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Nr. 58. Sonnabend, 18. Mai 1901. 28. Jahrgang. 1. Beilage. Aus Stadt und Land. Warnung! Wie uns mitgetheilt wird, bemüht sich ein jüdischer Advokut, an Stelle des ver- storbenen Dr. Krader in Asch eine Kanzlei zu errichten. Es wäre beschämend für die deutsch- nationale Stadt Asch, wenn sich in diesem Falle unsere Bevölkerung so verhalten würde, daß es dem judischen Advokaten hier gefallen könnte, daß es ihm möglich wäre, sich hier fest- zusetzen. Wer wird ihm wohl Wohnung geben?!! Die Deutschvölkischen werden auf der Wacht stehen! Können es die allezeit treudeutschen Ascher zugeben, daß in unserer Stadt die Verjudung noch weitere Fortschritte macht? Man schaue doch nach Eger; soll es in Asch auch sowerden? Jetzt, Ascher, zeiget, daß Ihr wirk- lich national seid, auch in der That. Vielleicht erspart sich übrigens der jüdische Advokat alle weiteren Mühen, wenn wir mittheilen, daß wir bereits Vorsorge getroffen haben, daß ein deutsch- nationaler Rechtsanwalt die Lücke ausfüllen wird, die durch den Tod des Herrn Dr. Krader entstanden ist. Es liegt in seinem ureigensten Interesse, wenn der jüdische Advokat von seinem geplanten Einzuge nach Asch absieht und sich weiter keine Mühe gibt. Er kann uns für diese rechtzeitige Warnung sogar dankbar sein. Weltpanorama. Entgegen des ursprünglichen Planes, gelangen vom 16. d. M. bis Mittwoch, den 22. d. M. die allseitig mit Spannung erwarteten großartigen bayrischen Königsschlösser Herren-Chiemsee, Neuschwanstein (statt der Riviera-Serie) zur Ausstellung. Die Riviera kommt dann erst nächste Woche zur Besichtigung. Sie war nicht rechtzeitig hier eingetroffen. Der Geselligkeits-Verein „Edelweiß“, so schreibt man uns, hielt am 11. Mai l. J. im Gasthause des Herrn Adam Benker seine grün- dende Hauptversammlung ab. Als die bestätigten Satzungen zur Kenntnis genommen waren, schritt der Einberufer Herr Georg Goßler zur Wahl der Vereinsleitung. Gewählt wurden die Herren Georg Goßler zum Vorsitzenden, Karl, Maier, zum Vorstand Stellvertreter, Emil Kohler zum Rechnungsführer, Gustav Haus- ner zum Schriftführer und Christian Geipel zu dessen Stellvertreter. Zu Ausschußmitgliedern wurden die Herren Gustav Rübner, Ernst Pitterling, Gustav Geispel und Julius Ludwig gewählt. Nach der hierauf folgenden Einschreibung ist ein Stand von 41 Mitgliedern zu verzeichnen, welcher Stand sich hoffentlich erhöhen dürfte, da der Verein bestrebt ist, einestheils schon durch die geringe Aufnahmsge- bühr von 2 K und einen Monatsbeitrag von 20'h den Beitritt zu ermöglichen, sowie andern- theils dem Zwecke des Vereines entsprechend, den Mitgliedern in gesellschaftlicher Weise das Beste zu bieten, wie bereits der am 12. d. M. stattgefundene erste Kneipabend bewies. Unter lebhaften Heilrusen auf den neuen Geselligkeits- Verein „Edelweiß“ wurde die Versammlung ge- schlossen. Beim Kohlendiebstahl betreten wurde der Schulknabe G. H. aus Thonbrunn von der städt. Sicherheitswache. Nach dem Ergebnisse der gepflogenen Erhebungen ist die Mutter des Knaben von dessen Handlungen unterrichtet und wurde dem k. k. Bezirksgerichte zur Abstrafung ange- zeigt. Verhaftet. Der arbeitsscheue und allgemein bekannte Bettler und Landstreicher Friedrich Vog l aus Asch wurde am 17. d. M. von der städt. Sicherheitswache neuerdings beim Betteln betreten und dem k. k. Bezirksgerichte