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Nr. 93. Samstag den 16. August 1890. XÄI. Jahraung. Saison-Abonnement: für Kurisbad ......4 fl. — kr. Der poſt, Inland6 fl. — kr. Drutscheg neich12 Reichsmk. karlsbader Saison-Tagblatt. Erscheint mit Ausnahme der Montage täglich um 7 Uhr Morgens. Monatl. Abonnement: Bi Karlsbad 1 fl. — Herausgeber: Ernest Franieck. eblatt. Redaktion und Administration im Hause „Bellevne“, Jtesanspromenade. Telephon-Nr. 59. Inserate werden nur gegen Vorauszahlung an- genommen u. kostet die 4spaltige Petitzeile o. deren Uaum 6 kr. Pränumerationen u. Inserate werden in der Xöministration dieses Blattes und in der Teihbibliothek „3 Tämmer“, Markt, bis um 2 Uhr Nachmittags entgegengenommen. Einzelne Nummer 5 kr. Inserate übernehmen die Annoncenbnreans Haasenstein & Vogler in Wien, Rudolf Mosse in Berlin und Wien und sämmtliche anderen Filialen dieser beiden Firmen, sowie G. L Daube &am Comp., FraukfurtaM. Unter den Angekommenen des gestrigen Tages befinden sich: Herr Baron de Oliveira, Gesandtschafts Sekretär a. London, Herr Harry Mosenthal, Kaufmann aus London, Herr William Jackson, Banquier mit Tochter aus London, Miß Gwyer aus London. Herr Albert Gottschalk, Liqueurhändler aus Baltimore (Etabl. Pupp.) Herr A. K. Hamilton mit Gemalin und Tochter aus (Goldene Harfe.) Milwaukee Herr Walter P Custance mit Sohn aus England (Hotel Hannover.) Herr Marquis Gravina mit Gemalin aus Rom (Maltheserkreuz.) Herr Balthasar Baron Campenhausen, Landrath aus Liv- land und Herr Hermann Baron Campenhausen, Student der Rechte (Kaiser von Oesterreich.) aus Tübingen Herr G. N. Stevens aus London, Herr Thomas Moß Cheeman, Wechselmakler mit Gemalin (Königsvilla.) aus London Herr James A. Jamieson mit Gemalin aus Edinburg, Frau E. M. Boyes aus Lendon, Herr Robert Esson, Papiererzeuger aus Edinburg (Villa Teresa.) Vergnügungs-Anzeiger. Cajé Schweizerhof: Konzert der Pleier'schen Konzert-Kapelle. 1. Marche Indienne von Sellenich. 2. Ouverture zu „Mignon“ von Thomas. 3. Walzer a. 8. Öp. „Le Roi malgré Lui“ von Chabrier. 4. Fantasie a. S. Op. „Troubadour“ von Verdi. 5. Cavatina von Raff. 6. Busserl, Polka-Mazur von Ziehrer. 7. Potpourri a. d. Op. „Die 7 Schwaben“ von Millöcker. 8 So ängstlich sind wir nicht, Polka v. Strauß. Anfang 4 Uhr. Schießstand des k. k. priv. Schützen-Corps an der neuen Bahnhofstraße, geöffnet. ist täglich zur gefälligen Benützung Gut eingeschossene Gewehre u. Pistolen stehen zur Verfügung. Daselbst gute Restauration, luftige Speisesalons. hübsche Garten-Anlagen. (Ausgeführt von der compl. Musikkapelle des k. u. k. Infant.=Regimentes Wilhelm Herzog von Württem- berg, Nr. 73.) 1. Ouverture z. Op. „Die Hexe von Boyßi“ v. Zeitz. 2. Arie a. d. Stabat mater von Rossini. 3. La Serenade, Walzer von Ivanovice. 4' a) Nachtigallen-Lied von Franz von Suppé. b) Wiener Schusterbubenlied von Krakauer. 5. Des Kaisers Geburtsfest, Tongemälde v. Kaulich. 6. Opern und Lieder, Marsch-Potpourri von W. Kopetzky. 7. Indische Paradé von Alberti. 