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Karlsbader Badeblatt Nr. 27 am 31. Mai 1893.
(Vielleicht doch!) In den letzten Tagen
weilten einige hohe Funktionäre des Postdeparte-
ments im Handelsministerium hier, die das hiesige
Post- und Telegraphenamt inspicirten Dieselben
werden sich gewiß wieder überzeugt haben, daß Herr
k. k. Oberpostverwalter Stokitsch sein ihm unter-
stelltes Amt in musterhaftester Ordnung führt —
aber es soll die Anwesenheit der Herren auch mit
dem Zwecke verbunden gewesen sein, die Frage der
Errichtung eines geeigneten Postgebäudes neuer-
dings in Erörterung zu ziehen. — Es wäre wirk.
lich wünschenswerth, wenn diese Angelegenheit
endlich eine befriedigende Erledigung fände.
(Im Café „Park Schönbrunn“ fin-
det am heutigen Nachmittage von 4 bis 6 Uhr
wieder ein Entrée-Konzert der Kurkapelle statt,
dessen Programm die Leser an anderer Stelle
dieses unseres heutigen Blattes veröffentlicht finden.
(Ein Curiosum) wird uns von einem
Spaziergänger mitgetheilt, das derselbe in Engel-
haus angekroffen, wohin' er sich vor einigen Tagen
in Gesellschaft begeben hatte, um die dortige Ruine
zu besichtigen. — Dabei passirte es den Ausflüglern,
daß beim Ersteigen des Berges ihnen ein Mann
den Weg vertrat und per Person eine Abgabe von
fünfzig Kreuzern forderte. — Die erstaunte Gesell-
schaft fragte wofür der Obolus zu entrichten sei
und erhielt dafür zur Antwort, das Geld werde
im Auftrag des Herrn Grafen eingehoben, weil
die Erhaltung der Ruine zu kostspielig sei. —
Die Gesellschaft fand diese Antwort für etwas
sonderbar, hätte natürlich für die Engelhäuser Orts-
armen, für den Kirchenbaufond oder sonst einen
guten Zweck eine Gabe gerne geleistet, aber fünfzig
Kreuzer per Person dem Herrn Grafen für die
Ruinen-Erhaltung zu zahlen, mochten die Gäste
doch nicht und zogen vor umzukehren. — Jedenfalls
wird es für Engelhaus kein Vortheil sein, wenn
die hier besprochene Praxis ausgeübt wird.
(Böhmerwald-Passionsspiele.) Seit einem
Jahrhunderte sind in dem Böhmerwaldmarktflecken Höritz
die Passionsspiele heimisch. Auf Veranlassung des Deutschen
Böhmerwaldbundes werden diese Passionsspiele im großen
Maßstabe heuer das erstemal in einem geräumigen, auf
Kosten des Deutschen Böhmerwaldbundes hergestellten
Spielhause, dessen Zuschauerraum 1500 Personen faßt,
aufgeführt. Der Bau desselben ist bereits fertiggestellt
und erübrigt nur noch die vollständige Einrichtung der
elektrischen Beleuchtung und die Aufstellung der großen
Orgel, um mit den Darstellungen beginnen zu können.
Am 15. Juni l. J. findet die Eröffnungsvorstellung statt.
Es dürfte nicht nur die Ausstattung und die prachtvollen
Kostüme für jedermann eine Ueberraschung bieten, sondern
auch das Schauspiel selbst dem Kunstfreunde und Kunst-
verständigen einen Genuß bereiten. Bereits seit dem
Herbste des vorigen Jahres wurde von mehr als 300 Dar-
stellern zu diesen großen Aufführungen fleißig geübt und
zeigen alle Spieltheilnehmer — durchaus nur Bewohner
von Höritz — den regsten Eifer, viel Talent und Geschick.
Das Schauspielhaus steht unterhalb einer Wallfahrts-
kirche auf einer Anhöhe östlich von Höritz. Der Zu-
schauerraum ist niedriger als das Bühnenhaus, dem auf-
steigenden Terrain angepaßt. Ringsherum bietet sich
dem Blicke eine schöne Wald- und Gebirgslandschaft. Es
wird um das Schauspielhaus ein Park angelegt, der in
seiner Fortsetzung mit den nahen Waldungen verbunden
wird. Ein eigenes Comité sorgt für die Beherbergung
der Fremden. Dasselbe hat für Betten und Zimmer in
Privathäusern bestens vorgesorgt. Von Budweis aus
kann Höritz mit der Budweis-Salnauer Bahn sehr be-
quem erreicht werden und beginnen die Aufführungen
nach Ankunft der Morgenzüge um 10 Uhr Vormittags.
