Text auf der Seite 2
Text:
da er in der That und wie wir schon zu bemerken Gele-
genheit hatten, unstreitig an die Spitze der gegenwärtigen
Prestidigitateure gestellt werden muß. —
Wer sich davon
überzeugen will, der besuche heute Abend seine Vorstellung
im Kurhause.
für die wirthschaftlichen Interessen der Monarchie
nothwendigen Erfolges erblicke.
Würzburg, 1. Juli. Der Stuttgart-
Berliner Schnellzug fuhr heute Mittags auf
den Schweinfurter Personenzng hinauf.
Beide Locomotivführer sind todt, außer-
dem wurden sieben Personen getödtet und
viele verwundet. Von den Passagieren des
Schnellzuges ist keiner gefährlich verletzt.
Privat-Depeschen des „Karlsbader Badeblatt“.
Pest, 1. Juli. Die (offiziöse) Budapester
Correspondenz meldet: Se. Majestät der Kaiser,
der am 4. Juli in Gastein eintrifft, begibt sich
von dort zu kurzem Aufenthalte nach Ischl, von
wo er in der zweiten Hälfte Juli nach Gastein
zum Besuche Kaiser Wilhelm zurückkehrt. — Kal-
noky dürfte im Laufe des Sommers mit dem
Fürsten Bismarck jedenfalls eine Begegnung, wahr-
scheinlich in Kissingen haben.
Wien, 1. Juli. Donaudampfschiffloosziehung
Nr. 37845 gewinnt fl. 50,000Konventions-
Münze.
Wien, 1. Juli. Vei der heutigen Ziehung
der Kommunallose wurden folgende Serien gezogen:
417, 455, 525, 1224, 129 1797, 1961, 2282,
2327, 2346, 2689, 2708, 2961. — Serie 455,
Nummer 91 gewinnt den Haupttreffer mit 200.000 fl.
Budapest, 1. Juli. Bei der Ziehung der
ungarischen Zweiguldenlose gewann Serie 2861
Nummer 3 den Haupttreffer per 60000 Gulden.
Wien, 1. Juli. Bei heutiger Ziehung der 1854er
Staatslose wurden folgende 44 Serien gezogen: 28, 85,
132, 206, 292, 305, 346, 507, 637, 713, 9ο3, 1i47, 1176.
1177, 1234, �182, 1318' 1329, 1590, 1501. 1547. 1580.
1780, 1896, 1986. 1995, 2256. 2266, 2373, 2166, 2579,
2677, 2700, 2903, 2915. 3031. 3076, 3204' 3253, 3340,
3606, 3771' 3773 und 3782. Die Ziehung der Nummern
erfolgt am 1. Oktober a. c.“
Wien, 1. Juli. Wetterprognose der meteo-
rologischen Central-Anstalt: „Nordwestwind, kühl.“
Börse.
Wien, 1. Juli. Die heutige Börse eröffnete
mit Festigkeit; neue Kapitalien, die aus Zinsen-Er-
gänzungen von Juli-Coupons dem Markte zuge-
führt werden, führten für Fonds und Anlagewerthe
Kursbesserungen herbei. Ung. Goldrente 106.- à
106.10 (exclusive Couponzuschlag, analog 106.50 à
106.60 früherer Kurs) Kreditaktien 278.90 à
279.50, Galizier 187 à 1873/4, Staatsbahn 2283/4
a 230' neuer Kurs, analog 2261/4 à 2271/2 alter
Kurs (weil Couponzuschlag fl. 21/5). Der Verkehr
war ziemlich belebt. Ber vielen Effekten finden
heute theils Couponzuschläge, theils Couponabschläge
statt, deren Regulirung nur aus dem ausführlichen
Kursblatt ersichtlich ist.
Wien, 1. Juli. Mittags schlossen Kredit-
aktien 278.60, Rubel 122.25; — am Abend notirten
erstere 277.80.
Berlin, 1. Juli. Kreditaktien 451. — à 447. -
Ein anti-französischer Zeitungs-Artikel der nord-
deutschen Allgemeinen drückte den Markt.
Paris, 1. Juli. Rente 110,60, unbeständig.
Lokal- und Bäder-Nachrichten.
(Se. Excellenz Michel von Ostrowsky,)
Minister der Domänen Rußlands, Bruder des erst kürz-
lich verstorbenen russ. Dramaturgen Alexander Ostrowsky, ist
zum Kurgebrauche hier angekommen und wohnt im Hause
„Weißer Hase“.
(Promotion. ) Mittwoch Mittags 12 Uhr wurde
Herr Karl Preiß, Neffe des hiesigen Badearztes Herrn
Geheimrath Dr. Preiß, an der deutschen Carl Ferdinands-
Universität zu Prag zum Doktor der gesammten Heil-
kunde promovirt.
(Das Symfonie-Konzert) der Kurkapelle,
welches heute Nachmittag im Posthofe stattfindet, sei
Musikfreunden in Erinnerung gebracht — außer anderen
werthvollen Nummern, gelangt heute auch die Goldmarck
sche Symfonie „Ländliche Hochzeit“ zur Aufführung.