8. Kosakenritt, Galop von Millöcker. Anfang 4 Uhr. Kurhaus: Kaiser-Fest-Reunion. (Tanz-Programm.) 1. Puppenfee, Walzer von Bayer. 2. Tanzperle, Polka von Horny. 3. Jonathan Quadrille von Millöcker. 4. Donauwellen, Walzer von Ivanovice. 5. Postscriptum, Polka-Mazurka von Millöcker. 6. Quadrille à la cour von Strebinger. 7. Donauweibchen, Walzer von Joh. Strauß. 8. Rheinländer. 9. Zigeunerbaron-Quadrille von Joh. Strauß. 10. Unsere Frauen, unsere Mädchen, Polka von A. Labitzky. 11. Gilda, Walzer von Millöcker. 12. Maiglöckchen, Polka-Mazurka von Gleisner. Anfang Abends 8 Uhr. Königs-Villa: Abend-Konzert der Pleier'schen Konzert-Kapelle. 1. Wien-Berlin, Marsch von Schrammel. 2. Münchener Lustspiel-Ouverture von Closner. 3. An der schönen klauen Donau, Walzer v. Strauß. 4. Fantasie a. d. Op. „Tannhänser“ v. R. Wagner. 5. Ungarische Tänze von Brahms. 6. Behüt' dich Gott, Lied a. d. Op. „Der Trom- peter von Säkkingen“ von Neßler. 7. Schmetterlingsjagd, choreogr. Scene v. Keler-Bela. 8. Schneidig, Polka von Ziehrer. Anfang 7 Uhr. Posthof. Permanente Gemälde-Ausstellung der Kunsthandlung Anton Stöckl, (Klagbaumgasse 8, Wien). Theater: Unter der Direktion Emanuel Raul. Gastspiel Sebastian Stelzer, 1. Charakter-Komiker vom Theater a. 5. Wien. Der Mikado oder Ein Tag in Titipu. Burleske Operette in 2 Akten von W. S. Gilbert. Musik von Arthur Sullivan. Deutsch von F. Zell und R. Genée. Ko-Ko, geh. Justifizirungsrath Seb. Stelzer a. G. Anfang halb 7 Uhr. Hotel Weber, Vergnügungs-Etablissement (Bahnhofstraße, Franz Josefsbrücke.) Vollständig neues Personal. Täglich: Theâtre Variété. Anfang Abends 7 Uhr. An Sonn- und Feiertagen zwei Vorstellungen: um 4 Uhr Nachmittags und halb 8 Uhr Abends. — Auftreten sämmtl. Speziali- täten. (Alles Nähere im Inseratentheile des heuti- gen Blattes.) Am 19. August: Letzte Vorstellung in dieser Saison. Telegramme des Correspondenz-Bureau. Wien, 15. August. Der erste Festtag des vierten Deutschen Sängerbundesfestes nahm den freundlichsten, vom Wetter begünstigtsten und schönst harmonischen Verlauf. — Der Festzug, ohne Störung sich entwickelnd, bewegte sich vom Rath- hause über die Ringstraße bis zur Festhalle in den Prater, von den Spalier bildenden Wienern stür- misch acclamirt. Die aufmarschirenden Sänger- gruppen aus fast allen Theilen Deutschlands, die Sänger aus Ungarn, Amerika, Petersburg, Warschau, Konstantinopel, Bukarest u. s. w. wurden begeistert begrüßt. Viele Sänger-Vereine dankten mit Liedervorträgen. Besonderen Jubel erregten die künstlerisch gestalteten Gruppen schöner Frauen auf den Festwägen, namentlich der Austria- Wagen, der Germania-Aufzug mit den Festwagen der Germania und Vindobona. — Die Ueber- gabe der Bundesfahne in die Obhut Wiens ge- staltete sich zu einem überaus stimmungsvollen Badebulletin. EtablissementPupp: Abschieds-Militär-Konzert Feuilleton. Muckenich's Maßregeln gegen die Cholera. Mitgetheilt von Julius Stettenheim. Muckenich ist gegen Morgen nach Hause ge- kommen und schleicht in sein Schlafzimmer. Frau Muckenich ist erwacht. Guten