in Asch zur Abstrafung übergeben. Germanen-Verbandstag in Karlsbad. Man schreibt uns aus Karlsbad: Am 27. Mai 1901 eitun Eduard Modes, 40 Jahre alt, Handschuh- (Pfingstmontag) findet im Verbandsheim „Lothrin- erzeuger in Abertham; gerhof“ alte Bahnhofstraße, der Verbandstag der Julius Sauerstein, 45 Jahre alt, Hand- nordwestböhmischen Germanenverbände statt, bei schuhmacher in Neudek; dem ein Mitglied des Verbandes „Vohburg“ in Karl Friedr. Kammerer, 35 Jahre alt, Eger die Zwecke und Ziele des Bundes besprechen Schlosser in Maierhöfen bei Karlsbad; wird. Der Beginn ist auf 2 Uhr festgesetzt. Franz Johann Selinger, 39 Jahre alt, Deutsche Gäste sind willkommen. Inhaber einer Leichenbestattungsanstalt in Fischern bei Karlsbad; Josef Augustin Kral, 33 Jahre alt, Agent in Brünn; Josef Grimm, 49 Jahre alt, Handschuhzu- richter in Abertham; Kleophas Schlögl, 50 Jahre alt, Zimmer- mann in Bärringen; Josef Kempf, 45 Jahre alt, Landwirth in Imligau und Salomon Löw, 40 Jahre alt, Agent in Münchhof bei Chodau. Der sehr umfangreichen Anklageschrift entnehmen wir folgendes: Am 9. Feber 1901 kamen zu einem Buchdruckereibesitzer in Leipzig 2 Männer und bestellten 1000 Drucke von der Zinkätzung auf der mitgebrachten Platte mit der mitgebrachten Farbe auf dem mitgebrachten schon zugeschnittenen Papier. Der Druckereibesitzer hatte diese Bestellung ange- nommen, da die 2 Männer erklärt hatten, die Drucke sollen als Zwischenlage zu einer Postkarte ihre Verwendung finden. Als der Druckereibesitzer einige Muster von dieser Platte abgenommen hatte, bemerkte er, daß der Druck aus Arabesken bestand in denen in regelmäßiger Weise die Zahl 10 eingeschrieben war. Da die Anführung von Zahlen auf einer Postkarte ihm auffällig erschien, so erstattete er von dem Vorfalle bei der Polizei die Anzeige, diese holte über die vom Anzeiger vorgelegte Druckaus- fertigung die Auskunft eines Fachmannes ein, welche dahin ging, daß der Druckauftrag zu Be- denken Anlaß gebe, da die Drucke zur Anfer- tigung falscher Banknoten dienen können. Auf das hin' wurden diese 2 Männer, als sie zum Druckereibesitzer kamen, um die Drucke ab- zuholen verhaftet. Es waren dies der öster- reichische Staatsangehörige, bisher unbescholtene Kaufmann und Hausbesitzer Ambros Adler aus Aussig und der deutsche Staatsangehörige, der Chemigraph Max Robert Goldammer. Adler und Goldammer, bei denen diesbezügliche photographische Aufnahmen und sonstiges Material gefunden wurde, gestanden die Banknotenfälschung zu. Es gestand Max Goldammer, daß er im November 1900 von Ambros Adler, der sich fälschlich Schwarz nannte, von einem Agenten Paul Müller (richtig Bernard Lederer) in Karls- bad und Leipzig engagiert worden sei, um für die Beiden in Karlsbad eine Chemi- und Zinko- grafische Anstalt einzurichten. Er sei auch mit diesen seinen beiden Prinzipalen nach Frankfurt a/M. gefahren, dort hätten sie eine Druckerei- einrichtung gekauft und mit nach Karlsbad ge- nommen. Schon im Monate November 1900 sei er von seinen Chefs beauftragt worden, von einer Zehnguldennote photographische Auf- nahmen zu machen und diese auf Zinkplatten zu übertragen, was er in der Wohnung Lederers ausgeführt hätte; die Medaillons zu den Noten und die Galvanos seien in Leipzig angefertigt worden und befänden sich im Besitze des Adler. Die in Leipzig am 9. Feber 1901 bestellten Drucke, so gestand Goldammer