokiv des Bombenattenta's war auf
den ersten Blick rätselhaft, erhielt jedoch
bald eine Aufklärung, als ein zweites
Verbrechen bekannt wurde. Zwei Ver-
brecher im Alter von 20 bis 23 Jahren
waren in das nur zirka 400 Schritte entfernte
Bankgebäude der Filiale der Reichsbank
mit Larven vor dem Gesichte eingedrun-
gen, um hier ein Raubattentat zu verüben.
Einer der maskierten Räuber gab auf den
33jährigen Bankvorsteher Meyer einen Schuß
ab, der diesen schwer, doch glücklicherweise nicht
lebensgefährlich verletzte. Allem Anschei-
ne nach wurden die Räuber durch einen unvor-
hergesehenen Zwischenfall an der Ausführung
des Raubes gehindert, trotzdem sich Meyer im
Momente des Attentates allein in dem be-
treffenden Raume befand. Meyer wurde durch
den Schuß am Halse getroffen und stürzte mit
einem Aufschrei zusammen.
Der Attentäter ergriff die Flucht.
und fuhr auf einem vor dem Gebäude stehen-
den Fahrrade, das offenbar von seinem Kom-
plizen bereit gehalten wurde, in der Richtung
nach Bad Nauheim davon. Schon im näch-
sten Momente setzten Radfahrer und Automo-
bile dem Attentäter nach, der auf der
Flucht gegen die sich ihm entgegenstellenden
Personen Schüsse abfeuerte. Hierbei wurden
ein Schüler und zwei Bauern ver-
letzt. Als der Attentäter sah, daß ein Entrin-
nen unmöglich war, entleibte er sich durch
einen Schuß ind ie Schläfe. Auf Grund
der Papiere, die bei der Leiche vorgefunden
wurden, wurden sofort Nachforschungen nach
der Identität des Attentäters angestellt. Die
Papiere lauteten auf den Namen eines Arbei-
ters, jedoch ergab die Untersuchung, daß der
Attentäter mit einem gewissen Heinrich Bar-
kenheim, von Beruf Chauffeur, aus Hal-
1e a. d. Saale identisch ist.
Ein sofort aus Frünkfurt am Main
herbeigerufener Kriminalkommissär sprach die
Vermutung aus, daß das Bombenattentat von
denselben Leuten verübt wurde, die vor einigen
Tagen das Attentat auf die Villa des Ban-
ttiers Meyer in Frankfurt verübten. Die ver-
wendete Bombe hatte dieselben charakteristi-
schen Merkmale hinterlassen wie die Frank-
furter Höllenmaschine. An den Wänden des
Rathauses waren fingerdicke und fingertiefe
öchrundRinnen von der gleichen Beschaffen-
heit zu konstatieren, wie nach der Explosion
in der Villa Meyer.
Es ist zweifellos, daß der Attentäter einen,
eventuell mehrere Komplizen hatte, welche das
Bombenattentat vollführten, während Bar-
fenheim mit seinen Komplizen daranging,
den Bankraub auszuführen. Bei der
Eingesendet.
Mehr Beachtung den Bundesbüchsen!
Bei aller Anerlennung des nationalen
Opfersinnes des weitaus größten Teiles unse-
rer Bevöllerung, der sich bei den verschieden-
sten Gelegenheiten (wir erwähnen nur das vor-
jährige Bundesfest) so glänzend betätigte, ist
es doch angezeigt, auf eine Art der Unkerstüt-
zung der deutschvöltischen Sache durch die Tat-
hinzuweisen, bezüglich welcher Asch noch hinter
den übrigen Städten Deutschböhmens zurück-
steht. Es ist dies die richtige Würdigung der
in einigen Gasthäusern aufgestellten Bundes-
büchsen. Es sind deren bisher nur 8 aufge-
stellt, eine für die Größe unserer Stadt viel zu
klcine und hoffentlich bald vergrößert werdende
Zahl. Aber auch diese kleine Zahl von Büch-
sen findet, von einzelnen Ausnahmsfällen ab-
gesehen, meist nicht die rechte Würdigung, oft
verstaubt die Büchse irgendwo im Hinterhalte,
che sich jemand ihres eigentlichen Zweckes er-
innert. Und doch sollten wir von unseren na-
tionalen Gegnern, den Tschechen, lernen, wie
durch tägliches und stetes Kreisen der Opfer-
büchsen, für den einzelnen Stender kaum fühl-
bar, ein Großteil nationaler Arbeit geleistet
wird.