(Im Stadttheater) mußte auch die gestrige Vor-
stellung, zur Aufführung war „Figaro's Hochzeit“ ange-
setzt, abgesagt und dafür das“ Lustspiel „Til?“ gegeben
werden, weil die Herren Netsch und Klein' erkrankten. “
Heute geht nnn die melodienreiche Strauß'sche Operette
„Fledermaus“ mit dem Herrn Josephy, Operetten-
sängers des Theaters an der Wien in der Rolle des
Eisenstein als Gast in Szene. — Herr Josephy eröffnet
mit dem heutigen Abend ein auf mehrere Vorstellungen
berechnetes Gastspiel.
(Freispruch.) Die leidige Affaire wegen der einem
Knaben seinerzeit im Polizeiamte applizirten Stockstreiche als
Züchtigung nach einem von dem Knaben begangenen und
auch eingestandenen Diebstahl fand gestern insofern ihren
Abschluß, als bei der beim hiesigen Bezirksgerichte durch-
geführten Verhandlung sowohl der Polizei-Juspector, wie
der mit der Ausführung der Züchtigung beauftragte Diurnist
von der wider sie erhobenen Anklage freigesprochen wur-
den, weil in der ganzen Verhandlung nicht ein einziges
Moment zu Tage kam, aus welchem hätte geschlossen
werden können, daß dem Knaben die Stockstreiche gegen
den Willen des Vaters, der dabei anwesend war, ertheilt
wurden. — Die ganze von dem Adjunkten Herrn Lampel
objectiv geleitete Verhandlung ließ erkennen, auf welche
unglaubwürdige Aussagen hin eine Anklage nur zu dem
Zwecke provocirt wurde, um Aufregung in die Bevölkerung
zu tragen. Ein Eingehen in die Betails dieser Verhand-
lung liegt außer dem Rahmen des Badeblattes.
(Professor Herrmann), dessen Vorstellung heute
Abend im Kurhause stattfindet, ist gestern aus Baden
Baden kommend, hier eingetroffen. Die Nachfrage nach
Karten war am gestrigen Tage schon eine sehr lebhafte, so
daß anzunehmen ist, heute Abend ein zahlreiches Publi-
kum im Kurhaussaale versammelt zu finden. I Der be-
rühmte Prestidigitateur führt nur Experimente eigener Er-
findung aus u. zw. ohne jedwede Apparate und sonstige
Hilfsmittel. — Professor Herrmann hatte auf seiner Tournè?
überall ob seiner an Ueberraschungen reichen, elegant aus-
geführten Exverimente besondere Bewunderung gefunden,
Wiener Börse vom 1. Juli 1886.
Einheitliche Staatsschuld in Noten ..
Einheitliche Staatsschuld in Silber .
Oesterr, Goldrente
Noten-Rente .
Aktien der österr.-ung. Bank .
Kreditaktien.
London..
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bestens empfohlen.
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Säle und grosser Garten.
Braten am Spiess und Rost.
Elegante Equipagen und Einspänner nach der
Taxe.
F. Roscher, Hotelier.
als anerkannt bestes
Tafelwasser und be-
währtes Heilmittel gegen die Leiden der Athmungs-
organe, des Magens und der Blase ärztlich empfohlen.
Niederlage:
Karlsbad, Markt, im Hause „Planeten“.
daß er auf seinem Wege die schönsten Frauen zu
Gesichte bekam. Inmitten der heiligen Gesänge und
dem Weihrauch ging Ludwig I. und erhob' seine
Augen zum Himmel d. h. zu den Fenstern der
Häuser, an welchen er vorbeischritt, wo so viele
Lippen auf ihn herniederlächelten. „Es ist gut,“
pflegte er zu sagen, „daß die Fürsten ein Beispiel
des Respektes geben, welcher der Religion gebührt.“
Lola Montez wußte ihm zu begegnen, sie ver-
stand es, sich sehen und bewundern zu lassen. Sie
befand sich damals in der vollen Blüthe ihrer
Schönheit. Der König war überwältigt. Die
kleine Straßensängerin hatte einen weiten Weg ge-
macht und sie setzte sich jetzt nieder, um auszu-
ruhen, auf die Stufen des Thrones. Man empfing
sie bei Hofe.
„Das ist meine beste Freundin,“ sagte der
von Liebe verblendete Monarch, indem er sie seiner
Familie und den fremden Gesandten vorstellte.
Nach und nach stieg sie in seiner Gunst und in
ihren Ehrentiteln. Sie wurde Baronin von Rosen-
thal, dann Gräfin von Landsfeld, hierauf erhielt
sie eine Staatspension von 20,000 Gulden. Der
König ließ ihr einen Palast erbauen und forderte,
daß ihr die Königin den Großkordon des The-
resienordens zuerkenne. Das ultramontane Mi-
nisterium, welchem Karl von Abel präsidirte, wagte
es, einige Einwendungen gegen diese Favoritin zu
machen und es wurde gestürzt. Lola Montez setzt
selbst ein liberales Ministerium zusammen, welches
sie aber bald wieder auflöst, weil es ihr nicht ge-
nug gefügig erscheint. Sie beherrscht den König,
sie regiert Baiern, sie wird eine Macht in Deutsch-
land und sie träumt davon, Württemberg zu er-
obern.
