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22. März 1896
„Karlsbader Badeblatt und Wochenblatt“ Nr. 68
Seite 5.
kerung, und umsomehr, als nun bereits wiederholt Diebs-
handwerkzeuge gefunden und beabsichtigte Einbruchsdieb-
stähle verhindert wurden. Es ist zwar noch nicht er-
wiesen, ob man es beim besagtem Raubanfall nicht mit
einem Simulanten zu thun hat, doch die Diebereien
nehmen überhand. Die Gendarmerie entfaltet eine sieber-
hafte Thätigkeit und wird es deren Bemühen hoffentlich
auch gelingen, der Bande das Handwerk zu legen.
Marienbad, 20/3. Vorige Woche durchschwirrten
wieder einmal Casino-Auferstehungs-Gerüchte unseren
Curort, und thatsächlich waren Unterhandlungen seitens
eines hier weilenden französischen Consortiums mit
mehreren Haus- bezw. Etablissementsbesitzern im Zuge.
Diese Unterhandlungen führten jedoch wie die „M. Z.“
schreibt, zu keinem Resultate — und die Franzosen sind
Samstag den 14. d. wieder heimgefahren. Bald wäre
den Herren bei dieser Gelegenheit ein kleines Malheur
passirt; sie vergaßen nämlich — Ironie des Schicksals!
— im Hotel ihre ca. 130,000 Francs enthaltende
Börse. Schon auf dem halben Wege zur Bahn erinnerten
sie sich dieses Umstandes und fuhren ins Hotel zurück-
wo sie ihre Barschaft an sich nahmen und dann noch
rechtzeitig den Zug erreichten. Wir glauben, daſs nun
mit der Errichtung eines Casinos in Marienbad endlich
einmal Ruhe werden sollte! Marienbad darf seinen
guten Ruf nicht auf's „Spiel“ setzen! Die Professoren
und Aerzte des Auslandes dürfen fürder nicht den
Patienten vor Marienbad, als einer Spielhöhe, warnen,
wie das bereits in vereinzelnten Fällen voriges Jahr,
wiewohl mit Unrecht, vorgekommen sein soll; Marzenbad
muſs ein Curort bleiben, dessen vorzügliche Waldluft-
dessen herrliche Lage und dessen natürliche Reize den
Curgast immer wieder nach Marienbad ziehen. Wir
brauchen die gesunde Ozonluft des Waldes und nicht
die Stickluft Monacos, und es ist Pflicht, vor allem der
Gemeindevertretung, wie jedes einzelnen Marienbaders,
den fremden Glücksrittern, die stets wieder von Neuem
den Versuch machen werden, Marienbad mit einem
„Casino“ beglücken zu wollen, energisch zu bedeuten:
„Hier ist kein Boden für Euch und es darf auch keiner
entstehen!“ — Es ist ja richtig, daſs selbst der schönste
Curori für die Vergnügungen seiner Gäste in ausgiebigster
Weise sorgen muſs, und es ist ferner richtig, daſs uns in
Marienbad der einem Weltcurorte dringend nothwendige
Cursaal fehlt — aber bevor ein Spielcasino das Rendez-
vous unserer Curgäste werden darf, muls der unentbehrliche
Cursaal geschaffen werden!
(Mittel, wodurch das Anlaufen der Fenster-
scheiben vermieden) bezw. vermindert werden soll
Man löse in 1 Liter 36 proz. Spiritus 55 Gr. Glycerin
auf, dem man, um einen angenehmen Geruch zu er-
zielen, etwas Bernsteinöl zufügen kann. Sobald die
Mischung wasserklar erscheint, wird mit derselben die
innere Fläche der Scheiben mittels eines Leders oder
Lappens' wiederholt abgerieben. — Oder man stelle
einige flache Gefäße mit dem sehr hygrostopischen Chlor-
calium (Calciumchlorid), welches alle Feuchtigkeit aus
der Luft begierig aufsaugt, in den betreffenden Räumen
auf. Das seucht gewordene Chlorcalium kann, wenn auf
dem Herd T. scharf getrocknet, immer wieder aufs neue
verwendet werden.
Berlin, 21. März. Der Kaiser hatte mit
dem italienischen Botschafter eine einstündige Unter-
redung.
Berlin, 21. März. Die Kaiserin Friedrich
wohnte der heutigen Eröffnung der Kochkunst-Aus-
stellung bei.