Der Hauptgrund des Nichtbenützens der
Bundesbüchse liegt wohl darin, daß sich selten
jemand findet, der den Anstoß zur Sammlung
gibt, der durch sein gutes Beispiel andere ver-
anlaßt, gleiches zu tun. Wenn in jedem Gast-
hause ein jeder, der so oft und oft seine na-
tionale Gesinnung betont, dies nur
wöchentlich einmal durch Kreisenlassen
der Bundesbüchse betätigen wollte, würde die-
selbe wohl täglich etliche Male in Um auf gesetzt
werden und ein schönes Scherflein wäre in kur-
(er Zeit für den edlen Bundeszweck beisammen.
Wenn in Asch bisher die Bundesbüchsen so
wenig benützt werden und wenn wir hoffen,
daß dem baldigst anders werden möge, geben
wir unserer Entrüstung und Verach-
tung Leuten gegenüber Ausdruck,
die nicht nur sich selbst an der Sammlung
nicht beteiligen, sondern unter Beschimp-
fungen unserer hehren Bundessa-
che auch noch Andere davon abhalten wollen,
den Sammelnden aber auf rüpelhafte Weise an-
rempeln, welch letzterer es sich unter solchen
Umständen vielleicht überlegen
wird, ein nächstes Mal die Büchse
kreisen zu lassen, umsomehr, wenn er in den
Betreffenden nicht etwa Angehörige der
roten Internationale oder Tschechen, sondern
deutschnational sein wollende, den
gebildeten Kreisen angehörende
Leute vor sich hat. Es wäre das Richtige,
wenn in derartigen Fällen, die leider bereits
vorkamen, die Namen der Betreffenden scho-
nungslos der Oeffentlichkeit preisgegeben wer-
den würden, — was auch in Zukunft bestimmt
geschieht — zur Charakterisierung ihrer wach-
ren nationalen Gesinnung. — — Doch für
heute genug, wir hoffen, daß dieser kleine Auf-
ruf dazu beitragen möge, das nationale Ge-
wissen der Ascher auch in Bezug auf die Bun-
desbüchsen wachzurufen, das da fordert: „Mehr
Schutz den Bundesbüchsen, völlige Verach-
tung denjenigen auch deutsch sein
wollenden, die sie beschimpfen,
schmähen und Tscheche'n loben!
Einige Hainbergbesucher.
Kundmachung.
In Gemäßheit der §§ 18 und 16 des Gesetzes
vom 23. Mai 1883, R. G. Bl. Nr. 83,
über die Evidenzhaltung des Grundsteuerkatasters
wird zur allgemeinen Kenntnis gebracht, daß der
Vermessungsbeamte, Herr k. k. Evidenzhaltungs-
Geometer Lorenz zum Zwecke der Entgegennahme
von Anmeldungen über eingetretene Veränderungen
im Grundbesitze und zu sonstigen Evidenzhaltungs-
amtshandlungen am 21., 22. und 23. Juli im
Lokale des Steueramtes anwesend sein wird.
Es wollen daher die Grundbesitzer an den
bezeichneten Tagen bei dem genannten Herrn
Vermessungsbeamten in Angelegenheit der Evidenz-
Erstaunlich rasch und billig stellt man heute
eine natürliche, träftige Rindsuppe her. Man übergießt
ganz einfach einen Maggi-Würfel mit kochendem Wasser.
Die so erhaltene Rindsuppe unterscheidet sich durch nichts
von einer hausgemachten, denn „Maggi-Rindssuppe-Wür-
fel“ sind reine, allerbeste Rindfleichsuppe in trockener Form
und entalten auch das nötige Kochsalz und Gewürz.
