Text na stránkách 1

Text: 
Nr. 42. Donnerstag den 18. Juni 1891. XIV. Jahrgang. ..... 4 fl. — kr. Tür Karlsbad Der ost, Inland6 fl. — kr. Deutsches Reich12 Reichsmk. Karlsbade. Saison-Tagblatt. Erscheint mit Ausnahme der Montage täglich um 7 Uhr Morgens. Saison-Abonnement: Monatl. Abonnement: Für Karlsbad...1 fl. — kr. Einzelne Nummer 5 kr. Herausgeber: Ernest Franiech. 01na: tl. Redaktion und Administration im Hause „Bellevue“, Stefanspromenade. Telephon-Nr. 59. Inserate werden nur gegen Vorauszahlung an- genommen u. kostet die 4spaltige Petitzeile o. deren Raum 6 kr. Pränumerationen u. Inferate werden in der Administration dieses Blattes und in der Teihbibliothek „3 Tämmer“, Warkt, bis um 2 Uhr Nachmittags entgegengenommen Inserate übernehmen die Annoncen-Bureaus Haasenstein & Vogler in Wien, Rudotf Mosse in Berlin und Wien und sämmtliche anderen Filialen dieser beiden Firmen, sowie G. L. Daube &a Comp., Frankfurt a. M. Bade-Bulletin. Theater: Unter der Direktion Emanuel Rau Nach der heute zur Ausgabe gelangenden Kurliste Nr. 159 sind bis 16. Juni 10.457 Parteien mit 13.774 Personen zur Kur hier eingetroffen. Unter den am gestrigen Tage angemeldeten Gästen befinden sich: Se. Durchlaucht Heinrich XXX. Prinz Reuß aus Berlin (Schöne Königin.) Herr Adolf Redlich, Industrieller aus Göding (Mozart.) Frau verw. J. Brettschneider, Rentiere und Herr P. W. Brettschneider, Rentier aus Hamburg (Savoyen.) Herr Henry Gerard Fenton Newall, Offizier a. Schottland, Fräulein Sybilla Fenton Newall a. England (Kaiserhaus.) Herr M. Karo, Konsul mit Sohn aus Florenz (Erzherzogin Sophie.) Herr Joh. Sosat, Konsul von Chile aus Bremen (Villa Shakespeare.) Herr Karl Schlesinger-Trier, Banquier mit Gemalin aus Berlin. Herr Nicolaus von Konbitovitsch, Rentier a. St. Petersburg, Herr Joseph Koch, Beamter mit Gemalin und zalei Söhnen aus New-York (Qnisisana.) Frau Boehm, Kaufmannsgattin aus Berlin, Herr Heinrich Jantsch, Theater-Direktor aus Königsberg, Herr Ralph S. Greenlee mit Frau und Tochter aus (Angers Hotel.) Chicago Herr E. H. Bassermann-Jordan, Gutsbesitzer aus Deides- (Merkur.) heim i. B. Herr Joseph Goldstein, Kausmann mit Gemalin u. Töchtern aus Kattowitz, Madame Ernesta Antongini aus Mailand, Hotel Continental.) Herr Samuel Konn aus Budapest Schießstand des k. k. priv. Schützen-Corps an der neuen Bahnhofstraße, ist täglich zur gefälligen Benützung geöffnet. Gut eingeschossene Gewehre u. Pistolen stehen zur Verfügung Daselbst gute Restauration, luftige Speisesalons, 60* hübsche Garten-Anlagen. Vergnügungs-Anzeiger. Etablissement Pupp: Nachmittags-Konzert der Kurkapelle. 1. Amazonen-Marsch von W. Rab. Vorspiel z. Op. „Die Folkunger“ von Kretschmer. 3. Vergiß mein nicht, Walzer von Sebor. 4' Chor der Friedensboten a. d. Op. „Rienzi“ von R. Wagner. 5. Spring Flowers, Polka von K. v. Tarnowski. 6. Ungarische Rhapsodie von Dr. A. Angyal. 7. Fantasie über deutsche Lieder von E. Strauß. 