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17. Juni 1897
Karlsbader Badeblatt und Wochenblatt“ Nr. 137
Seite 5
putze. — 1 Fingerhut mit rothem Stein von Silber. —
1 Damen-Remontotruhr von Gold mit Doppelmantel,
graviert, Monorgramm F. R., mit langer goldener Pan-
zerkette und als Anhängsel ein silberner Chinese. —
1 Damenschirm von schwarzer Seide mit dunklem, etwas
gebogenem Griff. — 1 Broche, klein, Perlmutter in Gold-
fassung mit einer Taube.
Gefunden:
1 Damenuhr. - 1 Packet mit Inhalt. — 1 Damenuhr.
Zeit. Die Deutschen meint er, werden immer auch
als Fac iöse eine große Reihe von Freunden in
den wichtigsten Stellen haben, denn der altöster-
reichischen Tradition ist immer noch selbst der
oxcessivste Deutsche angenehmer als der fügsamste
Tscheche. Die Erben dieser Tradition vermögen
sich ein anderes, nur ein deutsches Oesterreich gar
nicht vorzust llen. Graf Badeni ahnt beispielsweise
vielleicht gat nicht, daſs sich mindestens 90 % der
Ministerialbeamtenschaft öffentlich und insgeheim
zur Obstruction bekennen. Ueber die Ausgleichs-
absichten, der Regierung äuß rt sich der Politiker, man
glaube, daſs sich die Deutschen zufriedenstellen werden,
wenn die Tschechen von der in den Sprachenver-
ordnungen enthaltenen Forderung abstehen, daſs
jeder Beamte in Böhmen und Mähren beider Landes-
sprachen mächtig sein muss, und wenn die Tschechen
zugeben, daſs bei jeder Behörde in größeren deutschen
Bezirken nur so viele der tschechischen Sprache
kundige Beamte angestellt werden, als der Bedarf
des Materials erheischt. Dafür sollen den Tschechen
andere sprachliche Vortheile, insbesondere was die
zweite Instanz betrifft, zugestanden werden; ferner
sollen zur Befriedigung der Tschechen in das nächst-
jährige Budget Beträge zur Verstaatlichung des
Troppauer Gymnasiums und zur Etrichtung einer
tschechischen Universität und einer tschechischen
Technik in Mähren eingestellt werden, und außer-
dem soll die Regierung bereit sein, den Ländern
den ganzen Ertrag der Grundsteuer abzutreten und
den Landessonden ständig ein gewisses Proc nt aus
dem Ertrag der übrigen directen Steuern zuzu-
weisen. Endlich wäre sie auch bereit, dem Kaiser
die Ernennung eines tschechischen Ministers zu em-
pfehlen. Selbstverständlich müssten die tschechischen
Abgeordneten dafür den Deutschen in Böhmen die
nationalen Kurien bewilligen. Soviel glaube Graf
Badeni durchzusetzen. Sollte er sich täuschen, so
werde er abtreten. Was dann geschehen werde,
wisse Niemand. Soviel sei sicher, daſs ein Mini-
sterium der Linkea nicht berufen werden würde.
Höchstwahrscheinlich würde ein Ministerium daran-
kommen, in welchem die tschechischen Feudalen die
erste Geige spielen würden. Aber man würde sich
täuschen, wenn man annehmen wollte, daſs diese
den Versuch einer föderalistischen Reconstruction
des Reiches machen würden. Sie würden wie
seinerzeit die Coalition antworten, daſs sie eine
böhmische Frage nicht kennen. — Die „Nar. L.“
bemerken hiez“, daſs nach den Ereignissen der
letzten Tage die tschechischen Vertreter wohl kaum
in der Sprachenfrage einem kleineren Ausmaß der
Rechte zustimmen werden, als in den Sprachen-
verordnungen bemessen ist. „Wenn Graf Badeni“,
schließt das jungtschechische Blatt, „auf einen Er-
folg einer deutsch-tschechischen Conferenz vertraut,
so ist das zwar ein rosiger Traum, aber doch nur
ein Traum“.
Wien, 16. Juni. Der Kaiser ist heute um
10 Uhr Vormittag aus Bruck hieher zurückgekehrt.
Wien, 16. Juni. Die im Hochverrathspro-
zesse Angeklagten wurden vom Verbrechen des Hoch-
verrathes freigesprochen, dagegen wegen des Ver-
brechens der Ausspähung Bartmann zu fünfjähri-
gem, Waniczek zu zweijährigem schweren Kerker
verschärft mit Fasten verurtheilt.
Wien, 16. Juni. Der Leichenfeier von Char-
lotte Wolter wohnten der Obersthofmeister des
Kaisers Fürst Lichtenstein, Generalintendant Baron
Bezecny, Bürgermeister Dr. Lueger, die gesammte
Kunstwelt und ein zahlloses Publikum bei. Grab-
reden hielten Director Burckhard, Sonnenthal,
Oberregisseur Stoll und Ferdinand Groß, letzterer
namens der „Concordia.“ Unter den Kränzen
befand sich auch ein solcher vom Fürsten von Bul-
garien.
