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Karlsbader Badeblatt Nr. 124 am 22. September 1891. Es muß mir noch eines erlaubt werden, daß ich für den herzlichen Empfang, den die Karlsbader uns Allen, auch mir als einem Vertreter aus Buda- pest theilhaftig werden ließen, meinen Dank aus- spreche. Indem ich nochmals bemerke, daß wir immer und stets was Standesinteressen sind, mit Ihnen stimmen werden, bringe ich nochmals die besten Grüße und Wünsche auf befriedigende Erfolge aus Budapest.“ Demselben schloß sich Herr Heinrich Fuchs aus Tatzmannsdvrf im Eisenburger Comitate mit inem Toaste auf die Damen an, worauf der Vorstand-Stellvertreter der hiesigen Genossenschaft, Herr Zahles, auf den Central-Vorstand des Ver- bandes ein Hoch ausbrachte, das von donnerndem Beifalle begleitet war. Der vorjährige Delegirte Karlsbads in Salz- burg, Herr Meißner-Erb aus Pirkenhammer, sprach wie folgt: Nicht das erstemal ist es, daß ich die Ehre habe, Ihnen Angesicht in Angesicht gegenüberzustehen. Vor zwei Jahren im Auftrage der Karlsbader Genossen- schaft wurde mir die Ehre zu Theil in Salzburg mit theilzunehmen an den Verhandlungen des dritten österr. Gastwirthetages — Lebhaft ist es mir noch in Erinnerung, lebhaft steht es noch vor meinem Auge. Angesichts der Strömungen, die sich allenthalben in ganz Oesterreich, in der ganzen Welt könnte man fast sagen, geltend machen — in Bezug auf die so- ziale Strömung, wehrt sich Jeder, so gut er's kann, jeder sucht sich auf der Oberfläche zu erhalten. (Bravo.) Was Wunder, wenn auch das Gastgewerbe seine Mannen in's Treffen schickt, um laut und klar, ver- ständlich und bündig kund zu thun, daß wir mit unserem Lose auch nicht so ganz einverstanden sind. (Bravo! sehr richtig.) Wir haben unseren Mund um zu sprechen und solange wir nicht stumm werden, wird uns Niemand das Reden verbieten können. Beim Abschieds-Kommerse in Salzburg erlaubte ich mir an die geehrten Festtheilnehmer einige Worte zu richten, diese Worte waren voll von treuer Kame- radschaft und Brüderlichkeit. Diese Worte waren mir eingegeben von unserer Genossenschaft. Ich hatte auch die Ordre von der löbl. Vertretung der Stadt Karlsbad Sie herzlich einzuladen zum heutigen Gastwirthetage. Ich habe dies gethan mit den Worten, Sie mögen nach Karlsbad kommen, denn in dieser Stadt wohnt auch ein treues deutsches Volk. (Lebhaftester Beifall.) Ich habe Sie eingeladen nach Karlsbad zu kommen in die große Garküche, wo überirdische Mächte den Kessel schüren zum Heile der Menschheit, zum Heile der ganzen Welt. Bravo!) Tausende und Aber- tausende sind nach Karlsbad gepilgert nnd haben hier ihre Genesung gesucht und sie haben hier Genesung gefunden. Dies ist eine Garküche, meine Herren und Damen, wie wir alle sie nicht zu Wege bringen können, solche Mittel, die unter der Erde vergraben sind, solche Kräfte, die unter der Erde verdeckt sind und aus der Erde emporquillen zur Genesung der Menschheit, da ist göttliche Vorsehung dahinter. Da sind Menschenkräfte ohnmächtig (Sehr richtig.) Ich fehe viele von meinen Festtheilnehmern von Salzburg, es freut mich doppelt, Sie heute hier wieder begrüßen zu können. Ich sehe aber viel andere Herren, die aus weiterer Ferne sich noch dazu gesellt haben — ein Zeichen, daß wir noch lange nicht am Ende angekommen sind. (Bravo!) Wir haben's auch nöthig; Schulter an Schulter müssen wir stehen und kämpfen für unsere gerechte Sache und kämpfen für unsere Existenz. (Sehr richtig.) Unter der Männerreihe blicken mir auch holde Damenaugen entgegen; das ist ein Zeichen der Zeit, daß wir uns auch auf die Frauen zu verlassen haben, daß auch sie uns in unserem Unternehmen, in unseren gerechten Forderungen mit unterstützen werden (Bravo)! Warum sollten sie auch nicht? Sie sind ja die Trägerinnen der Lasten unseres Standes (Bravo)! Was wir nicht ertragen können, das nimmt die Frau in ihrer Mitleidigkeit von unseren Schultern und trägt's mit. (Bravo) — Ver- ehrte Anwesende! Und zu dem Allen brauchen wir noch einen Bundesgenossen und dieser Bundesgenosse scheint mir auch heute hier vertreten zu