Rom, 21. März. Aus Afrika wird gemeldet:
Die Armee des Negus rückt vor. Adigrat dürfte
in der nächsten Zeit fallen. In der Festung liegen
1500 Mann von denen 400 krank sind. Auch an
Proviant soll es mangeln. Der Friedensschluss
scheint bevorstehend.
Paris, 21. März. Der Präsident Faure ver-
lieh dem Botschafter Graf Wolkenstein das Groß-
kreuz der Ehrenlegion.
London, 21. März. Das Unterhaus ver-
warf mit 288 gegen 145 Stimmen den Tadels-
antrag John Morleys wegen der englischen Politik
in Aegypten.
Wajhington, 21. März. Das Repräsentauten-
haus nahm mit 180 gegen 71 Stimmen einen Be-
schlussantrag an, durch welchen der Botschafter in
London Bayard wegen zweier in England gehaltenen
Reden, in welchen er die politischen Angelegenheiten
der Vereinigten Staaten besprach, gekadelt wird,
ferner einen Beschlussantrag, welcher ausspricht,
alle amerikanischen Vertreter im Auslande sollen sich
enthalten über politische und Parteiverhältnisse Reden
zu halten.
Bergamo, 21. März. In der Baumwoll-
spinneret in Ponte di Nossa brach gestern ein großer
Brand aus, welcher noch fortdauert. Das Waren-
magazin, enthaltend 40,000 fertiger Baumwollstoffe,
st bereits niedergebrannt. Der Schaden wird auf
11/2 Millionen Lire geschätzt. 1400 Arbeiter sind
brodlos.
Angekommene Kurgäste.
Herr Georg Starkmann, Privatier aus Oldenburg.
(Hygea)
Fräulein Lina Hulda Quack, Verkäuferin aus Zwicau
HHufeisen)
Herr Josef Freißler, Realitätenbesitzer mit Gemalin aus
St. Lorenzen in Steiermark
(Hotel österreichischer Hof)
Herr Otto Baensch, wirkl. geh.
Rath aus Berlin
(Hotel goldner Schwan.
Herr Jur.-Dr. Fritz Fraustadt, Amtshauptmann aus
Borna bei Leipzig“
Kaffeebaum)
Herr Dr. Anton Kulhánek aus Prag
(Philadelphia)
Herr Otto Quick, Restaurateur aus Dresden
(Hotel Paradies.)
Herr Bernhard Wappler, Klempfner aus Wilkaui. S.
(Korfu.)
Herr Colomann von Rimanoczy, Architect mit Tochter
aus Nagyvarad,
Herr Eduard Rimanoczy, Forstbeamter i. P. aus Nagy-
(Hotel National.)
varad
Herr Martin Winkler, Gymnasialprofessor i. P. aus
(Nr. 11.)
Baden bei Wien
Herr Karl Seitz, Kammerdirector mit Sohn Wolf aus
(Hotel Post)
Carolath in preuß. Schlesien
Herr C. Hiddingh aus Wassenaar in den Niederlanden.)
(Königs-Villa)
Herr Dr. Gustav Puſch, Professor aus Dresden, und
Herr Franz Praetorius, Professor aus Halle a. Saale.
(Marktbrunn)
Börse.
Wien, 21. März 1896. (Schluſs-Course
Nordwestbahn
282.50
.... 100.90
Mairente
Böhm. Westbahn
Oest. Kronenrente . 100.95
Silberrente8
Pardubitzer .... 21875
..100185
Elbethalbahn284.25
Oest. Goldrente .122.45
Böhm. Nordbahn . 268.—
Ung. Goldrente12190
Buschtiehr. Lit. A.
Ung. Kronenrente9890
per Cassa
Buschtcr.Lit.B53650
1860er Lose ganze. 148. —
Lokalbahnen ...206.-
1860er „
Fünftel 15775
Prag-Duxer...
uig-Teltz1680. —
. 19550
Tredit-Lose..202.—
Wiener Tramway 456.—
1854er-Lose151.—
Ofen-Fünftirchen
W. Communallose 168. —
Donaudampfsch.=Aci 459. —
Theißlose143.50
Lloyd...456
Türkenlose 58.30
Tabataktien.181.50
Creditactien ..375.—
Waffenfabrik
Anglobank.. 171.—
Alpine Mont.. 82.10
Unionbank 30825
Rima Mur...23950
Gänderbank 247.-
Prager Eisenind. —
Ung. Creditbank .412.-
Westböhm. Kohl.. 142.—
Bankverein143.50
Brüxer Kohl...—
Wiener Baugefellich :
Bodenkredit464.