Vndapest, 16. Juni. Das Abgeordnetenhaus
setzte die Genéraldehatte über den Gesetzentwurf
betreffend die Landwehr-Erziehungs- und Offiziers-
Bildungsanstalten fort.
Sosta, 16. Juni. Das Fürstenpaar sowie
die Prinzen Borts und Cyrill und Prinzessin
Clementine begeben sich heuer nach St. Anial
in Ungarn, wo beide Prinzen mit Prinzessin
Clemenkine den Sommer verbringen werden.
Samslag reist das Fürstenpaar zu den Jubiläums-
feierlichkeiten nach London ab. Auch der britische
Vertreter in Sofia reist nach London ab.
Bozen, 16. Juni. Während der Vorstellung
im Theater in Ala stürzte in Folge der Ungeschick-
lichkeit eines Schauspielers eine Lampe auf den
Boden. Das brennende Petroleum verursacht:
einen Bühnenbrand, der glücklicher Weise Dank
der Besonnenheit der Zuschauer rasch gelöscht
werden konnte, ohne daſs eine Panik entstand.
London, 16. Jun. Dem Reuter'schen Bureau
wird aus Funchal gemeldet: Obgleich die Gesund-
heit Barnalos, welche bei der Abfahrt von Kap-
stadt unbefriedigend war, sich während der Reise
gedessert zu haben schien, wurde Barnato doch stets
beobachtet. Gestern nachmittags erging Barnato
sich am Arme eines Passagiers auf Deck; Barnato
fragte nach der Zeit und riss sich, ehe eine Ant-
wort erfolgt war, vom Arme des ihn begleitenden
Passagiers plötzlich los und sprang über Bord.
Der vierte Off cier sprang sofort nach, doch war
die Rettung wegen hohen Seeganges unmöglich
Die Leiche wurde später aufgefunden und wird
nach Eugland gebracht werden.“
Paris, 16 Juni Abends platzte vor der
Straßburgstatue auf dem Corcordeplatz eine Bombe.
Niemand wurde verletzt.
Potsdam, 16. Juni. Kaiser Wilhelm ist um
acht Uhr morgens zur Jubiläumsfeier seines Leib-
regimentes nach Liegnitz abgereist.
Hamburg, 16. Juni. Der „Hamb. Corre-
spondent“ meldet aus Berlin, daſs die Ernennung
des Contreadmirals Tirpitz zum Staatssecretär des
Reichsmarineamtes gestern vollzogen wurde.
Berlin, 16. Juni. Der „Localanzeiger“ mel-
det, daſs Herr von Tausch einen sechswöchentlichen
Urlaub erhalten habe, den er in seiner bairischen
Heimat zu verbringen gedenkt.
Paris, 16. Juni. Wie die „Agence Havas“
aus Larissa vom Gestrigen meldet, sollen die Türken
am Abend vorher auf der Otlayskette oberhalb der
neutralen Zone Kanonen placiert und hinter Ge-
büsche versteckt haben. Auch sei in das abgebrannte
Kloster Anaselitza Actillerie gelegt worden. Die
seit zwei Tagen von den Türken entfaltete Thätig-
keit ruse in Larissa Miſstrauen hervor. Eine Auf-
klärungscolonne sei bei Anbruch der Nacht in der
Ottschaft Uyssi bemerkt worden. Es herrscht un-
unterbrochen Regenwetter.
Constantinopel, 16. Juni. Nach einer Meldung
des Journals „Malomat“ habe Edhem Pascha eine
Proclamation erlassen, durch welche die abwesenden
Grundbesitzer in Thessalien aufgefordert werden,
innerhalb 2 Monate neue Besitzscheine einzuholen,
widrigenfalls sie ihres Besitzes verlustig würden.
Athen, 16. Juni, 11 Uhr abends: (Meldung
der Ag. Havas“.) Da sich Prinz Maurocordato
nicht nach England begeben kann, wird der griechische
Gesandte von Berlin Rhangabe, Griechenland bei
den Jubiläumsfeierlichkeiten der Königin Victoria
vertreten. —
Brüssel, 16. Juni. Der König begibt sich
nächster Woche von Ostende auf dem Seewege nach
Kiel, um daselbst den Regatten beizuwohnen.
Goeteborg, 16. Juni. Gestern nachmittags
brach in den Speichern von Sandvickens ein Feuer
aus. Große Vorräthe an Holz und Häringen sind
verbrannt. 8 Nachbarhäuser sind ein Raub der
Flammen geworden. Das Feuer war bis in den
späten Abendstunden noch nicht gelöscht.
Vom Büchertisch.
Von der Wiener Wochenschrift „Die Zeit“ ist soehen
das 141. Heft erschienen. Aus dem Inhalt desselben
heben wir hervor: Ministerielles Lebenselixir. Von K.
—Der Tausch-Procejs und das persönliche Regime.
Von Richard Mercarius. — Die Schlacht bei Nadudvar.