Jeder Würfel reicht für einen Teller (14'Li cr) kräftiger
Suppe und kostet nur 5 Heller. Für die Sommerfrische
sind ganze Büchsen à 50 Stück geeignet und überall zu
haben. Man achte jedoch auf den Namen „Maggi“ und
die Schutzmarke „Kreuzstern“. Andere Würsel sind nicht
von Maggi.
Giselaverein, Lebens- und Aussteuerversiche-
rungsanstalt a. G. unter dem Protektorate Ihrer
kais. und königl. Hoheit der durchlauchtigsten
Frau Erzherzogin Gisela. Diese Anstalt hat er-
wiesen, welche Resultate die werbende Kraft des
Versorgungsgedankens zu zeitigen vermag.
Vor zirta 30 Jahren ohne jeden Gründungs-
fonds errichtet, ist der Giselaverein in diesem,
für den Bestand eines Unternehmens turzen
Zeitraum an die Spitze der wechselseitigen Le-
bensversicherungsanstalten Oesterreichs vor-
gerückt. Im Jahre 1909 erzielte der Giselaver-
ein günstigere Geschäftsresultate als je zuvor.
Durch eine Neuproduktion von 28,964 Poliz-
zen mit K 36,235.000 Versicherungssümme
stieg der Versicherungsstand auf 178,022 Ver-
träge mit 224,062.000 Kronen Versicherungs-
summe. Die Rücklagen zur Erfüllung der Ver-
sicherungsverpflichtungen sind auf 76,094.000
Kronen angewachsen. An, Prämien flossen
9,864.000 Kronen, an Zinsen 3,716.000 Kro-
nen ein. Für fällige Versicherungen und Schä-
den wurden 6,038.000 Kronen, für Gewinnan-
teile an die Versicherten pro' 1904 bis 1908
1,838.000 Kronen verausgabt. Neben den ver-
sicherungstechnischen Reserven verfügt der Ver-
ein noch über Fonds im Belaufe von 2,030.000
Kronen zugunsten der Versicherten und Ange-
stellten. Mädchen, welche einstmals bei dem
Vereine versichert waren und deren Eltern das
begonnene Vorsorgewerk wegen Notlage vorzei-
tig aufgeben mußten, erhalten aus einem eige-
nen Fonds Aussteuerstipendien. Im Berichts-
jahr: wurden 140 solchen Mädchen die Möglich-
keit der Eheschließung geboten.
Coffeïnfreier Bohnenkaffee
ohne jede schädliche Wirkung,
speziell auf Herz und Nerven.
Der Kaffee für
die vielen Tau-
sende, die sonst
Kaffee aus Ge-
sundheitsrück-
sichten nicht
trinken dürfen.
or.
Schutzmarke
Rettungsring.
Feinste Mischungen. Überall erhältlich.
In jedem Haushalte kommen bei den verschiedenen
Arbeiten Verwundungen häufig vor und ist es in solchen
Fällen angezeigt, dieselben vor Entzündungen und Ver-
unreinigungen zu schützen. Zu diesem Zwecke ist es rat-
sam, solche Mittel zu wählen, welche auf die Wunden
kühlend und schmerzlindernd und also die Zuheilung der-
selben befördernd wirken. Die rühmlichst bekannte und
beinahe jeder Hausapothele eingereihte Prager Haussalbe
aus der Apotheke des B. Fragner, t.t. Hoflieeranten
in Prag, ist eben ein solches Mittel, welches die genann-
ten Eigenschaften besitzt und auch in den hiesigen Apotheken
erhältlich ist.
Seite 2.
25. Juni 1910.
plosion wurden mehrere Beamte durch die
herumfliegenden Tür- und Fensterflügel sowie
durch Glassplitter mehr oder minder erheblich
verletzt. In der Reichsbank wurde
nichts geraubt.
haltung des Katasters Anmeldungen oder sonstige
auf stattgefundene Veränderungen im Grundbesitze
bezügliche Nachweisungen beibringen oder münd-
liche Erklärung abgeben.
Stadtrat Asch, am 20. Juni 1910.
Der Bürgermeister-Stellvertreter: Gustav Geipel.
Dateiname:
ascher-zeitung-1910-06-25-n73_3630.jp2