Die Vorstellungen dauern einschließlich einer zweistündi-
gen Mittagspause bis gegen 6 Uhr Nachmittags, so daß
die Rückfahrt mit den Abendzügen erfolgen kann. Nicht
nur aus Oesterreich, sondern insbesondere aus Deutschland
und auch außer deutschen Gebieten laufen bereits viel-
fach Anfragen ein. Dieses Unternehmen des Deutschen
Böhmerwaldbundes verspricht der Böhmerwaldbevöllerung
vielfache Erfolge zu bringen, da der Fremdenverkehr
durch diese Veranstaltung gewiß sehr gehoben wird.
Freudenstadt im württembergischen Schwarzwald.
(Sommerfrische und Kurort) Zu den schönsten und ge-
sündesten Kurorten des Schwarzwaldes gehört unstreitig
das malerisch inmitten herrlicher Tannenwaldungen und
üppiger grüner Matten 2600 Fuß über dem Meere ge-
legene Freudenstadt. Das an der Eisenbahnlinie Stutt-
gart-Offenburg-Straßburg liegende Städtchen mit 6500
Einwohnern ist sowohl von Stultgart als Straßburg aus
in 21/2 Stunden zu erreichen und bietet einen vorzüglichen
Frühlings-, Sommer- und Herbstaufenthalt für Kranke
und Erholungsbedürftige. Die Verpflegung in den Gast-
höfen ist eine anerkannt vorzügliche bei mäßigen Preisen
und bietet namentlich das inmitten eines großen eigenen
Parkes herrlich gelegene Schwarzwaldhotel, das wie schon
voriges Jahr, so auch dieses Jahr wieder durch den Besuch
Ihrer Königl. Majestäten von Württemberg ausgezeichnet
wurde, einen herrlichen Aufenthalt dar; ein vortreffliches
Quellwasser und eine renommirte Milchwirthschaft sind
schätzbare Zugaben des Kurortes. Das sehr rührige Kur-
Comité sorgt in ausgiebigster Weise für Ruhebänke, Tische,
Wegweiser u. s. w., auf den wohlgepflegten Wegen, welche
sich stundenlang eben durch dichte Tannenwaldungen hin-
ziehen; für die schönsten Gebirgstouren ist reiche Gelegenheit
geboten durch die Nähe des Kniebis, des Murgthals.
Kinzigthals, Schapbachthals, der Bader Rippoldsau, Gries-
bach, Petersthal, Freiersbach, Antogast, der Klosterruinen
von Alpirsbach und Allerheiligen. Ein Fremdenlesezimmer
im Ort, Waldfeste, Kurmusik liefern den nöthigen Unter-
haltungsstoff; durch die im Charakter des Schwarzwälder
gelegene Höflichkeit der Eingeborenen fühlt sich jeder Fremde
auf's Wohlthuendste berührt. Ein kürzerer oder längerer
Aufenthalt in dieser idyllischen Schwarzwaldstadt wird
gewiß jedem Freunde der Natur eine nachhaltige Be-
friedigung gewähren.
(Distanz-Marsch Berlin-Wien.) Montag Früh
begannen 15 Dauerläufer in Berlin den geplanten Distanz-
marsch nach Wien. Es war eine kuriose Gesellschaft, selt-
sam gekleidet und noch seltsamer und verschiedenartiger mit
Genußmitteln und anderen Dingen ausgerüstet. Ein Arzt
aus Wien führt viel Verbandsmaterial, ein Skizzenbuch
und zwei Glasgefäße mit sich, behufs Aufbewahrung des
Urins zur späteren Untersuchung. Der Vegetarismus
wurde durch drei Dauerläufer vertreten. Die originellste
Gestalt war der „Naturmensch“ Georg Drütschel aus
Lichtenfels, mit langem schwarzen Haar und asketischen
Gesichtszügen. Er trug nichts weiter wie Joppe, Hose,
und Schuhe, d. h. weder Hemd noch Strümpfe. Einen
Hut führte er zwar mit, hielt ihn aber nur in der Hand.
