Text auf der Seite 5
Text:
29. August 1893
„Karlsbader Badeblatt und Wochenblatt“ Nr. 196
Sette 5
983
Bitto die fchutziarke zu
benehten!
Natürliches
Karlsbader
tudel-Salz
in Päckchen.
Die zur grösseren Bequemlichkeit des P. T. Cur-
publikums im städt. Sprudelsalzwerke hergestellten
Gramm-Pächchen Sprudelsalz (krystalil-
slert und pulverförmig) tragen das � Karlsbader
ütadtwappen als Schutzmarke und sind
zum Preise von 5 Kreuzern in allen hiesigen Ver-
schleisstätten erhältlich.
Das pulverförmige Sprudel-Salz gelangt auch
In Schachteln von je 10 Päckchen à 5 Gramm
zum Preise von 50 kr. zum Verkaufe.
karlshader klineral-Wasser-Uersendung
Löbel Schottländer.
Lebensstellung.
Ein alleinstehender christlich gesitteter Herr, Weingroßhändler in Dresden,
vierziger, groß und stark, wünscht eine Dame auch Witwe mit Kind, als
Repräsentantin zu engagieren, welche sich mit 20.000 Mark an feinem absolut
sicheren Geschäft als Commanditistin mit Gewinnantheil betheiligt. Sicher-
stellung des Kapitals wird gewährt, auch ist spätere Heirat nicht ausgeschlossen.
Offerte sub »A. Z. 25« Dresden.=A. hauptpostlagernd erbeten. 2488�1
Stadler's Gasthaus.
der Marlenbad-
Station Wauten
Stadler's Gasthof, neu erbaut, wunderschöne Gartenanlagen,
in geschützter Lage, im Süden offen, gegen Nord und West
geschützt, an der Tepl gelegen, unmittelbar am Bahnhof,
ca. 3/4 Stunden nach Einsiedl, wunderbare Fernsicht.
Gelegenheit zur Jagd und Fischerei.
Es empfiehlt sich den Weg von Petschau aufwärts zu machen, derselbe
ist von Unterhammer aus durch weisse Pflöcke markiert.
Eorellen.
Vorzügliche Verpflegung.
1759.
Bitte die Schutzmarke zu
beachten!
Hochachtend
Tranz Stadler, Bester.
BALX
der
Gastwirts-Gohilfem
(arrangiert vom Koch- und Gastwirtsgehilfenverein)
findet am 31. August 1. J. in den grossen Sälen
des Kurhauses statt.
Dem Balle geht ein specielles
Solisten-Coneert
voraus. Dirigiert von Herrn Musikdirector A. Labitzky
selbst, und welches für Kunstkenner und Musikfreunde von
besonderem Interesse sein wird.
Anfang des Concertes um 8 Uhr.
Ein eventuelles Reinerträgnis wird zu wohlthätigen Zwecken
innerhalb der Gehilfenschaft verwendet.
2559
Um zahlreichen Besuch bittet
Jahreswohnung.
Vier Zimmer und Zubehör im Hochparterre oder ersten Stock von
kinderloser Partei zu mieten gesucht.
Offerten mit Preisangabe erbeten sub „A. Z. Karlsbad“
2560
Hauptpost restante.
Elektrische Bahn
Schandau-Wasserfall.
Haupt-Ausgangspunkt aller Partien in der sächsischen Schweiz.
Betriebsdauer von Anfang April bis Ende September.
Regelmässiger Anschluss an den Zugsverkehr in Schandau-Bahnhof.
Das Comité.
α25
Doch Emilio ist ganz von seinen Gedanken
beherrscht.
„Nein, nein — ick nicht will!“ schreit er
wüthend. „Ick mir werde erbitten die permissione
— das Erlaubnis von die Fräulein Else — ich die
Fräulein werde schützen — ja, ich schützen —“
„Was? ... Drohungen?“ fällt Rolfs spöttisch
ein, indem er stehen bleibt und sich nach Emilio
umwendet. „Langsam, lieber Freund! Langsam!“
„Ick nicht kann sein langsam. Con furiosoi“
„Ich glaube gar, Sie stad ein Othello,“ lacht
Rolfs, dessen überlegene Ruhe merkwürdig gegen
die leidenschaftliche Erregtheit des Südländers absticht.