8. Waffenruf des Kaisers, Air militaire v. Clarens. Anfang 4 Uhr. Stadtpark: Nachmittags-Konzert der Pleier'schen Konzert-Kapelle. 1. Weyprecht-Payer-Marsch von Strauß. 2. Ouverture z. Op. „Die Sicilianische Vesper“ von Verdi- 3. Francois les Bas Bleus, Valse von Metra. 4. Fantasie über Mendelssohn's „Sommernachts- traum“ von Schreiner. 5. Spanische Tänze Nr. 2 u. 5 von Moszkowski. 6. Paraphrase ü. d Lied „Die schönsten Augen“ von Schaeffer. 7. Die Schmiede im Walde, Idylle von Michaelis. 8. Tanz-Sport, Quadrille von Ziehrer. Anfang 4 Uhr. Hotel gold. Schild: Abend-Konzert der Pleier- schen Konzert-Kapelle. Anfang halb 8 Uhr. Posthof. Permanente Gemälde-Ausstellung der Kunsthandlung Anton Stöckl. (Klagbaumgasse 8, Wien). Reiche Collection moderner Meister. — Colossal- Gemälde: „Das unterbrochene Dueli“ von J. Garnelo in Rom. Täglich geöffnet. Entrée 30 kr. Meißner Porzellan. Pantomimisches Ballet in 1 Akt nebst einem Vorspiel von J. Golinelli. Musik von J. Hellmesberger jun. Dirigent Angust Veit. Inscenirung und Arrangement von £. Gundlach, Balletmeister am Volkstheater in Budapest. Den Anfang macht: Flotte Bursche. Komische Operette in 1 Aufzug von J. Braun. — Musik von F. v. Suppé. Hironymus Geier, Rentier ... Gustav Maran ... Anna Leonardi Brand,) Studenten ... Helene Falkenstein Frinke. Anton, Handwerksbursche .... Karl Mailler Lieschen, ein Bürgermädchen .. Hansi Jerg Fleck, ein Stiefelpußer ... Rudolf Neisch Der Wirth „zum Kameel“ ... Hans Rieger Anfang halb 7 Uhr. Hotel Weber, Vergnügungs-Etablissement (Bahnhofstraße, Franz Josefsbrücke) Heute und täglich Theâtre Variété. Anfang Abends 71/2 Uhr. Auftreten von Specialitäten nur ersten Ranges. Lars-Larsen, Parterre-Acrobaten. (1 Herr, 3 Damen, 1 Mädchen.) Fräul. Waldau, Kostüm-Soubrette. Gebrüder Rott, Komiker. Peretti, Kunstradfahrer. Miß Christine auf dem Drahtseil, Jongleuse. Hochturnkünstler Gebrüder Deamando. Signor Raphaeli, Vogel- und Thierstimmen-Imitator. Preise der Plätze: Eine Loge für fünf Personen 5 fl. Ein Nobelbalkonsitz 1 fl. I. Rang 80 kr. II. Rang 60 kr. Karten-Vorverkauf bei Herren Padua & Dittrich, Coiffeurs „3 Lämmer“, Marktplatz und Grand Hotel Pupp. Neu! Das Geheimniß der Zigeunermusikanten. In den letzten Tagen und heute noch ertönen Cymbalklänge in Sanssouci, Königs-Villa und im Freundschaftssaale — braune Pußtasöhne ent- locken ihren Violinen mit staunenswerther Fertig- keit ohne Benützung von Notenblättern ungari- sche Melodien und Tänze. Diese ungarischen National-Musici, sie spielen bekanntlich Alles auswendig und werden deshalb viel und mächtig angestaunt. Wo immer es eine Weltausstellung oder eine fashionable Saison gibt, erscheint zuverlässig eine solche interessante Kapelle brauner Geiger und exe- cutirt nebst ihrem ureigenen Genre, dem Csardas, klassische Ouverturen, ganze Opernauszüge, Walzer und sonstige Tanzmusik, ohne jemals ein Notenblatt vor sich zu haben. Francois Coppée und sonstige berühmte Schriftsteller schrieben ganze Aufsätze darüber, was für phänomenale Musikanten das sind, diese „Tziganes.