Böhm. Unionbank 182.—
0FracSt9.56
Zivno...
. —. —
Paris 47.77
Lemberg-Czernowitz 293.—
Zürich47.52
Staatsbahn ——
London..12050
Lombarden. 97.—
Deutsche Plätze 58.90
Markscheine5887
Graz-Köfl.. ——
Nordbahn343.—
Rubeen1277.5
Escomptesätze 3.75 4.25.
Berlin, 21. März.
Rubel 217.—?
1864er
Kreditaktien 234.50., russische
Foulard-Seide 60 kr.
bis fl. 3.35 p. Met. japanesische, chinesische etc. in den
neuesten Dessins und Farben, sowie schwarz, weiße und
farbige Henneberg=Seide von 35 kr. bis fl. 14.65 p. M.
glatt, gestreift, farriert, gemustert, Damaste etc. (ca.
240 versch. Qual. und 2600 versch. Farben, Dessins etc.)
Porto- u. steuerfrei in's Haus. — Muster umgehend. —
Doppeltes Briesporto nach der Schweiz.
Seiden-Fabriken G. Henneberg () Zürich
Prömiirt
TEPU7Z 1895
tδεr GOιDενE� DALLE.
Von Capacitäten anerkannt, bis jetzt unüber-
troffene Waschseife.
Ueberall zu haben.
Telefon-Nummer 224.
Telegramme
Wien, 21. März. Der Kaiser empfing vor-
mittags den Ministerpräsident Banffy in Privat-
audienz.
Wier, 21. März. Der Budgetausschuss
nahm unverändert in der Specialdebatte der gestrigen
Abendsitzung die ersten 8 Paragraphe der Regie-
rungsvorlage betreffend die Versorgungsgenüsse der
Staatsbediensteten an, nachdem der Finanzminister
wiederholt in die Debatte eingegriffen. Der Wahl-
reformausschuss wählte Götz mit 20 Stimmen zum
Referenten über die Wahlreform; Dipauli erhielt
8 Stimmen, 2 Stimmzettel waren leer.
Wien, 21. März. Das Abgeordnetenhaus
nahm den Antrag Ruß auf Zuweisung der Ge-
richtsbezirke Landskron, Grulich, Rokitnitz zum
Wahlbezirke Trautenau und des Bezirks Friedland
zum Wahlbezirke Reichenberg an. Der Minister
Rittner stimmte dem Antrage zu.
Wien, 21. März. Die Verhandlungen be-
treffs Erneuerung des Ausgleiches wurden heute in
gemeinsamer Conferenz der österreichisch-ungarischen
Minister zum Abschlusse gebracht. Die definitive
Feststellung für beide Parkamente bestimmten Re-
gierungsvorlagen wird unmittelbar nach den Oster-
feiertagen in Budapest erfolgen. Die ungarischen
Minister reisen morgen nach Budapest.
Gradiska, 21? März. Herrenhausmitglied
Graf Wilhelm Pace ist gestorben.
Bar-
teien
Per-
sonen,
Kur-Jrequenz in Karlsbad.
Ausweis des städtischen Meldeamtes vom
21. März 1896.
Am 21. März
wurden angemeldet
Vom Beginn des Jahres an
ergeben sich bis 21. März
1895
Minus
Plus
1896
1895
1896
Plus
oder
Minus
221
297
+ 76
257
351
+94
Westphäler,
Prager Schinken
und
Kalter Aufschnitt, Mittags und
Abends vorzügl. warme Küche,
Pilsner und Münchner Bier,
Altdeutsche Weinstuhe,
Hotel „Erzherzog Carl“.
Meteorologische Beobachtungen der Station Karlsbad.
orange
Breite =
418m.
Datum
Mitilerer
Ditilere
Derperatur
Temperatur
arn.
Mittlerer
Duntr“a
Mittlere
Feuchtigkeit
Vorherrschende
Mittlere
Bewöltung
Niederschlag
gemessen
13. März
14. „
15. „
16. „
17. „
19. „
721'8
7241
725·3
7267
7241
723·5
—0·5
6·3
6·3
110
118
—2.3
—4 6
Der Luftdruck (auf 9° reduzirten Barometerstand), der Dunstdruck und der Niederschlag sind in mm., die Tem-
peratur ist nach Celsius angegeben. Bei der Bewölkung bedeutet 0 ganz heiter, ganz bewolkt.
6. w.
Karlsbad, am 20. März 1896.
18.
Dateiname:
karlsbader-badeblatt-1896-03-22-n68_2915.jp2
Porta fontium