Abend, sagst Du? Was bezweckst Du mit dieser unerhörten Unterschlagung? Ich glaube, Du willst mir einreden, es sei heute erst noch gestern und nicht schon morgen. Ich soll nicht reden, damit ich nicht trinken muß, denn die Feuchtigkeit sei gefährlich? Aber ich darf nicht schweigen. Wenn ich das Unglück habe, einen Gatten zu besitzen, der wie ein belieb- ter Roman in der Leihbibliothek, nie zu Hause ist. Beliebter Roman ist gut, und Du freust Dich selbstverständlich im Dativ — daß Du eine so aufgeweckte Frau hast? Zwiefach aufgeweckt, willst Du wohl sagen, denn ich lag im sanften Morgen- schlaf, als ich die Treppenstufen unter Deinen schwankenden Schritten dröhnen hörte. Ich wachte auf und hatte in der Hand ein thränenfeuchtes Tuch. Um Gotteswillen kein feuchtes Tuch? Was willst Du damit sagen? Du erschreckst mich, Du hörst wohl nicht, was Du sprichst, Deine Zunge geht mit Dir durch. Was soll denn das heißen, daß die Feuchtigkeit so gefährlich ist? Koch sagt, Trockenheit vernichtet den Komma- Bacillus der Cholera, und man müsse sich vor Feuchtigkeit in Acht nehmen? Da hättest Du doch vor allen Dingen zu Hause bleiben und nicht wieder alle Weinstuben durchmachen sollen. Es ist ja gerade, als lösest Du Dir Abends ein Rundreise- Billet und führest nun die ganze Nacht von einer Rothweinstation zur anderen. Koch sagt? Was sagt denn Koch? Er kann unmöglich vorschreiben, daß ein Mann seine Frau allein zu lassen und sich mit Rothwein vollzufüllen hat. Das kann kein Choleraprophylaktikum sein. Doch, doch, sagst Du? Koch will Isolirung? Das ist ja eine empörende Auslegung. Wenn Koch dafür war, daß die Franzosen ihr Nationalfest ver- tagen sollten, um eine Ansammlung großer Menschen- massen und das Einschleppen des Choleragiftes aus den Provinzstädten zu verhindern, so mag das ver- nünftig sein, aber die Ehe ist ja doch keine An- häufung von Menschenmassen, und wenn Du 'mal einen Abend zu Hause bleibst, so schleppst Du da- mit doch nicht den Choleraherd aus der Provinz in Deinen Familienkreis. Oder verlangt Koch, daß Deine Frau eine ewige Strohwitwe sein soll? Und wenn Du die Nächte beim Rothwein zubringst und Skat dazu spielst, das nennst Du doch am Ende nicht Isolirung? Du trinkst keinen Rothwein? Du könntest mir mit demselben Recht erzählen, daß Du nicht athmest. Du trinkst wohl Wasser? Um keinen Preis Wasser? Koch sagt, Wasser sei ein Bacillenträger? Das ist Dir natürlich eines der geflügeltsten Worte, welches die Literatur kennt, und wegen dieses Einen Satzes hältst Du Koch selbstverständlich für den größten Dichter aller Zeiten. Allerdings? Nun, und der Rothwein ist kein Bacillenträger? Du schrecklicher Mensch hast mir aber eben gesagt, die Trockenheit vor Allem tödte den Komma-Bacill. Auch Säure, sagt Koch, und nun trinkst Du, um Dich der Familie zu erhalten, sauren Krätzer? Dem Anschein nach hast Du heut oder richtiger gestern ungeheuere Quantitäten Moselwein genossen, denn ich sehe ja, daß Du jetzt mit dem Haus-
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