Seinen geringen Mundvorrath barg eine Couriertasche.
Die beiden anderen Vegetarier, der Magdeburger Kultur-
ingenieur und der Leipziger Architekt, hatten gleiche Aus-
rüstung gewählt, sie erschienen in grauem Trikotstoff und
Luffahut, der Magdeburger trug Sandalen, die dem Sand
und Kies freien Eintritt gewährten, der Leipziger hatte
Schuhe angezogen. Beide hatten den Rücken mit einem
mächtigen Tornister beschwert, der die Nahrung für
mehrere Tage enthielt. Der Magdeburger hat wesentlich
frisches Obst, Nüsse und Datteln, sowie Fruchtbrot, ein
Gebäck mit Rosinen und Datteln eingepackt. Der Tornister
wog 11 Pfund, der Mann 111 Pfund. Der Leipziger
führte selbstgebackenes Schrotbrot aus selbstgeriebenem Ge-
treide und frisches Obst im Tornister, er selbst wog
13412 Pfund, sein Gepäck mit Einschluß einer Decke
12 Pfund. Beide Herren waren sehr zuversichtlich, der
Leipziger will in den letzten vier Tagen des Trainings
je 90 bis 100 Kilometer zurückgelegt haben. Der Leichteste
von allen war der Buchdrucker aus Flöha, er wog nur
109 Pfund, er erschien ohne jedes Gepäck im Kammgarn-
röckchen, mit einer Feldflasche und mit einem Stöckchen
bewaffnet. Gleichfalls ohne Gepäck und sogar ohne Stock
und Schirm wanderte der Hallenser Arzt ab. Er trug
ein gewöhnliches Promenadenkostüm. Dem Gewichte nach
war er am schwersten, er hatte 164 Pfund. Eine recht
schneidige Erscheinung war der Major a. D. aus Osterode
in Ostpreußen. Sehniger Körperbau und militärische
Haltung machten ihn trotz des Alters zu einem recht aus-
sichtsreichen Bewerber. Auch er marschirt ganz ohne Gepäck.
„Freie Bildungsblätter.“
Schon bei ihrem
ersten Erscheinen und seither wiederholt, haben wir,
und die meisten deutschfortschrittlichen Zeitungen Oester-
reichs, selbst die großen Tagesjournale, diesen trefflichen
Monatsheften einen Geleitbrief gegeben. Diese Monats-
heste haben sich seither immermehr vervollkommnet, in
der günstigsten Weise entwickelt und ist es nur Wunder
zu nehmen, daß ein derartiges selbstloses und gemein-
nütziges Unternehmen auch seine Feinde hat, natürlich
nur im Kreise der Reaction, der Bildungsfeinde und der
Verdummungsliteraten. Das Maiheft und das soeben
zur Ausgabe gelangte Juniheft bieten besonders reichen
und mit feinem Takte gewählten Inhalt: Originalbei-
träge Sr. Erzellenz Freiherrn und wirkt. Geheimrath v.
Schwarz-Senborn in Wien, der Universitätsprofessoren
Dr. E. Reyer und Ludwig Fleischner in Wien, des
Herrn R. Ackermann, Redakteur der bekannten Wiener
Gewerbezeitung, des Geschichtsforschers Dr. M. Urban in
Gefundene und verlorene Gegenstände.
Verloren:
1 Buch „Führer durch Karlsbad“. 1 breiter goldener
Ring mit einem Stein (unten roth und oben grau)
1 goldenes Armband, Kette mit zwei Kreuzer-Anhängsel,
am Schloß der Name „Isabella“ eingravirt. 1 kleines
Portemonnaie, graues Krokodilleder, enth. cirad 10 20 kr.
1 gelbbraunlederne Brieftasche, enth. circa 10-15 fl.
1 Jettarmband. 1 brauner kleiner Hund mit Marke Nr. 140.
1 kleines Krenzchen aus Metall, grau oxidirt, mit silbernem
Kettchen, gravirt „1891 Komotan“, 1 Damenklagen, blaues
Tuch mit schwarzen Borten. 1 Note à 100 fl ö. W.
Gefunden:
1 Herrenhalstuch. 1 Handschuhknöpfer. 1 Cigarren-
tasche. 1 Ehering. 1 Zwicker. 1 Portemonnaie mit In-
halt. 1 Vistikartentäschchen. 1 Portemonnaie. 1 Geld-
taschchen. 2 Armbänder.