„Si, 8i, ja — ick sein ein Othello! Ich kämpen
für Else — für Else mia!“
Rolfs hat sich schon wieder der Thür zugewandt.
„Beruhigen Sie sich, Sie südlicher Bullen-
beißer,“ bemerkt er mit verletzender Ironie. „Be-
ruhigen Sie sich, und trinken Sie einen Schoppen
Wein dazu! Addio!“
Damit ist er auf der Terrasse verschwunden.
„Diavolo! Maledetto!“ knirscht Emilio,
wüthend hinter ihm her gestikulierend. „Das sein
eine impertinente Mensch, eine schmutzige Mensch!
Veritablemente — eine sehr schmutzige Mensch!“
Wie um der in ihm kochenden Wuth Herr zu
werden, beginnt er, haftig im Saal hin und her
zu laufen, dabei heftig gestikuli rend und unver-
ständliche italienische Worte vor sich hin murmelnd.
So trifft ihn Else, welche den Kopf durch die
Thür steckt, um zu sehen, ob der lästige Anbeter
sich entfernt habe.
„Herr Doktor!“ ertönt gleich Aeolsharfen ihre
liebliche Stimme hinein in das Sturmgebraus, das
in dem Herzen Emilios tobt.
Der Italiener fährt zusammen.
„Herr Doktor!“ wiederholt Else sanft. „Was
ist Ihnen?
Verzweifelt fährt sich Emilio durch die Haare.
„Ich — ich sein sehr erregt, Fräulein Else,
sehr erregt. Ich es Ihnen nicht kann sagen. Wenn
ick so erregt, dann ich sprechen Deutsch noch viel
schlechter — jo, viel schlechter.“
„Was hat es denn gegeben?“
Ewilio blickt schweigend und mit sich kämpfend
vor sich nieder.
„Wollen Sie es mir nicht sagen?“ dringt sie
liebreich auf ihn ein.
„Doch, doch!“ flößt er mühsam hervor. „Es
gegeben (hat eine Streit! Eine große Streit!“
Ja Elses Augen blitzt es auf. Sie beginnt
zu verstehen.
„Mit Herrn Rolfs?“
„Si, si, ja — gestreitet mit ihm selbst!“
„Das thut mir leid. Weshalb denn?“
„Ich es Ihnen nicht kann sagen. Ihner,
Fränlein Else “ er blickt ihr fest in die Augen
„nein!“
In Elses Herz ist selige Ruhe eingezogen.
Jeder Zweifel, jede Erregung geschwunden. In
ihrer Seele summt's wie Frühlingsläuten.
Ganz zart und leise berührt sie Emilios Hand
und führt ihn behutsam, wie ein kleines Kind, an
einen Tisch. Hier setzt sie sich nieder. Zögernd
nimmt Emilio ihr gegenüber Platz
„Warum wollen Sie es gerade mir nicht sagen?“
beginnt sie eindringlich. „Bin ich nicht Ihre kleine
Lehrerin? Ihre Freundin? ... Weshalb haben
Sie sich gestritten?“
Neue Pause, während welcher Emilio schweigend
vor sich hin blickt....
„Für mich?... Um meinetwillen?“ frag
sie abermals.
„Si, si, ja — um Sie-etwillen!“ fährt Emilio
hastig auf.
„Allo um meinetwillen war der böse Streit!
Was habe ich denn verbrochen?“
Fast entsetzt hbt Em lo die Hand.
„O, Sie, Fräulein Else — nichts — gar
nichts. Aber —“
„Aber?“ wiederholt Else weich.
�Ich Sie nicht kann sehen lustik mit diese
Monsieur Rolfs,“ ruft Emilio zornig, seine ganze
Verachtung auf den Namen des verhaſsten Neben-
buhlers legend.
„War er denn so lustig mit mir?“
„Si, si, ja — er stets Ihnen nachgeht.
Gestern abend auf die Fest, in die Garten, an die
Rhein — und jetzt in diese Saal!“
Glücksel ges Lächeln leuchtet in Els 8 Antlitz auf.
„Aber haben Sie nicht bemerkt, daſs ich ihn
immer abwehre, zurückweise, von ihm fortgehe?
fragt sie leiser.
(Fortsetzung folgt.)
Dateiname:
karlsbader-badeblatt-1899-08-29-n196_2965.jp2