weiter, seien be- stimmt gewesen, den braunen Untergrund der anzufertigenden Zehnguldennote zu bilden. Adler hat das von Goldammer zugestandene bestätigt und weiter angegeben, daß er sich mit Lederer, einem Bauer namens Pschorn in Weidmesgrün, mit einem Agenten Löw und einem ihm dem Namen nach unbekannten Schlosser in Karlsbad zur Anfertigung falscher österr. Zehnguldennoten verbunden und zu diesem Zwecke bereits zirka 9000 Mark beigesteuert hätte. Es wurde am 15. Feber 1901 in den von Bad-Elster, 17. Mai. Ein schwerer Unfall ereignete sich am Himmelfahrtstage nachmittag gegen 5 Uhr in der Nähe vom Hotel „Reichs- verweser“. Von der Wilhelmshöhe her kamen eine Anzahl Radfahrer, Mitglieder des Rad- fahrervereins „Sturmvogel“ aus Plauen. Als einer der Radier, Herr Gerichtsvollziehergehilfe Perner aus Plauen, sich umsah, fuhr er an die Gartenmauer des Logishauses „Wartburg“ an und kam zu Fall. Herr Perner lag mit schweren Verwundungen, blutüberströmt, besin- nungslos am Boden. Er erlitt einen Bruch des linken Vorderarmes, außerdem war ihm der Daumen der linken Hand ausgerenkt. Da er heute Freitag morgen im hiesigen Krankenhause noch besinnungslos lag, nimmt man an, daß er sich außer den vielen Hautabschürfungen und dem Bruch des linken Armes auch innerliche Verletzungen zugezogen hat. Die Banknotenfälscher vor dem Schwurgerichte. Eger, 17. Mai. Heute begann vor dem hiesigen Schwurge- richte die mit Spannung erwartete Schwurge- richtsverhandlung gegen die Banknotenfälscher, welche sich aus den verschiedensten Ständen rekrutieren und deren von uns seinerzeit gemel- dete Verhaftung großes und berechtigtes Auf- sehen erregte. Wohl ist es den Beschuldigten nicht gelungen, die Früchte ihres schwer ver- pönten Thuns einzuheimsen, denn nachdem die erste Probe der gefälschten Zehnguldennoten mißglückt war, schritten sie, mit weit besseren technischen Hilfsmitteln ausgerüstet, zur Her- stellung einer neuen Ausgabe, welche derart gelungen ist, daß die Anklageschrift sie „eine bedeutende Gefahr für das öffentliche Interesse“ nennt — aber als die „Genossen- schaft“ sich schon für ihre jahrelangen Vorar- beiten im Geiste belohnt sah, ereilte sie das Verhängnis! Und vor dem Verhängnis schützte sie auch der Umstand nicht, daß sie sich durch einen feierlichen Schwur gegen Verrath gesichert glaubten — mußte doch jeder in den Bund Neueintretende bei brennenden Kerzen einen feierlichen Schwur ablegen, die Geheimnisse der Gesellschaft nicht zu verrathen. Gewinn ergab sich für keinen der Angeklagten, welche zum Theile recht beträchtliche Geldopfer gebracht hatten! dafür haben sie sich die Aussicht auf schwere Kerkerstrafen und Zerrüttung ihres ge- schäftlichen und Familienlebens eingetauscht. — Die Verhandlung dürfte wahrscheinlich sechs Tage dauern. Die Angeklagten sind folgende: Josef Zinner, 21 Jahre alt, Buchdrucker- gehilfe in Fischern bei Karlsbad; Rudolf Selinger, 28 Jahre alt, Agent in Weipert; Alfons Arthur Auerbach, 35 Jahre alt, Graveurgehilfe; Franz Brennich, 67 Jahre alt, Oekonom in Werksgrün; Bernard Lederer, 38 Jahre alt, Agent in Fischern bei Karlsbad; Josef Pschorn, 35 Jahre alt, Oekonom in Weidmesgrün; Oskar Zinner, 46 Jahre alt, Schneider und Photograph in Neudek; Wenzl Kraus, 49 Jahre alt, Lederzurichter in Abertham; Ach vormals Gemeinde-Zeitung für Asch und Umgegend.
Dateiname: 
ascher-zeitung-1901-05-18-n58_2425.jp2