Anzeigen über verlorene und gefundene Gegenstände
sind im Polizeiamte, altes Fremdenhospitalgebäude. I. Stock,
Thür Nr. 3, zu erstatten.
Kur-Frequenz in Karlsbad.
Ausweis des städtischen Meldeamtes vom gestrigen Tage.
1892
Am gestrigen Datum
wurden angemeldet
Plus
oder
1893
Minus
Vom Beginn des Jahres an
ergeben
sich bis gestern
1892
1893
Plus
oder
Minrs
Par-
teien
Per-
sonen
247
324
238
312
— 12'
7140
9243
7794
10191
+ 654
+ 948
Börse.
Wien, 30. Mai 1893.
Mairente...
97.90
Märzrente ..
Silberrente 97.60
Oest. Goldrente .. 117.40
Ung. Goldrente .115.85
Ung. Papierrente
Oest. Kronenrente96.27
Ung. Kronenrente94.70
1860er Lose ganze .147.25
1860er „ Fünftel 164.50
1864er „ ... 196.—
Credit-Lose 197.—
185er-Cose 148.20
W. Communallose175·75
Theißlose 14225
Türkenlose 5030
Creditactien8
.. 33765
Anglobant
. 15150
Unionbank 254 50
Länderbank 25390
Ung. Creditbank . 402.-
Bankverein 123150
Bodencredit429—
Böhm.Unionbank 113.25
Galizier
demberg-Czernowitz 257.50
Staatsbahn.... 30935
Lombarden98.75
Graz-Köfl.
Nordbahn29450
Berlin, 30. Mai.
Noten 214. —.
Wiener Börse vom 30. Mai 1893.
(Keiner offictelter Cours-Bericht.)
Kreditaktien 175.87, russische
(Schluß-Course).
Nordwestbahn ...215 —
Böhm. Westbahu 376.-
Pardubitzer197.-
Elbethalbahn.. 238.—
Böhm. Nordbahn 203.—
Buschtiehr. Lit. A. 1130.—
Buschtiehr. Lit. B. 468'
Socalbahnen 210.—
Prag-Duxer9850
Ausfig-Teplitzer
Wiener Tramway 266
Ofen-Fünfkirchen.
Donaudampfsch.=Act. 353. —
Sloyd..431.-
Tabakactien 18225
Waffenfabrik 325.—
Alpine Mont. 54—
Rima Mur.21450
Prager Eisenind.47650
Westböhm. Kohl10425
Wiener Baugesellsch. 12350
Pester Waggon125 —
0 FrancsStücke9.82
Paris 49.=
Zürich . 48.87
London123'90
Deutsche Plätze 6042
Markscheine6037
Rubelscheine12875
Einheitliche Staatsschuld in Noten 19
Einheitliche Staatsschuld in Silber ..
Oesterreichische Goldrente .
4 % Oesterr. Kronen-Rente
.....
Aktien der österr.=ungar. Bank
Kreditaktien.
....
...........
Zwanzig-Francs-Stücke ..
K. k. Münz-Dukaten
§......
Deutsche Reichsbanknoten.
London
97.85
9760
117.40
96.25
987 =
337 75
123.85
9 82
585
60 40
(Die kostspieligen und zeitraubenden
Coulis,) deren Herstellung schon so mancher Hausfrau
recht viele Plage verursacht hat, sind überflüssig geworden.
Um nachzuhelfen, wo die beste Würze einer Sauce, die
Kraft fehlt, oder um rasch eine gute Kraftsauce zu be-
reiten, ist Liebig Company's Fleisch-Extract ein unschätz-
bares Mittel. Es bedarf, um jenen Zweck auf das Beste
zu erreichen, bei einer fertigen Sauce nur der Durch-
mischung einer großen oder kleineren Messerspitze des
Estracts.
Plan, der Schriftsteller Frankl in Steiermark, W. Peiter-
Dr. Budde ꝛc. ꝛc. Die Hefte sind in den Karlsbader
Buchhandlungen und bei der Administration der „Freien
Bildungsblätter“ in Karlsbad-Drahowitz erhältlich. Probe-
hefte unentgeltlich.
Název souboru:
karlsbader-badeblatt-1893-05-31-n27_1145.jp2