Das Jahr 1848, das rothe Jahr, wie man
es in Berlin nannte, war den Thronen nicht
günstig. Zu Beginn des Februar provozirte eine
Studentenvereinigung einige Tumulte in München.
Lola Montez ging zu Fuß ohne Begleitung durch
die Gasse und wollte die Menge durchschreiten.
Sie wurde erkannt, insultirt und versuchte es, sich
in verschiedene Häuser zu flüchten, diese schlossen
sich aber alle vor ihr. Man sah damals ein er-
barmungswürdiges Schauspiel. Der König selbst
kam, um sie zu suchen, bot ihr den Arm und ge-
leitete sie in eine nahegelegene Kirche. Offiziere
waren hinzugekommen, um sich dem Könige anzu-
schließen. Lola riß die Pistole eines Offiziers
heraus, eilte in die Gasse und drohte, Feuer zu
geben. Dieser Theatercoup wurde mit Zischen auf-
genommen und der Himmel weiß, was gefolgt
wäre, wenn nicht eine Eskadron der Kürrassiere
den Rückzug der Gräfin von Landsfeld geschützt
hätte. Am 10. Februar wiederholten sich die Tu-
multe, man rief geradezu: „Nieder mit der Kon-
kubiné!“ Endlich wurden der Stadtmagistrat und
die Pairskammer vom Könige verständigt, daß
Lola Montez entfernt werde. Sie schied, von Gen-
darmen eskortirt, welche große Mühe hatten, es zu
verhindern, daß sie von dem Volke zerrissen werde.
Ihr Palais wurde demolirt und der König hatte
die Laune, inkognito dieser Handlung beizuwohnen.
Ein Stein traf' ihn auf den Kopf und er wurde
ganz blutend in den Palast getragen. Zwei Stun-
den später war Lola Montez verkleidet nach Mün-
chen zurückgekehrt, aber der König war wohl ge-
hutet und sie konnte ihn nicht sehen. Während
eines ganzen Monats hielt sie sich in Wirthshäusern
versteckt auf und hoffte, zurückberufen zu werden,
aber vergebens. Der König war nicht mehr frei.
Sie hatte ihn zu weit geführt, den armen Mo-
narchen, so weit, daß er am 20. März 1848 zu
Gunsten seines älteren Sohnes Maximilian II. ab-
diziren mußte!
Lolaz Montez reiste in die Schweiz und ver-
blieb einige Zeit am Konstanzer See. Sie sprach
von ihrem Fall wie eine entthronte Königin. Sie
verstand es, daß sie nicht für das einsame Leben
geschaffen war und begab sich alsbald nach London,
wo sie ihre Abenteuer berühmt gemacht hatten ...
Eine ehemalige Straßensängerin zu heiraten,
die Tänzerin eines kleinen Theaters, ein Mädchen,
das einmal Vize-Königin war, das sollte doch ein
Original in Versuchung führen! Ein solches Dri-
ginal fand sich in der Person eines Gardelieute-
nants Namens Heald, welcher ein Einkommen von
60.000 Pfund Sterling besaß, außer einer Rente
von 400.000 Francs. Die Gräfin Landsfeld wech-
selte also in legaler Weise ihren Namen, aber die
Familie, in welche sie eintrat, schien ihr wenig
Wohlwollen zu beweisen, denn sie strengt gegen sie
eine Klage wegen Bigamie an, da ihr erster Mann
noch am Leben sei. Das Motiv war plausibel und
die Polizeimänner konnten die aufs neue Vermählte
mit ihren schwarzen Stäben berühren, aber der
Lieutenant Heald bot eine entsprechende Kaution
und beeilte sich Lola auf die ändere Seite des
Kanals La Manche zu bringen. Im Jahre 1852
ertrank er ungeschickterweise in Lisfabon und kurze
Zeit darauf starb auch Thomas James — Lola
Montez war von ihren beiden Männern befreit.
Sie wanderte nach Amerika aus und schrieb
dort eine Art von Drama unter dem Titel: „Die
Abenteuer der Lola Montez in Baiern“, in welchem
sie selbst die Hauptrolle spielte. In New-Orleans
nahm man aber diesen Scherz übel auf und setzte
die Heroine vor die Thüre. Sie reiste nach San-
Francisco und sie fand' dort ihren dritten Mann,
einen Herrn Hull, welcher Eigenthümer eines ein-
flußreichen Journals in Karlifornien war. Infolge
dieser Ehe wird ihr Leben wieder ein vagirendes.
Sie versucht es in Paris zu leben, aber sie muß
sich verbergen, um ihren Gläubigern zu entgehen.
Sie vereinigt eine Truppe von Komödianten und
gibt mit ihr Vorstellungen in Australien, sie kehrt
nach Amerika zurück, hält Vorlesungen über sich
selbst, welche großen Erfolg finden und stirbt arm,
müde, aber immer ausgelassen.
Dateiname:
karlsbader-badeblatt-1886-07-02-n54_1370.jp2