sein, die Herren von der Presse (Bravo)! Es ist von jeher eine Kraft gewesen, das öffentliche Wort, das freie Wort, aber der Buchstabe wird in der Schrift lebendig, wenn er durch das Land zirkulirt, und Tausenden und Abertausenden vor Augen geführt wird. Er weckt die Geister, er weckt sie aus ihrem Schlafe, aus ihrer Lethargie. Wer noch ein bischen Gefühl im Leibe hat, der wird, wenn er den todten Buch- staben liesti, sich doch ermannen und wird denken, es gibt noch ein Etwas über uns und dieses Etwas' ist die freie Stimme, die Gerechtigkeit — (Bravo, bravo, wacker). Herr Bürgermeister Zörkendörfer er- widerte noch auf die den Damen Karlsbads ge- widmeten Worte mit der Versicherung des Dankes und bemerkt, daß auch jener Damen zu gedenken sei, welche die Festtheilnehmer zu Hause gelassen und die jetzt die Sorge um die Hauswesen zu tragen haben — diesen abwesenden Damen gelte sein Wort. Schließlich brachte Herr Thiele aus Warns- dorf einen kurzen aber treffenden Toast auf Bürger- meister Zörkendörfer aus, der stürmischen Jubel im Saale hervorrief. In den Zwischenpausen ließ die Kurkapelle muntere Weisen erklingen und die Stimmung war alsbald die animirteste. Daß dabei die Zeit schnell verging, liegt nahe — Mitternacht kam unvermuthet heran — und diese Stunde mahnte die Letzten von der Reise noch ermüdeten Gäste zum Aufbruche. Heute beginnt um 9' Uhr die Berathung im Kurhausse. Das Bankett im Etablis- sement Pupp beginnt um halb drei Uhr Nachmittags und um halb sieben Uhr die Festvorstellung im Stadttheater. Tokal- und Bäder-Nachrichten. (Körner-Feier.) Heute Abend findet im Kurhause das vom Männergesang -Vereine aus Anlaß der morgigen Körner-Feier veranstaltete Fest-Konzert statt, dessen Programm im Vergnü- gungs-Anzeiger dieser Nummer unseres Blattes enthalten ist. — Ein reger Besuch dieses in jeder Hinsicht interessanten Konzertes ist lebhaft zu wünschen. (Konzert-Verlegung.) Wir erwähnen nochmals, daß das heutige Nachmittagskonzert der Kurkapelle nicht bei Pupp, sondern im Stadtpark abgehalten wird. (Ernennung.) Herr Wilhelm Löffler Steueramts-Controlor in Karlsbad, wurde zum Steuereinnehmer für Preßnitz ernannt. Theater. Als einer der interessautesten Theaterabende dieser vom Samstag zu bezeichnen, Saison ist unstreitig jener an welchem das Schauspiel „Der Fall Clemenceau“ hier zum ersten Male in Szene ging und wie überall großen Erfolg errang. Es ist eigentlich recht schade, daß das Stück erst jetzt gegeben wurde, wo das Ensemble in den Hauptfächern doch schon Lücken aufweist, dessen ungeachtet, läßt sich an der Ausführung nichts mängeln — das Stück war sorgfältig vorbereitet, gut inscenirt und vor allem in den hervorragenden Partien auch gut besetzt. Ueber den Totaleindruck der Aufführung haben wir schon vor- gestern in Kürze berichtet; heute wollen wir noch über die einzelnen Leistungen uns aussprechen und bei Auf- zählung derselben uns an die Reihenfolge des Theaters- zettels halten. Da haben wir zuerst der Frau Kraus zu gedenken, welche als Frau Clemenceau in hochaner- kennenswerther Weise ihre Aufgabe löste. Frau Kraus kann diese Rolle gewiß zu ihren besten zählen, denn voll- kommen lebenswahr wußte sie dieselbe nach jeder Rich- tung hin auszugestalten. — Als ihr Sohn Vierre debu- tirte ein junger Kunst-Enthusiast, Herr Oskar Hofmeister nicht ohne Erfolg. Die Aufgabe die der Debutant sich da- mit stellte, war eigentlich eine etwas große, doch ging er mit beachtenswerthem Muthe an die Bewältigung der- derselben und dem Muthigen gehört die Welt, hier der Er- folg. — Die Leistung war wohl keine ausgeglichene, Mimik und Bewegung den Neuling auf der Bühne oft noch erkennen lassend, aber der Debutant wußte der Situation Rechnung zu tragen und sein Organ mitunter sehr gut zu verwerthen, es sind Vorzüge die nicht verschwiegen werden sollen. — Das Publikum kam ihm mit allem Wohl- wollen entgegen und zeichnete ihn mehrmals durch ermuntern- den Beifall aus. — Herr Jaques Kobler behandelte auch die kleine Rolle des Thomas Ritz mit der an diesem gewissenhaften Schauspieler gewohnten Aufmerksamkeit. —-Die