Von Dr. Hugo Ganz. — Zur Kritik der materialistischen
Geschichtstheorie. Von Dr. D. Pasmanik. — Entdeckungen
und Erfindungen. Von Leo Silberstein. — Eine neue
Geschichte von Florenz Von Richard Ehrenberg. — Die
österreichischen Nibelungen. Von Gustav Karpeles. —
Kunst und Leben auf Samoa. Von Richard Wallaschek.
— Die Schliersee'r. Von Hermann Bahr. — Die Woche:
„Ein officiöses Pflegekind der Großindustrie“. — Bücher.
.Revue der Revuen. — Feuerblumen. Von Paul Scheer-
bart — Abonnements auf diese Wochenschrift viertel-
jährlich 8 fl. = 5 Mark, nehmen die Post, alle Buch-
handlungen und die Administration, Wien IX/3, ent-
gegen. Einzelnummer à 30 tr. = 50 Pf. — Probe-
nummern gratis und franco.
Gesundene und verlorene Gegenstände:
Verloren:
1 Damenkragen von dunkelbraunem Stoff mit Ka-
Meteorologische Beobachtungen
des Herrn Prof. Aug. Fieger am städt. Kaiser Franz
Josef-Real- und Ober-Gymnasium vom 16. Juni 1897.
Beobachtungszeit:
nach. abds
Luftdruck auf 0° reduc. Barometerst.)
in Millimetern
Temperatur nach Celsius
Maximum der Temperatur..
Minimum der Temperatur
Dampfdruck in Millimetern
Relative Feuchtigkeit in Procenten 18
Bewölkung geschätzt nach Zehntheilen
der sichth. Himmelsfläche ....
Windrichtung...
-...
Niederschlag binnen 24 Stunden ..
122
725·4723.3
243
00
25·0
126
147
Kur-Jrequenz in Karlsbad
Am 16 Juni
wurden angemeldet
Vom Beginn des Jahres an
ergeben sich bis 16. Juni
1896
1897
Plus
oder
Minus
1896
1897
Plus
oder
Minns
Par-
teien
sonen
248
332
334
448
+86
+116.
12704
16645
13061
17024
+357
+379
Wiener särse vom 16 Juni 1897.
(Wiener officieller Coursbericht.)
102.20
Einheitliche Staatsschuld in Noten9
Einheitliche Staatsschuld in Silber88
Oesterreichische Goldrente .
Kronenrente 41/%
Ungarische Goldrente 4/2.
Kronenrente 4%
Oesterri-ung. Bank-Altien
Kreditaktien
ondta
Deutsche Reichsbintn. für 100 Mt. d. n 26.
0Mar-Stücke.
Zwanzig-Francs-Stücke
Italienische Banknoten
Rand-Dutaten.
102.25
123.25
100.90
123.20
79.90
9.58
379.60
119.50
58.65
11.73
9.511
45.15'
5.65
Dien, 16 Juni 1897. (Schlufs-Coure.)
Böhm. Westbahn —
102.20
Mairente
Oest. Kronenrente 10090
Paroubitzer.. —-
Silberrente10225
Elbethalbahn ... 266.—
Oest. Goldrente123.25
Böhm. Nordbahn. ——
Ung. Goldrente12320
Buschtiehr. Lit. — —
Ung. Kronenrente99.90
LtB547.—
Localbahnen —.
8der Lose ganze. 146.30
1860er Fünftel 160. —
Prag-Durer ——
Dux-Bodenbacher ——
1364er
189. —
Auſsig=Teplitzer
Credit-Lose.19860
1854er-Lose
Wiener Tramway 427. —
... 155.25
W. Communallose 167.25
Ofen-Fünstirchen. ——
Theißlose14070
Donaudampisch. Aci 476 —
Türtenlose
Floyd
.... —.
.. 5810
Creditactien37050
Tabataktien. 165.—
glan16050
Waffenfabrik325.-
Untonbank304.50
Alpine Mont.103.—
Einderbank.24350
Rima Mar....25450
Prager Eisenino.696.—
Ung. Creditbank406.-
Bankverein257.50
Westböhm. Kohl.133.—
Bodenkredit473.—
Nord. Böhm...
Brüter Kohl..259.—
Böhm. Unionhanl ——
Wiener Baugesenlic. —
Zivno8
.
Semberg-Czernowitz 287 —
20r9.5112
Staatsbahn .356—
Paris 47.55
Lombarden88.37
Zürich47.35
Graz-Köfl.—.—
Lond11950
Kordbahn.356.50
Deutsche Glätze5865
Nordwestbahn
Martscheine58.65
261.50
Erscomptesäne 3.25 4.—
Rubelcn
12687
ichtig für Diabetiker.
Chemische und mikroskopische Unter-
suchungen jeder Art, besonders eingerichtet
für Harnanalysen
übernimmt zu jeder Zeit zur genauesten und
billigsten Ausführung, das Chem.-pharm.
Laboratorium der
Mariahilf-Apotheke des J. Peter in Fischern,
nächst dem Bahnhofe-Karlsbad.
Omnibus-Verbindungen zu jeder Tageszeit. Kurzer
angenehmer Spaziergang.
Teiefon 312.
Dateiname:
karlsbader-badeblatt-1897-06-17-n137_6615.jp2
Porta fontium