“ Und die Sache ist doch so ungeheuer einfach. Allerdings zeichnet die Pußtengeiger ein be- sonders starkes Gedächtniß aus; die Behauptung aber, daß sie ein jedes Stück von einmaligem Hören nachspielen können, ist ein Märchen. Die Zigeuner studiren ebenfalls nur aus den Noten, freilich ohne sie zu kennen, auf Umwegen. Davon hat vielleicht selbst das Stammpublikum, die Bewohnerschaft Ungarns, nur zum geringsten Theile Kenntniß. Es ist aber so. Bei einem ländlichen Majalis in Salgotorjan, Oberungarn, sah ich in der Gruppe der Zigeuner- musiker einen blonden jungen Mann. Derartige „weiße Raben“ sind eigentlich keine große Selten- heit. Der in Budapest sehr beliebte junge Berkes, der legitime Sohn eines Zigeuner-„Klassikers“, ist ebenfalls ein Blondkopf mit hellem Teint. Jener Jüngling in Salgotorian fiel aber besonders da- durch auf, daß er, wie wohl nur als „Kocza- Primas“ (mitlaufend) fiedelnd, niemals absammeln ging und überdies von den Anderen mit einer fast verdächtigen Hochachtung behandelt wurde. In einer Pause redete ich den Blonden an, und es erwies sich, daß er in der That kein Zigeuner sei, ja nicht einmal recht ungarisch konnte. Er war irgendwo aus Mähren gebürtig und die Zigeuner titulirten ihn respettvoll „Karmester ur“ (Herr Kapellmeister.) Und das war er ihnen in der That. Ich er- fuhr, daß er für die Streichstimmen alle populär gewordenen Musikstücke besorge und jedem Einzelnen seinen Part durch unausgesetztes Vorspielen ein- bläute, worauf dann so lange Gesammtproben ge- halten wurden, bis Alles klappte. Dafür bekam der „Kapellmeister“ aus dem Erwerb der „Banda“ seine besonders hohe Tantième und lebte überhaupt herrlich und in Freuden bei dem Volke Pharaos. Dieser „Kapellmeister“ war natürlich eine ver- kommene musikalische Existenz, jedoch ein absolvirter und diplomirter Conservatorist und kurz vorher noch dem Verbande des Mozarteums in Salzburg angehörend. Ich empfand es gar eigenthümlich, wie ich bei dieser kernmagyarisch-tollen Waldunter- haltung seitwärts mit dem „Kapellmeister“ prome- nirte und mit ihm von Beethoven. Haydn und Mendelssohn, von Symphonien, Oratorien und Kammermusik sprach. Er wußte ausgezeichnet Be- scheid, denn er war, wie gesagt, ein qualificirter Musiker. Und wie viel solche „Kapellmeister“ mag wohl die leidige Ueberproduktion an Orchestermenschen liefern? Mein „Kapellmeister“ sagte mir, daß es bei sämmtlichen existirenden Zigeunerchören Seines- gleichen habe. Nur machen die meisten Kapellen, besonders die berühmteren, welche auch in's Aus- land reisen, aus ihrem musikalisch gebildeten In- strukteur ein Geheimniß und er nimmt an ihren öffentlichen Produktionen nicht theil. Jedenfalls ist das ungarische Sprüchwort falsch, daß der Zigeuner nach Noten nur geprügelt werde; der Zigeuner spielt auch nach Noten. Jeuilleton.
Název souboru: 
karlsbader-badeblatt-1891-06-18-n42_0835.jp2