Episoden-Rolle der Frau von Niederfeld war durch Fräulein Malten befriedigend vertreten. — Sehr angesprochen hat Herr Großmann als Constantin, sowohl durch äußere Repräsentation wie auch durch schauspielerisch gute Auffassung und sehr sympathische Spielweise. — Die Gräfin Dobronovska fand eine so meisterhafte Vertretung durch Frau Direktor Raul-Hoppé, daß man schauspiele- risch prägnanter diese Partie wohl käum dargestellt sich denken kann. Speziell den zweiten Akt spielten Frau Raul und Fräulein Trenner (Isa) geradezu vorzüglich und bewun- dernswerth; letztere Dame überraschte an diesem Abende überhaupt durch ihre Leistung als Isa außerordentlich and ist ihr hiefür ein ganz besonderes Compliment zu machen. Fräulein Trenner führte ein reizendes Mädchen-Ideal vor, dem man es nie glauben mochte, welch häßlicher Regungen es doch fähig sei — sie hielt an dem eigenartigen, dezent hervorgebracht sein wollenden Charakter der Rolle den ganzen Abend hindurch fest und blieb so liebenswürdig raffinirt, daß man auch in den häßlichen Szenen der letzten Acte, in welchen sie sich meisterhaft behauptete, ihr die Sympathie nicht ver- sagen konnte. — Fräulein Trenner hat sich in dieser Partie wieder als ein hochbeachtenswerthes Talent er- wiesen, dem eine bedeutende Zukunft sicher ist — die „Isa“ wird gewiß eine Rolle sein, in der das Fräulein wo immer sie dieselbe spielt, Aufsehen erregen wird. — Zu der überaus guten schauspielerischen Leistung gesellt sich bei Fräulein Trenner noch die ungemein sympathische äußere Repräsentation bei reicher und verständiger Toiletten- wahl — und Toiletten konnte man am Samstag hewundern, kostbarer wie auf den ersten Hoftheater — Frau Direktor Raul entfaltete wahre Schätze an Toiletten und nicht minder Fräulein Trenner. — Alle übrigen Episoden-Partien des Stückes kamen zur guten Geltung, so der Serge Voinoff durch Herrn Zilesch, Madame L'esperou durch Fräulein Kadle, weiters Cassagnol (Herr Mahr), Georgette, (Fräulein Leonardi), das Modellmädchen (Frl. Telona) u. s. w. — Die Vorstellung war eine überaus gelungene, und fand den allerlebhaftesten Beifall. — Das Haus war bis auf einige Logen total ausverkauft und allgemein kam nur das Bedauern zum Ausdruck, daß der „Fall Clemenceau“ in dieser Saison nicht mehr gegeben werden kann. Wien, 21. September (Schlußcourse). Papierrente 90.35 Böhm. Westbahu 341.— Oest. Papierrente101.75 Pardubitzer .. 176.— Silberrente 90.40 Elbethalbahn211.25 Oest. Goldrente .. 109.85 Böhm. Nordbahn 183. Ung. Goldrente 102.70 Buschtiehr. Lit. A. Ung. Papierrente 100.20 Buschtiehr. Lit. B. 465.— 1860er Lose ganze . 136.75 Prag-Duxer ... 86. — 1860er „ Fünftel. 146.50 Wiener Tramway 221.— 1864 er .. 18050 Ofen-Fünfkirchen .. Credit-Lose .. 184.80 Donaudampfsch.=Act. 303. — 1854er-Lose134.— Tabakactien 155.— W. Communallose 154. — Alpine Mont. 81.10 Theißlose .130.75 Rima Mur.177.— Türkenlose 29.80 Prager Eisenind. 383.— Creditactien ..273.50 Westböhm. Kohl8 87. — Anglobank 149.50 Wiener Baugesellsch. 83. Unionbank 223.— 20 Francs-Stücke. 9.321/2 Länderbank 196.— Paris 46.50 Ung. Creditbank .323.50 London 117.60 Bankverein 106.- Markscheine57.90 Galizier ..202.75 Deutsche Plätze. —. Lemberg-Czernowitz 233.— Rubelscheine123.- Staatsbahn... 276.50 Böhm. Unionbank —.— Lombarden 104 1/3 Localbahnen . 160.— Graz-Köfl.262.= Oest. Waffen468.- Nordbahn . 282.— Pester Waggon. 87.50 Nordwestbahn . 199.50 Bodencredit.349.= Berlint, 21. September. Kreditaktien 149.—, russische Noten 214.50. MATTONr- ISSUBIER Telnstor aikalischer SEUERBRUKN Vorräthig in jedem Hause. Als Trinkwasser beim Kurgebrauche sowie zur Nach- kur ärztlicherseits bestens empfohlen. 11 Trinkhalle: Merkur“, Marktplatz. Special-Laboratorium für Harn-Analysen. Lippmann's Apotheke am Mühlbrunn, vis-à-vis dem Stadthause Motel „Goldener Schild“ und „Zwei deutsene Monarohen“, grösstes Hotel Karlshads, 160 elegante Zimmer und Salons, zwei Speise-Säle und grosser Garten. Braten am Spiess und Host. 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karlsbader-badeblatt-1891-09-22-n124_2475.jp2